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Prolog

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Nennt mich ruhig pervers, aber ich wollte schon immer, dass mich ein Mann mal fesselt. In meiner Fantasie hätte der Kerl natürlich weniger wie ein Statist aus Beim Sterben ist jeder der Erste und viel mehr wie Chris Hemsworth ausgesehen. Ich wäre auch mit Seidentüchern gefesselt worden, nicht mit dem kratzenden Seil, das extrem eng um meine Hand- und Fußgelenke gewickelt war. Vor allem würde ich nicht auf einem Boden liegen, der mit Sägemehl und Gott weiß was sonst noch alles bedeckt ist. Stattdessen befände ich mich entweder in meinem eigenen Schlafzimmer oder in einer Fünf-Sterne-Hotelsuite. Und vor allem hätte ich meine Zustimmung gegeben, gefesselt zu werden, und wäre nicht gegen meinen Willen von Bubba oder Cletus oder wie auch immer der Name dieses Bergmanns oder Hinterwäldlers lautete, gefesselt worden. Bevor er mir eine abgesägte Schrotflinte ins Gesicht hielt, hatte er sich nicht großartig vorgestellt, was nur ein weiterer Aspekt war, der so gar nicht in meiner Fantasie vorkam.

Traurigerweise habe ich die Erfahrung gemacht, dass nichts in meinem Leben meinen Fantasien ähnelt; meistens handelt es sich stattdessen um etwas aus meinen Albträumen. Wenn man mein Liebesleben in ein Genre einordnen würde, müsste es Horror sein. Allerdings bin ich mir nicht einmal sicher, ob der Meister verdammt gruseliger Dinge, Stephen King, es angemessen auf Papier bannen könnte.

Da ich etwas Zeit zur Verfügung hatte, konnte ich darüber nachdenken, wie die Dinge so weit aus dem Ruder gelaufen waren. Vor einem Monat machte alles in meinem Leben Sinn. Für die meisten Menschen war es sicher stinklangweilig, wenn nicht sogar seltsam. Schließlich war ich eine unverheiratete, dreißigjährige Leichenbestatterin und leitete das erfolgreichste Bestattungsunternehmen in Familienbesitz in den North Georgia Mountains. Ich hatte auch das große Privileg, der erste weibliche Coroner meines Bezirks zu sein, ganz zu schweigen vom jüngsten.

Ungeachtet meiner beruflichen Leistungen war mir der scharlachrote Buchstabe „S“ im übertragenen Sinne auf die Stirn geschrieben, weil ich single war. Eine alte Jungfer. Diese Tatsache war für meine Mutter ein schlimmeres Schicksal als der Tod. Mindestens einmal am Tag sah sie mich wie ein fremdes Wesen an und schüttelte ihren Kopf mit dem perfekt frisierten braunen Haar. „Ich verstehe nicht, wie ein schönes Mädchen wie du immer noch alleinstehend sein kann.“

Ich könnte eine ganze Reihe von Argumenten anführen, wie etwa die Tatsache, dass wir in einer kleinen Stadt im Süden lebten, wo wir mit einer großen Zahl der Bürger verwandt waren. Ich hätte sagen können, dass mit mir alles in Ordnung sei und die Schuld bei dem Pool unverheirateter Männer lag, zu denen ich Zugang hatte. Nun, denen, mit denen ich nicht verwandt war – obwohl das einen Cousin zweiten Grades nicht davon abgehalten hatte, mir einmal einen Antrag zu machen, aber das ist eine andere Geschichte. Ich hätte weiter vorbringen können, dass Männer es nie besonders toll fanden, dass ich mit Toten arbeitete. Ein todsicherer Gesprächskiller … und das Wortspiel ist beabsichtigt.

Wirklich, es lief alles darauf hinaus, dass ich in Sachen Liebe einfach vollkommenes und totales Pech hatte.

