Читать книгу Hot kisses and a gun - Bettina Kiraly, Kathrin Fuhrmann - Страница 5
Kapitel 1
ОглавлениеMarcus suchte den Straßenrand nach einem Parkplatz ab. Kein leichtes Unterfangen in Beverly Hills, dem Nobelviertel von Los Angeles, in dem sein Agent Don Derringer eine riesige Villa besaß.
Trotzdem fanden ihre Besprechungen generell in dessen Büro statt, in einer Seitenstraße des Rodeo Drives.
Marcus wendete. Ihm blieb kaum etwas anderes übrig, als auf und ab zu fahren, wenn er nicht meilenweit durch die Gegend laufen wollte. Er schaute auf die Armbanduhr, eine Hugo Boss Ikon, die sein ganzer Stolz war. Er kam zu spät und Derringer hasste Unpünktlichkeit. Das war kein guter Start für das Gespräch.
Marcus schlug auf das Lenkrad und beugte sich vor. Er brauchte doch nur eine kleine Lücke, in der er seinen Mustang Fastback GT390 quetschen konnte. Endlich fand er einen Wagen, der blinkte und wohl aus seiner Parkposition herauswollte. Marcus bremste und setzte zurück.
»Zum Glück!«, murmelte er und trommelte nervös auf dem braunen Leder herum, welches um das Holzlenkrad gewickelt war, um edler zu wirken. Er hatte einiges an seinem Kultwagen verändert und steckte jeden Cent in die Restaurierung und Instandhaltung, den er irgendwie erübrigen konnte. Viel war das nicht, schickte er doch einen horrenden Betrag monatlich nach Hause, um sein Gewissen zu beruhigen. Denn er war in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abgehauen und hatte all seine Verpflichtungen zurückgelassen, um hier, in Hollywood, seinem Traum hinterherzujagen. Und bisher hatte er es nicht einen noch so schwierigen Moment lang bereut.
Marcus hastete in das gläserne Vestibül und ließ sich an der Rezeption anmelden. Derringers Büro befand sich im zehnten Stockwerk und da Marcus enge Räume nicht sonderlich mochte – und da war sein Mustang die Ausnahme – sprintete er die Treppe hoch.
So war er einigermaßen außer Puste, als er endlich seinem Agenten gegenüberstand und die Hand ausstreckte. »Mr Derringer.«
Der schaute mit zusammengezogenen Brauen an ihm herab. »Sie sind spät dran, Mr Lovett. Wieder einmal.«
Marcus zwang die Lippen zu einem entschuldigenden Grinsen. Er zog die Hand zurück und rieb sie an seiner anderen. »Ja, die Parksituation ist hier mehr als … angespannt.«
»Das ist Ihre Ausrede?« Wieder streifte ihn dieser Blick. Er mochte es nicht, so angeschaut zu werden, als wäre er minderwertig und nicht gut genug, um einbezogen zu werden oder mit einem Mindestmaß an Respekt behandelt zu werden. Leider kannte er diesen Blick zur Genüge. Britney hatte ihn immer so angeschaut, wann immer sie einen Wunsch geäußert hatte, den er ihr nicht erfüllen konnte.
»Ich …«
»Die Parksituation war angespannt?«, höhnte sein Agent und schüttelte den Kopf. »Ich wage es nicht, Sie zu einer Audition zu schicken, bei der keine Amateure sitzen!«
Marcus räusperte sich. Die Besprechung verlief noch schlechter als erwartet, aber immerhin kamen sie gleich auf den Punkt. »Ich werde natürlich pünktlich sein. Bei jeder Audition und auch bei zukünftigen Gesprächen mit Ihnen, Mr Derringer. Es tut mir wirklich leid, dass Sie …«
Der Agent winkte ab und ließ ihn stehen, um durch das große Büro zu flanieren. Er trug ein weißes Hemd, das nur zur Hälfte geschlossen war, zu einem ebenfalls weißen Anzug. Lediglich die Schuhe und der Gürtel stachen hervor, da beides aus Krokodilleder gefertigt war. Gut zwanzig Goldketten lagen um seinen Hals. Sie hatten unterschiedliche Längen und bewegten sich bei jedem Schritt auf der nackten Haut ihres Trägers.
