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EIN „ECHTES“

MOOR


In vielen Ländern steht Sonnentau (Drosera sp.) unter Naturschutz.

Foto © Ryzhkov Sergey/Shutterstock.com

STATT EINES LANGWEILIGEN POOLS

Diskussionen über Gartenprojekte gibt es in jeder Familie. Das kenne ich aus vielen Gesprächen. So war es auch bei uns, als es darum ging, ein Schwimmbad zu bauen. Letztlich scheiterte der Plan, weil kein geeigneter Platz gefunden wurde. Heute sind wir glücklich darüber und genießen den nahe gelegenen Attersee viel intensiver. Allerdings entstand im Zuge der Diskussionen der Wunsch, ein neues Wasserelement im Garten zu platzieren. 2001 ward „Moorprojekt“ geboren.

Moore haben mich seit meiner Jugend begeistert. Diese kargen Böden, die dann doch durch geschickte Anpassung der Pflanzen eine ungeheure Vielfalt schaffen: Der Sonnentau mit seinen klebrigen Blättern, der kleine Mücken fängt und sich damit die Nährstoffe für sein Wachstum besorgt, oder die Venusfliegenfalle, die scheinbar wie ein Tier auf Fliegenfang geht und zuschnappt, wenn sich das Insekt in der Falle platziert hat. Das alles wollte ich auch bei mir im Garten haben.

Dazu noch die große Vielfalt an Moorbeetpflanzen wie Orchideen, Preiselbeeren, Stewartien und vielen anderen mehr.

Will man ein richtiges Moor anlegen, dann ist es ein größeres Unterfangen. Im Gegensatz zu einem Moorbeet, wo Flachwurzler wie Rhododendren oder Azaleen wachsen, ist in einem echten Moor der Wasserspeicher das Wichtigste. Und der sollte gut ein bis eineinhalb Meter in die Tiefe reichen.


Foto © Mehaniq/Shutterstock.com


„Pflanzen, die sich wohlfühlen, gedeihen ohne Hilfe und vermehren sich prächtig, wie meine Frauenschuhorchideen. Oder das Torfmoos, das manchmal so stark wächst, dass es meine Insektivoren überwuchert.“

Foto © Magnus Binnerstam/Shutterstock.com


Foto © yakonstant/Shutterstock.com


# tippfürdiegelassenheit

Tipp für die Gelassenheit

Wasser als Beruhigungsoase

Ob das Rauschen der Meereswellen, das Glucksen eines Flusses oder nur das Sprudeln eines kleinen Wasserspeiers am Teichrand: Wasser beruhigt. Es übertönt manchmal störende Geräusche oder lässt sie in den Hintergrund rücken. Nicht nur im Garten, auch auf dem Balkon sind kleine mobile Brunnen eine willkommene Geräuschkulisse.

SO ENTSTEHT EIN MOOR

Zuerst muss eine Grube von wenigstens einem Meter oder mehr ausgegraben werden. Übrigens: Je größer ein Moor ist, desto besser funktioniert es später. Dann kommt eine Teichfolie. Sie sorgt dafür, dass das Wasser wie in einem Teich festgehalten wird. Damit man wenig Moorbeetsubstrat benötigt, stellt man nun große Eimer verkehrt herum auf den Boden der Grube. Alle diese Kübel (ich habe die großen Pflanzcontainer von Bäumen verwendet) müssen mit großen Löchern angebohrt sein, damit sich darin Wasser sammeln kann. Dann wird mit ungedüngtem Moorbeetsubstrat aufgefüllt. Entweder verwendet man dafür grobfasrigen Torf, der oft als Abfall bei Erdenproduzenten anfällt und kompostiert wird, oder man bereitet ein eigenes Moorsubstrat aus Eichen- und Nusslaub. Allerdings dauert das drei bis vier Jahre. Diese Erde wird nun nicht nur auf die Kübel, sondern auch zwischen die Kübel eingefüllt und festgetreten. Später wird das Substrat wie bei einem Docht das Wasser aus den unteren Bereichen des Moores nach oben ziehen und die Pflanzen auch bei längerer Trockenheit mit Wasser versorgen

„Besonders attraktiv sieht das Moor aus, wenn man einen offenen Wasserbereich, eine sogenannte Schlenke, einbaut. Damit lässt sich der Wasserstand kontrollieren und die Gestaltung wird abwechslungsreich.“