Man sagt, wenn man kurz vor dem Tod steht, rast das eigene Leben vor dem inneren Auge vorbei. In meinem Fall war es mein Liebesleben … oder der Mangel daran. Anstatt gefesselt und geknebelt in der heruntergekommenen Hütte zu liegen, entführte mich mein Kopf in mein Teenagerzimmer, wo ich mich in den Laken und in den langen Beinen meines Highschool-Freundes Jesse verheddert hatte. Es hatte sechs Monate des Werbens gedauert, bis es zu diesem Moment präkoitaler Glückseligkeit gekommen war. Mit siebzehn war ich mehr als bereit, meine Jungfräulichkeit dem Mann zu schenken, den ich liebte.

Da meine Eltern am Nachmittag nicht da waren, hatten wir das Haus ganz für uns allein. Das heißt, wenn man Mr. Greyman nicht berücksichtigte, der in der Tiefkühltruhe im Keller darauf wartete, einbalsamiert zu werden, sobald mein Vater nach Hause zurückkam.

Jesse riss sich von unseren aneinanderklebenden Lippen los. „Bereit?“, keuchte er.

„Ja“, murmelte ich etwas ängstlich. Da ich die historischen Liebesromane meiner Mutter verschlungen hatte, wusste ich, dass das erste Mal wehtun und ich vielleicht sogar bluten würde, wenn Jesse seine „pulsierende Männlichkeit“ in mich einführen würde.

Nachdem er die Kondomverpackung begeistert mit den Zähnen aufgerissen hatte, streifte er den fadenscheinig aussehenden Gummi über. Er bedeckte meinen Körper mit seinem, bevor er seine Lippen auf meine legte. Jesse verbrachte noch ein paar Minuten damit, meine Brüste zu küssen und mich zwischen meinen Beinen zu streicheln. Als er mich für die Penetration bereit erachtete, fühlte ich, wie die Spitze seines Penis gegen den Eingang meiner Vagina stieß. Oder, wenn ich den Jargon der historischen Liebesromane benutzte, sein glatter Schaft gegen meinen Venushügel strich.

„Ich werde langsam vorgehen und versuchen, dir nicht wehzutun“, sagte Jesse.

„Danke“, quietschte ich. Als er anfing, sich in mich zu schieben, kniff ich die Augen zu und atmete tief ein.

„Oh fuck“, murmelte Jesse, oder zumindest glaube ich, dass er genau das sagen wollte. Es kam eher ein „Ohfwt“ heraus.

Und dann geschah etwas, wovon ich noch nie zuvor gelesen hatte. Anstatt dass ich wegen des Schmerzes meiner verlorenen Jungfräulichkeit aufschrie, aufgespießt von Jesses Schwert, war er es, der vor Schmerz kreischte.

„Fwt, fwt, FWT!“, brüllte er.

Als ich meine Augen öffnete, schrie ich auch. Jesses Lippen waren dreimal so groß wie sonst, sodass sie so etwas wie einem Kind der Liebe von Mick Jagger und Steven Tyler ähnelten, zusätzlich aufgespritzt mit Kollagen.

„Oh mein Gott, was ist mit deinen Lippen passiert?“

Jesse schrie wieder wie eine Todesfee. Er riss sich aus mir heraus und stolperte vom Bett zurück. Als er auf seinen Schritt starrte, weiteten sich seine Augen entsetzt. Als ich mich aufrichtete, fing er an, sich an seinem Schwanz zu kratzen.

„Jesse, hör auf! Du wirst dir noch wehtun.“

Er ignorierte mich. Sein Brustkorb hob und senkte sich hektisch wegen seiner Bemühungen. „Krieg. Es. Nicht. Ab.“

Ich schnappte mir das Laken und riss es von uns weg. Dann sah ich etwas so Entsetzliches, dass es mich jahrelang verfolgen würde. Etwas, an das ich mich noch viel später erinnern würde, nachdem ich in meiner Zeit als Coroner ziemlich abscheuliche Scheiße gesehen hatte. Es waren nicht nur Jesses Lippen, die wie aufgespritzt aussahen. Sein Penis war so angeschwollen, dass er einer Aubergine ähnelte. Das Kondom hatte sich bis zu einem Punkt gedehnt, an dem ich befürchtete, dass es platzen könnte und die Kraft, mit der es davonfliegen würde, Jesse und vielleicht sogar mich verletzen könnte, wenn ich mich in der Flugbahn befände.

