Читать книгу In ihrer Hand - Kathleen Lawless - Страница 7

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Zweites Kapitel

Wohin hatte ihn sein Ungestüm diesmal verschlagen, fragte sich Bridge. Mit Sicherheit ließ sich sagen, dass die Kutschfahrt mit verbundenen Augen appetitanregendes Futter für seine rege Vorstellungsgabe abgegeben und ihn in seinen Erwartungen an die bevorstehende Woche bestärkt hatte. Doch die lebhafte Frau, die sich bei der Versteigerung seiner Dienste versichert hatte, hatte sich seiner nun entledigt und ihn der Gesellschaft dieser groß gewachsenen, unterkühlten Eisprinzessin überlassen. Alles an der Frau vor ihm schien von einem Frosthauch überzogen, von ihren silberblauen Augen bis zu ihrem Haar, dessen helles Blond silbrig wirkte. Sie trug es streng aus ihrem miniaturhaft vollkommenen Antlitz gebürstet, sodass nicht ein Haar mehr fehl am Platz war. Für den Augenblick. Bridge lächelte in sich hinein. Sie aufzuwärmen könnte sich als gelungener Spaß erweisen. Seiner beträchtlichen Erfahrung nach hatten jene Frauen, die sich äußerlich eisig gaben, gern die feurigsten Herzen.

«Wo sind wir genau?» Bildete er es sich ein, oder ließ sein forscher Blick sie leicht erröten?

«Solche Belanglosigkeiten dürften Sie schwerlich kümmern», entgegnete sie hochmütig.

«Ich meinte diesen Raum mit seiner höchst eigenwilligen Ausstattung. Ich darf zuversichtlich sein, dass er mir für die nächste Woche als Wohnstatt dient?»

Sie biss sich auf die Unterlippe, bevor sie mit ruckartigem Nicken zustimmte.

Er streckte die Arme zur Decke. Ebenso gut konnte er sich gleich wie zu Hause fühlen. «Ich werde ein heißes Bad brauchen. Es war eine verteufelt lange Kutschfahrt hierher.» Sie schmunzelte, und er rätselte, was sie an seinen Worten so belustigend fand.

«Um das Bad werde ich mich später kümmern», sagte sie. «Erst einmal müssen Sie sich ihren Unterhalt verdienen. Würden Sie sich bitte entkleiden.»

Schon viel besser. Bridge schüttelte sein Jackett ab und wandte sich den Perlknöpfen an seiner Hemdbrust zu. Er sah nirgends ein Bett. Das an eine Seite geschobene Sofa würde zweifellos taugen. Falls es die Dame nicht im Stehen wünschte. Oder über einen Tisch gebeugt. Oder …

Während er seine Hose öffnete, leckte er sich die Lippen beim Gedanken an die unbegrenzten Möglichkeiten, die von dieser ausgefallenen Umgebung eröffnet wurden. In der Tat. Dieses Abenteuer könnte noch sehr nach seinem Geschmack ausfallen.

Während er sein Hemd ablegte, starrte sie ihn scheinbar hingerissen an. Zweifellos trug sie die Bürde eines unaufmerksamen Gatten, der andernorts seine Ziele verfolgte. Desgleichen andere Frauen. Bridge setzte sich, um seine Stiefel und Socken auszuziehen, hielt inne, lehnte sich auf dem Sofa zurück und streckte ihr einen bestiefelten Fuß entgegen.

«Manchmal helfen die Frauen gern mit.»

«Sie scheinen mir ungeheuer fähig zu sein.»

«In vielerlei Hinsicht, wie Sie noch herausfinden werden», erwiderte Bridge. «Soll ich das Kaminfeuer anzünden?»

«Später vielleicht.» Während sie sprach, ging sie vor ihm auf und ab und betrachtete ihn aus unterschiedlichen Blickwinkeln, mit leuchtenden Augen und Wangen, die vor lauter Erregung oder Erwartung oder vielleicht beidem gerötet waren. Bewegtheit verlieh ihren Zügen eine außergewöhnliche Schönheit.

«Es ehrt mich, dass Sie mich allein schon für imstande halten, Sie zu wärmen. Dennoch behagt mir das Erlebnis eines Ficks vor knisterndem Feuer. Ihnen nicht?»

Sie blieb wie angewurzelt stehen und richtete sich kerzengerade auf. «Sie haben eindeutig einen falschen Eindruck von der Dienstleistung, der ich bedarf.»

Den Satz hatte er doch schon mal gehört? Wenn man’s genau bedenkt: Was hatte er nicht schon gehört?

«Das Sofa muss näher am Fenster stehen. So herum.» Sie verdeutlichte ihre Wünsche mit einem anmutigen Schwenk ihrer Hände.

«Hose dabei an oder aus?», erkundigte sich Bridge.