Marcus verkniff sich sein Grinsen. Zwar war er ärgerlich, weil sein Agent ihn wieder geringachtete, indem er ihn schlicht stehen und nicht zu Ende sprechen ließ, aber allein die Aufmachung seines Gesprächspartners weckte seine Belustigung. Derringer dachte wohl, er wäre eine Mischung aus Sunny Crockett und Mr T. Zusammengenommen war er eher eine Witzfigur als stylisch, aber Mode war schließlich eine Geschmacksfrage. Er selbst hielt die Siebziger für tot und das war auch gut so. Abgesehen von den wirklich coolen Autos hatte die Vergangenheit nichts zu bieten. Die Gegenwart, die Neunziger, versprachen einen genialen Aufbruch in die Zukunft. Alles konnte nur besser werden – außer den Autos, die wurden nur hässlicher.
Mr Derringer schenkte sich großzügig Alkohol ein und drehte sich mit dem Glas in der Hand zu ihm um. »Also, Sie baten um diese Unterredung. Es eilte, sagten Sie. Worum geht es?«
Marcus rieb die Hände. »Ich habe von diesem Vorsprechen gehört …«, sagte er vorsichtig. Eigentlich war es Mr Derringers Job, ihm die Termine für geeignete Auditions auszuhandeln und sie ihm dann mitzuteilen. Es war enervierend, warten zu müssen und es nicht selbst in der Hand zu haben, wohin sein nächster Schritt ihn führte.
Mr Derringer hob das Glas und prostete ihm zu. Erst nachdem er einen Schluck genommen und mit zufriedener Zustimmung genickt hatte, richtete er seinen Blick wieder auf Marcus.
»Diesem Vorsprechen? Mr Lovett, wissen Sie, wie viele Vorsprechen jede Woche stattfinden?«
Bisher war Marcus von einem die Woche ausgegangen, denn zu mehr wurde er nicht geschickt. Allerdings hielt er es für unklug, dies nun anzumerken. Offenbar erwartete Derringer auch keine Antwort, denn er schüttelte den Kopf und leerte sein Glas, um es fortzustellen. Er schlenderte wieder auf ihn zu, um an seinem großen Schreibtisch nach seinem Planer zu fischen.
»Allein in dieser Woche sind es zweiundzwanzig bei halbwegs anerkannten Studios.«
Marcus runzelte die Stirn. »Zweiundzwanzig.« Und er war bei einem gewesen.
»Richtig.« Er hob die Brauen. »Von welchem könnten Sie also sprechen? Diesem?« Er deutete auf eine Position in dem Buch, die Marcus nicht sehen konnte. »Oder diesem?« Derringer tippte auf eine andere Stelle.
Marcus biss die Zähne fest aufeinander. Seine Belustigung war vollständig verflogen und auch der Anblick des Agenten half nicht mehr, seinen Ärger zu zerstreuen.
»Ich spreche von der Audition für ›Riding the bull‹.« Er spürte seine Anspannung in jeder Faser seines Körpers und entließ den Atem in einem langgezogenen Zug. Es stand heute wohl noch ein langes Lauftraining an, um sich wieder zu beruhigen.
»Riding …« Derringer schüttelte den Kopf und überflog seine Einträge mehrfach. »Da sind Sie falsch informiert. Es gibt kein Projekt mit diesem Titel.«
Einen Moment war Marcus irritiert, dann ahnte er den Grund dafür und wechselte mit einem Seufzen das Standbein. »Es ist eine Independent-Produktion.«
Derringers Miene wurde zu dem Abbild absoluter Abscheu. »Independent«, zischte er. »Wollen Sie Erfolg haben und in der Branche anerkannt oder belächelt werden?« Er klappte den Terminplaner mit einem deutlichen Knall zu. »Was auch immer die drehen, es wird nicht in die Kinos kommen.« Er lehnte sich gegen seinen Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust. »Also, wie lief es am Mittwoch?«
Marcus trat wieder von einem Fuß auf den anderen. »Das kann ich nicht einschätzen«, gab er widerwillig zu. »Sie suchten Statisten.«
»Nun, ich werde am Montag nachhorchen. Am Dienstag habe ich ein weiteres Vorsprechen organisiert. Betty gibt Ihnen die Daten. Wenn Sie weiterhin keine Fragen haben, widme ich mich nun wieder meiner Arbeit.« Derringer stieß sich vom Tisch ab und umrundete ihn.
»Ist es wieder ein Vorsprechen für eine Statistenrolle, oder komme ich dieses Mal wenigstens zu Wort?« Marcus presste die Zähne wieder aufeinander. Er sollte besser den Mund halten.