MOORPFLANZEN

Gepflanzt werden insektenfressende Pflanzen, Gehölze wie Scheinkamelien (Stewartia sp.) und Orchideen, die nur im sauren Substrat leben können. Zunächst braucht man Geduld, denn diese Pflanzen wachsen alle sehr langsam, aber nach einiger Zeit entsteht bei so einer Moorbeetbepflanzung der Gedanke an einen tropischen Regenwald: wenn die Preiselbeeren und die Cranberries die gesamte Fläche erobern oder das Torfmoos, das Sphagnum, zu wachsen beginnt. Wie im Dschungel beginnt nach einigen Jahren ein üppiges Wachstum, vor allem, wenn man den Fehler begangen hat, ausläufertreibende Farne in das Moor zu setzen. Diese an sich herrlichen Blätter können alles überwuchern, würde man sie nicht permanent reduzieren. Genauso müssen alljährlich im Frühjahr Ahorn-, Birken- und Haselnusssämlinge entfernt werden. Aber das gehört zu so einem speziellen Gartenelement dazu. Stehen allerdings die Orchideen, die Kannenpflanzen und die Scheinkamelien in voller Pracht, ist die Freude über das Projekt auch noch nach fast 20 Jahren groß. Faszinierend ist, dass sich, wie in der Natur, ein ökologisches Gleichgewicht einstellt.


# meingartenschatz

Mein Gartenschatz

SCHLAUCHPFLANZEN (Sarracenia sp.)

Es war das Schaufenster im botanischen Garten beim Tropengewächshaus, das mich schon als Kind begeisterte. Schlauchpflanzen in allen Größen waren und sind hier zu bewundern.

Blätter: Meistens aufrecht, röhrenförmig mit einer flügelförmigen Längsseite; aufgerollte Lippe an der Öffnung des Schlauches.

Kultur: Gedeihen in vollem Sonnenschein; gut abgelagerten Laubkompost mit Quarzsand (kein Kalksand!) und etwas Tongranulat mischen und auf einer Fläche auffüllen, die das Wasser nicht abfließen lässt (Wasserbecken oder eine Senke mit einer Teichfolie).

Besonderheit: Pflanzen wachsen rasch und kräftig und holen sich die Nährstoffe im Wesentlichen von den Insekten, die in den Schlauch kriechen und an der glatten Oberfläche nicht mehr nach oben können.

Verwendung: Zahlreiche Arten und Sorten mit großartigen Farbschattierungen; ideal sind solche Beete am Rand von Moorbeeten (allerdings mit Folie getrennt) oder im Uferbereich von einem Teich.


Foto © Only Fabrizio/Shutterstock.com

DER UNTERSCHIED ZUM MOORBEET

Landläufig werden Rhododendren, Azaleen und Kamelien als Moorbeetpflanzen bezeichnet. Das stimmt allerdings nur bedingt. Gemeint ist damit, dass sie einen Boden benötigen, der wenig Kalk enthält. So gibt es kalkfreie Lehm- und Sandböden, in denen diese Pflanzen hervorragend gedeihen. Keinesfalls darf es in einem Beet mit Rhododendren oder Azaleen eine Staunässe geben. Das vertragen diese Pflanzen ganz und gar nicht. Und noch einen großen Unterschied gibt es zum „echten“ Moor. Leben dort Gewächse, die mit wenig bis gar keinen Nährstoffen im Boden auskommen, so benötigen die Rhododendren und Azaleen viele Nährstoffe. Gedüngt werden sie immer im zeitigen Frühjahr, etwa sechs Wochen vor der Blüte, mit einem Dünger, der kalkfrei ist und etwas Schwefel enthält, um doch noch vorhandene Kalkreste zu neutralisieren.


# weiseerkenntnis

Weise Erkenntnis

Laubkompost ersetzt Torf

Manchmal meint man, es gäbe bei bestimmten Problemen keine Alternative, doch das stimmt nicht immer. Lange Jahre habe ich für meine speziellen Pflanzenkulturen wie Kamelien oder Rhododendren mit schlechtem Gewissen Torf genommen. Nun verwende ich eine neue, torffreie Rhododendronerde, die aus Rindenhumus sowie Eichen- und Nusslaubkompost besteht. Angereichert mit einem Moorbeetdünger ist sie die beste Grundlage für ein kräftiges Wachstum dieser Pflanzen mit der „sauren“ Vorliebe. Wer also große Nussbäume im Garten hat, sollte nicht über das Laub jammern, sondern es extra kompostieren und damit die kleine Moorbeet-Erdfabrik errichten.


# gartenirrümer

Gartenirrtümer

Moore liegen im Schatten

Es ist nicht ganz leicht, den Überblick zu bewahren, denn viele der Moorbeetpflanzen sind eher im Schatten oder Halbschatten zu Hause als in der vollen Sonne. Aber ein echtes Moor mit den Insektivorien, dem Sphagnum und den vielen Moorbeeren ist ein absoluter Sonnenanbeter. Nur dort wachsen diese typischen Pflanzen. Wird es zu schattig, nehmen rasch Farne überhand und verdrängen die Moorpflanzen.

Genau so geht Biogarten

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