Читать книгу Hot kisses and a gun - Bettina Kiraly, Kathrin Fuhrmann - Страница 9
Kapitel 5
ОглавлениеMarcus war nervös, das wollte er gar nicht bestreiten. In der letzten Nacht hatte er zum ersten Mal in seinem Leben seine Komfortzone so weit verlassen, dass er sich selbst nicht mehr wiedererkannte. Er war noch immer ganz aufgewühlt deswegen und hoffte, dass ihm das Erlebte zumindest helfen würde, den Job zu kriegen.
»Mr Lovett?« Er sah auf. Eine Frau in hübschem Kostüm war vor ihm aufgetaucht und lächelte ihn reserviert an. »Bitte.« Ihre Hand machte einen Schlenker und deutete auf den Raum, aus dem sie getreten sein musste und vor dem er auf einer Bank ausharrte.
Nun stand er auf und folgte dem Hinweis. Er wurde von drei Herren willkommen geheißen, die ihn ebenso verhalten begrüßten wie die strenge Lady. Marcus nickte jedem der Männer zu.
»Guten Tag, ich bin Marcus Lovett.«
»Guten Tag, Mr Lovett. Mein Name ist Herbert Van Dyke, dies sind Christian Cleever und Kevin Mendelson.« Der Herr in der Mitte zeigte zunächst nach rechts, dann nach links zu seinen Beisitzern, die beide eine Brille trugen und sie nun unisono abnahmen, um sie zu putzen. Keine Frauen. Marcus nahm es gelassen. In der letzten Nacht hatte er schließlich festgestellt, dass er auch eine Wirkung auf Männer hatte, die nicht zu unterschätzen war.
»Die Herren.«
Mr Van Dyke schaute auf seine Papiere herab und schob sie etwas auseinander. »Ihr Portfolio ist interessant, das muss man Ihnen lassen.«
»Danke, Mr Van Dyke. Ich stehe noch ganz am Anfang meiner Karriere und freue mich, auf möglichst vielfältige Weise mein Talent zeigen zu dürfen.« Er versicherte sich schnell der Aufmerksamkeit der anderen Männer. »Wenn Sie möchten, erzähle ich Ihnen gerne, wie ich die Rolle des Everett Steele anlegen würde.«
Mr Van Dyke legte die Fingerspitzen aneinander und legte die Zeigefinger dabei an seine Lippen. »Aha. Sie denken also, dass Sie für die Rolle des Everett Steele vorsprechen?«
Marcus stockte irritiert, bevor ihm Mr Demmes Hinweis einfiel, dass die Produktion noch einige Schauspieler suchte. »Das war die Rolle, über die ich mit Mr Demme sprach, aber er erwähnte auch, dass es noch weitere Rollen gäbe, sollte sich für Steele ein prominenter Name finden von ähnlicher Qualität wie Hal Davidoff.« Er räusperte sich, ohne seinem Lächeln anmerken zu lassen, wie es in ihm aussah. Hatte Demme ihn nur für die Nebenrollen angemeldet?
»Letztlich macht es keinen großen Unterschied, oder? Wir unterhalten uns, ich spiele einen Part.« Er hob das Skript, das ihm zur Verfügung gestellt wurde. »Und Sie bekommen einen Eindruck von meinen Fähigkeiten.«
»Sie haben recht, grundsätzlich folgen wir diesem Prozedere.« Van Dyke schaute zu seinen Kollegen, die ähnlich amüsiert schienen wie er. »Sie haben ein gesundes Selbstbewusstsein, das gefällt mir, aber es wäre nur fair, Ihnen gleich zu sagen, dass wir eine genaue Vorstellung von Everett Steele haben.«
»Natürlich.« Marcus zwang sich, weiter ein freundliches Lächeln zu zeigen. »Ich lasse Ihre Anmerkungen gerne mit einfließen.«
Wieder sahen sie sich gegenseitig an, dann hob Van Dyke die Hand. »Also gut. Lesen Sie doch die Textstelle.«
Marcus räusperte sich. Er hatte das Skript auswendig gelernt. Fünf Seiten, aber er war gut damit, Dinge auswendig zu lernen. Seine erste Rolle hatte er in der Middle School übernommen. Er hatte Oberon gespielt und konnte noch immer jeden einzelnen Vers rezitieren.
Er streckte die Schultern und atmete tief durch. In der Szene stellte er sich Everett auf der Ranch vor. Es war das erste Zusammentreffen mit Wayne Klein, dem Eigner. Wenn man ihn nur für eine Nebenrolle in Betracht zog, warum hatte er dann gerade diese Stelle für das Vorsprechen ausgehändigt bekommen?
