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Kapitel 2

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Ich war mir ziemlich sicher, dass Dante sich einen solchen Horror wie den, in dem ich mich gerade befand, nicht hatte vorstellen können, als er „Das Inferno“ mit seinen neun Stufen der Hölle verfasste. Hätte er es gekonnt, hätte er es sicher für notwendig erachtet, mir eine weitere Ebene zu widmen – meinen ganz eigenen zehnten Kreis der Hölle. Nein, ich war nicht in einem See aus Eis eingefroren oder in Flammengräbern eingeschlossen. Stattdessen war ich gezwungen, meiner siebenundfünfzigjährigen Mutter beim Auspacken von Geschenken zuzusehen, die aus hitzeaktiven Körperölen, essbarer Unterwäsche und Spielzeug vibrierender Natur bestanden. Niemand – absolut niemand – sollte sich jemals vorstellen müssen, dass die eigene Mutter solche Dinge benutzte. Und am allerwenigsten sollte man sie in ihren Händen sehen, während sie errötete und wie ein Schulmädchen kicherte.

„Wird Harry darin nicht sexy aussehen?“, fragte sie, während sie in der einen Hand einen Bikini-Slip hielt und sich mit der anderen Luft zufächelte.

In diesem Moment kotzte ich buchstäblich etwas von dem dekorativen Peniskuchen, den ich gerade runtergeschluckt hatte, in meinen Mund (statt der typischen Zuckergussblume hatte ich einen Teil der Eier verschluckt). Die zuckerhaltigen Stücke des Hodensacks brannten mir in der Kehle. Da wurde mir klar, dass ich meinen zukünftigen Stiefvater feuern musste, unabhängig davon, wie sehr er für das Bestattungsinstitut von Nutzen war. Es gab einfach keine Möglichkeit, einen Körper gegenüber von ihm erfolgreich einbalsamieren zu können, während ich mir vorstellte, dass er unter seiner Arbeitsschürze rote Bikini-Slips trug. Wenn ich es mir recht überlegte, könnte ich ihm niemals einen Anal-/Vaginal-Plug aushändigen, ohne mich zu fragen, ob er den Booty-Analplug von Fun Factory, den die älteste Freundin meiner Mutter ihr geschenkt hatte, tatsächlich benutzt hätte.

Da ich in mehrfacher Hinsicht etwas zu trinken brauchte, stand ich von meinem Platz auf und machte mich auf den Weg in die Küche. Sosehr ich meine Sorgen ertränken wollte, ich musste mich zurückhalten, da ich nach der Party auf Männerjagd gehen wollte. Und nicht nur das – wenn man bedachte, dass die Hütte in East Bumblefuck lag, musste ich fit genug sein, um danach wieder nach Hause zu kommen.

Ich kippte gerade etwas Wodka in meinen Cranberrysaft, als ich vom Gehstock meiner Großmutter aus dem Weg geschubst wurde. „Wo zum Teufel ist mein Fireball?“ Nachdem sie die Schnapsflaschen auf dem Tisch beäugt hatte, schniefte sie frustriert. „Ich garantiere dir, eines der verfluchten Garrett-Mädchen, die angeblich Abstinenzler sind, hat ihn gestohlen.“

Ja, meine Damen und Herren, diese kleine, unflätige Achtzigjährige mit den auftoupierten Silberhaaren und dem Kautabak in der Backe war niemand anders als meine Großmutter, Pease. Ihr richtiger Name war Eloise, aber nur sehr wenige Menschen nannten sie wirklich so. Sie bestand sogar darauf, dass ihre Enkel sie Pease nannten, und nicht – wie normalerweise – „Oma“ oder „Omi“. Das war nur einer der vielen Aspekte der Eitelkeit, die sie besaß. „Oma“ genannt zu werden, das bedeutete, dass man alt war, und das war das Letzte, was sie sein wollte.

Man würde es nie ahnen, wenn man Pease anschaute, aber sie war tatsächlich eine Debütantin im exklusiven Piedmont Driving Club in Atlanta gewesen. Natürlich hatte sie, wenn man bedachte, dass sie gern alles übertrieb, nicht wirklich in diesen Kreis der Gesellschaft gepasst.

Als sie meinen Großvater ins Visier nahm, hatte er keine Chance. Er war alles, was sie nicht war – ein ruhiger, zurückhaltender Typ aus einer armen Familie aus den Bergen, der dank eines Footballstipendiums auf dem College war. Natürlich war es kein Nachteil, dass er wie Paul Newman aussah. Sie verließ ihre hochnäsige Familie, wie sie sie nannte, und schaute nie zurück, auch nicht, als mein Großvater sich am Knie verletzte und beschloss, Leichenbestatter zu werden.

