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Karl-Heinz Dallmann

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Diese Reise- und Bildungsfreiheit ist toll, hat aber ihren Preis. Nicht alle Menschen können sich das leisten.

Für die Umwelt legt er sich mit dem System an

Wenn es nach faulen Eiern riecht, wenn sich dichte Rauchschwaden vor die eben noch strahlende Sonne schieben, wenn im Winter Rußpartikel den Schnee schwarz färben, dann weiß Pfarrer Karl-Heinz Dallmann, er ist zu Hause. In Mölbis, einem der schmutzigsten Orte der DDR. Nur einen Katzensprung entfernt liegt das Kombinat Espenhain mit Kraftwerken, Brikettfabrik und einer riesigen Anlage zur Kohleveredlung. Mitten im sächsischen Braunkohlerevier stoßen Schwefelöfen täglich Ruß und giftige Gase aus. Die Menschen leiden an Haut- und Atemwegserkrankungen. An manchen Tagen kann man nicht vor die Tür gehen, so dick ist die Luft. Offiziell wird niemals die Schadstoffbelastung gemessen. Erst als die DDR zerbricht, wird die größte Dreckschleuder Ostdeutschlands abgeschaltet.

Inzwischen ist das gut 20 Kilometer südöstlich von Leipzig gelegene Dorf Mölbis fast ein lauschiges Plätzchen. Eine einspurige, frisch asphaltierte Straße führt durch den Ort. In den Vorgärten blühen die Blumen, der Rasen ist wieder grün. In der Dorfmitte ein idyllischer Teich, eingerahmt von Ahornbäumen. Die Kirche von 1688 mit doppelter Empore ist frisch verputzt, der gelbe Anstrich wirkt neu. Auch viele Häuser sind renoviert, einige auch neu gebaut. Von der stinkenden Vergangenheit ist nichts mehr zu spüren. Dokumentiert ist sie aber in der restaurierten Orangerie des ehemaligen Schlosses. Dort gibt es seit 1997 das Umweltgeschichtliche Informationszentrum. Einer, der die Geschichte der Region bestens kennt, ist Pfarrer Dallmann. Er wird in der DDR zu einer Symbolfigur, zu einem der bekanntesten Vertreter der evangelischen Kirche. Ein Mann, der ursprünglich Chemiker werden wollte. Ein Mann, der sich für Mölbis einsetzt, der die katastrophalen Umweltbedingungen anprangert. Wir klingeln bei Familie Dallmann in der Straße des Friedens. Sie wohnt mitten in Mölbis, in einem blauen Haus, das jeder Einwohner kennt. Der Pfarrer öffnet. In der Tür steht ein älterer, hagerer Mann mit markanten Falten im Gesicht, mit schlohweißem Haar und Bart. „Früher waren die Haare noch viel länger und wilder“, lacht er. Er führt uns ins kleine Wohnzimmer: Über dem Esstisch mit weißer Tischdecke ein großer Kronleuchter. Eine Standuhr tickt laut. Seine Frau ist am Computer über Skype mit dem Sohn in Taiwan verbunden. „Der studiert dort Chinesisch. Er hat ein Faible dafür“, meint sie stolz.


1945 wird Karl-Heinz Dallmann geboren. Er wächst in Lichtenau auf, acht Kilometer von Chemnitz entfernt. Sein Elternhaus ist sehr christlich geprägt. Die Mutter arbeitet im Pfarrhaus, der Vater stirbt früh. Da ist der Junge gerade vier. Er geht gern zur Schule, hat gute Noten und interessiert sich besonders für Naturwissenschaften. Bei den Pionieren oder in der FDJ ist er nicht. Als Einziger in der Klasse verweigert er die Jugendweihe. Er wird konfirmiert. So kommt es auch, dass er im Kirchlichen Seminar in Moritzburg bei Dresden das Abitur ablegt, das aber von den DDR-Behörden nicht anerkannt wird. Da Dallmann eigentlich Chemie studieren will und nicht Pfarrer werden möchte, stellt er sich einer Sonderreifeprüfung an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Obwohl er diese besteht, bekommt er keinen Studienplatz an der Chemischen Fakultät, sondern eine Empfehlung für Theologie. Er schreibt sich dafür ein.


