Читать книгу Zarin Saltan - Katherina Ushachov - Страница 8
6. Anna
Оглавление»Alle am gleichen Tag?« Auch der Inhalt des zweiten knallpinken Briefumschlags war nicht gerade ermutigend für Anna. Im Gegenteil. Vorsichtig breitete sie die zartrosa Bögen vor ihren Freundinnen aus. Nachdem sie noch so tun konnte, als hätte sie die Bestätigung mit dem voraussichtlichen Sendezeitraum nie erhalten, konnte sie einen Brief mit dem konkreten Drehtermin und einem beigelegten Passierschein für ein Frankfurter Fernsehstudio schlecht ignorieren.
»Deine Einladung ist also auch ankommen?« Sabrina schaute ihr über die Schulter und versuchte, mitzulesen.
»Du könntest deine Mutter als Unterstützung auswählen. Oder eine andere Freundin von dir. Oder den Paul aus dem Übersetzungskurs …« Tanja biss sich auf die Unterlippe.
»Nein, ich … ich will meine Mutter da nicht mit reinziehen. Sie weiß noch nichts davon und ich habe keine Ahnung, wie ich ihr das erklären soll, wenn sie mich im Fernsehen sieht. Vielleicht mache ich mit ihr an dem Tag einen Ausflug, dann muss sie nie etwas davon erfahren.«
Konnte sie nicht eventuell doch noch einen Rückzieher machen? Wie schmerzhaft war es eigentlich, sich selbst ein Bein zu brechen? Und wie lange dauerte es, bis das wieder verheilt war?
»Dann müssen wir eben alle drei ohne Unterstützung rein. Wir schaffen das schon.« Sabrina lächelte aufmunternd.
»Wieso fragst eigentlich DU nicht einfach den Paul? Wenn Anna ihn schon nicht will?« Tanja knuffte Sabrina in die Seite.
»Und was, wenn Paul nicht möchte? Er will ganz sicher nicht als euer schwuler vermeintlich bester Freund im russischen Fernsehen herumgezeigt werden. Das bringt nur Ärger. Ihr wisst, wie Russland in der Hinsicht drauf ist. Und wir wissen nicht, ob er sich vor seiner Familie schon geoutet hat. Sowas tut man einfach nicht.« Anna verschränkte die Arme. »Also ich ziehe das alleine durch. Ihr könnt ja schauen, was ihr zwei macht.« Sie schnappte sich ihre Unterlagen und stand auf.
»Anna, warte.« Tanja erhob sich ebenfalls und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß, dass du gestresst bist. Und dass du eigentlich da nicht hin wolltest. Aber kannst du uns zuliebe mitspielen? Und uns die Sache nicht verderben? Bitte.«
Anna seufzte. »Na gut. Aber ich kann euch nicht dabei helfen, Unterstützer herauszusuchen. Das schafft ihr hoffentlich ohne mich, ich muss mich noch umziehen und duschen. Meine Schicht im Restaurant, ihr wisst schon.«
»Ich muss auch los.« Tanja seufzte. »Die Böden im Aldi schrubben sich nicht von alleine.«
»Blöde Böden.« Anna grinste wieder. »Dann können wir noch gemeinsam bis zur Haltestelle gehen.«
Sie verabschiedeten sich hastig von Sabrina.
Tanja hakte sich bei ihr unter und sie schritten flott zur Bushaltestelle bei der Universität. »Was bereitest du eigentlich für eine Überraschung vor? Ich glaube, ich mache Bauchtanz. In einer Statistik zur Sendung hat die Moderatorin mal gesagt, dass damit 80% der Bewerberinnen Erfolg hatten und ausgewählt wurden.«
Anna erstarrte. »Das hatte ich völlig vergessen.«
»Du hast nichts vorbereitet?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Dann musst du dir was einfallen lassen. Was kannst du denn besonders gut?«
»Ja, wenn ich das so genau wüsste.« Sie konnte weder besonders gut backen, noch selbst Kleidung nähen. Sie machte auch keinen besonderen Sport und war nicht wirklich künstlerisch tätig.
Was sollte sie tun? Es musste schon ein kleines Wunder geschehen, damit ihr rechtzeitig etwas einfiel. Oder eine gute Fee musste nachhelfen.