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Annabelle
ОглавлениеEine halbe Ewigkeit starrte ich nun schon hinaus in die unfassbare Wildnis Alaskas. Dass ich einmal hier landen würde, hätte ich niemals für möglich gehalten. Es war schon immer ein Traum von mir, hierher zu kommen. Dank Jonah war er jetzt tatsächlich wahr geworden. Seit unserer Ankunft vor wenigen Stunden hatte ich ihn kaum zu Gesicht bekommen. Mir war das nur recht. Die letzten zwei Tage bei ihm und Gracey Zuhause waren zu viel für mich gewesen. Zu viel Kontakt, zu viel Nähe, zu viel von dem, was früher einmal war.
Manchmal schien nur Gracey der Beweis dafür, dass sich alles zwischen uns geändert hatte und genau das machte mir Angst. Ich konnte und wollte Jonah nicht verzeihen. Zumal er mir noch immer nicht erklären wollte, was damals passiert war. Weswegen er mich hatte gehen lassen und sich nie wieder gemeldet hatte. Solange er mir diese Erklärung nicht liefern konnte, würde ich ihm weder vertrauen, noch verzeihen. So einfach war das. Da machte es seine Anspielung, Ben hätte mir irgendetwas verschwiegen, nicht besser. Überhaupt nicht!
Seitdem er das gesagt hatte, saß der Gedanke in meinem Kopf fest. Vor allem, weil ich Jonah glaubte. Ich konnte nicht anders, ich wusste, es musste stimmen, es musste etwas dran sein, sonst wären ihm die Worte nicht aus Versehen über die Lippen gekommen. Ich konnte sehen, wie unangenehm ihm das schien, sich verplappert zu haben. Konnte sehen, wie er sich dafür schämte. Weswegen, verstand ich jedoch nicht.
Was hatte Ben mir verschwiegen, was hatte er mir nicht gesagt, was Jonah wusste? Hatte er meinem Bruder ein Versprechen geben müssen, es mir nicht zu erzählen? Anders konnte ich mir Jonahs offensichtliches schlechtes Gewissen nicht erklären.
»Du stehst ja immer noch hier draußen, Schneewittchen. Ist dir nicht langsam kalt?« Jonah trat hinaus auf den großen Balkon unseres Hotelzimmers, in den Händen eine dicke Winterjacke, die er mir sorgsam um meine Schultern legte. Es war typisch für ihn, sich um mich zu sorgen. Zumindest war es damals so. Und ich musste mir eingestehen, dass es sich auch jetzt wieder so anfühlte. Als wäre er immer für mich da und würde mich niemals fallen lassen. Doch dieses Gefühl trog.
»Ich kann es noch immer nicht glauben, dass wir in Alaska sind«, meinte ich nachdenklich und genoss die Aussicht auf die dunklen, kalten Wälder vor uns.
»Dann ist meine Überraschung ja geglückt.« Ich wusste, dass Jonah lächelte, ohne hinsehen zu müssen.
»Wann ist das erste Konzert?«, wollte ich wissen, während ich meine eiskalten Hände in die Hosentaschen schob, um sie aufzuwärmen.
»Heute Abend.« Jonah klang aufgeregt, was mich unweigerlich schmunzeln ließ.
»Sind die anderen auch bereits alle hier?«
»Noch nicht ganz. Beth und Mark fehlen noch, kommen aber die nächsten Minuten nach.«
»Natürlich tun sie das«, kommentierte ich grinsend und schüttelte den Kopf über die beiden.
»Du hast es also auch bemerkt.« Jonah schien nicht sonderlich überrascht, eher belustigt.
»Es war schließlich nicht zu übersehen. Außerdem handeln all seine für dich geschriebenen Songs von ihr«, meinte ich schulterzuckend und lächelte. Es war offensichtlich, dass Mark total in Beth verschossen war. Und das nicht erst seit gestern.
Jonah stutzte und runzelte die Stirn. »Das ist mir ehrlich gesagt bisher noch gar nicht aufgefallen«, bemerkte er nachdenklich und starrte hinaus in die Wildnis.
