Читать книгу Ein Engel auf der Couch - Kathleen Christochowitz - Страница 4
Ab auf die Couch
ОглавлениеEndlich. Nach vier Wochen meldete sich Frau Hirte bei mir. Am Telefon besprachen wir unsere Arbeitsweise. Arbeiten hört sich gut für mich an. Es klingt eher nach einer Geschäftsbeziehung. Es scheint nicht so offensichtlich, dass ich die Bekloppte bin und sie die Psychotante. Die Rollen sind nicht allzu transparent. Wie ich dieses Wort hasse! Jetzt benutze ich es selber. Ein typischer Marketingsatz: Das müssen wir den Leuten transparent machen. Es ist der Lieblingssatz von meinem Chef.
Was soll ich Frau Hirte denn nur alles erzählen? So viel hatte ich nun auch nicht erlebt in meinem mickrigen, kleinen Leben. Vor allen Dingen geht es mir inzwischen wieder richtig gut. Eigentlich bräuchte ich doch gar nicht wirklich zu ihr hin, oder?
In der letzten Zeit passierte nämlich sehr viel. Ich besuchte ein spirituelles Selbsterfahrungsseminar in der Pampa von Mecklenburg-Vorpommern, in Berghausen am Schillersee. Was erwarte ich vom Leben? Das habe ich mich dort fünf Tage lang gefragt und was ich erlebte, sprengte alle meine Vorstellungen von der Realität. Ich habe gesehen, dass es noch viel mehr gibt, dass noch eine andere Welt, eine andere Bewusstseinsebene, existiert. Eine Welt, die für uns gar nicht mehr sichtbar ist, oder die wir bereits seit der Kindheit verdrängt haben. Wenn ich das Frau Hirte erzähle, sperrt sie mich doch gleich in die Klapse. Das kann ich ihr unmöglich mitteilen. Alles musste wieder so kompliziert sein. Mir fiel es schon schwer meinem Freund Aaron zu beichten und selbst der sah mich ungläubig und belächelnd an.
Aber egal, jetzt habe ich ich zum ersten Mal meine offizielle und von der Krankenkasse genehmigte Stunde bei ihr. Wer weiß, wie das überhaupt abläuft! Ich kannte niemanden aus meinem Bekannten- und Freundeskreis, der schon mal eine Psychoanlayse gemacht hat und den ich darüber hätte fragen können. Selbst wenn, wer erzählt schon darüber, dass er zum Seelenklempner geht. Das Thema ist noch immer nicht gesellschaftsfähig, auch wenn weit über die Hälfte der Deutschen unter psychischen Belastungen leiden. Es ist wie mit den Geschlechtskrankheiten. Jeder hat mindestens einmal eine in seinem Leben, aber keiner erzählt darüber.
Welche Sorgen mache ich mir überhaupt? Ich fühle mich, als hätte ich gleich eine Unterrichtsstunde vor mir, bei der ich etwas Neues lerne. Tja, vielleicht lerne ich mich ja neu kennen? Irgendwie spannend. Ich sollte aber lieber zusehen, endlich einen Parkplatz in der engen Flöterstraße zu finden, damit ich rechtzeitig zu meiner ersten Therapiestunde komme. Vielleicht nehme ich das nächste Mal lieber die Straßenbahn. Wenn ich hier vor jeder Stunde erst ewig einen Parkplatz suchen muss, werde ich irre.
Super, vor mir wird eine Lücke frei. Es sind nur circa fünfzehn Meter zu laufen bis zum Hauseingang von Frau Hirte. Ich parke rückwärts ein, was nicht unbedingt meine Stärke ist, zumal die Autos in den Gassen eng und dicht beieinander stehen. Wie war das noch in der Fahrschule? In drei Zügen rückwärts einparken? Erst in einer Höhe zum vorparkenden Auto stehen, dann Rückwärtsgang ein und zurückfahren. Lenken, lenken und noch mal nach vorne. Kann ich noch weiter vorfahren oder stoße ich an? Oh, das ging gut.
Leider hat das jetzt wieder keiner gesehen, wie toll ich das hingekriegt habe. Sitzt neben mir ein Beifahrer im Auto, stelle ich mich immer wie der erste Mensch an. Obwohl ich besser einparke als Aaron. Und das will was heißen! Er als Kfz-Ingenieur hat dabei mehr Schwierigkeiten als ich. Manchmal frage ich ihn sogar, ob ich das machen soll. Das wurmt ihn jedes Mal und er quittiert es mir mit einem bösen Blick.
Oh, es war gleich zehn nach drei! Was ist das überhaupt für eine krumme Zeit? Eine Therapiestunde dauert nur 50 Minuten. Ich mache mein Handy aus, damit mich keiner stört. Gut, dass ich nach dieser Stunde nicht mehr ins Büro gehe. In meinem Dienstkalender habe ich diese Zeit für einen »externen Termin« gebucht. Fragt ein Kollege nach, bin ich halt geschäftlich unterwegs. Punkt. Da sollen die mal was sagen. Ich arbeite im Moment sowieso nur 20 Stunden die Woche. Ein tolles Leben. Ich will gar nicht vierzig Stunden die Woche oder noch mehr arbeiten. Wozu?