Ein Missverständnis? Oder lag es daran, dass er explizit gesagt hatte, dass er die Audition für die Rolle wollte.
Er lockerte erneut seine Schultermuskulatur und gab seinem Gesicht einen angespannten Zug. Da er kein Gegenüber hatte, fixierte er Van Dyke. »Guten Tag«, sagte er in einem breiten Südstaatenakzent. Er streckte die Hand aus und stolperte im Ansatz. Schrecken sollte nun über seine Miene huschen, dann fing er sich und wischte die Hände an den Schenkeln ab. »Entschuldigen Sie bitte, Sir.«
Marcus machte eine kleine Pause, weil nun Wayne seinen Part hatte und ihn ins Haus einlud, um eine Limonade zu trinken. Schließlich sollte es einer der heißesten Tage des Jahres sein, Everett und Wayne verschwitzt und erschöpft. Wayne durch den langen Tag harter Arbeit auf der Ranch und Everett, weil er den Weg hinaus zur Ranch zu Fuß zurückgelegt hatte. Nun betrat er also die Küche, in der eine junge Frau stand und Teig knetete. Sie schaute auf. Überraschung huschte über ihre Miene, dann wischte sie sich eilig die Hände an der Schürze ab. Sie sagte etwas.
»Guten Tag, Ma’am.« Er nickte zu der imaginären Gestalt. »Everett Steele, Ma’am.«
Eine kleine Diskussion zwischen den beiden, dann bekam Everett sein Glas Limonade und wurde aufgefordert, sich vorzustellen.
»Ich bin auf der Suche nach Arbeit. Ich bin kräftig und geschickt. Ich habe zuletzt in Arizona auf der Wilburn Ranch gearbeitet. Sie züchten Schafe.« Er räusperte sich und biss sich unsicher auf die Unterlippe. »Ich habe auch Erfahrung mit Rindern, Sir.« Er trat unruhig von einem Bein auf das andere und wrang sein imaginäres Glas. »Ich bin auf einer Rinderranch aufgewachsen, mein Vater war Vorarbeiter, bis das Land verkauft wurde.« Er schluckte, hob das nicht vorhandene Glas an die Lippen und simulierte Schlucke. Dann reichte er das Glas weiter. »Danke Ma’am.« Sein Grinsen wackelte. Zu erröten war nicht so einfach, aber zumindest da half die letzte Nacht. Er musste sich nur vorstellen, welche Rolle er eingenommen hatte, als ihn der Fremde von der Bar losgeeist hatte.
»Ich kann sofort anfangen, Sir, und brauche nichts. Ein Bett, Essen und die Sicherheit, nächste Woche nicht wieder auf der Straße zu stehen.« Er rang die Hände. Sein Gesicht machte seine Furcht hoffentlich deutlich. »Ich brauche diese Chance, Mr Klein.«
Damit war sein Text aufgesagt und er konnte wieder aus der Rolle herausschlüpfen. Er atmete aus, schloss kurz die Augen und fasste Van Dyke dann wieder ins Auge.
»Ohne Partner ist es immer etwas schwierig.«
Die Männer wechselten Blicke miteinander. »Ich denke, wir sind uns einig, dass wir Sie gerne in Interaktion mit einer anderen Rolle sehen würden. Haben Sie zufällig etwas Zeit?«
Marcus atmete erneut durch, um sich die Aufregung nicht ansehen zu lassen. Dann nickte er. »Ja. Gern. Bleibt es bei der Szene, oder …«
»Miss Bridgerton wird Ihnen das Skript geben. Danke.« Van Dyke schob seine Papiere zusammen, bevor er sich an die Frau wendete, die Marcus in den Raum gebeten hatte und nun aus dem Nichts wieder auftauchte. »Schicken Sie bitte den Nächsten rein.«
Miss Bridgerton nickte und scheuchte ihn hinaus. Dort wartete tatsächlich bereits ein Kollege und stand eilig auf. Ein Runzeln flog über seine Stirn, dann streckte er die Hand aus.
»Kevin Bryce.«
»Marcus Lovett. Miss Bridgerton.« Er deutete auf die Dame. »Viel Erfolg.« Er tauschte den Platz mit Kevin und wartete geduldig auf sein Skript. Noch hatte er eine Chance, so hoffte er zumindest.
