Читать книгу Das Kombiticket - Kathrin Noreikat - Страница 9
Kapitel
ОглавлениеZur gleichen Zeit, in der Ruth fasziniert die Show im Kuppelsaal verfolgte, standen Conrad und Theodor in einem hellen Raum. Sie waren durch die schmale Tür, die sich hinter dem Raketenstartbild verborgen hatte, gegangen. Neugierig schauten sie sich um. Sie waren in einem anderen Korridor, dessen Wände in verschieden Grautönen gestrichen war. “Wo sind wir?”, fragte Theodor.
Achselzuckend sagte Conrad: “Keine Ahnung. Lass uns umkehren und zwei Flaschen Fanta kaufen gehen.”
“Häh, wo ist die Tür?”, wunderte sich Theodor, als er sich wieder zur Wand drehte.
Die Brüder schlugen mit der flachen Hand und klopften mit den Fingerknöcheln an der mausgrauen Wand entlang. So arbeiteten sich einige Meter nach links und rechts. “Hallo! Aufmachen!”, riefen sie.
“Die Tür muss hier irgendwo sein. Wir sind doch nicht blind”, meinte Conrad.
“Tante Ruth wird ganz schön sauer sein, wenn wir nicht rechtzeitig zurückkommen”, befürchtete Conrad. Theodor stimmte zu und starrte seinen älteren Bruder mit großen Augen an.
“Was glotzt du so?”, fuhr dieser ihn an.
“Du siehst irgendwie anders aus. Älter und größer. Du hast auch nicht mehr deinen T-Rex-Pulli an”, behauptete Theodor.
Conrad schaute an sich herunter. Er trug jetzt eine marineblaue Uniform. Auf der linken Brusttasche war das Wort Invictus in goldenen Buchstaben gestickt.
“Wir sind gar keine Kinder mehr”, sagte er verwundert. Sein Bruder trug die gleiche Uniform.
Theodor war verwirrt: “Häh, das verstehe ich nicht. Warum sind wir auf einmal erwachsen?”
“Das weiß ich nicht. Vielleicht sind wir durch einen Zeitreisetunnel gegangen oder wir sind in ein Wurmloch geraten”, mutmaßte Conrad.
“Die Uniform mit den goldenen Knöpfen ist cool, aber die Schuhe sind unbequem”, meinte Theodor.
Er setzte sich auf den Fußboden und war im Begriff die Schuhe auszuziehen. Da rollte ein kleiner kugelförmiger Roboter an ihnen vorbei.
Conrad sagte: “Der sieht aus, wie R2D2 aus ‘Star Wars’, nur mit Greifarmen. Vielleicht drehen sie hier eine Fortsetzung der Sternensaga.”
Theodor war aufgesprungen: “He, R2D2, warte!” und rannte dem Roboter hinterher, der ziemlich flott den Gang hinunter fuhr.
Conrad lief hinterher. Sein Bruder hatte es geschafft den Roboter einzuholen und hielt ihn an seinem seitlich herabhängenden Greifarm fest. “Hallo R2D! Wo ist 3CPO?”
Mit einer metallischen Stimme antwortete der Roboter: “Mein Name ist nicht R2D2. Mein Name ist Eddy-04. Lass mich los.”
Das tat Theodor und sofort setzte er seine Fahrt fort, um hinter der nächsten Ecke zu verschwinden.
“Hier steht Deck 9”, sagte Conrad und zeigte mit dem Finger auf die Wandbeschriftung. Alle paar Meter war eine dunkelgraue Tür mit einem runden aus Milchglas bestehenden Fenster.
Unter dem Türfenster standen verschiedene Nummern und Namen:
B09-124 - Noam Silbermann, B09-122 - Amanda McKinsey, Andrew McKinsey, Zoe McKinsey und B09-120 Seraphina Karakurt und Mehmet Karakurt.
Conrad kratzte sich am Kopf. “Ich glaube, wir sind gar nicht mehr im Planetarium.”
“Wo sind wir dann?”, fragte sein Bruder.
