Читать книгу Der Chemoritter am Küchentisch - Katharina Weck - Страница 7

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Ein Krebs, der mich fast um den Verstand gebracht und paradoxerweise ruhig gemacht hat. Versöhnt mit all dem Schrecklichen der Welt, das plötzlich an unserem Tisch saß und wie selbstverständlich von unseren Speisen aß.

Denn egal, wie laut ich schrie und trampelte, es blieb.

So nahm ich all meinen Mut zusammen und sah dem Schrecklichen ins Gesicht, schaute ihm lang und tief in die Augen und wurde still, wollte verstehen, was es bei uns, in unserem Heim, in dem Körper unseres Sohnes will.

Und da sah ich es, all das Leid, ein Leid, das ich zuvor nicht gekannt habe. Ich erschrak, wollte zurückweichen, irritiert, angsterfüllt, doch ich hielt inne, da war noch etwas. Ich sah mich, wie ich mich ärgerte, über Wäscheberge, über die Kita, über das Wetter, über das Chaos im Haus, über eine Magen-Darm-Grippe im Urlaub, sah, wie ich mehr wollte, meinen Master abschließen, forschen, einen guten Job machen, ich sah mich überfordert, sah meine Unruhe und meine Unzufriedenheit.

Ich lehnte mich zurück und merkte, dass ich das alles gerade nicht spürte, dass ich frei war, frei von Alltagssorgen.

Ich verstand: Das war also das Schöne im Hässlichen, ich schaute mich um, sah die Sonne, hörte Vögel, nahm das Gras unter meinen Füßen wahr, ich roch das Moos, schmeckte den Tee auf meiner Zunge, merkte, wie er warm meine Kehle hinunterfloss, ich hörte die Jungs vor Freude kreischen, fühlte die warme Hand meines Mannes auf meiner Schulter, ich sah das Schöne, hier und jetzt und merkte, dass sich ein intensiver Moment der Zufriedenheit ausbreitete. Ich drehte mich um und sagte dem Schrecklichen, dass es bleiben darf, dass es anscheinend dazu gehört, aber nicht für immer!

Der Chemoritter am Küchentisch

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