Читать книгу Der Chemoritter am Küchentisch - Katharina Weck - Страница 8

Оглавление

Winter Anfang 2017

Der Nachtschreck

Ich reiße meine Augen auf, es ist mitten in der Nacht, mein Körper ist müde und schwer, da höre ich es wieder: Jemand schreit im Nebenzimmer. Ich brauche einige Sekunden, um klar zu werden, dann stürze ich in das Zimmer von Phileas, unserem fünfjährigen Sohn. Er sitzt aufrecht im Bett und schlägt um sich, er schreit, scheint gar nicht richtig da zu sein.

Ich versuche, beruhigend auf ihn einzureden und ihn in den Arm zu nehmen, vergebens, er schreit weiter, völlig außer sich, mit verschwitzten Haaren und geballten Fäusten schlägt er um sich. Verzweiflung breitet sich in mir aus, was ist nur mit ihm los? Warum kann ich ihn nicht beruhigen, ihn nicht halten?

Seit drei Wochen geht das schon so, immer wieder wird er nachts schreiend wach, flucht, schlägt blind um sich. Ich bleibe auf der Bettkante sitzen, er wird ruhiger, hält sich sein Knie, fängt an zu wimmern, sinkt dann erschöpft in sein Kissen, um im nächsten Moment einzuschlafen.

Ich versuche, ruhig zu atmen. Liegt es daran, dass ich seit Januar wieder arbeite? Ist das seine Art zu sagen: „Mama bleib zu Hause, ich mag nicht, wenn ich aufwache und du schon aus dem Haus bist!“? Oder ist es der „Nachtschreck“, „Pavor nocturnus“, von dem ich gelesen habe? Ein Phänomen, das auftritt, weil das kindliche Gehirn den Übergang vom Tief- in den Traumschlaf noch nicht gelernt hat; während der Körper des Kindes wach ist, schläft das Bewusstsein noch. Ja, wahrscheinlich ist es das und der Nachtschreck kommt bei unserem Sohn einfach besonders oft!

Ich gehe wieder rüber in mein Bett, es ist noch warm, mein Wecker ist auf 5.30 Uhr gestellt, ich sollte schlafen, kann es aber nicht. Mein Bauch meldet sich, er flüstert, hier stimmt etwas nicht.

Morgen habe ich ein wichtiges Hilfeplangespräch, die betroffene Pflegefamilie braucht eine wache Sozialpädagogin, ich muss schlafen, wälze mich hin und her, versuche mein Bauchgefühl zum Schweigen zu bringen. Mir geht ein Lied von Sefora Nelson durch den Kopf: „Lege deine Ängste nieder, die Gedanken in der Nacht, Frieden gebe ich dir wieder, Frieden hab´ ich dir gebracht.“1 Dann endlich schlafe ich ein.

Der Chemoritter am Küchentisch

Подняться наверх