»Wieso schreibst du keine eigenen Lieder mehr, Reeves? Früher konntest du das doch ganz gut.«
Jonah lachte überrascht auf. »Konnte ich das?«
»Das, was ich gelesen und gehört habe, war zumindest nicht schlecht«, erwiderte ich schulterzuckend, versuchte bewusste jedoch nicht allzu beeindruckt zu klingen. Ich wollte sein ohnehin schon großes Ego nicht zusätzlich pushen.
»Nicht schlecht?« Er grinste schief und versuchte gekränkt zu wirken. Es gelang ihm jedoch nicht.
»Es war…« Ich seufzte nachdenklich und versuchte das richtige Worte dafür zu finden. »Ehrlich.«
Jonahs Grinsen verschwand augenblicklich. »Tja! Vermutlich ist genau das der Grund, warum ich nichts mehr schreibe.«
Ich runzelte die Stirn. »Weil du sonst hättest lügen müssen?«
Jonah schüttelte den Kopf. »Weil ich sonst über etwas geschrieben hätte, wovon ich keine Ahnung habe.«
»Du meinst, so etwas wie Liebe?«, neckte ich ihn und versuchte mir das Lächeln zu verkneifen.
»Dünnes Eis, Schneewittchen. Sehr dünnes Eis«, knurrte Jonah rau und durchbohrte mich mit seinen moosgrünen Augen.
»Wieso? Weil es die bittere Wahrheit ist?«, fragte ich dennoch nicht ganz ernst gemeint, traf damit jedoch offensichtlich und unbewusst ins Schwarze.
Jonahs Blick wurde hart. »Du weißt überhaupt nichts von meiner Wahrheit.« Bereits als die Worte seine Lippen verließen, bereute er sie auch schon wieder. Und noch ehe ich fragen konnte, was er damit meinte, mied er meinen Blick und starrte angespannt zu Boden. »Ich muss jetzt zum Crew-Meeting. Wenn du willst, kannst du mitkommen. Oder aber du schaust dir ein wenig die Gegend an. Ganz wie du willst. Ich vertraue dir, dass du keinen Blödsinn anstellst.«
Jonah verschwand, ohne mich auch nur einmal anzusehen oder mir zu erklären, was auf einmal mit ihm los war. Es war offensichtlich, dass ich mit meiner Vermutung irgendeinen Nerv bei ihm getroffen hatte. Einen scheinbar noch tief schmerzenden Nerv, über den er nicht reden wollte – nicht mit mir und ich fürchtete, auch nicht mit anderen. Daher ließ ich ihn gehen, ohne ihm zu folgen oder ihn zu einer Antwort zu zwingen. Ich hatte nicht das Recht, ihn dazu aufzufordern, mir die Wahrheit zu sagen. Nicht wenn ich ihm ständig weiszumachen versuchte, wir wären keine Freunde und würden es auch nicht mehr so schnell wieder werden.
Aus diesem Grund tauchte ich diesmal auch nicht beim Crew-Meeting auf. Stattdessen tat ich tatsächlich das, was Jonah vorschlug – ich schaute mir die Gegend an. Mit ordentlichen Wanderschuhen und einer dicken Winterjacke ausgestattet, zog ich durch die Kleinstadt in den tiefen Wäldern Alaskas und genoss die eisige Kälte, die meine Lungen füllte. Ich musste unbedingt den Kopf freibekommen und eine Weile allein sein. Das Konzert später am Abend würde ich mir daher ebenfalls nicht anschauen. Ich brauchte Abstand zu all dem Lärm und den vielen Menschen, die meinen ehemaligen besten Freund so sehr verehrten, dass sie sich stundenlang in Eiseskälte anstellten, nur um ihn einmal live zu erleben. Das alles war noch immer schrecklich unwirklich für mich. Wahnsinn! Ben hätte es geliebt. Mich jedoch schreckte es nach wie vor ab, genauso wie es mich gleichzeitig faszinierte. Vielleicht machte es mir deswegen so sehr Angst…
Als ich nach Stunden zurückkam, wartete Jonah bereits auf mich in unserem Hotelzimmer. Das Konzert musste erst vor wenigen Minuten zu Ende gegangen sein, daher wunderte es mich, dass er schon zurück war. Normalerweise nahm er sich danach noch etwas Zeit für seine Fans. Heute scheinbar weniger als sonst.