Derringer nahm auf seinem Stuhl Platz und zog den Planer an sich. »Es ist eine unterstützende Rolle, wenn ich mich recht entsinne. Sind Ihnen Statistenrollen nicht gut genug? Möchten Sie dafür nicht mehr vorsprechen?«
Marcus stieß den Atem aus. Er wollte eine richtige Rolle. Er wollte in den Credits genannt werden und auf dem roten Teppich mit all den großen Namen entlangspazieren! Aber natürlich lernte man sein Handwerk am besten im Einsatz und am Beispiel anderer, also in Produktionen, und da war es egal, ob man einen Satz hatte oder nur schmückendes Beiwerk war. »Natürlich gehe ich zu jeder Audition.« Selbst für Werbung war er sich nicht zu schade, schließlich musste er Geld verdienen, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten – und den von Britney.
»Schön. Guten Tag, Mr Lovett.«
Marcus blieb, wo er war. Er war deutlich entlassen worden, aber er wollte sich nicht einfach wegschicken lassen. Er räusperte sich und traf seine Entscheidung. »Ich würde mir diese Independent-Sache trotzdem gerne anschauen. Ich habe mit einem Freund gesprochen, Len Myers, er ist Maskenbildner und für die Produktion engagiert.« Er unterbrach sich kurz, weil sich der schneidende Blick des Agenten auf ihn legte. »Er sagt, sie haben Jonathan Demme als Regisseur.« Aufregung ließ seine Stimme beben. Er liebte die Werke des Filmemachers, da sie stets facettenreich waren und Dinge infrage stellten. Die Sicht auf allseits anerkannte Wahrheiten.
Derringer verengte die Augen. »Sie sprechen doch nicht von diesem Schwuchtelfilmchen?«
Marcus klappte den Mund zu, unfähig etwas hervorzubringen.
»Sie wollen wirklich in diesem … Auf keinem Fall! Hollywood mag es gerade als brandaktuelles Thema sehen, aber damit bekommen diese abartigen Kerle eine Lobby und fühlen sich in ihrem Treiben noch bestätigt!« Derringers Lippen kräuselten sich. »Es ist abnorm und sollte unter Strafe gestellt werden!«
Marcus räusperte sich. »Ich möchte nicht auf die Straße gehen und für die Rechte der … Schwulen demonstrieren, Mr Derringer, ich möchte lediglich eine Rolle ergattern. Demme ist ein anerkannter Regisseur, die Produktion low Budget und damit habe ich eine Chance …«
»Einen Kerl abzuknutschen?«
Marcus stoppte mitten im Satz. Sein Mund stand einen Moment offen, was sicherlich recht dämlich aussah, dann fing er sich und räusperte sich. Er drehte sich und ließ den Blick über die Einrichtung schweifen. Viel Weiß, viel Chrome und Leder. Es war sicher schick, aber nicht ganz sein Stil. Er mochte es alt und rustikal. Alt und rustikal waren hier nur Mr Derringers Ansichten. »Wenn Sie es so formulieren …«
»Gut, dann sind wir uns ja einig.«
Marcus runzelte die Stirn. »Wenn ich einen Kerl knutschen muss, um endlich mit meiner Karriere voranzukommen, sei’s drum!!!« Aber er hoffte doch, dass es nicht zwangsweise dazu käme. Sollte er sich lieber zuvor über den Film informieren? Denn bisher war ihm weder bewusst gewesen, dass es sich um einen Milieufilm handeln würde, noch dass in ihm geküsst werden würde.
Derringer schürzte die Lippen und maß ihn einmal mehr. »So einer also.«
Marcus atmete tief durch. »Es ist mir völlig egal, ob ich eine Tonne Make-up tragen muss, Frauenkleider oder auch ein albernes Superheldenkostüm, solange ich endlich vorankomme, Mr Derringer. Ich bin es leid, Rasenmäher zu verkaufen oder der Typ hinten links in der Gruppe zu sein!«
Dafür hatte er nicht alles hinter sich gelassen! Sein Studium, seine Familie, seine Liebe …
Er verbannte den Gedanken an Britney schnell und ballte die Fäuste. »Ich will vorsprechen.«
»Dann sehen Sie zu, wie Sie an eine Audition geraten. Ich werde keinen meiner Klienten bei einem moralisch fragwürdigen Projekt unterbringen.« Er verengte die Augen. »Aber ich habe einen Slot für einen Actionfilm. Den Russen wird ordentlich der Hintern versohlt.« Er grinste begeistert. »Das ist eher der Stoff, aus dem eine Oscar-Nominierung ist. Nicht dieses … Schwuchtelzeug.«
Marcus presste die Lippen aufeinander. Er hasste diese Geringschätzung und da war es egal, ob sie sich gegen ihn richtete oder gegen andere.