Nachdem ich ihn mit großen Augen und offenem Mund angestarrt hatte, platzte ich schließlich mit der Frage heraus: „Hast du eine Latexallergie?“

„Nein … Iff meine, iff glaube nifft.“ Er warf frustriert eine Hand hoch. „Iff weiff nifft.“

„Du brauchst Hilfe. Richtige medizinische Hilfe.“ Ich tastete auf dem Nachttisch nach dem Handy. Sobald ich es hatte, begannen meine zitternden Finger, hektisch zu wählen.

Bevor ich es an mein Ohr bringen konnte, schlug Jesse es mir aus der Hand. „Was tust du?!“ Er schüttelte den Kopf so wild hin und her, dass er wie eine Zeichentrickfigur aussah. „So darf mich niemand sehen!“, protestierte er unter Tränen. Obwohl es irgendwie so klang wie: „Fo darf miff niemand fehen.“

„Du brauchst einen Arzt. Das geht nicht einfach mit einem Eisbeutel weg“, erwiderte ich, während ich erneut das Handy ans Ohr hielt.

„911, Sie haben einen Notfall?“, fragte eine monotone Frauenstimme in der Leitung.

„Äh, mein Freund hat eine allergische Reaktion.“

„Ist es eine Insekten- oder Lebensmittelallergie?“

„Nein. Latex.“

„Ich verstehe. Welche Bereiche des Körpers sind betroffen?“

„Seine Lippen und sein … ähm, sein …“

Jesse schien plötzlich seine Meinung darüber geändert zu haben, Hilfe zu holen, denn er stürzte nach vorn, um in das Handy zu schreien: „Mein verdammter Ffwanz ekpodiert gleiff! Oh Gott, bitte, ffickt jemanden! Ef wird den Weiffen Hai brauffen, um daf Kondom abfubekommen!“

Es gab eine Pause in der Leitung. „Ist das ein Witz?“

„Wie bitte?“

„Hören Sie, wir bekommen mindestens zwei bis drei Streichanrufe pro Tag.“

Ich war empört, dass sie uns nicht ernst nahm. „Nein. Es ist kein Witz. Mein Freund und ich standen kurz vorm Sex, und gleich, nachdem er das Kondom überzog, begann er anzuschwellen. Nun, ich meine, er war vorher schon angeschwollen, aber dann geriet die Schwellung völlig außer Kontrolle.“

„Ist das Ihr Ernst?“

Wenn ich durch das Telefon hätte greifen können, um die Frau zu erdrosseln, hätte ich es getan. „Ja, es ist mir sehr ernst! Würden Sie mir jetzt bitte jemanden in die 251 Sullivan Street schicken?“

„Okay, wir schicken Hilfe. Aber wenn das ein Streich ist …“

„Was muss ich tun, damit Sie mir glauben? Im Detail beschreiben, dass sein Penis wie eine in Gummi gewickelte lila Aubergine aussieht?“

„Himmel …“

„Ja, Sie sollten es live und in Farbe sehen. Sie würden ausflippen, genau wie ich!“ Als ich Jesses jämmerlichen Blick sah, fügte ich hinzu: „Tut mir leid, aber es stimmt.“

In diesem Augenblick hörte ich in der Ferne das Heulen eines Krankenwagens. Ohne ein weiteres Wort an die Dame zu richten, legte ich auf und legte das Handy weg. Dann kletterte ich vom Bett, um mich anzuziehen. Es brauchte nicht auch noch die Peinlichkeit, dass die Sanitäter mich nackt sahen.

Während Jesse sich auf dem Bett krümmte und stöhnte, rannte ich aus dem Schlafzimmer und die Treppe hinunter. Ich riss die Haustür auf, als der Krankenwagen und ein Polizeiauto in die Einfahrt bogen.