Ich stehe wieder vor der großen, weißen Eichentür. Mein Atem muss sich noch beruhigen. Mit großen Schritten ging ich schnell zur Tür und war nun aus der Puste. Nach meinem Klingeln und einigen Sekunden Wartezeit schrillt der Türsummer. Ich stemme mich mit meinem Körper gegen die wuchtige Pforte. Mit einem Auge werfe ich einen Blick nach draußen auf die Straße. Ich will mich vergewissern, dass auch kein Bekannter von mir hier in der Nähe ist und sieht, in welche Haustür ich meinen Fuß hineinsetze. Das wär's ja noch! Ich gehe die Treppen hinauf, lockere dabei meinen Schal und öffne meine lange Herbstjacke. Wegen der Kälte bin ich dick eingepackt.
Frau Hirte öffnet mir die Tür, während ich noch fünf Stufen zu erklimmen habe. Ich versuche mich zu beeilen und konzentriere mich auf die Treppenabsätze, damit ich nicht stolpere.
»Hallo, Frau Schön!« Sie hält mir ihre Hand schon entgegen.
Ich ergreife sie hastig, nicke und sage etwas aufgeregt »Hallo, guten Tag«. Dabei ziehe ich meine Hand auch gleich wieder zurück, weil sie eiskalt ist und ich sie noch wärmen wollte. Das bleibt ihr wohl nicht unbemerkt.
»Ihre Hand ist ja eisig, scheint draußen wirklich frostig zu sein«, sagt Frau Hirte.
Ich bestätige das mit einem Nicken.
»Kommen Sie bitte gleich ins Zimmer, sobald Sie Ihre Jacke abgelegt haben.«
Ich ziehe sie aus und hänge alles auf einen Bügel, die Jacke und meinen langen schwarzen Schal. Eigentlich ist es eine Baumwoll-Stola, doch ich benutze sie als Schal. Ich hasse normale Wollschals, die kratzen immer so fürchterlich am Hals. So etwas machte mich wahnsinnig. Ich stehe in der Praxistür und sie sitzt bereits auf ihrem Stuhl.
»Setzen Sie sich bitte zuerst, damit wir einige organisatorische Dinge besprechen können.«
Mit ihrer Hand zeigt sie auf den Stuhl gegenüber, zu dem ich mich nun hinbewege. Ich versinke schon wieder so komisch in diesem Korbsessel. Kein Wunder, dass ich so angespannt bei unserem ersten Treffen aussah. Wer soll denn hier drin bitte schön auch bequem sitzen können, ohne einen Haltungsschaden zu kriegen? Das soll sie mir mal vormachen! Wenn ich versuche mich anzulehnen, dann liege ich fast lümmelhaft in dem Sessel und wenn ich mich bemühe gerade zu sitzen, sehe ich aus wie eine brave, beichtende Klosterschülerin. Ich versuche, ein Bein über das andere zu schlagen und merke, wie ich dabei den Halt verliere. Es ist zum Verzweifeln. Ich entscheide mich für das Sitzmodell »Klosterschülerin« und sitze ihr kerzengerade und ordentlich gegenüber.
»Bevor Sie sich auf die Couch legen, möchte ich Ihnen noch etwas zum Ablauf sagen.«
Ich nicke gespannt.
»Bei der Analysearbeit geht es nicht nur um das, was Sie täglich erleben und in die Stunde mit einbringen, sondern auch um das, was in Ihnen unterbewusst vorgeht, was sich in ihrem Unterbewusstsein manifestiert hat. Das bedeutet, dass Sie alles zur Sprache bringen können, was Ihnen in den Sinn kommt. Wie verrückt oder bedeutungslos es auch für Sie sein mag! Sie bekommen hier den Raum nur für sich. Sie können über alles reden und sich ausprobieren. Es gibt in diesem Zimmer keine Tabus. Es ist Ihre Stunde und Sie bestimmen das Thema. Sie allein entscheiden, worüber Sie reden wollen.« Sie sieht mich eindringlich und irgendwie auch verschwörerisch an.
»Und womit fangen wir an? Erst die Kindheit, Eltern, Geschwister und dann zum jetzigen Alltag? Wie kann ich mir das denn vorstellen? Wie sieht denn der Ablaufplan aus für diese Therapie?«, frage ich ehrgeizig.
»Es gibt keinen Ablaufplan«, sagt sie belustigt.
»Wie bitte?« Ich habe das wohl eben nicht verstanden.
