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4. Lausius‘ Plan

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„Und ihr seid sicher, dass es nicht Artrax ist, der diese Apparate gebaut hat?“, fragt Porgo, als Primo und Kolle in der Schmiede Bericht erstatten.

„Nein“, antwortet Kolle, während Primo im selben Moment „Ja“ sagt.

„Nein? Ja? Also was denn nun?“, fragt Golina.

„Wir haben Lausius nicht gesehen, also können wir nicht wissen, ob wirklich er derjenige ist, der das alles gebaut hat“, sagt Kolle.

„Aber ich habe die Apparate gesehen, die er unter der Insel mit den Pilzen konstruiert hat, und die sahen ganz ähnlich aus“, widerspricht Primo. „Artrax dagegen hat bisher noch nie etwas Derartiges getan.“

„Er hat eine Armee von Schneegolems auf uns gehetzt“, erwidert Kolle. „Da könnte er ebenso gut Eisengolems bauen, die irgendwelche Apparaturen errichten. Wer weiß schon, wie ein Enderman denkt?“

„Trotzdem“, beharrt Primo. „Es ist doch kein Zufall, dass diese Geräusche aufgetreten sind, kurz nachdem Lausius verschwunden ist. Und denk an das Schild, das dort unten stand. Artrax würde uns bestimmt nicht davor warnen, die Höhle zu betreten. Er hätte uns einfach sofort angegriffen.“

„Ob es nun Lausius war oder nicht“, unterbricht Porgo, „wir müssen wissen, was das alles zu bedeuten hat. Mir gefällt das nicht, vor allem dieser große Stapel von TNT-Blöcken. Jeder von ihnen hat die Sprengkraft eines Knallschleichers. Wenn die alle gleichzeitig explodieren, wer weiß, was das für eine Wirkung hätte.“

„Die Golems haben diese Blöcke benutzt, um die Höhle zu vergrößern“, sagt Primo. „Lausius scheint da unten viel Platz zu brauchen, wofür auch immer.“

„Vielleicht will er unter der Erde ein neues Dorf für uns bauen“, spekuliert Margi. „Dort unten wären wir vor Artrax‘ Angriffen sicher.“

„Oh ja!“, ruft Nano. „Das wäre doch toll, ein Dorf in einer riesigen Höhle! Und wenn der böse Entenmann kommt, dann nehmen wir einfach diese Ententeeblöcke und sprengen ihn damit in die Luft!“

„Ich bezweifle, dass die anderen Dorfbewohner bereit wären, in eine Höhle umzuziehen“, meint Golina. „Ich jedenfalls möchte nicht für den Rest meines Lebens in der finsteren Tiefe hausen, ohne Sonnenuntergänge und Sternenhimmel.“

„Was auch immer Lausius bezweckt, ich mache mir Sorgen, dass es schiefgehen könnte“, meint Porgo.

Primo nickt, während er sich schaudernd daran erinnert, wie die Apparaturen in der Höhle unter der Pilzinsel eine nach der anderen explodiert sind. Er konnte damals von Glück sagen, mit dem Leben davon gekommen zu sein.

„Du hast recht, Vater. Wir müssen an Mörfis Gesetz denken: Wenn etwas schiefgehen kann, dann geht es auch schief.“

„Das ist ein blödes Gesetz“, meint Golina.

„Aber leider ist es wahr“, erwidert Porgo. „Solange Lausius da unten riesige Mengen an Sprengstoff sammelt, ist das Dorf in Gefahr.“

„Und wenn es nun doch nicht Lausius ist, der die Apparaturen da unten gebaut hat?“, gibt Kolle zu bedenken.

„Dann ist es umso schlimmer.“

„Und was machen wir jetzt?“, fragt Golina.