„Hätte nie gedacht, dass ich hier mal einen Einsatz haben würde“, sagte ein junger Sanitäter, als er heraussprang.

Sein älterer Partner kicherte. „Na, du wirst schon noch mitbekommen, dass das Bestattungsinstitut ein Hotspot für Notrufe ist. Irgendwas an Toten führt zu Herzinfarkten und Ohnmachtsanfällen, bei denen sich die Leute den Kopf so hart anschlagen, dass es zu Gehirnerschütterungen kommt. Und dann gibt es immer wieder Leute, die nach Kämpfen zusammengeflickt werden müssen.“

„Kämpfe? Verdammt“, murmelte der junge Sanitäter.

Nach dem Entladen der Trage eilten sie die Auffahrt hinauf.

Ich ging auf die Veranda hinaus, um sie in Empfang zu nehmen. „Er ist oben.“

Der ältere Sanitäter nickte. „Gehen Sie voraus.“

Ich eilte zurück ins Haus und begann, die Treppenstufen jeweils zwei auf einmal zu nehmen. Als ich den Treppenabsatz erreichte, bemerkte ich, wie unheimlich still es war.

Jesses gequältes Stöhnen erfüllte die Luft nicht mehr. Ich vergaß die Sanitäter und rannte den Flur hinunter. Ich schlitterte in die Türöffnung. Jesse saß mit hochgezogenem Laken wie erstarrt auf dem Bett und starrte auf seinen Schritt.

„Jesse?“, fragte ich vorsichtig.

Er hob langsam seinen Blick, um meinem zu begegnen. „D…das Kondom i…ist geplatzt.“

Die Sanitäter kamen mit der Liege klappernd in den Raum. Als sie Jesse ansahen, wiederholte er: „Das Kondom ist geplatzt.“

Nach einem Blickwechsel begaben sich die Sanitäter zum Bett. „Wir sind hier, um zu helfen, mein Sohn“, sagte der ältere. Auf seinem Namensschild stand Bridgestone.

Ich erinnerte mich vage daran, dass ich mit einem Lyle Bridgestone zur Schule ging, und fragte mich, ob das sein Sohn war. Innerlich stöhnte ich auf, denn wenn ja, würde sich die Geschichte wie ein Lauffeuer verbreiten, weil Lyle nicht die Klappe halten konnte.

Weil Jesses Körpersprache der eines wilden Tieres ähnelte, das kurz vor einem Angriff stand, hielt Bridgestone seine Hände hoch. „Ich werde dir nicht wehtun, versprochen.“

In dem Moment, als Bridgestone das Laken herunterzog, riss er die Augen auf. „Verdammte Scheiße!“ Sein wilder Blick zuckte zu seinem Partner hinüber. „Das Kondom ist vielleicht geplatzt, aber es haftet um die Penisspitze herum fest. Klebt wie ein Gummiband.“ Er schüttelte den Kopf, als wollte er seinen Unglauben wegschütteln. „Ich werde die Schere brauchen.“

Jesse stürzte sich auf Bridgestone. Er packte die Vorderseite seiner Uniform und schrie: „Schneidet mir nicht den Schwanz ab!“

Bridgestone klopfte Jesse auf den Rücken. „Ich werde alles tun, was ich kann, um ihn zu retten. Sie haben mein Wort.“

Bevor ich Jesse fragen konnte, ob er wollte, dass ich seine Hand halte, schlang einer der Polizisten, die gerade angekommen waren, einen Arm um meine Schulter und führte mich aus dem Raum. „Meine Güte. Sie haben genug gesehen“, versicherte er mir, als ich zu protestieren begann.

Er hatte recht. Ich hatte schon viel zu viel gesehen. Natürlich würde ich nie in der Lage sein, diesen Auberginen-Penis zu vergessen oder den Schrei des qualvollen Schmerzes, der aus Jesse hervorbrach, als sie den verbliebenen Teil des Kondoms abschnitten.

