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Einführung

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Das antike ROM war eine faszinierende, eine außergewöhnliche Stadt. Mit rund einer Million Einwohner im 1./2. Jahrhundert n. Chr. war ROM die mit Abstand größte Metropole, nicht nur im Römischen Reich, sondern weltweit vor der Epoche der Industrialisierung – eine kosmopolitische, multiethnische Stadt, in der Arm und Reich dicht nebeneinander lebten, eine überaus quirlige, chaotische und laute Stadt, die ihren Bewohnern – vor allem den ärmeren – mit einem überhitzten Wohnungsmarkt und hohen Lebenshaltungskosten das Leben nicht leicht machte. Auf der anderen Seite bot sie auch den kleinen Leuten nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch ein einmaliges, von vielen als überwältigend angesehenes Freizeitangebot: öffentliche Spiele, luxuriöse Thermen, spektakuläre Triumphzüge und eine Bautenpracht, die manchen Besuchern den Atem verschlug. Kein Zweifel, ROM war überaus sehenswert; den Augen wurde viel geboten. Gleichzeitig war das Leben in der Stadt gefährlich – weniger, weil Kriminelle die innere Sicherheit bedrohten, als wegen der ständigen Brände und des periodisch auftretenden Tiber-Hochwassers, das große Flächen der City überschwemmte und Häuser einstürzen ließ.

In dieser Anthologie werden unterschiedliche Ansichten der Stadt und Sichten auf die Stadt präsentiert. Wie wirkte Rom auf seine Bewohner, wie präsentierte es sich Besuchern, wie funktionierte die Stadt? Diese Fragen werden in ausgewählten Bereichen und unter verschiedenen Perspektiven mithilfe zeitgenössischer Stimmen beantwortet. Vollständigkeit ist dabei nicht angestrebt, wohl aber wird versucht, Bevölkerungsgruppen stärker zu berücksichtigen, die in vielen kulturgeschichtlichen Darstellungen eher am Rande stehen: Bettler und Kriminelle, Sportler und Spaziergänger, Migranten und Frauen, soweit sie in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten. Der urbane Raum und seine Menschen – diese Interdependenz steht im Vordergrund. Ein stimmiges, in sich geschlossenes Bild kann dabei nicht entstehen; zu verschieden sind die Einstellungen der Menschen, ihre Lebensumstände und Wahrnehmungen. Das antike Rom war eine Stadt der Kontraste; entsprechend heterogen sind die Stimmen der Zeitgenossen.

Bis auf wenige Ausnahmen werden nur literarische sowie einzelne inschriftliche Quellen herangezogen, die sich auf die Stadt Rom beziehen. Das „antike Rom“ des Titels meint also den stadtrömischen Raum, nicht die allgemeine Kulturgeschichte der römischen Zivilisation.

Christliche Autoren kommen zu Wort, das spätantike christliche Rom dagegen ist in die Darstellung nicht einbezogen. Das würde den vorgesehenen Rahmen sprengen.

Eine geschichtliche Rekonstruktion bedarf sozusagen der ordnenden Hand des Historikers. Er stellt Zusammenhänge her, prüft die Glaubwürdigkeit der Quellen und bezieht weiteres, bei unserem Thema vor allem archäologisches Material mit ein. Anthologien stellen, wenn man so will, lediglich Splitter zusammen, thematisch geordnete Fragmente; sie präsentieren einen vielstimmigen Chor ohne Dirigenten. Ihr Manko ist indes in gewisser Weise auch ein Vorzug: Die Stimmen sind „unzensiert“, authentisch – und sie werden nicht nur in der Übersetzung des Herausgebers, sondern sogar im lateinischen und griechischen Original präsentiert.

Das antike Rom

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