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5. Ausgekocht

Unter der Regie der Bäuerin Chili werden auf der Wiese neben der Kirche Tische und Bänke aufgebaut, während sich die beiden Kontrahenten an die Vorbereitung ihres Essens machen. Boküs legt auf einem Tisch neben dem Ofen, der rasch im Freien zusammengebaut wurde, sorgfältig seine Zutaten zurecht: Frisches Rindfleisch, Gemüse, Brot und Gewürze. Ruuna hingegen hockt im Gras. Um sich herum hat sie Fläschchen mit Flüssigkeiten in allen Farben und zahllose Zutaten ausgebreitet: Mehl, Zucker, Eier, Honig, verschiedene Sorten Pilze, fermentierte Spinnenaugen, verfaultes Nachtwandlerfleisch und andere Leckereien. Für Primo sieht es so aus, als ob sie einfach planlos von allem etwas in den großen Topf wirft, der auf einem Lagerfeuer neben ihr steht.

„Uh, oh“, krächzt Robinson, der über dem Topf im Kreis herumflattert. „Das geht bestimmt daneben!“

Von Boküs’ Kochstelle verbreitet sich ein angenehmer Duft von frisch geröstetem Fleisch, untermalt mit dem Aroma frischer Kräuter. Primo würde das Wasser im Munde zusammenlaufen, wenn da nicht die dicke schwarze Qualmwolke wäre, die aus Ruunas Topf aufsteigt und einen üblen Geruch verströmt.

Boküs wirft einen verächtlichen Blick zu ihr und grinst siegesgewiss.

„Jetzt müsste es eigentlich gleich gut sein“, meint Ruuna, während sie die stinkende Brühe umrührt und noch etwas schwarzes Pulver hinzugibt. „Nur noch eine Prise meiner Spezialzutat, und ...“

KAWUMM! Eine gewaltige Explosion wirft die Hexe und alle Umstehenden zu Boden.

„Ding Dong! Alarm! Alarm!“, kreischt Robinson.

„Ups, das war wohl etwas zu viel Knallpulver“, meint Ruuna. „Na egal, dann backe ich eben einen Kuchen.“

„Willst du unser Dorf in die Luft jagen, ’Exe?“, schimpft Boküs. „Isch glaube, du bist die schleschteste Köschin aller Zeiten! Isch schlage vor, du gibst auf!“

Primo findet das keine schlechte Idee, doch die Hexe denkt gar nicht daran.

„Mir ist doch bloß ein Topf explodiert“, sagt sie. „Sowas passiert jedem guten Koch hin und wieder. Da ist doch nichts dabei!“

Unverdrossen sammelt sie ihre Zutaten ein, die überall auf der Wiese verstreut liegen, knetet sie zu einem zähen graubraunen Teig und formt daraus einen Kuchen. Als Boküs den herrlich duftenden Braten aus dem Ofen holt, schiebt Ruuna die klebrige Masse hinein.

„Den gibt es zum Nachtisch“, verkündet sie.

Alle Dorfbewohner setzen sich zum Festmahl. Da Boküs nur einen Braten für das ganze Dorf und die Gäste gemacht hat, bekommt jeder nur ein winziges Stückchen auf seinen Teller.

„Meine Kusine Nuwell sagt immer: Weniger ist mehr!“, erklärt Boküs dazu.

Primo betrachtet missmutig den winzigen Happen auf seinem Teller, der immerhin mit etwas Gemüse hübsch angerichtet ist. Noch weniger geht wohl nicht. Doch als er das Stück Fleisch in den Mund steckt, stockt ihm der Atem. Das schmeckt sogar noch besser als die Spezialitäten, die Boküs bei seinem Besuch mitgebracht hatte.

„Das ist wirklich köstlich!“, ruft er aus.

Die anderen stimmen ihm begeistert zu. Auch Ruuna äußert sich lobend: „Schmeckt fast so gut wie der Sumpfspinnenpudding, den ich früher immer gekocht habe.“

Boküs macht ein finsteres Gesicht. „Mir scheint, du bist eine große Angeberin, ’Exe! Nun lass uns von deinem Kuchen probieren. Oder möschtest du doch lieber gleisch aufgeben?“

„Kommt gar nicht in Frage“, erwidert Ruuna.

Sie holt eine verschrumpelte braune Masse aus dem Ofen und legt auf jeden Teller ein paar Krümel davon.

„Vorsicht, esst nicht zu viel auf einmal“, mahnt sie. „Er könnte etwas mächtig sein!“

Die Dorfbewohner starren misstrauisch auf die undefinierbaren Bröckchen auf ihren Tellern. Niemand macht Anstalten, etwas davon zu essen.

„Auch du liebe Zeit!“, krächzt Robinson. „Was soll denn das sein?“

Ruuna blickt enttäuscht in die Runde. „Was ist denn?“, fragt sie. „Wollt ihr nicht wenigstens mal probieren?“

Vorsichtig nimmt Primo einen Krümel und steckt ihn in den Mund. Zuerst schmeckt er gar nichts, doch dann scheint das winzige Kuchenstückchen auf einmal in seinem Mund zu explodieren. Doch es ist eine Explosion des Geschmacks: süß und ein bisschen salzig und sauer und fruchtig zugleich. Ihm wird zuerst heiß, dann kalt, und dann fühlt er sich auf einmal leicht und entspannt.

„Das ... ist köstlich!“, ruft er aus. „Das ist sogar köstlicher als köstlich! Boküs, dein Fleisch war köstlich, aber Ruunas Kuchen ist noch köstlicherer, hihihi!“

„Das glaube isch nischt!“, erwidert Boküs.

Er nimmt einen Krümel in die Hand, betrachtet ihn angewidert und steckt ihn dann in den Mund. Auf einmal reißt er die Augen auf. „Bei allen Gewürzen!“, ruft er aus. „Wie ’ast du das gemacht, ’Exe? Das ist das Beste, das isch je gegessen ’abe! Eine Feuerwerk von Aromen! Fantastique! Isch gebe dir zehn von zehn Punkten! Du musst mir unbedingt verraten deine Rezept, ja?“

Nachdem sie sehen, wie begeistert ihr Priester reagiert, trauen sich nun auch die anderen Dorfbewohner, von Ruunas Kuchen zu essen. Sie stoßen erstaunte und begeisterte Rufe aus.

„Heißt das, ich habe den Wettbewerb gewonnen?“, fragt Ruuna.

„Natürlisch du ’ast gewonnen, liebe ’Exe!“, gibt Boküs zu. „Isch ’abe immer gedacht, isch kann gut kochen, aber gegen disch isch bin ein Anfänger.“

Ruuna klatscht vor Freude in die Hände. „Hurra! Ich habe gewonnen!“, ruft sie, springt auf und tanzt auf der Wiese herum. „Ich habe gewonnen! Ich habe gewonnen!“

Auch Primo hält es nicht mehr auf seinem Sitz. Angesteckt von Ruunas Begeisterung springt er auf und tanzt ebenfalls über die Wiese.

Nach und nach gesellen sich auch die anderen Dorfbewohner hinzu. Sie lachen und klatschen vor Begeisterung in die Hände, während sie immer wilder umherhüpfen. Primo hat den Eindruck, dass die Welt auf einmal viel bunter ist als zuvor. Er fühlt sich herrlich, leicht und fröhlich und sorgenfrei.

„Guck mal, ich bin eine Biene! Summ, sussumm!“, ruft er, breitet die Arme aus und flattert damit.

Dann versinkt die Welt in einem Wirbel aus fröhlichen Farben.

Das Dorf Band 18: Utopia

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