“Wir waren doch letztes Jahr im Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff. Ich finde, das sieht hier genauso aus.”
Conrad wies auf die vielen Türen. “Das sind die Kabinen der Passagiere.”
“Meinst du, wir sind auf einem Kreuzfahrtschiff?”
Conrad schüttelte heftig den Kopf. “Nein, nicht auf einem Kreuzfahrtschiff. Denk doch mal nach! Wir sind auf einem Raumschiff! R2D2, äh, Eddy-04 oder wie der Roboter sich nannte, ist Beweis genug. Außerdem erinnert mich dieser Flurgang an die Szene, in der Chewbacca von den imperialen Sturmtruppen in Handschellen abgeführt wird. In welcher Episode das war, weiß ich allerdings nicht mehr.”
Theodor riss seine Augen weit auf. “Echt jetzt? Cool!”
Conrad nickte. “Komm, lass uns das Raumschiff erkunden!”
“Ja!”, jubelte sein Bruder. “Aber danach gehen wir zurück zu Tante Ruth, okay? Die macht sich bestimmt Sorgen, wo wir so lange bleiben.”
“Klar”, meinte Conrad.
Von der Abenteuerlust gepackt liefen die Brüder den Gang entlang, folgten dem Hinweis zum “Fahrstuhl B”.
Dort angekommen, öffneten sich die Türen automatisch. Sie taten ein. “Türe schließt”, sagte eine Computerstimme. “Wohin wollen Sie?”
Es gab keine Knöpfe in dem Lift, sondern nur eine Auflistung der Decks und einzelne Schlagwörter wie Kino, Krankenstation oder Frachtraum 1 bis 40.
Conrad entschied spontan und sagte laut: “Deck 7”.
Wenige Sekunden später erklärte die Stimme: “Deck 7. Türe öffnet sich.”
Die Brüder machten ein paar Schritte hinaus auf den Korridor. Er sah nicht wesentlich anders aus als der von Deck 9, von dem sie gerade kamen. “Fitnessraum” war an der Wand mit einem Pfeil nach links zu lesen.
Theodor und Conrad fuhren noch mehrmals mit dem Fahrstuhl hinauf und wieder hinab. Sie waren immer auf der Suche nach einer spannenden Entdeckung. Es begegneten ihnen weder Menschen noch weitere Roboter. Das Raumschiff wirkte wie ausgestorben. Auf den unterschiedlichen Decks versuchten die Brüder die Kabinentüren zu öffnen, allerdings verweigerte ihnen der jeweilige Bewegungsmelder den Zutritt. Das Vorhaben, später zurück zum Planetarium zu gelangen, bestand weiterhin, trotz der Begeisterung auf einem Raumschiff zu sein.
Wie viel Zeit mit dem Erkunden vergangen war, konnten die Brüder nicht sagen. Theodor war müde geworden. Er hatte keine Lust mehr und wollte nach Hause. Wenig später stellte er resigniert fest: “Wo ist die Tür? Wir sind in einem Labyrinth gefangen. Wir werden nie wieder rauskommen.”
“Ach, Quatsch!” Conrad legte seinen Arm um die Schulter seines Bruders.
“Natürlich werden wir einen Weg zurück zum Planetarium finden.”
Eine kleine Träne tropfte aus Theodors linkem Auge. Conrad nahm ihn in den Arm. So verharrten die Brüder eine Weile, bis sie erschrocken zusammenzuckten. Eine weibliche Computerstimme hallte durch das Raumschiff: ”Alle Crewmitglieder sofort in Raum A14-011.”
Conrad und Theodor lösten sich aus ihrer Umarmung, blickten sich fragend an. Theodor hob die Augenbrauen. “Crewmitglieder? Sind wir damit gemeint?”
Sein Bruder zuckte mit den Schultern, entschied spontan: “Wir gehen dorthin, Theo. Wenn es eine Crew gibt, gibt es auch einen Captain und der kann uns sicher den Weg zurück zum Planetarium zeigen.”
Lächelnd nickte Theodor.