Im letzten Studienjahr spielt er als Keyboarder in einer Tanzkapelle mit. Bei seinem dritten Auftritt hat er ein Schlüsselerlebnis. In der Pause kommen Jugendliche auf ihn zu und bitten ihn als künftigen Kirchenmann um Hilfe. Sie wollen den Wehrdienst verweigern. „Sie kamen zu mir nach Hause und ich habe ihnen alles genannt, was sie an Gründen anbringen können, um nicht in die Armee gehen zu müssen. Dann habe ich gedacht, Mensch, wenn die Leute zu Dir kommen und Vertrauen haben, dann kannst Du vielleicht doch als Pfarrer was Gutes tun. Denn in gewisser Weise hatte ich immer das Gefühl, dass ich in diese Richtung gedrängt wurde. Und überhaupt keine Chance hatte, da raus zu kommen.“


Als junger Vikar arbeitet er in Dölzig bei Leipzig. Es ist die praktische Vorbereitung

auf den Pfarrberuf. Er macht die nächste prägende Erfahrung im DDR-Staat. Erneut wird er von einer Musikband gebeten, als Keyboarder einzuspringen. Die Gruppe trägt den Namen „Spektakulum“. Ein Kneipenwirt kündigt via Zeitungsannonce den Auftritt von „Pfarrer Dallmann an der Orgel“ an. Die Ankündigung wirkt wie ein Flugblatt. „Denn alles, was mit der Kirche zu tun hatte, war der SED suspekt. Wir kamen nur bis vor den Saal. Die Türen waren verriegelt und verrammelt. Die Polizei war schon vor Ort und hinderte uns daran aufzutreten. Unsere Zuhörer wurden nach Hause geschickt.“


Dallmann ist sauer. Über das Vorgehen der Polizei will er sich beim Rat des Kreises beschweren. Zwei Männer sitzen ihm dort gegenüber, erinnert er sich. Noch bevor er überhaupt ein Wort sagen kann, muss er seine Lizenz zum Musikspielen vorlegen: „Auf einmal zieht der Eine sie mir weg und sagte: ‚Gott sei Dank, jetzt haben wir Ihnen das Papier eingezogen. Damit ist Ihnen klar, dass Sie nicht mehr offiziell Musik machen dürfen.‘ Ich sehe das noch genau vor mir, und ich dachte, das kann nicht wahr sein.“ Nun geht Dallmann einen Schritt weiter und beschwert sich beim Chef der Behörde. „Der antwortete: ,Herr Dallmann, ich habe das jetzt alles gehört. Ich habe meine Entscheidung schon getroffen. Ob sie die Annonce lanciert haben oder nicht, ist mir völlig egal. Ich unterstelle Ihnen, dass Sie das gemacht haben und damit ist gut.‘“ Beim Rat des Bezirkes, der nächst höheren Stelle, wird er nicht mehr empfangen. Dafür bekommt er Post und wird vor das Wehrkreiskommando zitiert. „Ach Gott“, dachte ich, „jetzt wollen sie Dich zur Armee einziehen.“ Wieder sitzen ihm zwei Herren gegenüber: „Nein, mit der Armee haben wir gar nichts zu tun. Wir wollten uns nur mit Ihnen auf neutralem Boden treffen.“ Dallmann ist skeptisch. „,Heu, nanu, was ist jetzt los?‘, fragte ich. Dann äußerte einer der Beamten weiter: ,Ja, wir haben gehört, Ihre Kapelle ist bekannt, Sie haben mittlerweile einen guten Namen. Wollen Sie vielleicht mal eine Schallplattenaufnahme machen? Wie wäre das? Das ist doch der Traum jeder Band.‘ Ich war total baff und entgegnete: ,Wissen Sie, dass kommt mir vor, wie Weihnachten und Ostern zusammen. Hier stimmt doch was nicht!‘ Mein Gegenüber erwiderte: ,Nein, wieso? Wir wollen nur, dass Sie uns helfen, gegen kriminelle Elemente vorzugehen. Dass Sie bei Ihren Auftritten die Augen offen halten und uns darüber ein paar Berichte schreiben. Da müssten Sie bloß noch hier unterschreiben.‘“ Ihm wird ein Blatt vorgelegt. „Das war oben abgedeckt, ich sollte einfach so ins Blaue hinein unterschreiben mit Datum. ‚Was steht hier?‘, habe ich gefragt. ‚Das können wir Ihnen erst zeigen, wenn Sie unterschrieben haben‘, bekam ich zu hören.“ Das ist wieder so ein Moment in seinem Leben. „Jetzt wurde mir klar, wie die Stasi versuchte, die Leute zu ködern. Da bin ich aufgestanden, habe gesagt: ,Tut mir leid, für mich ist das Gespräch hier beendet. Ich unterschreibe nichts, was ich nicht kenne.‘ Einer der Männer sagte mir dann: ,Gut, wenn Sie nicht wollen, dürfen Sie nie wieder Musik machen!‘ Er kam mir bis Treppe nach. ,Wenn Sie bis morgen früh um acht Uhr anrufen, dann können wir noch was für Sie machen. Sonst nicht mehr.‘“ Nach der Begegnung mit der Staatssicherheit wendet sich Dallmann an seinen Bischof in Dresden. Der beruhigt ihn: „Herr Dallmann, Sie haben ein seltenes Glück. Normalerweise kommt die Bande nur, wenn sie jemanden erpressen will. Aber Sie sind quasi reingestolpert. Da kann Ihnen nichts weiter passieren. Aber Sie werden unter strenger Beobachtung bleiben. Wenn es Probleme gibt, melden Sie sich bei uns.“