»Es gibt keinen Plan für diese Stunden. Sie erzählen und ich höre zu.«
Wie bitte? Und das soll mir helfen? »Das verstehe ich nicht ganz. Sie befragen mich also, damit ich weiß, was ich erzählen soll?« Meine Gesichtsmimik wirft reichlich Fragefalten auf.
»Ich werde ab und zu sicher ein paar Fragen stellen, wenn ich etwas nicht genau verstehe. Doch eigentlich werde ich kaum etwas sagen. Sie werden reden. Ich höre nur zu. Es ist Ihre Stunde, Ihre Zeit. Die Zeit und die Therapiestunde gehören Ihnen ganz allein.«
»Sagen Sie mir dann, was ich machen soll?«
»Nein, natürlich nicht. Wieso sollte ich das? Kennen Sie das etwa so, dass Ihnen einer sagt, was Sie tun sollen?« Sie zückt gleich ihren Stift und schreibt sich etwas auf.
»Na ja, wie soll ich denn lernen, ohne Tipps oder Ratschläge zu kriegen? Ich muss doch wissen, was ich hier sagen soll, was Sie an Informationen benötigen. Hier muss es doch so was wie einen roten Faden geben für die Therapie. So etwas wie eine Zielstellung, keine Ahnung, wie ich das sonst bezeichnen soll. Einen Anfang, die Mitte und den Schluss«, sage ich mit den Händen gestikulierend.
Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Wie soll das denn funktionieren? Das scheint völlig planlos. Ich hätte gerne eine Bedienungsanleitung für das hier. Ich nehme dann auch gleich eine für mein ganzes Leben! Und das was Frau Hirte macht, kann man tatsächlich studieren? So einen Job hätte ich auch gerne. Die Leute legen sich hin, sollen irgendwas erzählen und sie hört einfach zu. Das gibt es doch nicht.
»Wie wär's, wenn Sie sich jetzt erst einmal auf die Couch legen und wir einfach anfangen. Ich habe das Gefühl, dass uns das ganze Theoretische nicht weiterbringt. Wir fangen einfach an. Was meinen Sie?«
»Ja, meinetwegen.«
»Gut, dann bitte.« Sie zeigt in Richtung rotes Sofa. »Die Couch gehört ganz Ihnen.«
Ich stehe gedanklich überfordert auf und zögere, bevor ich mich auf die Couch lege. »Soll ich meine Schuhe ausziehen?«
»Wie Sie wollen. Sie entscheiden«, kommt es nur von ihr zurück.
Ich entscheide sie anzulassen, dann kann ich schneller hinaus laufen, wenn mir das hier zu bunt wird. Ich dachte bisher immer, dass mit der roten Couch von Sigmund Freud war nur ein Witz, aber das hier ist kein Witz. Ich kann nämlich gar nicht darüber lachen.
Meine Güte! Elisa Schön liegt auf einer roten Couch bei einer Psychotante, das glaubt mir doch kein Mensch. Ich starre an die weiße und schlecht gespachtelte Decke und dann auf die gegenüberliegende weiße Bürotür. Nur drei Schritte und ich wäre draußen, könnte flink meine Jacke greifen und mich vom Acker machen. Über der Tür hängt eine tickende Uhr, die den gemütlichen Charme einer Bahnhofsuhr verströmt. Das macht mich wahnsinnig. Wie soll ich mich denn da konzentrieren? Tick, tack. Der Sekundenzeiger hetzt voran und die Stunde wird immer kürzer. Wir haben noch genau achtundzwanzig Minuten. Na super, wie soll ich mich unter diesem Zeitdruck entspannen? Ich atme tief durch. Das funktioniert deutlich besser als im Sitzen auf dem unbequemen Korbsessel.
Frau Hirte sagt gar nichts. Ich atme noch einmal durch. Meine Hände lege ich ineinander gefaltet auf meinen Bauch ab. Bestimmt sehe ich wie eine Tote im Sarg aus, aber ich weiß nicht, wo ich sonst mit ihnen hin soll. Neben meine Hüfte legen geht nicht, da fühle ich mich so ungeschützt, so nackig. Ich möchte mit meinen Händen meinen Bauch schützen. Keine Ahnung warum.
Was soll ich denn jetzt sagen? Nochmal durchatmen tut mir gut. Ich merke, wie mein Körper langsam in diese rote Couch einsinkt. Es ist schön hier zu liegen, ich könnte glatt einschlafen. Aber das geht ja nicht. Doch was ist, wenn hier wirklich mal einer einschläft? Weckt Frau Hirte den dann auf? Ob das schon mal vorgekommen ist? Vielleicht schläft sie ja selber nachher ein? Ich kann sie ja schließlich nicht sehen!
»Tja«, fange ich an, »ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.« Das ist doch wenigstens mal ehrlich.
»Was geht denn gerade in Ihrem Kopf vor?«, fragt Frau Hirte.