„Als Erstes müssen wir herausfinden, ob tatsächlich Lausius hinter allem steckt, und wenn ja, was er damit bezweckt“, sagt Porgo. „Und dann müssen wir entscheiden, wie wir damit umgehen. Vielleicht können wir ihm klar machen, dass er in der Nähe des Dorfs nicht herumknallen darf. Falls er aber nicht derjenige ist, der die Apparate gebaut hat, müssen wir das Dorf aufgeben und woanders Zuflucht suchen.“

„Wir könnten in mein Heimatdorf umziehen“, schlägt Margi vor. „Ich bin sicher, Wumpus und die anderen werden uns ein zweites Mal aufnehmen.“

„Nichts gegen deine Heimat, Margi“, erwidert Golina. „Aber ich würde gern hier in unserem Dorf bleiben.“

„Noch ist es ja nicht so weit“, meint Primo. „Ich bin ziemlich sicher, dass Lausius hinter allem steckt, auch wenn ich nicht weiß, warum. Aber wie sollen wir das herausfinden, wenn wir nicht wissen, wo er steckt?“

„Wir könnten noch einmal in die Tiefe gehen“, meint Kolle. „Vielleicht lassen uns die Golems in Ruhe, wenn wir das nächste Mal etwas vorsichtiger sind.“

„Kommt nicht infrage!“, protestieren Golina und Margi gleichzeitig.

„Lasst uns doch Asimov fragen“, schlägt Nano vor. „Der weiß alles.“

Primo sieht seinen Sohn verblüfft an. „Asimov weiß alles? Wie kommst du denn darauf?“

„Ich habe ihn schon ganz viele Sachen gefragt, und er hat mir alles erklärt“, erzählt Nano stolz. „Er hat gesagt, dass die Welt in Wirklichkeit nur ein Spiel ist und dass wir alle in einer großen Maschine sind, die die Fremden gebaut haben und die Komjuta heißt, und dass Notch...“

„Du sollst nicht alles glauben, was Asimov dir erzählt“, unterbricht ihn Golina. „Der redet oft Unsinn, weil er damals etwas zu viel von Tante Ruunas Zaubertrank abbekommen hat.“

„Aber vielleicht weiß er wirklich, wo Lausius ist“, meint Primo. „Er ist doch die ganze Nacht über wach. Möglicherweise hat er gesehen, wohin der Alte gegangen ist.“

„Du hast recht“, sagt Margi. „Wir sollten ihn fragen.“

„Ja“, sagt Asimov kurz darauf auf die Frage, ob er gesehen habe, wohin Lausius gegangen ist.

„Und wo ist er?“, fragt Primo.

„Da hinten.“ Der Golem zeigt auf die Wiese nordöstlich des Dorfs, von wo der Alte in diesem Moment auf sie zu spaziert.

„Lausius!“, ruft Margi und winkt ihm zu.

Nachdem der Alte den Fluss überquert hat, wird er von den Dorfbewohnern umringt und mit Fragen überhäuft:

„Wo warst du denn die ganze Zeit?“

„Warst du das, der die riesige Höhle unter dem Dorf gebaut hat?“

„Was sind das für seltsame Maschinen?“

„Darf ich auch einen von diesen Ententeeblöcken haben?“

„Nicht alle durcheinander!“, mahnt Porgo. „Lasst ihn doch erstmal erzählen!“

„Ich brauche Vorräte“, sagt Lausius. „Brot, Getreidesamen für den Fall, dass dort oben etwas wächst, Milch, ein paar Äpfel, gebratenes Fleisch. Und ein Kuchen wäre auch nicht schlecht. Ich könnte mir das alles auch selbst besorgen, aber ich lasse die Baustelle nicht gern unbeaufsichtigt. Erst vor kurzem waren Unbefugte dort. Mein Sicherheitssystem scheint funktioniert zu haben, aber man kann nie wissen.“

Primo sieht den Alten verwirrt an. „Wozu brauchst du denn Vorräte?“

„Soll ich etwa unterwegs verhungern?“, gibt Lausius zurück.

„Unterwegs wohin?“, will Kolle wissen.

„Na, zum Mond natürlich!“, erklärt der Alte. „Was glaubt ihr denn wohl, wo ich hinwill?“

Die Dorfbewohner sehen sich an.