»Oh, wen haben wir denn da?«
Marcus schaute von seinem Skript auf. Denise Holland grinste auf ihn herab. Sie trug eine knappe Jeans, die sehr tief hing, und ein bauchfreies Top. Ihr Nabel war gepierct, daher blitzte ihm ein großer Stein entgegen.
»Miss Holland.«
Sie lachte. »Mr Lovett. Wollen wir uns den Unsinn nicht sparen?« Sie setzte sich neben ihn auf die Bank und linste auf sein Skript. »Bist du etwa der Grund, warum man mich herbeorderte?«
Das konnte er sich nicht vorstellen. »Gibt es keine Haie mehr, die dich fressen wollen?« Er grinste und erntete ein glockenhelles Lachen. Wenn er nicht von seiner Recherche abgelenkt worden wäre, hätte er ihre Einladung nur zu gerne angenommen.
»Tatsächlich habe ich das Haiinferno hinter mir – vorerst.« Sie verdrehte die Augen. »Es ist aber schon eine Fortsetzung geplant.«
»Du bist gut im Geschäft, das freut mich für dich.«
»Ach, ich bin sexy und habe das wichtige Vitamin B. Das hilft immer.« Sie schlug die Beine übereinander und fuhr sich durch die blonde Mähne. »Everett Steele, ja?«
Nun war es Marcus, der die Achseln zuckte. »Deswegen bin ich hier.«
»Du hast Ehrgeiz, das gefällt mir.« Sie zwinkerte ihm zu.
»Ohne kommt man zu nichts, oder?« Marcus rollte das Papier zusammen und schlug es sich dann auf die Hand. »Wie war der Club-Besuch? Was habe ich verpasst?«
»Ach.« Sie winkte ab. »Ich habe mich gut amüsiert.«
»Und bist sicher nicht allein nach Hause gegangen, oder?« Er hatte auch deutliche Probleme gehabt, den Anschluss, den er im Iron Alexander gefunden hatte, wieder loszuwerden.
»Ah, das wüsstest du gern, hm? Nun, eigentlich gebe ich keine zweiten Chancen, aber wenn wir Kollegen werden …«
Den Moment wählte Miss Bridgerton, um aus dem Auditorium zu treten. Ihre Miene leuchtete, als sie Denise bemerkte.
»Da bist du ja. Herbert wartet schon sehnsüchtig auf dich. Magst du ihn begrüßen?«
Marcus überspielte seine Überraschung schnell. Offenbar war da mehr Vitamin B im Spiel als nur ein Regisseur als Onkel. Denise stand mit einem kleinen Hopser auf, umarmte die andere Frau, um ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken.
»Dann sag ich mal hallo!« Sie winkte Marcus noch zu und war dann weg. Er blieb mit Miss Bridgerton zurück.
»Wir sind gleich so weit«, sagte sie. »Gedulden Sie sich noch einen Moment.«
Überraschend schnell wurde er dann in den Raum zurückgerufen. Denise saß auf dem Tisch vor Van Dyke, sie hatte die Beine übereinandergeschlagen und schaute ihm begeistert entgegen.
»Da habe ich also einen heißen Partner?«
Van Dyke schüttelte den Kopf. »Denise, Liebes, es geht doch wirklich nicht darum, dass Mr Lovett nett anzusehen ist.«
Denise sprang vom Tisch. »Da liegst du falsch, Herbie.« Sie kam auf ihn zu und legte ihm den Finger auf die Brust. »Wayne Klein wurde jetzt mit Charlie Walker besetzt oder?«
»Auch ein … Mann mit Ausstrahlung.« Van Dyke verdrehte die Augen. »Wir brauchen aber einen blonden …«
Denise lachte auf. »Ach, Onkel Jons absurde Vorstellung vom perfekten Cast! Nein, wir brauchen einen Frauenschwarm, der auch in der Rolle eines Männerliebenden immer noch sexy wirkt.«
Marcus rollte ein Schauer über den Rücken. Sie sagte es absolut wertungsfrei, wodurch sie in seiner Wertung enormen Aufwind bekam. Natürlich schmeichelte ihn auch der Rest. Die Männer betrachteten ihn nun kritisch.