«Ganz nach Ihnen.»

Also aus. Hurtig fügte Bridge seine Hose dem säuberlichen Haufen seiner abgelegten Kleider hinzu und war sich dabei bewusst, auch ohne den letzten modischen Schrei am Leib eine fesche Erscheinung abzugeben. Doch während er das Sofa wie angewiesen umstellte, ärgerte ihn, dass sie offenbar kaum Notiz davon genommen hatte. Vielmehr machte sie am anderen Ende des Raums irgendwelches Aufhebens um mehrere Tuchbahnen. Er ließ sich auf dem Sofa nieder, um abzuwarten.

Einen Ballen bordeauxroten Samt im Arm drehte sie sich um, starrte zu ihm herüber und gab beim Anblick seiner schmückenden Ausbreitung auf dem Möbel einen überraschten Ausruf von sich.

Sein Schwanz sprach wie stets darauf an, wenn eine schöne Frau im Zimmer war. «Na also. Ist es so nach Ihren Wünschen? »

«Es ist zumindest ein Anfang», sagte Fallon und schien sich wieder zu fangen. «Bitte erheben Sie sich für einen Augenblick. Ich möchte diesen Stoff unter Sie legen.»

Und ich dich unter mich. Bridge stand auf und sah zu, wie sie das Tuch drapierte, es an manchen Stellen feststeckte und glättete, an anderen raffte. Wozu trieb sie diesen Aufwand, wo beide doch im Begriff standen, den Stoff zu zerwühlen? Schließlich schien sie zufrieden zu sein und richtete sich auf.

«Das dürfte genügen.» Wieder ein anmutiger Wink mit der Hand. «Genau so, wie Sie eben waren.»

«Da werde ich wohl ein wenig Hilfe brauchen», sagte Bridge, als er seine Pose wieder einnahm. Denn sein Schwanz war mangels Zuwendung schlapp geworden. «Warum kommen Sie nicht herüber und machen mich hart?»

«Schlaff sind Sie mir eigentlich fürs Erste lieber.»

«Ich kann nicht versprechen, dass ich lange so bleibe», frohlockte Bridge. Er hielt Wort, denn sein Glied regte sich in derselben Sekunde, in der sie sich näherte. Er konnte ihre Hitze riechen, ihre feuchte Haut, ihren Duft. Vor allem aber ihre Erregung, jenen immergleichen Geruch einer Frau, die von der Leidenschaft ergriffen wurde.

«Eine von uns beiden trägt entschieden zu viele Kleidungsstücke», murmelte er. Als sie sich vorbeugte, langte er nach ihr und versuchte, sie auf sich hinunterzuziehen.

«Keinen Mucks», schnauzte sie und schlug seine Hand heftig aus dem Weg. «Wagen Sie es nicht, auch nur einen Muskel zu regen, ehe ich es Ihnen erlaube.»

«So läuft das also?»

Sie harkte mit den Fingern durch sein Haar, und das Gefühl ihrer Nägel auf seiner Kopfhaut steigerte seine Erregung. Ein, zwei Male war er gefesselt und geschändet, doch nie zuvor gezwungen worden, für längere Zeit eine Pose beizubehalten. «Wie lange soll ich so sitzen bleiben?»

«So lange es eben dauert», gab sie zurück. «Wenn Sie jetzt so nett wären, das Reden einzustellen, damit ich mich sammeln kann.» Zu seinem ungläubigen Erstaunen langte sie nach einem Block weißen Papiers und einem klobig anmutenden Stück Zeichenkohle und begann, ihn zu skizzieren.

Wahrhaftig, er war ein Prachtstück der männlichen Gattung. Oberflächlich gebändigt, doch offensichtlich innerlich noch halb wild. Ungezähmt und unzähmbar unter dem dünnen Firnis zivilisierten Verhaltens. Fallons Hand bewegte sich ohne Zaudern, während sie Bogen auf Bogen ausfüllte, bis diese kreuz und quer den Fußboden bedeckten. Nie zuvor hatte sie menschliche Umrisse gezeichnet, sich bisher mit Stillleben und Landschaften beschieden. Und was sie dabei versäumt hatte! Eine lebendige, atmende Gestalt mit ihren Form gebenden Muskeln und Sehnen, mit Licht und Schatten, Haut und Haaren.

Ihr fiel der Streit ein, den die Künstler William Rimmer und William Moris Hunt ausgelöst hatten. Sie boten Kurse für Frauen an, die auch Aktzeichnen einschlossen. Gerüchten zufolge wurden die Frauen ebenso offen getadelt und gelobt wie jeder männliche Schüler, und sie fragte sich, was man wohl dabei empfand. Für sich hatte sie die Sicherheit gewählt. Stillleben und Landschaften und niemand, der ihre Arbeit in Frage stellen konnte außer Fallon selbst.

