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ADONIS TOD

1.

Die Göttin sinkt in namenlosem Leide;

Den Jäger traf des Tieres wilde Wut;

Die Rose trinkend von des Jünglings Blut,

Glänzt ferner nicht im weissen Lilienkleide.

Das Abendrot der kurzen Liebesfreude

Blickt traurig aus der Blume dunklen Glut;

Adonis tot im Arm der Göttin ruht;

Das Schönste wird des kargen Hades Beute.

Verhasst ist ihr des langen Lebens Dauer,

Das Götterlos wird ihrer Seele Trauer,

Die sehnsuchtskrank den süssen Gatten sucht.

Und still erblühet heisser Tränen Frucht;

Den stummen Schmerz verkünden Anemonen,

Den ew’gen Wunsch im Schattenreich zu wohnen.

2.

Den Lilienleib des Purpurs dunkler Schleier

Dem irren Blick der Göttin halb entzieht;

Der Trauer Bild, die Anemone, blüht

So weiss als rot zur stillen Totenfeier.

Erloschen ist in ihm des Lebens Feuer,

Sein totes Aug’ die Blume nimmer sieht. —

Doch plötzlich schmilzt der Göttin Leid im Lied,

Die Klage tönt, die Seele fühlt sich freier.

Ein Kranker, der des Liedes Sinn empfunden,

Durch ihrer Töne Zauber soll gesunden. —

Der Andacht gerne Liebe sich vertraut.

Und glaubig einen Tempel er sich baut,

Auf dass er pflege in dem Heiligtume

Der Sehnsucht Kind, die süsse Wunderblume.

Melete

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