Nach seinem Vikariat wird Dallmann von der Kirche ins idyllische Lambertswalde

geschickt. Als er dort in der Dahlener Heide ankommt, löst er mit seinen halblangen Haaren und seinem alten Mercedes erst einmal einen Polizeieinsatz aus. Die Menschen halten ihn für einen Einbrecher. Schon bald ist er nicht nur wegen dieses Zwischenfalls über die Ortsgrenzen hinaus bekannt. Beliebt sind seine Veranstaltungen: So inszeniert er jährlich an Karfreitag einen Diavortrag unter der Überschrift „Jesus Christus Superstar“ und zeigt Bilder von den Festspielen im bayerischen Oberammergau. Für die DDR ein völlig ungewöhnliches Programm. Dazu erscheinen immer viele Leute. Nach 13 Jahren Lambertswalde fragt die Kirche an, ob er sich vorstellen kann, ins sächsische Braunkohlerevier zu gehen. In dieser Region mit nicht einfachen Lebensbedingungen für die Menschen werde jemand gebraucht, der biblische Grundsätze mit frischen Ideen in die heutige Zeit übertragen könne. Er kann sich das vorstellen, „denn wenn, dann wollte ich schon richtig helfen.“ So übernimmt er das Pfarramt in Espenhain mit einer Wohnung im nahen Mölbis.


Den kleinen Ort hat er vorher nur drei Mal besucht. „Da kam der Wind immer aus der falschen Richtung, von den Umweltbelastungen habe ich nicht viel gespürt.“ Doch worauf er sich eingelassen hat, merkt er recht schnell. Die Häuser sind fast immer wie im Nebel verschwunden, so dick ist die Luft. Ungefiltert blasen die Öfen des VEB Braunkohleveredlungswerk Espenhain täglich 1,6 Tonnen Ammoniak und 20 Tonnen Schwefel in die Luft. An 310 Tagen weht der Südwestwind die giftigen Dämpfe nach Mölbis. Wenn der Smog besonders schlimm ist, entlauben sich über Nacht die Bäume und die Pflanzen veröden. Die Menschen werden dafür nur wenig entschädigt. „Es gab eine Zahlstelle beim Rat des Kreises. Alle Vierteljahre bekamen da die Leute für ihr eingegangenes Gemüse Geld“, erinnert sich Dallmann. Ärzte in der Region stellen fest, dass Hautekzeme und Krankheiten wie Bronchitis oder Pseudokrupp rund um Mölbis 15 bis 20 mal häufiger auftreten als im Rest der Republik. In der DDR ist

Umweltverschmutzung generell kein Thema. Auch über die Dreckschleudern im sächsischen Braunkohlerevier wird nicht berichtet. Erst heimlich gedrehte Fernsehbilder von westlichen Kamerateams machen das noch vor der Wende publik.