Vermutlich ist es unnötig, zu erwähnen, dass die Beziehung zwischen Jesse und mir nicht stark genug war, um Latexgate zu überleben. Wie Pearl Harbor wurde es ein Tag, der auf ewig als tragisches Ereignis weiterleben würde – nicht nur für Jesse, sondern auch für jeden anderen Mann, den ich kannte. Ich war nicht nur das Mädchen, das tote Menschen in ihrem Haus hatte, sondern jetzt war ich auch noch das Mädchen, das Schwänze anschwellen ließ. Ich konnte mir den Versuch abschminken, zu betonen, dass ich keine Hogwarts-Absolventin war, die sich doppelt abgemüht und mit einem Zauber beschäftigt hatte, um Penissen Schaden zuzufügen. Es war so schlimm, dass ich einen Typen von außerhalb der Stadt importieren musste, nur um eine Begleitung für meinen Abschlussball zu haben.

Spulen wir sechs Jahre vor. Ich hatte es von meiner Kleinstadt bis nach Athens geschafft und an der University of Georgia studiert. Am Ende besaß ich einen Abschluss sowohl in Pathologie als auch in Forensik. Nach ein paar Kurzzeitbeziehungen und einigen heftigen Petting-Einlagen war ich endlich im Begriff, wieder in den Sexsattel zu steigen. Ich hatte Eric Sanchez während eines meiner Praktika in der Leichenhalle kennengelernt. Er war Assistent des Coroners, aber was noch wichtiger war, er war zwei Meter groß und strahlte lateinamerikanische Herrlichkeit aus. Ganz zu schweigen davon, dass er mit dreißig ein älterer, erfahrener Mann war.

Wir hatten nur ein paar Dates, bevor wir unzertrennlich wurden. Nun, so unzertrennlich, wie wir sein konnten, da ich wieder nach Hause gezogen war, um im Beerdigungsinstitut meiner Familie zu arbeiten. Nachdem drei Monate lang mein Bildschirm durch unseren Telefonsex ständig beschlagen war, war es an der Zeit, die Sache durchzuziehen.

So kam es, dass ich mit gespreizten Beinen auf der Matratze lag, während Erics Kopf zwischen meinen Beinen vergraben war. Mit geschlossenen Augen hob und senkte ich meine Hüften wie wahnsinnig, als ich meinen zweiten Orgasmus der Nacht erlebte. Den ersten hatte ich gehabt, bevor wir überhaupt in Erics Wohnung gekommen waren. Er hatte mich gegen die Haustür gepresst und in Sichtweite der neugierigen Nachbarn fickte er mich mit den Fingern zu einem umwerfenden Höhepunkt.

Eric erhob sich und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, bevor er nach einem Kondom auf dem Nachttisch griff. Sofort fiel mein Orgasmushoch in sich zusammen, als ich eine schreckliche Rückblende auf das letzte Mal bekam, als ich versucht hatte, Sex zu haben.

Als Eric begann, die Kondomverpackung zu öffnen, packte ich seinen Arm. „Du hast doch keine Latexallergie, oder?“

Er warf mir einen verwirrten Blick zu. „Nein.“

„Bist du sicher?“

Eric lachte leise. „Ja, Liv, ich bin sicher. Ich meine, ich trage jeden Tag Latexhandschuhe.“

„Oh, stimmt ja.“ Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus. „Gott sei Dank.“

Er hob seine dunklen Augenbrauen. „Sollte ich nachfragen?“

„Das ist eine Geschichte für einen anderen Tag.“

Er grinste mich blitzartig an und zeigte mir seine strahlend perlmuttfarbenen Zähne. „Gut. Denn ich bin nicht wirklich in der Stimmung zum Reden.“

„In welcher Stimmung bist du denn?“, fragte ich neckisch.

