Читать книгу Das Dorf Band 7 - Karl Olsberg - Страница 7

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4. ... Vater sein dagegen sehr.

Die nächste Frage ist, wo die junge Familie nun wohnen soll.

„Bei uns im Wald natürlich!“, sagt Ruuna. „Da gibt es viel frische Luft und wundervolle Giftpilze, und ...“

„Kommt überhaupt nicht infrage!“, widerspricht Agia. „Das Kind braucht eine vernünftige Umgebung, damit es nicht auf dumme Gedanken kommt.“

„Was meinst du denn damit?“, fragt Ruuna beleidigt.

„Ich finde auch, dass er hier im Dorf aufwachsen sollte“, sagt Primo schnell. „So wie Golina und ich.“

„Na gut, wenn ihr meint“, erwidert die Hexe und schmollt.

„Ihr könnt hier bei uns wohnen“, schlägt Bendo vor.

„Wäre es nicht ein bisschen eng zu fünft in diesem Haus?“, fragt Porgo. „Drüben bei mir, da wären wir nur zu viert.“

„Ja, aber dein Haus ist kleiner als unseres!“

Golina und Primo sehen sich an. Beiden ist klar, dass Porgo und Golinas Eltern ihren Enkelsohn gern jeweils in ihrem Haus haben möchten. Aber allen kann man es nun mal nicht recht machen. Primo denkt eine Weile darüber nach, dann kommt ihm eine Idee. „Wie wäre es, wenn Golina zu mir in unser Haus zieht und du, Vater, ziehst dafür zu Bendo und Agia? Dann hätten wir alle genug Platz.“

Porgo lacht. „Und ihr beide hättet ein Haus für euch allein und Ruhe vor den Großeltern! Ehrlich gesagt finde ich den Vorschlag nicht schlecht. Was denkt ihr, Bendo und Agia? Würdet ihr es mit mir aushalten?“

„Ich finde ja immer noch ...“, grummelt Bendo, aber seine Frau überstimmt ihn einfach. „Aber natürlich, lieber Porgo. Du wärst uns herzlich willkommen.“

So ist es beschlossen. Am nächsten Morgen statten Primo und Golina Primos Elternhaus mit einem kleinen Bettchen für Nano aus und entfernen alles, was nicht kindgerecht ist, wie zum Beispiel Schmiedehämmer, Äxte, Eisenbarren und ähnliches. Ruuna schenkt den beiden zum Einzug einen Topf mit herrlich roten Giftpilzen, den Primo rasch und unauffällig oben auf einem hohen Regal platziert.

Golina weist auf die große, schwarze Endertruhe neben Primos Bett. „Was ist damit? Besonders hübsch ist sie nicht. Wollen wir die nicht auch lieber rausbringen?“

Primo erinnert sich daran, wie die Endermen die Dinge in die Truhe gelegt haben, die er brauchte, um ins Ende zu gehen und das Drachenei an seinen Bestimmungsort zurückzubringen.

„Die Endertruhe? Nein. Sie ist sehr schwer. Ich weiß nicht, ob man die überhaupt transportieren kann. Außerdem weiß man nie, vielleicht brauchen wir sie noch einmal. Und wertvoll ist sie bestimmt auch.“

Golina rümpft die Nase, sagt aber nichts weiter.

Nachdem das neue Heim vorbereitet ist, versammeln sich alle in der Kirche, um dem kleinen Nano offiziell seinen Namen zu verleihen. Primo und Golina dürfen heute ausnahmsweise ganz vorn direkt vor dem Priester stehen, der in einer Hand einen Glaskolben mit „Heiligem Wasser“ hält, das er vorher aus dem Fluss abgefüllt hat.

„Im Namen Notchs, unseres Schöpfers, und in meiner Weisheit und Güte als Oberster Hohepriester von Allen ...“

„Bla, bla, bla, ...“, macht Nano, den Primo auf dem Arm hält. Einige Dorfbewohner kichern.

„Psst!“, zischt Birta, die neben Magolus steht, und wirft Primo einen bösen Blick zu.