Bis jetzt. Und dazu der Pulsschlag deftiger, ursprünglicher Kraft, der in ihr emporwallte. Als wäre sie zu keinem andern Zweck geboren, als Gelegenheit zu haben, das Abbild dieses Mannes vor sich einzufangen. In ihren Adern sang und tanzte das Blut. Noch nie hatte sie sich so beseelt, in solchem Fluss mit ihren Leidenschaften gefühlt.

Fallon zeichnete unermüdlich, bis ihre Hand auf einmal verkrampfte. Sie scherte sich nicht darum und drängte voran, ungestüme Hast in ihren Bewegungen. Das Licht veränderte sich. Ihr Auge sah, aber die Hand verweigerte sich ihrem Willen, und die Kohle rutschte ihr aus den Fingern und landete zu ihren Füßen. Widerwillig legte sie den Zeichenblock beiseite. Nun war sie eingeübt. Morgen würde sie ihre Farben in Angriff nehmen.

«Kann ich mich jetzt bewegen?»

«Natürlich. Ich bin untröstlich.» Fallon dehnte die Finger, um sie wieder zu durchbluten, und verspürte umgehend Reue. Wenn sie schon einen Krampf in der Hand hatte, wie musste es dann erst ihrem Modell gehen?

«Ich fürchte, ich werde etwas Hilfe brauchen.» Er schnitt beim Sprechen eine Grimasse.

«Ich bitte um Entschuldigung. Ich fürchte, ich war allzu lange nicht so konzentriert bei der Sache.» Mit mehreren weit ausholenden Schritten war sie an seiner Seite, ergriff seinen Arm und fing an, sanft die Muskeln zu kneten, die sich vom Unterarm über Ellbogen und Oberarm zur Schulter hin erstreckten. Sie spürte die Kraft, die unter ihrer Berührung schlummerte.

«So besser?», fragte sie besorgt. Wenn sie ihn nun zu hart in die Pflicht genommen hatte und er morgen außerstande wäre, für sie Akt zu sitzen?

«Ein wenig.» Er kämpfte sich aus seiner halb liegenden Stellung in den aufrechten Sitz. Fallon wollte ihm helfen und zog an seinem Arm, wurde von einem spielerischen Gegenzug überrumpelt und strauchelte in seinen Schoß.

«Gut so. Nun bin ich dran, Sie in Pose zu setzen.» Er legte eine feuchte Haarsträhne zurecht, die sich nahe ihrer Stirn kräuselte. «Sie duften köstlich.» Seinen Worten, die in ihren Ohren einen leichten Widerhall hinterließen, folgte die feuchte Wärme seines geöffneten Mundes auf der empfindsamen Haut gleich unterhalb ihres Ohrläppchens.

Sein anderer Arm ruhte behaglich auf der Körpermitte nahe ihren Brüsten, die auf höchst verstörende Weise zu kribbeln begonnen hatten. Unter sich spürte sie selbst durch die sittsamen Falten ihres Brokatkleids und mehrere Lagen Futter eine männliche Regung.

Ihr Unterleib gab auf gänzlich unmissverständliche und bestürzende Weise Antwort. Hitze durchwallte sie, gefolgt von einem feuchten Tröpfeln aus ihrer aufgeheizten weiblichen Mitte.

Er fuhr fort, ihren Hals in Küssen zu baden, suchte nach der empfänglichen Kuhle zwischen Schultern und Nacken und folgte ihr zum empfindsamen Genick, während sich ein Finger unter den züchtigen Ausschnitt ihres Kleids grub. Zugleich suchte sich die andere Hand einen Weg nach oben, und kräftige, befähigte Finger rieben die verhärteten Knötchen ihrer Brustwarzen. Sie keuchte leise vor Erleichterung.

Nie zuvor war es ihr erschienen, als seien ihre Brustwarzen unmittelbar mit ihrem Allergeheimsten verbunden, und doch durchlief ein Hitzeschub ihren ganzen Körper, während ein Nässeschwall aus der Quelle des Weiblichen hervordrang.

«Ich wusste, du würdest ein heißes kleines Ding sein – so viel schmorende Hitze, und kaum vom kühlen Glanz übertüncht. »

Fallon wurde vor Scham noch röter. Wie konnte er um die Phantasien wissen, die in ihre Träume wie auch wachen Stunden vordrangen? Die Bilder von entkleideten, ineinander verschlungenen Gliedmaßen. Die von Lustschweiß nassen Leiber. Ein Stöhnen und Aufschreien und … Fleischliche Freuden, die sie nie kennen lernen würde. Doch sie sich ausmalen, das tat sie nach bestem, wenn auch beschränktem Wissen. Wie hatte Bridge binnen weniger Minuten ihr Geheimnis aufdecken können?