»Ich lasse Betty die Daten heraussuchen.« Derringer griff nach dem Telefon und drückte auf einen Knopf, bevor er den Hörer an sein Ohr presste. »Betty, die Informationen für die ›Killingparty‹-Audition geben Sie an Mr Lovett weiter.« Er legte auf. »Viel Erfolg.«
»Danke.« Marcus blieb unsicher. Sollte er noch einmal auf das andere Vorsprechen zurückkommen?
Letztlich konnte er Derringers Mitarbeit nicht erzwingen. »Auf Wiedersehen.« Marcus ging zur Tür, wo er noch einen Blick zurückwarf. Vielleicht sollte er sich einen anderen Agenten suchen, allerdings war er damit vor zwei Jahren auch nicht sonderlich erfolgreich gewesen.
Im Vorraum schaute die Sekretärin von ihrer elektrischen Schreibmaschine auf. »Einen Moment noch, Mr Lovett.« Sie tippte und zog das beschriebene Blatt dann heraus, um es zu falten und ihm zu geben. »Bitte sehr. Viel Erfolg, Mr Lovett.« Sie lächelte zu ihm auf.
Marcus nahm ihr den Zettel ab und klappte ihn auf. Zwei Adressen und zwei Daten waren notiert. »Danke, Betty.«
»Sehr gern.« Ihr Grinsen wurde tiefer. »Sagen Sie, bleiben Sie in der Stadt?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich muss noch raus nach Cherryoak Falls zu einer Rasenmäher-Präsentation.« Marcus verdrehte die Augen und lehnte sich an den Schreibtisch. »Es wird sicher ein spannender Abend.«
»Oh, nun, dann wünsche ich Ihnen viel Vergnügen.« Sie strich sich mit ihren pinken Fingernägeln durch das Haar und befeuchtete sich die Lippen. »Ich werde heute Abend im Golden Hen sein, für den Fall, dass Sie die Rasenmäher doch noch verschmähen wollen.«
»Eine interessante Einladung.« Marcus musterte sie schnell. Betty war brünett, schlank und bebrillt. Der strenge Hosenanzug war nicht sexy, aber sicherlich versteckte sie darunter eine hübsche Figur. »Ich werde versuchen, es einzurichten.« Er zwinkerte und stieß sich vom Tisch ab. »Wir sehen uns.«
Die Treppe lockte ihn und so trabte er sie in unerhörter Geschwindigkeit herab. Vor der Tür schnappte er nach Atem, stemmte die Hände in die Mitte und hob den Kopf, um in die Sonne zu schauen. Er hatte noch etwas Zeit, bevor er sich auf den Weg zu seinem Broterwerb machen musste, nur was sollte er damit anfangen?
Sollte er Len einen Besuch abstatten?
Irgendwas drängte ihn dazu, es zumindest zu versuchen. Bei ihrem letzten Gespräch – vor zwei Tagen im Pub – hatte er ausführlich über seinen derzeitigen Job gesprochen. Er arbeitete gar nicht so weit entfernt an einem Hai-Horrorfilmremake. Es lag nicht auf dem Weg nach Cherryoak, aber damit konnte er leben.
Marcus sah sich um. Das Set war minimalistisch, schließlich wurde eine Strandszene gedreht und offenbar wurden dazu nur ein Dutzend Statisten in knapper Badekleidung gebraucht. Er stützte sich auf dem Zaun ab, der die Promenade vom Sand trennte. Er war nicht der einzige Schaulustige. Weitere drängten sich an die Barriere und kommentierten die Szenerie. Besonders die Attribute der weiblichen Darsteller.
Marcus ignorierte die sexistischen Anspielungen, schließlich hatte er nicht viel Zeit, um Len zu finden und auszuhorchen. Vermutlich war es auch eine sehr dumme Idee gewesen, dem Impuls nachzugeben und hier rauszufahren, um den Freund bei der Arbeit zu stören.
»Das konntest du dir wohl nicht entgehen lassen, was?«, rief eine bekannte Stimme. Marcus verengte die Augen und hob die Hand, um das Sonnenlicht auszublenden. Len winkte, wobei er auf ihn zulief. »Ich dachte erst, ich sehe nicht richtig!«
»Hi, Len.« Sie begrüßten sich mit einem nerdigen Handschlag.