„Ich werde noch einen weiteren Drink brauchen, damit ich den Nachmittag überstehe. Wenn mir dieser ganze Sexbockmist ins Gesicht geschoben wird, erinnere ich mich daran, dass ich seit fünf Jahren keinen mehr gehabt habe.“

„Großvater starb vor fünfzehn Jahren“, korrigierte ich sie.

Pease schürzte die Lippen. „Ich bin mir dessen wohl bewusst.“

„Dann bedeutet, dass … ähm, igitt.“

Pease rollte mit den Augen. „Ganz ehrlich, Olivia, wenn du nicht aufhörst, prüde zu sein, wirst du die Spinnweben in deinem Pfläumchen nie wieder loswerden.“

Ich biss mir auf die Zunge, um ihr nicht zu sagen, dass ich vorhatte, meine angeblichen „Pfläumchenspinnweben“ heute Abend blitzsauber wegwischen zu lassen. Stattdessen spritzte ich etwas mehr Wodka in meinen Becher.

Als ich ins Wohnzimmer zurückkam, hielt meine Mutter gerade ihr letztes Geschenk hoch, und verdammt noch mal, es war ein Prachtexemplar. Ein Paar rote Brustwarzen-Pasties mit dazu passendem im Schritt offenen Höschen. Sie winkte mir damit zu, während sie mit den Brauen wackelte. „Sieh mal, Olivia.“

Ja, ich sehe es. Alle Bleichmittel der Welt könnten dieses Bild nicht aus meinem Gehirn löschen. Ich zwang ein Lächeln auf mein Gesicht. „Harry wird sein blaues Wunder erleben“, sagte ich und setzte mich auf den freien Platz neben ihr.

Sie kicherte. „Bevor wir in die Flitterwochen aufbrechen, werde ich zweimal sicherstellen, dass er seine Herztabletten eingepackt hat. Ich möchte nicht, dass er einen Infarkt bekommt.“

Die Anspielung auf einen sexuell bedingten Herzinfarkt ließ mich sofort an Eric denken, und Schmerz breitete sich in meiner Brust aus. Ich biss mir auf die Lippe und senkte den Kopf.

Mama beugte sich vor, um meine Hand in die ihre zu nehmen. „Oh, Livvie-Liebes, es tut mir so leid. Ich habe nicht nachgedacht“, sagte sie.

„Ist schon gut.“

Glücklicherweise war der Rest ihrer Freunde zu sehr damit beschäftigt, wegen der Geschenke, die sie herumreichten, zu kreischen und zu giggeln, um unser Gespräch zu bemerken. Sie legte ihren Finger unter mein Kinn und neigte meinen Kopf so, dass ich sie ansah. „Weißt du, ich würde alles in der Welt geben, wenn du an meiner Stelle heiraten würdest.“

„Ach Mama, das meinst du nicht so.“

Sie schüttelte den Kopf. „Doch. Mehr als mein Glück will ich, dass du glücklich bist.“

„Aber ich bin glücklich“, protestierte ich.

Mama presste missbilligend die Lippen zusammen. „Es ist nicht nett, seine Mutter anzulügen.“

„Ich lüge nicht. Ich bin vollkommen glücklich mit meinem Leben.“

Okay, natürlich log ich nach Strich und Faden. Ich wollte nicht nur verzweifelt gevögelt werden. Ich wollte sogar noch dringender jemanden haben, den ich mein Eigen nennen konnte. Um mit ihm in Löffelchenstellung am Samstagmorgen zu kuscheln. Für alltägliche Gespräche bei hausgemachtem Hühnereintopf mit Klößchen. Um darüber streiten zu können, was man sich im Fernsehen ansehen sollte – Fußball oder Lifetime. Um unsere Kinder zwischen Sporttraining und Tanzunterricht hin und her zu kutschieren. Für all die kleinen Dinge, die ein durchschnittliches Leben außergewöhnlich machten.

Obwohl ich manchmal die Arme hochheben, den Kopf zurückwerfen und in den Himmel schreien wollte: „WARUM?!“, hatte ich mich zurückgehalten. Ich hätte ganz leicht tiefer im Treibsand meiner eigenen Mitleidsparty versinken können, doch entschied ich mich dafür, aus dem Abgrund zu klettern. Schließlich sollte dies eine glückliche Zeit für meine Mutter sein. Sie hatte nach dem Verlust meines Vaters genug durchgemacht, um nicht mit ansehen zu müssen, wie ich mit gebrochenem Geist dahinhumpelte.

