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«Sternstunden
der Medizin»

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Als Kinder, in den 1950er-, 1960er-Jahren, stürzten wir uns regelmäßig mit Begeisterung auf eine Zeitschrift, die uns ins Haus flatterte. Jedes Mal suchten wir nach der Bilderseite «Great Moments in Medicine». Als Imagewerbung für einen Pharma-Konzern wurden hier große Momente der Medizingeschichte zelebriert: Pasteur, der mit Reagenzgläsern hantiert, oder die erste Pockenimpfung durch Edward Jenner, Wilhelm Röntgen und die unsichtbaren Strahlen. Typischerweise waren die Szenen idyllisch, mittendrin das Drama und der Held, der Leben rettet und die Medizin durch seine Entdeckung oder Erfindung weiterbringt. Natürlich waren die Männer alle weiß. Die Begleiterinnen glichen Grace Kelly oder vielleicht der Gattin eines Pharma-Managers. Uns Kinder kümmerte das nicht. Wir waren hin und weg vom Fortschritt in der Medizin.

Vor meinem geistigen Auge sehe ich ein solches Bild, das es in der Serie nie gab, ein weniger strahlendes. Sterben hat nie als Sternstunde der Medizin gegolten. Ich stelle mir vor: Ein feudales Schlafzimmer. In einem herrschaftlichen Bett liegt ein alter Mann. Offensichtlich hat er in den letzten Momenten seines Lebens die Tochter rufen lassen. Diese kommt gehetzt an, verschwitzt, mit Herzklopfen. Sie hat soeben ihr Ohr an die Lippen des sterbenden Vaters gelegt, um besser zu hören … Und was hört sie? Nur ein unverständliches Flüstern, dann spürt sie den Hauch des letzten Atemzugs. Die Bildunterschrift: «Was ich dir noch sagen wollte …»

In meiner aktuellen gesundheitlichen Lage in der Nähe des Todes – ergänzt durch meine langjährige ärztliche Tätigkeit – gibt es viel, was ich noch sagen will. Vor allem zu Entscheidungen am Lebensende.

Reden wir über das Sterben

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