Читать книгу Das Dorf Band 19: Zum Nether nochmal! - Karl Olsberg - Страница 5

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3. Alarm

Am Morgen desselben Tages, während Primo und Willert im Wald herumirren und Ruuna suchen, starrt Golina missmutig auf den verschrumpelten schwarzen Klumpen, den sie gerade aus dem Backofen geholt hat. Er sieht aus wie ein großes Stück Kohle.

Das ist alles Primos und Nanos Schuld! Wenn die beiden nicht immer solche Unordnung machen würden, müsste sie nicht dauernd hinter ihnen herräumen und hätte bestimmt nicht vergessen, das Brot rechtzeitig aus dem Ofen zu nehmen ...

Dingdongeldingeldongdingdingdong! Wildes Gebimmel reißt Golina aus ihren Gedanken. Was soll das denn jetzt schon wieder? Wer immer diesen Krach macht, soll bloß nicht glauben, er bekäme zur Belohnung auch noch Pilzsuppe! Der Glockenläutwettbewerb ist schließlich längst vorbei.

Das Gebimmel hört nicht auf. Genervt marschiert Golina zum Dorfplatz, wo sich bereits eine kleine Gruppe von Dorfbewohnern versammelt hat. Sie stehen um Olum herum, der wie verrückt die Glocke läutet.

„Ich glaube, das heißt: ‚Morgen früh geht die Sonne auf‘“, vermutet Hakun gerade.

„Quatsch, das bedeutet: ‚Gestern hat es geregnet!‘“, widerspricht ihm Kaus.

„Aber gestern hat es doch gar nicht geregnet“, entgegnet Hakun.

„Sag das nicht mir, sag das Olum!“

„Könnt ihr mal mit diesem Krach aufhören?“, schaltet sich Golina ein. „Was soll das denn überhaupt?“

„Kaus sagt, Olum will mit dem Gebimmel darauf hinweisen, dass es gestern geregnet hat“, erklärt Hakun. „Aber das kann nicht sein, weil, gestern hat es gar nicht geregnet! Ich bin deshalb der Ansicht ...“

Golina ignoriert ihn und packt Olum am Arm.

„Was soll das?“, ruft sie. „Warum läutest du die Glocke?“

„Ich mache Dingdongeldingeldongdingdingdong, das bedeutet ‚Alarm! Monster greifen an!‘“, erklärt der Fischer.

„Unsinn!“, mischt sich Magolus ein. „‚Alarm, Monster greifen an‘ geht so: Ding, Dong, Ding ...“

„Was denn für Monster?“ unterbricht ihn Golina. „Meinst du etwa Bienen?“

„Bienen?“, wiederholt Olum. „Nein, wieso? Bienen sind doch keine Monster!“

„Aber sie können stechen“, gibt Hakun zu bedenken. „Und außerdem ...“

„Könnt ihr jetzt endlich mal ruhig sein?“, brüllt Golina. „Was für Monster hast du gesehen, Olum?“

„Genaugenommen war es nur eins, aber ich weiß die Melodie für ‚Alarm! Ein Monster greift an!‘ nicht, und deshalb ...“

Golina packt ihn am Arm und schüttelt ihn. „Was für ein Monster, Olum?“

„Es sah total schrecklich aus“, sagt der Fischer. „Fast wie ein Schwein, aber es ging auf zwei Beinen, und ein Teil seines Fleisches war verfault wie bei einem Nachtwandler.“

Hakun lacht. „Du spinnst ja, Olum! Was soll denn das für ein Monster sein? Ein Schweinenachtwandler vielleicht? Oder ein Nachtwandelschwein? Wuhahaha!“

„Ich weiß nicht, was das für ein Monster war“, erwidert Olum, „aber Nano war bei ihm, und ...“

„Was?“, schreit Golina. „Nano war bei ihm? Zeig mir sofort die Stelle, wo du das Monster gesehen hast!“

„Na gut, komm mit!“

Olum geht mit Golina in Richtung Flussufer. Kaus und Hakun folgen ihnen mit etwas Abstand. In diesem Moment kommt Asimov die Dorfstraße entlang. Die Katze Mina sitzt wie immer auf seinem Kopf wie eine Pelzmütze.

„Was macht ihr denn schon wieder für einen Stress?“, fragt er.