»Viele Sachen. Am meisten überlege ich, was ich jetzt sagen soll.«
»Ist diese Situation für Sie unbehaglich?«
»Ja, schon. Ich versuche mir gerade etwas aus dem Ärmel zu schütteln, was ich Ihnen erzählen kann.«
»Glauben Sie, dass Sie mich unterhalten müssen? Dass Sie etwas leisten müssen, um hier sein zu dürfen?«
Meine Stirn legt sich gleich in Falten. Ich verstehe nur Bahnhof und merke wie mir die anfängliche Lust auf die Psychosache vergeht. Das ist mir alles zu anstrengend! Zehn Minuten sind erst vergangen, seitdem ich hier liege. Es bleiben also immer noch achtzehn. Achtzehn geschlagene Minuten, die rumzukriegen sind. Meine Güte, wenn das jede Stunde so geht, dann prost Mahlzeit.
Frau Hirte meint: »Ich kann mir schon vorstellen, dass es eine komische und neue Situation für Sie ist. Wir müssen uns beide ja auch erst noch kennen lernen, uns annähern. Da kann ich Sie sehr gut verstehen. Ich bin eine völlig Fremde für Sie und da ist es doch verständlich, dass Sie abwarten.«
»Ja, das stimmt. Abgesehen davon, dass ich wirklich noch nie eine Therapiestunde hatte, geschweige denn auf einer Praxiscouch lag, dauert es bei mir immer ein bisschen länger, bis ich mit Leuten warm werde. Es braucht eine gewisse Zeit, bis ich etwas Persönliches von mir erzähle.«
»Das ist absolut okay«, erwidert sie nur.
»Im Grunde genommen weiß niemand, was wirklich in mir vorgeht. Niemand. Kein Mensch. Ich habe immer alles mit mir selbst ausgemacht. Die Ergebnisse teilte ich anderen zwar mit, aber was in mir ablief oder wie ich mich fühlte, nie. So etwas wie hier ist wirklich das erste Mal. Und selbst hier …«, ich stocke. Wenn ich ihr sage, dass ich selbst hier nicht alles erzählen will, schickt sie mich bestimmt weg, weil es dann keinen Sinn macht, mit mir zu arbeiten.
»Selbst hier müssen Sie erst gucken, was Sie zeigen dürfen und was nicht?«
Kann die gute Frau etwa Gedanken lesen? Meine Güte, das ist ja beängstigend..
»Ja«, sage ich deshalb nur. Denn es stimmt. Selbst hier bin ich mir nicht sicher, ob ich alles, wirklich alles, sagen kann. Ob sie es überhaupt versteht und verstehen würde. Ich habe Angst davor und ich kenne das Gefühl nur zu gut, verurteilt zu werden, nicht ernst genommen und belächelt, nicht gesehen und vergessen zu werden.
Und jetzt liege ich hier. Ich bin auf dieser Couch nicht zu übersehen. Und Frau Hirte ist nur wegen mir hier. Jedenfalls im Moment. Ich bin ihre Patientin, ihre Stunde, ihre Arbeit. Ihr Schäfchen. Ihr Schäfchen in der Herde der Bekloppten. Wieso kann ich nicht einfach sagen, was ich denke? Wieso nicht? Die Gedanken waren immer das einzige, was nur mir gehörte. Die habe ich immer nur für mich behalten. In meinen Gedanken war ich frei. Sie waren meine eigene kleine Welt, mein eigener Kosmos, zu dem kein anderer Zutritt besaß. Tolle Erkenntnis, Lieschen.
»Sie machen auch jetzt gerade wieder alles alleine mit sich ab, oder?«, fragt Frau Hirte leise.
Sie sitzt hinter mir und ich habe sie bei meiner Gedankenorgie fast vergessen. Nebenbei starre ich immer auf die laute Uhr. Noch zehn Minuten, dann ist die Stunde um. Eine schwere Geburt! Was soll ich denn jetzt noch erzählen, wenigstens für den Rest der Zeit?
Von meinem spirituellen Selbsterfahrungsseminar brauche ich wohl nichts mitteilen, dann kann ich sicher gleich gehen. Obwohl, wir hatten ja beide für diese Therapie unterschrieben, da dürfte sie mich auch nicht so ohne Weiteres vor die Tür setzen. Doch wenn sie wollte, würde sie bestimmt Gründe finden, diese Vereinbarung aufzuheben.
Himmel, woran ich jetzt schon wieder denke! Ich habe noch nicht mal richtig angefangen und mache mir schon Sorgen darüber, ob sie die Therapie mit mir abbrechen würde. Lieschen, deine Sorgen sollten mal andere haben. Ich komme mir wie ein kleines Mädchen vor, das nicht weiß, was es machen soll, von dem aber viel erwartet wird. Ich spüre es förmlich in der Luft, das ich etwas machen soll, nämlich Reden. Doch ich weiß nicht, worüber und das macht mich wütend. Ich bin wütend auf mich selbst. Ich fühle mich als Versagerin.