„Dich vollkommen besinnungslos zu vögeln.“

Ich kicherte. „Wie romantisch.“

Eric lachte. „Nächstes Mal werde ich Liebe mit dir machen. Dieses Mal muss ich dich unbedingt ficken.“

Seine Worte ließen meine Vagina, die voller Spinnennetze war, in Siegesjubel ausbrechen. Immerhin war es sechs Jahre her, dass es eine Penetration durch die Spezies „Penis“ gegeben hatte. Man kann jemanden nach sieben Jahren rechtmäßig für tot erklären, also war meine Vagina nur wenige Monate davon entfernt.

Aber in dieser Nacht wurde sie glorreich wiedergeboren. Sex mit Eric war alles, was ich mir erträumt hatte. Ich hatte mir nie vorgestellt, dreimal zu kommen, doch dank Erics sexuellem Können gelang es mir. Als ich wieder auf die Erde zurückkam, stieß Eric gerade ein letztes Mal in mich. Mit einem Stöhnen erstarrte sein Körper, während er auf mir zusammenbrach. Meine Finger strichen auf seinem Rücken auf und ab. „Das war unglaublich“, murmelte ich in sein Ohr.

Eric stimmte mir nicht zu. Nun, er war auch nicht anderer Meinung. Er lag einfach weiter auf mir.

Nachdem noch einige Sekunden vergangen waren, räusperte ich mich. „Ähm, Babe, würdest du dich bitte etwas auf die Seite rollen? Du bist ziemlich schwer.“ Als er immer noch nicht reagierte, legte ich meine Arme um seine Schultern und schüttelte ihn. „Eric?“

Okay, entweder hatte er eine sexuell induzierte Narkolepsie oder etwas stimmte nicht. Stimmte ganz und gar nicht. Mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, stieß ich ihn von mir weg, was ihn wiederum aus mir herausgleiten ließ. Er kippte auf der Matratze um wie ein Fisch auf dem Trockenen, inklusive der glasigen Augen und einem breiten, offen stehenden Mund.

Galle und Panik stiegen gleichzeitig in meiner Kehle auf. „Nein. Oh Gott, nein“, murmelte ich. Schnell erhob ich mich und schlug ihm ins Gesicht. Hart. „Eric, du machst hoffentlich Witze!“

Als er nicht reagierte, packte ich sein Handgelenk, um seinen Puls zu fühlen. Ich konnte keinen finden. Die Tränen, die meine Augen trübten, machten mich vorübergehend blind. Ich brauchte Hilfe.

Ich kroch von Eric weg. Mein Blick raste verzweifelt durch den Raum, als ich versuchte, mein Handy zu finden. Nachdem ich es gefunden hatte, wählte ich den Notruf.

Anders als bei Jesse ist das, was nach diesem Anruf geschah, zum größten Teil verschwommen. Ich erinnere mich an die Worte „Anomalie der Koronararterien“. Das wurde bei der Autopsie festgestellt. Schließlich sollte das Herz eines gesunden, dreißig Jahre alten Mannes nicht versagen. Aber Erics hatte es getan. Da sich der Zustand durch Anstrengung verschlimmerte, hätte er ebenso gut beim morgendlichen Joggen sterben können. Aber nein, er musste auf mir sterben. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Er kam, und dann ging er, was mich mit einer Menge Angst und Schuldgefühlen zurückließ. Und es ist diese erbärmlich traurige Beziehungsgeschichte, die mich genau zu diesem Moment geführt hat. Man könnte wohl sagen, es war eher so, dass meine männerhungrige Vagina mich zu diesem Moment geführt hat oder, besser noch, zu dem Mann, der mich in all diesen Wahnsinn hineingezogen hat.

Der verdammte Catcher Mains – der Mann mit dem ozeanblauen Schlafzimmerblick, einem zum Sterben schönen Körper und einem umwerfend sexy Lächeln.

Ich verrenkte mir fast den Nacken und blickte über die Schulter zu ihm. Wenn ich es schaffte, lebend aus dieser Situation herauszukommen, war ich nicht sicher, ob ich ihn töten oder vögeln sollte. Es stand unentschieden.

Drop Dead Sexy - Zum Sterben heiß!

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