„Olum sagt, er habe ein Monster gesehen und Nano sei bei ihm gewesen“, berichtet Golina. „Schnell, komm mit! Du musst mir helfen, meinen Sohn zu retten!“

„Immer mit der Ruhe“, erwidert der Golem. „Die Wahrscheinlichkeit, am hellen Tag ein Monster in der Nähe des Dorfs zu sehen, liegt bei höchstens 25,7 Prozent. Ihr Knollnasen habt eine ziemlich unzuverlässige Wahrnehmung. Alles deutet also auf eine Sinnestäuschung hin.“

„Das war keine Sinnestäuschung!“, widerspricht Olum. Er führt Golina und Asimov zum Ufer.

„Da drüben war es!“, behauptet er und deutet auf die Wiese auf der anderen Seite, auf der jedoch nichts zu sehen ist. „Ich bin ganz sicher! Wahrscheinlich hat das Monster Nano inzwischen aufgefressen und ist weggelaufen.“

Beunruhigt durchquert Golina den Fluss und sieht sich auf der anderen Seite um, findet jedoch keine Hinweise darauf, dass ein Monster hier war. Wahrscheinlich hat Asimov recht: Olum muss sich getäuscht haben. Trotzdem hat sie ein ungutes Gefühl im Bauch.

Sie läuft zu Birtas Haus und klopft an die Tür. Kurz darauf öffnet Magolus‘ Gehilfin.

„Golina! Was machst du denn hier?“

„Ist der Unterricht bald zu Ende?“

„Unterricht? Der ist doch heute ausgefallen. Maffi ist mit ihren Eltern im Wüstendorf und Nano ist nicht erschienen.“

Ein eisiger Schauer läuft Golina über den Rücken. „Nano war heute nicht bei dir?“

Birta schüttelt den Kopf. „Wo du das schon ansprichst: Das Verhalten deines Sohnes im Unterricht ist absolut inakzeptabel. Du solltest wirklich mal mit ihm ...“

Den Rest hört Golina nicht mehr, denn sie hastet bereits zurück zum Flussufer.

„Kommt, helft mir suchen!“, ruft sie. „Nano ist heute nicht im Unterricht gewesen. Das bedeutet, Olum hat sich vielleicht doch nicht getäuscht und da ist wirklich ein Monster auf der anderen Seite des Flusses.“

„Äh, ich kann dir leider nicht helfen, Golina“, erklärt Olum. „Ich habe die Fische schon viel zu lange alleingelassen. Das macht sie nervös.“

„Und ich muss nach der, äh, Pilzsuppe sehen, die ich auf dem Herd habe“, erklärt Hakun.

„Ich muss auch nach meiner Pilzsuppe sehen“, verkündet Kaus.

„Denk dir gefälligst eine eigene Ausrede aus!“, beschwert sich Hakun.

„Wieso Ausrede?“, fragt Kaus. „Ich habe wirklich Pilzsuppe auf dem Herd. Du etwa nicht?“

„Äh, doch, natürlich!“

Rasch machen sich die beiden Drückeberger aus dem Staub.

„Was ist mit dir, Asimov?“, fragt Golina. „Hilfst du mir wenigstens?“

„Ich würde ja gerne“, meint Asimov, „aber vom Wasser bekomme ich Rostflecken, und den Umweg über die Brücke zu nehmen dauert viel zu lange. Außerdem glaube ich nicht an die Monster-Theorie.“

Golina seufzt. Ausgerechnet jetzt sind Kolle und Margi im Wüstendorf und Primo amüsiert sich vermutlich mit Willert und Ruuna, während sein Sohn in Todesgefahr schwebt. Sie könnte zurück ins Dorf zu Primos Vater Porgo laufen, der ihr bestimmt helfen würde, seinen Enkelsohn zu suchen. Aber das kostet zu viel Zeit. Also durchquert sie den Fluss allein und sieht sich auf der anderen Seite um.

„Nano?“, ruft sie „Nano, hörst du mich?“

In der Nähe erklingt ein Platschen. Es kommt aus der Richtung eines kleinen Teichs, der in einer Senke liegt.

Als Golina sich vorsichtig nähert, hört sie ein Zischen. Es klingt, als ob jemand „Psst!“ macht. Oder wie das Zischen eines Knallschleichers ...

Golina wird auf einmal bewusst, dass sie unbewaffnet ist. Wenn sich dort in der Kuhle wirklich ein Monster verbirgt, das ihren Sohn gefressen hat ... Doch die Sorge um Nano treibt sie vorwärts. Vielleicht ist es noch nicht zu spät!

Mit angehaltenem Atem nähert sich Golina dem Teich. Als sie über den Rand der Kuhle blickt, stößt sie einen spitzen Schrei des Entsetzens aus.

Das Dorf Band 19: Zum Nether nochmal!

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