Schön, Frau Schön, wirklich schön. In der Agentur, in der ich früher in Frankfurt arbeitete, fanden die den Spruch immer witzig. Und dann haben sie über ihren, ach so tollen, Witz gelacht. Echt dämlich. Ich fand diesen geistigen Dünnpfiff überhaupt nicht lustig.
»Ich lese jetzt gerade noch mal Ihren Namen auf der Vereinbarung. Er ist ja schon außergewöhnlich. Hatten Sie damit eigentlich Schwierigkeiten als Kind oder vielleicht jetzt noch als Erwachsene?«, fragt Frau Hirte plötzlich.
Jetzt kommt die auch noch mit meinem Namen an. Komisch, gerade dachte ich daran und jetzt befragt sie mich dazu. Was geht denn hier vor? Langsam wird mir das unheimlich.
»Schon immer haben die Leute meinen Namen belächelt und Witze dazu gemacht. Das ist mir aber inzwischen ziemlich Wurst. Früher sagten die Jungs oft: Elisa Schön – schön, wenn's mal so wär«, sage ich zu ihr von der Couch.
»Oh, das tat bestimmt weh zu hören, oder?«
»Ach, das waren Idioten.«
»Fühlen Sie sich denn nicht schön?«
»Ich war eher immer schön unscheinbar. Ich bin keine Schönheit auf den ersten Blick, das war ich noch nie. Ich bin immer die, die erst beim zweiten Mal gesehen wird oder noch später«, sage ich frustriert.
»Und was ist das für ein Gefühl?«
»Hm.« Ich überlege kurz. »Daran habe ich mich längst gewöhnt. Ja, ich habe mich eigentlich mit der zweiten Reihe abgefunden. Es stört mich nicht mehr.«
»Also hat es Sie mal gestört?«
Herrje, was ist denn das wieder für eine haarspaltende Frage? Sie nimmt ja jedes Wort von mir auseinander.
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich«, entgegne ich. »Ich habe mir schon gewünscht, dass auch mich mal der tollste Junge der Schule anspricht und ansieht.«
Na super, jetzt fühle ich mich richtig elendig und wie eine Versagerin. Doch dafür kommt das Gespräch langsam in Gang. Ich merke, wie ich mental und körperlich hier ankomme. In meinem Gehirn rattert es wie in einem Computerlaufwerk. Meine Nervenzellen arbeiten angestrengt. Sie wissen gar nicht, in welchen Schubladen sie das jetzt alles abspeichern sollen.
»Wie war denn Ihre Teenagerzeit? Hatten Sie schon früh einen Freund?«
Warum soll ich denn jetzt über meine Teenie-Zeit reden?
»Ich war schon immer etwas pummelig aus. Das liegt daran, dass ich nicht so groß bin. Damit wurde ich auch oft aufgezogen. Meinen ersten richtigen Freund beziehungsweise mein erstes Mal hatte ich erst mit dreiundzwanzig Jahren. Ich war ein Spätzünder. Meine Eltern und mein Bruder haben mich früher Pummellieschen genannt. Lieschen haben ja sowieso alle zu mir gesagt. Pummellieschen kam auch nicht von ungefähr. Mein Vater ist Bäcker und wir haben in unserem Haus unten eine Bäckerei, da habe ich mich schon als Kind immer sehr gerne aufgehalten und genascht. Am liebsten Kekse und Streuselschnecken und dazu dann frische Milch getrunken. Das war das größte für mich. Zuerst hab ich den äußeren Rand der Streuselschnecke abgegessen und mir die Mitte, wo der meiste Zuckerguss war, bis zum Schluss aufgehoben«, fällt es mir amüsiert ein.
»Ah ja, das Beste also zum Schluss«, resümiert Frau Hirte.
»Ja, genau. Mit vollstem Genuss vertilgte ich dann die Zuckermitte.«
Das war wirklich lecker. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal eine Streuselschnecke gegessen hatte. Es war lange her. Jetzt verspüre ich großen Appetit darauf. Appetit auf eine Streuselschnecke. Ich weiß plötzlich, wohin ich nach dieser ersten Stunde gleich gehen werde, nämlich in die nächste Bäckerei. Zwei Straßen von hier befindet sich das Café Berta.
»Sie haben also noch einen Bruder?«
»Ja, der ist vier Jahre jünger als ich. Er heißt Heinrich, aber wir sagen alle Heini zu ihm.«
Sie lacht auf. »Das ist ja ein niedlicher Name. Was macht er beruflich? Ist er vielleicht Bäcker geworden wie Ihr Vater?«
»Oh nein. Vater hätte es schon gerne gesehen und Heini hatte auch mit einer Bäckerlehre angefangen. Aber das frühe Aufstehen war dann nichts für ihn. Er kommt mit seinem Leben irgendwie nicht so richtig in Gang. Hat verschiedene Ausbildungen angefangen, mal hier und mal dort gearbeitet, aber es war alles noch nicht das richtige für ihn. Derzeit studiert er BWL an der Universität in Rostock. Mal sehen, wie lange«, zucke ich mit den Schultern. Ob sie diese Geste überhaupt sieht?