Wegen der katastrophalen Umweltsituation ziehen immer mehr Menschen weg. Lebten nach dem Krieg in Mölbis noch gut 1.000 Menschen, sind es in den 1980er Jahren nur noch knapp 300. Umweltgottesdienste organisiert die Kirche schon vor Dallmanns Amtszeit. Später werden sie immer größer und die Proteste gegen das Regime lauter. „Als ich 1987 hier meinen ersten Umweltgottesdienst organisierte, kamen tausend Leute, darunter auch viel Stasi.“ In den letzten DDR-Jahren melden sich immer mehr Umweltgruppen und Kamerateams aus dem Ausland bei Dallmann. Längst ist Mölbis im Westen zu einer traurigen Berühmtheit geworden. So führt er auch Reporter aus der Bundesrepublik über die Halde und zum Werk in Espenhain. Oft wird er dabei beobachtet. Er lässt sich längst nicht mehr einschüchtern. Einmal werden sie von einem

roten Lada verfolgt. „Ich ging auf den Wagen zu. Als ich 20 Meter entfernt war, ging der Motor an und weg waren die Herren von der Stasi.“ Zu der Zeit wird Dallmann von jungen Oppositionellen gefragt, ob sie in den Heizungsraum des Pfarrhauses eine Vervielfältigungsmaschine stellen dürfen. In einer Nacht drucken sie dort 17.000 Flugblätter. Jedes Jahr im Januar wird eigentlich in Berlin der ermordeten Sozialisten Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg gedacht. 1989, im Jahr des Mauerfalls, verlegt die DDR-Führung die Gedenkfeier nach Leipzig. Sie hofft, dass dort weniger Oppositionelle sie zu Protesten nutzen. Die Rechnung geht nicht auf: Während der Kundgebung werden die in Dallmanns Keller gedruckten Flugblätter verteilt. Später bekommt der Pfarrer Besuch von der Stasi. Doch die verräterische Druckmaschine können die Beamten nicht finden. „Wenn ich daran zurückdenke, war das schon verrückt. Darauf stand Hochverrat.“


Im Herbst 1989 spitzt sich die Situation in der DDR zu. Doch während immer mehr Menschen das Land über die grüne Grenze in Ungarn verlassen, will der Pfarrer bleiben. Er will lieber an der Veränderung des Landes mitwirken und entscheidet sich für die Oppositionsbewegung „Neues Forum“. In den Oktobertagen zieht es auch ihn zu den Montagsdemonstrationen nach Leipzig. „Alles hatte eine unglaubliche Eigendynamik bekommen. Wir haben in den Straßen die versteckten Wasserwerfer der Polizei gesehen. Gleichzeitig wurde der ARD-Beitrag ‚Die unbewohnbare Republik‘ im Fernsehen ausgestrahlt. Dazu hatte ich einen Kameramann im Spätsommer ‘89 über die schmutzigen Halden bei Espenhain geführt. Ich sollte plötzlich auf der Kundgebung vor dem Leipziger Opernhaus sprechen. Es war eine aufregende Zeit.“