»Das Risiko ist zu groß«, beschied Cleever, seufzte dann aber. »Allerdings läuft uns auch etwas die Zeit davon. Wenn wir in zwei Wochen mit dem Dreh beginnen wollen, brauchen wir zumindest einen vollständigen Cast.«
»Ja, jeder Tag Verzug bedeutet Unkosten, die uns den Garaus machen werden.« Mendelson sortierte seine Unterlagen und sah nur ganz kurz an Marcus herab. »Wäre nicht schlecht, wenn wir zumindest eine Alternative in der Hinterhand hätten.«
Damit reduzierten sie ihn zum Lückenfüller, aber er konnte sich wohl nicht beschweren, wenn dies hieß, dass sie ihm eine Chance gaben. Trotzdem musste er seine Stimmbänder klären, um nicht an dem Kloß in seinem Hals zu ersticken.
»Wir haben noch etwas Zeit, aber ich muss mich anschließen.« Van Dyke seufzte. »Ich will zumindest die Nebenrollen sicher besetzen.« Er musterte Marcus, wobei sich seine Stirn runzelte. »Fangen wir an. Denise, bist du vorbereitet?«
»Nein.« Sie zuckte die Achseln.
Marcus streckte die Hand mit dem Skript aus. »Hier.«
Sie nahm das Papier und rollte es aus, um schnell über die Zeilen zu fliegen. »Ah. Die Szene.« Sie zwinkerte ihm zu. »Ich improvisiere.«
Marcus nahm überrumpelt den Text zurück. Sie wendete sich ab und fuhr sich durch die blonde Mähne. »Okay, ich bin ein bedauernswertes Mädchen vom Lande, von ihrem Bruder unterdrückt und über beide Ohren verliebt in einen Taugenichts.«
Marcus lachte auf. Zwar kannte er das Skript nicht, aber die Zusammenfassung klang pathetisch.
Denise wuschelte sich das Haar auf, was Marcus besonders fragwürdig fand. Er hatte die Schwester Wayne Kleins nicht als Vamp gesehen, sondern als Backfisch, der sich Hals über Kopf in den ersten passenden Kerl verliebte. Aber er wollte sich nicht in ihre Interpretation einmischen. Stattdessen konzentrierte er sich auf seine eigene Einfindung in seine Rolle. Er schloss die Augen, atmete tief durch und stellte sich vor, dass die sengende Hitze von Arizona sich auf ihn herabsenkte. Er stand in der Scheune. Der Geruch nach frischem Heu, Stroh und Pferden hing in der Luft und auch die passenden Geräusche stellte er sich vor. Hufgestampfe, Wiehern, vielleicht auch ein Summen von Mücken und anderen Insekten?
Er streckte sich.
»Mr Steele!«, sprach Denise ihn mit hoher Stimme an. Sie legte die Hände aneinander und hob sie an die Wange. »Ich habe Sie überall gesucht!«
Marcus runzelte die Stirn. Der Originaltext war anders.
»Miss Klein.« Er nickte ihr reserviert zu. »Wie kann ich Ihnen helfen?« Sie drehte sich in der Hüfte von links nach rechts.
»Da fiele mir schon etwas ein.« Sie warf ihm einen dieser Blicke zu, die schüchtern und kokett zugleich wirken sollten.
Marcus räusperte sich. »Nun?« Er trat an ihr vorbei und tat so, als nähme er einen Sack auf und würfe ihn sich über die Schuler. »Sie entschuldigen hoffentlich, es gibt noch so viel zu tun.«
»Oh. Es ist Mittagszeit. Werden Sie Ihre Arbeit denn nicht unterbrechen? Kommen Sie doch zu mir in die Küche und …« Sie verstellte ihm den Weg, sodass er fast in sie hineinlief. Marcus streckte die Hand aus und stabilisierte sie am Ellenbogen. Denise nutzte es, um sich ihm an die Brust zu werfen.
»Oh Mr Steele, ich muss Ihnen gestehen …« Sie drückte sich mit ihrem gesamten Körper an ihn. »… dass ich Ihnen nah sein möchte.«
Marcus beugte sich zur Seite, um den imaginären Sack zu Boden gleiten zu lassen, dann schob er Denise sacht von sich. »Miss Audrey, bitte. Sie bringen mich in Schwierigkeiten.« Marcus gab seiner Stimme einen Hauch von Härte in einem Meer an Mitgefühl.
Denise schüttelte den Kopf und versuchte, ihm den Arm um den Nacken zu schlingen, was Marcus aber unterband. »Nein, Wayne schätzt Sie sehr. Und ich auch. Ich wünsche mir …«
»Miss Audrey!«, unterbrach er sie nun fester, wobei er ihre Oberarme umklammerte. »Kommen Sie zur Vernunft.«
Nun sollten sich Tränen in ihren Augen zeigen, aber so tief steckte Denise sichtbar nicht in ihrer Rolle. Auch das Schluchzen klang nicht echt. »Aber ich liebe Sie!«, äußerte sie theatralisch.