„Also, wie ich schon sagte“, fährt der Priester fort, „in meiner Weisheit und Güte ...“

„Blabbl blabbl bla!“, gluckst Nano vergnügt.

„... als Oberster Hohepriester von Allen ...“

„Ga! Gaga!“

„... taufe ich dich hiermit auf den Namen ‚Nano‘!“

Magolus gießt etwas Wasser über den Kopf des Kleinen, was dieser mit einem schrecklichen Gebrüll quittiert. Es gelingt Primo und Golina kaum, ihn zu beruhigen.

„Ist wohl etwas wasserscheu, der Kleine“, kommentiert Porgo, als sie kurz darauf aus der Kirche kommen.

„Ganz der Vater!“, behauptet Kolle.

„Was? Ich bin doch nicht wasserscheu!“

„Nein, aber du hast Magolus‘ Predigt auch immer gestört“, sagt Porgo. Alle lachen.

Die nächsten Tage werden ziemlich anstrengend für Primo, denn der Kleine erweist sich als äußerst neugierig. Er klettert unter das Bett und auf den Tisch, versucht, in den Ofen zu kriechen, in dem Golina ein Brot backt, jagt Hühner quer durchs Dorf und ist nur mit Mühe davon abzuhalten, im Fluss zu ertrinken, auf Nimmerwiedersehen in der Höhle unter dem Dorf zu verschwinden oder in die Schlucht zu stürzen. Sobald man ihn auch nur für eine Sekunde aus den Augen lässt, rast er auf seinen winzigen Beinchen davon, um sich irgendwo in Gefahr zu bringen.

Ganz besonders die Kreisbahn hat es dem Kleinen angetan. Sobald er sie sieht, will er hinlaufen und mitfahren. Primo hält ihn am Arm fest und versucht, ihm zu erklären, dass die Bahn gefährlich ist.

„Fäli?“, fragt Nano.

„Ja, die Kreisbahn ist gefährlich!“

„Eibah! Nano Eibah pielen!“

„Nein, du kannst nicht mit der Kreisbahn spielen!“, stöhnt Primo. „Wie gesagt, die Kreisbahn ist gefährlich!“

„Eibah fäli! Nano Eibah pielen!“

Primo seufzt und zerrt den Kleinen davon.

Alle Dorfbewohner finden Nano entzückend und spielen gern mit ihm. Nur Primo ist bald mit den Nerven am Ende. Nicht nur die Tage sind kräftezehrend, auch die Nächte fordern ihm einiges ab. Mehrmals in der Nacht wacht der Kleine schreiend auf und muss gefüttert werden. Wenn er keinen Hunger hat, will er, dass Primo mit ihm spielt.

„Ich hab nicht gewusst, dass Kinder so anstrengend sind“, sagt Primo eines Abends zu Golina, als der Kleine endlich friedlich in seinem Bettchen schläft.

Sie lächelt. „Da siehst du, wie es ist, wenn man sich um jemanden sorgt.“

Am nächsten Morgen macht Golina mit Margi einen Ausritt, und es liegt wieder einmal bei Primo, den Kleinen zu hüten. Nach einer viel zu kurzen Nacht wünscht er sich nichts mehr, als nur einmal für eine halbe Stunde ohne die Verantwortung eines Vaters zu sein. Einmal ein normales Gespräch unter Erwachsenen führen, ohne dass ständig die kleine Nervensäge im Mittelpunkt steht, das wäre herrlich!

Ihm kommt eine Idee. Er geht zu Asimov, dem Golem.

„Kannst du mal einen Moment auf Nano aufpassen?“

„Das kommt darauf an, was du unter Aufpassen verstehst“, erwidert Asimov mürrisch.

„Du bleibst einfach in seiner Nähe und achtest darauf, dass er nicht in die Schlucht fällt oder in den Fluss oder in einen Ofen klettert oder so.“

„Ich übernehme aber keinerlei Garantie“, sagt der Golem.

„Nano Gogo pielen!“, ruft der Kleine entzückt und versucht, an Asimovs langem Eisenarm hochzuklettern. Mina, die Katze, die wie immer auf Asimovs Kopf ruht, faucht erschrocken.