»Das hört sich ja so an, als wüssten Sie alle, dass er das Studium auch wieder abbricht.«
»So ist Heini halt. Wenn er keine Lust mehr hat, hört er einfach auf und macht wieder etwas anderes.« Ich muss lächeln, als ich an ihn denke.
»Und Sie?«
»Was meinen Sie?«
»Hören Sie auch einfach auf, wenn Sie keine Lust mehr haben?«, fragt Frau Hirte.
»Ich überhaupt nicht. Ich habe bisher immer alles durchgezogen und absolviert, was es so gab. Wenn es bei mir nach dem Lustprinzip gegangen wäre, wäre ich schon nach der dritten Klasse abgegangen.«
»Wieso das?«
»Ich wollte und bin auch nur in die Schule gegangen, um lesen und schreiben zu lernen. Der Rest war mir total egal und hat mich auch gar nicht interessiert.«
»Wieso wollten Sie lesen und schreiben lernen?«
»Damit ich endlich die Bücher selbst lesen konnte. Das war der einzige Grund. Meine Mutter hat mir früher immer ganz viel vorgelesen und ich fand das so toll und habe so viele Bücher gehabt, dass ich die alle selber lesen wollte. Als Kind hatte ich sehr viel Fantasie und stellte mir vor, selbst mal Bücher zu schreiben«, sagte ich. Ich sah mich gerade bei meinen Eltern im Bett liegen. Immer wenn ich krank war, durfte ich tagsüber in ihrem großen Ehebett liegen und dann hat mir meine Mutter immer ganz viele Geschichten vorgelesen. Das war schön. Ich war meistens sehr gerne krank.
»Mein Lieblingsbuch als Kind war übrigens Der kleine Angsthase. Kennen Sie das Buch?«, frage ich Frau Hirte.
»Ja, ich habe auf jeden Fall davon gehört, doch ich kann mich nicht mehr ganz an den Inhalt erinnern.«
Ich glaube, ich werde das Buch bei Gelegenheit mal wieder in die Hand nehmen.
»Also, da ist ein kleiner Hase, der bei seiner Oma lebt. Die Oma sagt immer zu ihm: Pass auf, geh nicht auf die Straße, geh nicht hier hin oder dort hin, denn dir könnte ja so viel passieren. Also hatte der kleine Hase immer und ständig Angst, deshalb nennen ihn alle den Angsthasen. Der kleine Angsthase ist natürlich sehr traurig darüber, weil er auch gerne mit den anderen Kindern spielen möchte, doch er ist immer allein und spielt für sich oder mit dem kleinen Uli. Eines Tages sieht er, wie der Uli von einem Fuchs, der ins Dorf kommt, angegriffen wird. Der kleine Angsthase läuft zu ihm hin, packt den Fuchs am Schwanz und vertreibt ihn. Einfach so. Von diesem Tag an sagte nie wieder jemand Angsthase zu ihm. Alle haben ihn dann gefragt, wie er das gemacht hat, weil er doch immer so ängstlich ist. Und er hat einfach nur geantwortet, dass er gar keine Zeit hatte, an seine Angst zu denken, sondern nur daran dachte, dem kleinen Ulli zu helfen. Ja, er hat sogar einen Orden für seinen Mut vom Bürgermeister überreicht bekommen.«
Das war die Geschichte. Ich kannte sie als Kind auswendig. Meine Mutter hatte eine Seite in dem Buch aufgeschlagen und ich gab Wort für Wort den Text wieder, ohne wirklich lesen zu können.
»Das ist eine sehr schöne Geschichte«, meint Frau Hirte. »Ja, wirklich.«
»Um nochmal auf das andere Thema zurückzukommen«, will ich ergänzen, »ich habe immer alles ordnungsgemäß beendet. Nach der Schule ging ich aufs Gymnasium und machte Abitur. Dann absolvierte ich eine Ausbildung, anschließend ging ich studieren und machte einen Hochschulabschluss. Nach der Uni ging ich direkt nach Frankfurt am Main und arbeitete in einer großen Werbeagentur.«
Ich machte alles, was ich machen sollte oder besser gesagt, was ich dachte, dass ich machen müsse, damit aus mir was wird. Damit ich ein anerkannter Mensch, ein anerkanntes Mitglied der Gesellschaft werde.
»Das hört sich sehr zielgerichtet an. Der Weg ist klar. Sie scheinen mit dem Lernen keine Schwierigkeiten gehabt zu haben«, so die Meinung von Frau Hirte.