»Und? Möchtest du Denise kennenlernen?« Len zwinkerte. »Ich habe wohl zu viel geschwärmt, hm?«
Denise war der Star des Horrorfilms und unter anderen Umständen sicherlich wert, seine Zeit zu vergeuden. Len drehte sich, um an den Strand zu deuten. »Dort ist sie. Sie wiederholen den Take bereits zum fünften Mal, daher würde ich es heute lieber nicht versuchen.« Len lachte und boxte gegen Marcus’ Schulter. »Dann wiederum: Welche Lady kann dir schon widerstehen?«
»Du setzt mich hier gar nicht unter Druck, oder?«
Len lachte, dann seufzte er und lehnte sich ebenfalls an den Zaun, nur von der anderen Seite her. Sein Blick lag mit deutlicher Bewunderung auf Denise. »Ich hoffe wohl, dass du es versauen wirst.«
Marcus pfiff. »So ist das. Hey, warum lädst du sie nicht einfach mal ein?« Das wäre sicherlich besser, als sie nur anzuschmachten.
Len prustete und deutete an sich entlang. »Als ginge sie mit so einem aus!« Nun musterte er Marcus. »Du bist da eine andere Hausnummer.«
»Wie wäre es, wenn du mich heute Abend in Cherryoak triffst, und wir gehen laufen? Etwas Ertüchtigung hat noch niemandem geschadet und vielleicht brauchst du in einigen Monaten nicht mehr neidisch auf meine Schenkel zu starren?«
Hitze schoss Len in das Gesicht. »Hey, da schaue ich sicher nicht hin!«
Marcus ließ das Thema fallen, schließlich war er nicht rausgefahren, um über Sport, Frauen oder Muskeln zu sprechen. »Gut.« Er räusperte sich. »Sag mal, dieses Projekt von dem du sprachst … nach diesem hier …« Nun wurde ihm ungemütlich heiß. Nutzte er ihre Freundschaft aus, um beruflich voranzukommen? Eigentlich trennte er so etwas lieber. »Ich war gerade bei Derringer und habe ihn nach dem Projekt gefragt. Ich dachte, ich könnte es ja versuchen.«
Len zuckte die Achseln. »Klar, solltest du, Mann!«
Seine Zustimmung erleichterte Marcus so sehr, dass er aufseufzte. »Derringer will mit dieser Produktion nichts zu tun haben.« Sollte er sagen warum?
»Ach nein?« Len verzog die Miene. »Tja, deswegen ist es so schwierig, Personal zu bekommen.« Er riss sich von der knappbekleideten Badenixe los und richtete seine Aufmerksamkeit gesammelt auf ihn. »Die Rolle des Everett Steele wird zum dritten Mal umbesetzt!« Er schaute sich um und beugte sich dann vor, um leise weiterzusprechen. »Hanks hat abgesagt, nachdem er das Skript gelesen hatte, Depp unterschrieb, hat sich dann aber ebenfalls wieder losgesagt …«
»Für einen Independent-Film?« Das waren erschreckend große Namen und damit schrumpften seine Chancen, eine Rolle zu bekommen, gewaltig.
Len zuckte die Achseln. »Demme wollte ein Zugpferd, aber die Zeit wird knapp. Hey, hast du morgen Zeit?«
Marcus nickte geistesabwesend.
»Gut, ich hole dich ab.« Er schlug ihm gegen die Brust. »Ich sollte zurück, um Denise den Schweiß von der Stirn zu tupfen.« Er zwinkerte mit einem schiefen Grinsen. »Nicht, dass sie mich bemerken würde!«
»Okay, warte.« Marcus hielt ihn am Arm zurück. »Wann?«
Len zog die Nase kraus. »Acht Uhr. Wir müssen raus nach Beverly Hills … Mach dich hübsch.«
»Haha. Ich bin naturschön.« Er gab dem Freund einen Schubs und sah ihm noch nach. Jetzt hatte er nicht erfahren, worum es in ›Riding the Bull‹ eigentlich ging und ob es tatsächlich ein ungewöhnliches Thema beinhaltete, aber letztlich hatte er es Derringer gegenüber deutlich gesagt: Es war ihm scheißegal, ob er einen Typen küssen musste, um endlich eine große Rolle an Land zu ziehen.