„Du schaffst das schon. Ich bin gleich zurück.“ Damit lässt Primo die beiden allein.

„Primo!“, sagt Kolle, als dieser seinen Freund in der Bibliothek besucht, wo Lausius und Kolles Vater in einer Ecke sitzen und über irgendwelche alten Schriften diskutieren. „Was machst du denn hier? Solltest du nicht auf Nano aufpassen?“

„Den hab ich für einen Augenblick bei Asimov gelassen. Ich brauch‘ mal ‘ne Pause!“

„Meinst du, das ist eine gute Idee?“, fragt Kolle skeptisch. „Weiß Golina davon?“

„Nein. Aber sie hat mir gesagt, ich soll mir nicht immer um alles Gedanken machen und nicht ständig glauben, ich sei für das Abwenden aller Gefahren allein zuständig. Also mache ich jetzt nur, was sie von mir wollte.“

„Wie du meinst.“

Die beiden unterhalten sich angeregt über die Abenteuer, die sie gemeinsam bestanden haben. Dabei vergisst Primo völlig die Zeit.

„Weißt du noch, wie wir den Zombie-Pigmen Fuß-Ei beigebracht haben?“, fragt Primo gerade, als plötzlich ein schriller Schrei durch das ganze Dorf gellt: „Was zum Nether machst du da mit Nano?!?“

Erschrocken rennt Primo aus der Bibliothek. Was er sieht, lässt ihn vor Schreck erstarren: Asimov, der Golem, schleudert seinen Sohn hoch durch die Luft wie einen angreifenden Nachtwandler! Wie ein Stein fällt der Junge jedes Mal herab, nur um im nächsten Augenblick erneut emporgeschleudert zu werden, höher als die Spitze des Kirchturms.

„Um Notchs Willen, Asimov!“, brüllt Primo. „Hör sofort damit auf!“ Er rennt zu dem Golem und Golina, die mit verschränkten Armen und zornrotem Kopf vor Asimov steht.

Der Golem fängt den kleinen Körper auf und setzt ihn sanft auf den Boden. Für eine Sekunde befürchtet Primo, die grobe Behandlung könnte seinem Sohn geschadet haben. Doch Nano scheint es gut zu gehen. Anstatt zu seinen Eltern zu laufen, versucht er, wieder auf die Arme des Golems zu klettern.

„Nommal! Nommal!“, ruft er und gluckst vor Begeisterung. „Nano Gogo pielen! Nommal!“

„Kannst du mir vielleicht erklären, wieso der Golem unseren Sohn in der Luft herumwirft wie einen Schädel bei eurem dämlichen Fußdingsda?“, sagt Golina. Ihre Augen scheinen vor Zorn Funken zu sprühen.

„Ich ... äh, also ... ich dachte ... eigentlich sollte Asimov bloß ganz kurz auf ihn aufpassen.“

„Aha. Soweit ich mich erinnere, hatten wir ausgemacht, dass du auf Nano aufpasst und nicht Asimov!“

„Ja, schon, aber ... aber ich dachte ...“, stammelt Primo kleinlaut. Er versucht, Golinas Zorn von sich abzulenken. „Ich hatte dir doch klar gesagt, du sollst vorsichtig sein, Asimov!“, schimpft er. „Du solltest aufpassen, dass er nicht in die Schlucht fällt. Ich habe nichts davon gesagt, dass du ihn durch die Luft schleudern sollst.“

„Aber es hat ihm doch Spaß gemacht!“, sagt Asimov mit beleidigter Stimme. „Und wenn ich ihn in der Luft herumwerfe, kann ich am besten aufpassen, dass er nirgendwo reinfällt.“

„Nie wieder näherst du dich meinem Kind, hörst du?“, ruft Golina. „Nie wieder, du Grobian!“ Dann dreht sie sich um und zeigt auf Primo. „Wir beide sprechen uns noch!“ Damit stapft sie wütend nach Hause, den weinenden Nano hinter sich herziehend.

Das Dorf Band 7

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