„Zum Mond, aha“, sagt Porgo. „Und wie willst du da hinkommen?“

„Mit einer Mondflugmaschine, wie denn sonst? Dachtest du, ich wollte mit den Armen flattern wie ein Huhn?“

„Diese Mondflugmaschine, die baust du da unten unter der Erde?“

„Ja.“

„Aber der Mond ist doch oben am Himmel, oder?“

„Was? Klar, wo soll er sonst sein? Hör mal, das ist jetzt alles zu kompliziert zu erklären. Also besorgt ihr mir jetzt die Vorräte oder nicht? Ich muss wieder zu meiner Baustelle. Ach ja, ich bezahle natürlich auch dafür.“

Lausius legt einen großen Haufen Diamanten und Smaragde auf den Boden.

Primo schnappt nach Luft, als er die glitzernden Edelsteine sieht. „Woher hast du die?“

„Das ist nutzloser Kram“, erklärt Lausius. „Meine Golems finden so etwas andauernd. Ich kann damit nichts anfangen, aber ich weiß ja, dass ihr gern mit Glitzerzeug herumspielt. Also, sind wir im Geschäft?“

Wieder sehen sich die Dorfbewohner an. „Du sollst deine Vorräte bekommen“, sagt Porgo schließlich. „Aber eins möchte ich gern wissen: Wozu brauchst du all die TNT-Blöcke?“

„Das werdet ihr dann schon sehen“, erwidert der Alte. „Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich muss wieder an die Arbeit.“

Er dreht sich um und stapft zurück in Richtung des Waldes.

Primo und die anderen sehen sich verdutzt an.

Porgo sammelt die Edelsteine vom Boden auf. „Ich nehme das besser an mich, bevor die anderen es sehen. Sonst gibt es bloß wieder Streit.“

Kaum hat er den letzten Smaragd eingesteckt, kommen Olum, Kaus, Magolus und Birta hinzu.

„Habt ihr die Ursache für die Knallerei endlich gefunden?“, fragt der Priester.

„Ja“, erwidert Primo. „Das ist Lausius gewesen. Er arbeitet unter der Erde an einer Mondflugmaschine.“

„An einer was?“, fragt Hakun.

„Mondflugmaschine“, erklärt Olum.

„Und was soll das sein?“

„Na, damit fliegt man zum Mond, ist doch logisch!“, meint der Fischer.

„Du spinnst doch!“, sagt Hakun nur und tippt sich an den Kopf.

„Opa, darf ich auch mal mit den Glitzerdingern spielen?“, fragt Nano.

„Welche Glitzerdinger?“, fragt Hakun.

„So welche wie die, aus denen Papas Rüstung gemacht ist“, erklärt Primos Sohn. „Opa hat ganz viele davon bekommen, als ...“

„Sei still, Nano!“, schimpft Golina.

„Das ist gemein!“, mault Nano. „Nie darf ich was! Ich darf den Entenmann nicht verhauen, ich darf nicht mit Ententeeblöcken spielen, ich darf keine Glitzersteine haben, ich darf keine Hühner in der Truhe in der Kirche verstecken, ich darf keine kleinen Männchen ins Heilige Buch malen ... Ihr seid alle ganz doof!“

„Diese Glitzersteine, kann ich die mal sehen?“, fragt Hakun.

„Hör nicht auf ihn“, erwidert Golina. „Der Kleine hat einfach nur eine blühende Fantasie.“

„Jetzt wissen wir wenigstens, dass Lausius hinter der Knallerei steckt“, meint Margi, als die Freunde zur Schmiede zurückkehren.

Porgo wirkt nachdenklich. „Ja, aber mir gefällt das immer noch nicht.“

„Ach was“, sagt Primo. „Lausius hat manchmal verrückte Ideen, aber er ist doch harmlos.“

„Und was, wenn all das TNT da unten explodiert?“, fragt Kolle.

„Dann macht es ganz doll Wumms!“, meint Nano.

Das Dorf Band 9: Die Reise zum Mond

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