Am 9. November kommt er abends von einer Musikveranstaltung nach Hause und kann es nicht fassen: „Die Straßen sind voller Autos. ‚Na Mensch, war hier ein Konzert von Peter Maffay?‘, denke ich. ‚Oder sind die Menschen auf der Flucht?‘ Ich hatte kein Radio gehört. Erst zu Hause angekommen, begriff ich, dass die Mauer offen war. Zunächst habe ich gedacht, die lassen jetzt vier Wochen Dampf ab, dann machen sie die Grenzen wieder zu.“ Erst Mitte Dezember fährt er mit seiner Familie in den Westen und besucht Bekannte bei Hof in Bayern. Zu Hause engagiert er sich weiter im „Neuen Forum“. Die Mitglieder arbeiten an Konzepten, wie es mit dem Land weitergehen soll. Von 1990 an sitzt Dallmann für die Bürgerbewegung im Kreistag. „Wir wollten nicht die Übernahme des kapitalistischen westdeutschen Systems. Wir wollten erst mal schauen, was man besser machen kann, wie ein neues Schulsystem oder ein bezahlbares Gesundheitssystem aussehen könnte.“ Aus dem Westen landet indessen immer mehr Post im Pfarrhaus. Die Kirchengemeinde bekommt viele Einladungen für die Kinder von Mölbis, ihre Ferien im Bayerischen Wald, im Schwarzwald oder an der Nordsee zu verbringen. „Manchmal kam ich mir schon vor wie in einem Reisebüro“, so der Pfarrer. „Aber die ehrlich gemeinte Solidarität ging mir ans Herz.“


1990 wird zum Schicksalsjahr von Mölbis. Das betrifft auch Dallmann. Als im Januar über die Zukunft des Dorfes entschieden werden soll, votieren noch mehr als 70 Prozent für den Abriss. Doch nach Schließung der Industrieanlagen werden Luft- und Bodenwerte sehr schnell deutlich besser. Das stimmt auch die Bewohner um: Im Spätsommer wollen fast alle ihren Ort erhalten. Die positive Entwicklung für die Umwelt hat aber ihren Preis. Mit der Abschaltung der Espenhainer Werksanlagen verlieren rund 6.000 Menschen auf einen Schlag ihre Arbeit. „Die Busse, die die Arbeiter abholten, trugen schwarze Binden. So konnte ich nicht anders und hing zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 ein Plakat ‚Hoffnung und Enttäuschung‘ am Pfarramt auf.“ Mit dem Aufbau Ost fließt Geld aus dem Westen in den Ort. Inzwischen zählt er wieder rund 700 Einwohner. Viele leben hier und arbeiten im nahen Leipzig. Es gibt eine Kneipe, eine Kita, eine Krippe und ein kleines Geschäft. Für Dallmann ist Mölbis inzwischen ein „ganz normales Dorf.“ Auch in seinem Ruhestand legt er nicht die Hände in den Schoß. Als Seelsorger ist er weiterhin viel unterwegs, besucht Menschen an Krankenbetten und leistet Beistand. Ebenso bringt er sich noch in der Gemeinde ein, wirkt an Pfarrfesten und kirchlichen Veranstaltungen mit. Manchmal holt er noch sein Keyboard hervor und spielt. 1994 hätte er sogar in Europa Politik mitgestalten können. Für das „Neue Forum“ wird er zur Europawahl auf einen Listenplatz gestellt, um nach Straßburg zu gehen. Doch er lehnt ab. „Als ich im Fernsehen sehe, wie wenig Abgeordnete dort oft im Parlament sitzen, wusste ich, ich bleibe, was ich bin: Pfarrer in Mölbis.“


Nach der Wende schätzt er es sehr, dass er sich nun für Dinge frei entscheiden kann, die freie Wahl hat. „Wir konnten uns zu DDR-Zeiten nur in sehr engen Grenzen bewegen. Ich bin glücklich, wenn ich sehe, dass meine Kinder eine Ausbildung frei wählen können, dass sie auch im Ausland studieren können.“ Er hat vier Kinder, zwei Mädchen aus der ersten Ehe, zwei Jungen aus der zweiten. „Diese Reise- und Bildungsfreiheit ist toll, hat aber ihren Preis. Nicht alle Menschen können sich das leisten. Freiheit in zwei Sätzen zu definieren, fällt mir schwer. Eins weiß ich aber ganz sicher: Wenn gegen die Grundrechte der Menschen verstoßen wird,

dann würde ich meine Stimme immer wieder erheben.“

Meine Freiheit

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