»Doch, ich habe alle logischen Fächer sehr schwer begriffen. Ich musste dafür viel lernen, ich war super fleißig. Meine ganzen Zensuren oder Abschlüsse beruhen nur auf Fleiß. Und dabei war ich noch nicht mal ehrgeizig, echt nicht. Ich war nur fleißig, mehr nicht. Ich musste immer mehr für das Gymnasium und für die Uni tun als andere«, ich sage es so, als sei das ein Skandal.
»Dann alle Achtung. Das ist sehr diszipliniert und zeugt von Durchhaltevermögen«, sagt sie doch glatt.
Das ich nicht lache. Für mich habe ich das bestimmt nicht gemacht. Für meine Eltern? Oder doch für mich, weil ich am Ende selbst glaubte, dass nur Bildung mich weiterbringen würde? Bildung ist das A und O, dieser Satz wird ja nun wirklich Jedem jeden Tag eingehämmert. Doch was nützt einem die Bildung, wenn man dabei selbst auf der Strecke bleibt?
Irgendwie werde ich ärgerlich. Ich denke an den kleinen Angsthasen und an meine geliebte Streuselschnecke zurück. Da war die Welt noch in Ordnung, da habe ich sie noch verstanden mit meinem kleinen Kindergehirn. Jetzt musste ich auf die Couch, um meine Welt wieder zu ordnen, um mich und meinen Werdegang zu verstehen. Ich will auch einen Orden für Mut bekommen! Doch, was hatte ich schon Mutiges getan? Nichts.
Mein Leben fühlt sich wie eine Kassette an, die ich jetzt zurückspule, um sie noch mal von Anfang an zu hören. In Wirklichkeit gibt es nicht mal mehr Kassetten, sondern nur noch digitale CDs, MP3s und weiß der Geier was noch. Wo waren die Kassetten geblieben?
»Ja, die Zeit ist zu Ende. Wir sehen uns bald wieder«, sagt Frau Hirte.
Ausgerechnet jetzt? Ich befinde mich mitten im Rede- und Denkfluss und von ihr kommt nur der Satz, dass die Zeit um ist? Jetzt darf ich mich wieder anziehen und gehen. Und das Geld auf den Tisch legen und sagen, danke fürs Zuhören?
Es ist beschämendes Gefühl, jetzt einfach aufzustehen und zu gehen, nachdem ich mich gerade »geöffnet« habe. In mir wirken die Kindheits- und Jugenderinnerungen nach. Ich rieche den Duft in der Bäckerei meines Vaters. Ich sehnte mich wie verrückt nach einer Streuselschnecke. Und jetzt soll ich aus der Vergangenheit wieder auftauchen? Puh, das ist nicht so einfach. Ich schnelle von der Couch hoch, denn ich will Frau Hirtes Zeit nicht weiter beanspruchen. Irgendwie fühle ich mich wie bestellt und nicht abgeholt.
»Auf Wiedersehen«, sagt Frau Hirte. Sie schaut mich warmherzig an und lächelt. Ich drücke schnell ihre Hand und halte in der anderen meine überdimensional große Handtasche, ein Mitbringsel aus dem letzten Urlaub in Italien.
»Ja, Tschüss!« Ich bin noch völlig neben der Spur.
Hinter mir schließe ich die Tür zu und sehe, dass bereits eine andere junge Frau im Vorraum wartet. Sie ist sicher die nächste Patientin. Die nächste, die sich auf die Couch legt. Was die wohl für Probleme hat? Sie sieht extrem dünn aus. Wahrscheinlich Magersucht oder Bulimie, vermute ich mal. Auf jeden Fall verbreitet sie einen gewaltigen Knoblauchgeruch, der vorher noch nicht da war. Bin ich froh, dass ich jetzt keine Stunde mit der und ihrem Geruch verbringen muss.
Ich bleibe dabei und gehe ins Café Berta, um mir etwas Gutes zu tun. Gedankenverloren laufe ich den Gehweg entlang und torkle irgendwie. Komisch, ich bin völlig aus dem Konzept. Zum Glück habe ich jetzt frei und muss nicht ins Büro zurück. Im Café Berta sitzen etliche Leute, trinken Kaffee und unterhalten sich. Ich hätte jetzt auch Appetit auf einen Milchkaffee, doch ich will mich nicht alleine an einen Tisch setzen. Das kann ich irgendwie nicht. Ich hab noch nie irgendwo ohne Begleitung gesessen und Kaffee getrunken. Wenn ich mal allein in einem Café saß, dann nur für kurze Zeit, weil ich auf jemanden wartete. Aber mich einfach so allein an einen Tisch hinzusetzen, das traue ich mich nicht. Ich finde, dass sieht bescheuert aus. So einsam und verlassen, so bemitleidenswert. Und dann gucken einen vielleicht noch alle an. Danke, nein. Das muss ich nicht haben.