Ihr Versuch, sich loszureißen, fruchtete nur darin, das Feuer heftiger zu entfachen. Während sie sich in seinem Schoß wand, spürte sie, wie sein Schwanz durch jede noch so geringfügige Bewegung härter und länger geriet, und ihr Körper sprach mit feuchtem Schmelz darauf an.

«Tu nicht so, als wärst du nicht nass», sagte er. «Ich kann’s fühlen.» Beim Sprechen kniff er leicht in eine Brustwarze, und Fallon hörte sich wimmern. Sie wollte, brauchte mehr.

«Mach die Beine breit. So ist’s recht.» Ungeduldig schob er ihr Kleid aus dem Weg. Sie spürte die kühle Zimmerluft auf der überhitzten Haut ihrer Schenkelinnenseiten. Durch den feuchten Schlüpfer hindurch lotete er ihren Schlitz aus, und wissende Finger neckten das glutheiße Fleisch.

«Bitte», hauchte Fallon seufzend. «Es ist nicht richtig.»

«Gib mir eine Sekunde», sagte Bridge heiser. «Ich werd’s dir recht machen, versprochen.» Während er sprach, ließ er einen Finger unter ihren spitzenbesetzten Schlüpfer gleiten. Welch Gegensatz in der Begegnung seiner schwieligen Fingerkuppe mit ihrem weichen Fleisch lag. Seiner kühlen Haut und ihrer Hitze. Seinem trockenen, nun von ihren Säften feuchten Finger. Unfehlbar treffsicher teilte er die Tränen vergießenden, schmollenden Lippen. Fallon seufzte vor Lust. Hatte sich irgendetwas je so wunderbar angefühlt wie der Druck seiner Finger? Jetzt zwei, jetzt drei, neckend, quälend, marternd …

Als eine Fingerspitze ihre Klitoris streifte, schrie Fallon auf und krümmte das Rückgrat, da die segensreiche Erlösung wie eine Welle über sie hereinbrach, ihre Glieder überschwemmte und sie schlaff in Bridges Schoß zurückließ.

«Wette, jetzt ist dir wohler», bemerkte Bridge, als ihr Atem sich allmählich beruhigte.

Sie gab keine Antwort, während sie ihre Kleider richtete, ungelenk auf die Beine kam und dabei bestrebt war, die Augen vom schwellenden Rot seines gewaltigen Ständers abzuwenden. Obwohl sie sich abwendete, wusste sie, wie herrlich es wäre, diesen fabelhaften Schwanz tief in sich eingebettet zu fühlen.

«Wo gehst du hin?»

«Anweisungen für Ihr Bad geben. Und ein Abendessen dazu.»

«Lass doch noch eine Flasche Wein kommen, wenn du – wenn Sie schon dabei sind.» Bridge erhob und streckte sich; seine prächtige Ramme stand waagerecht von ihm ab.

Nie zuvor hatte Fallon die männliche Gestalt als Gegenstand einer solchen Schönheit angesehen. Ihr eigener Körper, ob gesättigt oder nicht, sprach auf den Anblick in einer derart grundlegenden Weise an, dass es sie entsetzte. Urwüchsiges Verlangen. Ihr Inneres weinte Tränen aus bloßer Vorfreude auf ihrer beider Vereinigung. Seine Besitznahme ihrer? Oder ihre Besitznahme seiner?

Bislang hatte sie Powell zwar Wissenslücken über den weiblichen Körper und seine Funktionen unterstellt, deren Ausmaß jedoch nicht erkannt. Zweifellos war Bridge über die Jahre nicht wenigen Frauen dienstbar gewesen, um so bewandert und dabei vollkommen beherrscht zu sein.

Ein Abenteuer mit ihm auch nur in Betracht zu ziehen war blanke Torheit. Er war um Jahre jünger, unbeschadet seines großen Vorsprungs in geschlechtlicher Kunstfertigkeit. Und ein Mann, der sich bereitwillig kaufen und verkaufen ließ, war zweifellos bar jeden Skrupels. Es lag an ihr sicherzustellen, dass sie beide keinen weiteren körperlichen Umgang hatten. Sie würde die Verhältnisse zwischen ihnen beiden angenehm gestalten, aber Abstand halten. Sie würde sein Abbild einfangen und es damit bewenden lassen.

Und doch erwog sie auf dem Weg zwischen Atelier und Hauptgebäude schon eine Reihe von Leckereien für die bevorstehende Mahlzeit und war sich dabei der Zufriedenheit bewusst, die sie in stetigem, sanftem Wellengang erfüllte, die sie leichtfüßig machte und beschwingt ausschreiten ließ. Ein entzückend prickelndes Glühen erinnerte sie daran, dass Bridge sieben volle Tage und sieben volle Nächte bleiben würde.

In ihrer Hand

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