Marcus keuchte, sein Widerstand erlahmte gerade genug, dass sie ihn erneut umschlingen und auch ihren Mund auf seinen drücken konnte. Ein Kuss war jedoch nicht Teil des Skripts. Marcus presste die Lippen aufeinander, damit sie den Kuss nicht intensivieren konnte, und stieß sie so schnell von sich, als hätte sie plötzlich in Flammen gestanden. Er liebte ihren Bruder und konnte nichts mit Mädchen anfangen, ganz gleich wie hübsch sie waren. »Nicht!« Wie sollte er Wayne gegenübertreten und ihm seine Liebe offenbaren, nachdem der hiervon Wind bekommen hatte? Nein, er musste diese Situation jetzt und hier klären. Also musste er Ruhe bewahren, auch wenn er aufgebracht war. Sein Herz klopfte wild in seiner Brust und Ärger mischte sich mit Frustration.
Denise fing sich am Schreibtisch ab. Sichtbar irritiert.
»Es tut mir leid!«, versicherte Marcus, um die Wogen zu glätten, und er streckte zwar die Hand nach ihr aus, berührte sie aber bewusst nicht, auch wenn er nah genug bei ihr stand. »Audrey, ich kann Ihre Gefühle nicht erwidern.« Er räusperte sich, da seine Stimme bedeckt klang. »Ich mag Sie, aber … Mein Herz …« Er stockte vor dem großen Geständnis. »Gehört einer anderen Person.«
Denise keuchte und riss die Augen auf. »Sie lieben …«
»Eine wundervolle, großherzige und noble Person. Ja. Ich verstehe, wie niederschmetternd meine Worte für Sie sein müssen. Allein die Vorstellung, mein Herzensmensch könnte meine Gefühle nicht erwidern …« Marcus legte so viel Schmerz in seine Stimme, dass sie brach und er schlucken musste, um fortzufahren. Der Moment war schlicht zu intensiv, aber er konnte sich nicht zurücknehmen. Es war zu spät, um sich zu zügeln, nun musste er die Intensität halten und es zu einem passenden Abschluss führen. »… zermalmt mir die Eingeweide«, fuhr er fort. Er krümmte sich leicht und ballte die Faust, die noch nach ihr ausgestreckt war. »Ich wünschte, Audrey, dass ich Ihnen diesen Schmerz ersparen könnte. Ich wünschte, dass ich Ihre Liebe erwidern könnte, aber das wird niemals möglich sein.« Die Spannung war unerträglich, trotzdem wartete er mit der letzten Eröffnung noch einen Augenblick länger, bevor er die Worte aussprach, die man nicht von der Person hören wollte, die einem die Welt bedeutete. »Sie sind wie eine Schwester für mich.«
Denise riss die großen Augen noch weiter auf. Ihre Hände flogen zu ihrem Mund und wieder schluchzte sie. Plötzlich stürmte sie auf ihn zu, schubste ihn zur Seite und rannte weiter.
Marcus entließ den Atem, denn sie waren am Ende ihrer Vorstellung angelangt. Er rieb sich den Nacken und warf den Ballast der Rolle ab. Eine Liebeserklärung, auch wenn sie nicht direkt an die Person gerichtet worden war, der sie galt.
Seine Haut prickelte und sein Magen schwankte, so intensiv waren seine Gefühle und es dauerte bedeutend länger, zu sich selbst zurückzufinden, als gewöhnlich. Er räusperte sich wieder. Wow. Er hätte nicht gedacht, dass er sich in diesen Moment einfühlen könnte, schließlich war er nicht mehr der Typ, der sein Herz verschenkte. Er behielt lieber die Kontrolle über sein Sehnen und räumte den Ladys nicht die Macht ein, ihn bis in die Grundfeste zu erschüttern.
Denise war zurück und hängte sich an seinen Hals. Sie lachte überschwänglich. »Wer hätte gedacht, dass ich noch einmal eifersüchtig auf meinen Bruder sein würde?« Sie zwinkerte, bevor sie ihre Lippen mit seinen verschmolz. Marcus’ erster Impuls war, sie wieder von sich zu schieben. Er liebte Wayne! Allerdings fand die Realität gerade noch rechtzeitig zurück in seinen Fokus und er schlang stattdessen die Arme um die sexy Kollegin, um den Kuss zu erwidern. Eine zweite Einladung schlug er sicher nicht aus!