Ich stehe vorne an der Verkaufsvitrine und mustere die Kuchenangebote. Die Streuselschnecken gefallen mir nicht besonders. Sie sehen anders aus als die, die ich kenne. Anders als die, die mein Vater immer machte. Die hier scheinen sehr trocken zu sein und mit Zuckerguss haben sie auch reichlich gespart. Mit den harten Dingern könnte man Frisbee spielen oder Scheiben einschlagen. Aber essen? Nein danke. Ich will dich keine kaufen. Entweder kriege ich die aus meiner Kindheit oder keine. Die Verkäuferin zuckt mit den Schultern, als ich mich umdrehe und gehe. Tja, da werde ich wohl doch mal wieder nach Hause in die Bäckerei meines Vaters fahren müssen, um Kindheitserinnerungen aufzufrischen. Wenigstens geschmackstechnisch.
Ich gehe zu meinem Auto und lenke mich aus der engen Parklücke heraus. Sofort fange ich an zu schwitzen und zu fluchen, weil mein alter Polo keine Servolenkung besitzt. Aber ich will nicht meckern, das Auto hat inzwischen etliche Jahre auf dem Buckel und mich bisher überall hingebracht. Nach Wuppertal, nach Frankfurt am Main und sonst wo hin. Die Karre hat viel von Deutschland gesehen und jetzt sind wir beide wieder zu Hause. Weil wir beide schwächelten. Hier an der Küste gefällt's uns doch am besten, oder? Wir zwei von der Waterkant.
Ich mache mein Handy wieder an. Es piept los. Aaron schrieb mir eine Nachricht: Wie war Deine Stunde bei Frau Hirte? Habt Ihr auch über mich gesprochen? Liebe Grüße, Aaron. Na, der hat Nerven! Wieso sollten wir über ihn sprechen? Es geht um mich und nicht um ihn. Was der sich einbildet! Ich habe jetzt keine Lust ihn anzurufen. Doch es klingelt bereits in meiner Hand. Als rationaler Zahlenmensch weiß er natürlich, dass der Termin längst zu Ende war. Ich halte den Hörer mit der rechten Hand ans Ohr.
»Hallo Lieschen, wie war's?«, fragt Aaron gespannt.
Ich ärgere mich, dass er Lieschen zu mir sagt, wo er doch weiß, dass ich von ihm Elisa genannt werden will.
»Es war ganz okay. Ich kann noch gar nicht viel sagen, ich muss das alles sacken lassen«, antworte ich.
»Worüber habt Ihr denn gesprochen?«
»Ach, über dies und das.« Ich halte meine Antwort bewusst vage.
»Hast Du auch von mir erzählt?«
»Nein, überhaupt nicht. Wir hatten irgendwie kein richtiges Thema, ich kann das schlecht beschreiben. Auf jeden Fall habe ich ein bisschen was über meine Kindheit erzählt.«
»Und was?«, fragt er neugierig nach.
»Dass ich so gerne das Buch vom kleinen Angsthasen gelesen und so gerne Streuselschnecken gegessen habe.«
»Ah ja, und deshalb musst Du jetzt eine Therapie machen?«, er lacht darüber. »Das kannst Du mir auch alles erzählen, dafür musst du nicht zu Frau Hirte gehen. Worüber sprecht ihr beim nächsten Mal?«
»Ich weiß es nicht, mal schauen.«
»Hat Sie nichts gesagt? Sie muss doch ein Konzept haben für die Therapie!«
Aaron kann das auch nicht verstehen. Er braucht auch für alles eine Gebrauchsanweisung, einen Leitfaden. Ich habe jetzt keine Lust mit ihm darüber zu sprechen. Außerdem sitze ich im Auto und will endlich losfahren.
»Lass uns heute Abend telefonieren«, bitte ich nur.
»Okay, dann bis später.« Er legt auf.
Ich bin genervt und fühlte mich von ihm überwacht. Wir telefonieren doch sowieso jeden Abend Punkt neun Uhr, da müssen wir doch nicht noch zehnmal während des Tages miteinander sprechen. Früher, am Anfang unserer Beziehung, fand ich das noch ganz spannend. Doch mittlerweile nicht mehr. Das wirkt so kontrollierend. Sobald ich ihm das sage, reagiert er eingeschnappt und fragt, ob ich ihn nicht mehr liebe und nicht mehr an meinem Leben teilhaben lassen will. Eine Fernbeziehung ist wirklich nicht einfach. Zumal Aaron auch drängelt, dass ich zu ihm nach Darmstadt ziehe. Doch ich will unbedingt noch die Therapie bei Frau Hirte machen. Das versteht er nicht.
»In Darmstadt kannst Du auch eine Therapie machen, dafür musst Du nicht in Rostock bleiben«, hielt er mir vor kurzem vor.
»Ich will Zeit für mich haben, weil es auch um mich geht«, entgegnete ich daraufhin.
Er akzeptiert es zwar, doch irgendwie scheint er trotzdem nicht begeistert von der Therapie. Und ich will nicht in einen Ort ziehen, der Darm-Stadt heißt.