„Im Ernst, Mama, es geht mir gut. Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass mein Prinz eines Tages kommen wird. Im Moment wird er wahrscheinlich nur in einem ausländischen Gefängnis gefangen gehalten.“

Zwar schien sie mit meinem Argument nicht ganz zufrieden zu sein, aber sie schaffte es, mir ein Lächeln zu schenken. „Ich bete jeden Tag dafür, Liebes. Es gibt nichts mehr, was ich mir im Leben wünsche, als dass du und Allen eine Familie gründet.“

„Jetzt ist es an dir, nicht zu lügen. Insgeheim willst du doch, dass wir heiraten, damit wir dir Enkelkinder schenken.“

Bei der Erwähnung, dass mein Bruder und ich uns fortpflanzen könnten, funkelten die dunkelblauen Augen meiner Mutter vor Freude. „Okay, vielleicht kann ich es auch nicht erwarten, ein Enkelkind zu bekommen … oder drei“, antwortete sie kichernd.

„Falls du dich dadurch besser fühlst, ich habe mit dem Gedanken gespielt, meine Eizellen einfrieren zu lassen. Du weißt schon, um sie später verwenden zu können, falls der Mann dafür nicht auftaucht.“

Die Freude meiner Mutter verflüchtigte sich augenblicklich. „So hatte ich mir das nicht vorgestellt.“

Pease stieß meiner Mutter mit ihrem Stock gegen das Bein. „Keine große Sache, Maureen. Du kannst damit anfangen, allen zu erzählen, dass du ein Enkelkind erwartest, sobald es aufgetaut ist.“

Mama rollte mit den Augen. „Entschuldige, dass ich mich nicht über die Aussicht auf einen Eis-Enkel freue.“

Pease gluckste. „So häufig, wie Allen seinen Pimmel in alle möglichen dahergelaufenen Weiber steckt, wirst du Großmutter sein, ehe du dich versiehst.“ Als Mama und ich ihr einen entsetzten Blick zuwarfen, zuckte Pease die Achseln. „Es ist die Wahrheit.“

„Ich will gar nicht erst fragen, woher du von Allens Liebesleben weißt“, meinte Mama.

Mit einem Augenzwinkern antwortete Pease: „Ich verrate nie meine Quellen.“

„Gott sei Dank“, murmelte ich, was mir einen Schlag von Peases Rohrstock auf das Knie einbrachte. „Au!“

„Ich würde gutes Geld bezahlen, wenn meine Quellen etwas Verruchtes über dich enthüllen würden“, sagte sie scharf.

„Lass Olivia in Ruhe, Eloise“, warnte Mama.

Pease lehnte sich auf ihren Stock. „Ich führe nur Fakten über Olivias nicht vorhandenes Liebesleben an.“

Ich drückte meine Finger gegen meine Nasenwurzel, weil ich Kopfschmerzen bekam. Ich wiederholte immer wieder in meinem Kopf: Du sollst deine Großmutter nicht schlagen. „Ich brauche ein paar Aspirin“, sagte ich und stand auf.

„Ach, sei doch nicht so ein Mimöschen, Livvie. Du weißt, dass ich dich nur geneckt habe“, rief Pease, als ich zurück ins Schlafzimmer ging, wo die Mäntel und Handtaschen lagen.

Ich widerstand dem Drang, ihr den Mittelfinger zu zeigen, wählte stattdessen den Königsweg und ignorierte sie. Als ich ins Schlafzimmer sah, zog Jill gerade ihren Mantel an. „Gehst du schon?“

„Ja, ich mache mich besser auf den Weg, wenn ich rechtzeitig zurück sein will, um mich mit Chase zu treffen.“

„Ich glaube, ich folge dir.“

Meine Worte ließen ihre Hüften in einigen epischen Beckenschwüngen kreisen. „Ooh, yeah Baby, Livvie wird es sich besorgen lassen.“

„Pst!“, zischte ich und warf einen panischen Blick über meine Schulter, um sicherzugehen, dass Mama oder Pease mir nicht gefolgt waren.

„Hast du eine Idee, wohin du gehen willst?“

„Ich habe darüber nachgedacht, eine Google-Suche durchzuführen. Um zu schauen, ob hier etwas in der Nähe ist.“

„Nun, viel Glück dabei.“

„Was soll das bedeuten?“

„Es ist nur so, dass ich auf der Fahrt hierher nichts bemerkt habe.“

„Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es immer irgendwo eine Wasserstelle gibt, egal wie hinterwäldlerisch ein Ort ist.“

„Hoffen wir einfach, dass an dieser ‚Wasserstelle‘, wie du es nennst, ein mäßig gut aussehender Typ mit einem funktionierenden Schwanz ist.“

Ich grinste. „Drück mir die Daumen.“

Drop Dead Sexy - Zum Sterben heiß!

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