»Willst du immer noch an meiner Wahrheit teilhaben, auch wenn es nur ein kleiner Teil davon ist, Schneewittchen?«, empfing Jonah mich mit ernster Miene und bedrücktem Ton in seiner Stimme, noch ehe ich meine Wintersachen ausziehen und erklären konnte, wo ich die ganze Zeit gesteckt hatte. Es schien ihn nicht einmal zu interessieren. Oder aber er wusste ganz genau, dass ich draußen war und die Kälte genoss. So gut kannte er mich schließlich noch immer.
Was mich allerdings beunruhigte, war die Tatsache, dass er rastlos wirkte. Etwas, das ich von Jonah nicht kannte. »Zieh dich an, ich zeig dir etwas«, sagte ich daher auffordernd, statt ihm seine Frage zu beantworten.
Jonah runzelte die Stirn und musterte mich einige Sekunden, bevor er zu Jacke und Boots griff und sich schließlich anzog.
»Also? Wo gehen wir hin?«, fragte er irgendwann, als wir nach einer Weile etwas außerhalb der Stadt einen kleinen Hügel hinauf liefen.
»Sei nicht so ungeduldig, Reeves. Du wirst es gleich sehen.« Ich verkniff mir ein Lächeln und warf ihm einen kurzen Blick zu.
»Mach es doch nicht so spannend, Schneewittchen«, erwiderte er breit grinsend und sah dabei wie immer umwerfend aus. Genau wie früher einst. Mit dem kleinen Unterschied, dass er keine 19 mehr war und weitaus erwachsener wirkte. Vor allem der fein getrimmte Dreitagebart ließ sein Gesicht kantiger und deutlich männlicher wirken. Jonah sah wahnsinnig gut aus. Heiß war vermutlich das richtige Wort, um ihn zu beschreiben. Doch daran wollte ich lieber nicht denken. Ich war nur froh, dass die beunruhigende Rastlosigkeit aus seinem Gesichtsausdruck verschwand.
»Wieso nennst du mich eigentlich immer so?«, fragte ich neugierig, um meinen Gedanken zu entfliehen.
Jonah grinste erneut. »Sagte ich das nicht bereits? Du erinnerst mich an sie.«
»Schneewittchen hatte aber sicherlich keine Sommersprossen«, widersprach ich kopfschüttelnd und musste lachen.
»Nein. Dafür aber dunkle, lange Haare und das makellose, hübsche Gesicht mit den großen, wunderschönen Augen.«
Ich seufzte. »Sag bitte so etwas nicht.«
Jonah wirkte ehrlich verwundert. »Wieso? Ich habe dir schließlich auch früher immer gesagt, wie schön du bist. Daran hat sich nichts geändert, Sommersprosse. Ganz im Gegenteil sogar.«
Ich schluckte schwer und blieb stehen. Es stimmte. Jonah hatte es mir früher immer wieder gesagt, hatte nie einen Hehl daraus gemacht oder es abgestritten. Er war immer ehrlich zu mir. Nun ja… zumindest was dieses Thema betraf, war er das.
»Wir sind da«, sagte ich atemlos, ohne weiter auf seine Erklärung einzugehen.
Jonah sah sich um und blieb ebenfalls stehen. Wir waren auf dem höchsten Punkt der kleinen Stadt angelangt, inmitten von dichten, riesigen Kiefern und Fichten, die Lichter des Städtchens direkt unter uns, der gigantische Mond über uns. »Warst du vorhin etwa die ganze Zeit hier, als ich auf der Bühne stand?«, fragte Jonah flüsternd, beinahe andächtig und ließ mich erneut lächeln.
»Es ist schön, nicht wahr?«
»Das ist unglaublich schön.« Jonah ließ sich auf den eiskalten Waldboden fallen und zog die Knie an seinen Körper, um sich aufrecht hinzusetzen. Ich tat es ihm gleich.
»Ich dachte, du brauchst das auch mal. Ein bisschen Abstand«, gestand ich leise und legte mein Kinn auf einem meiner Knie ab, während wir beide hinunter zur Stadt und ihren Lichtern starrten.
Eine ganze Weile war es so still um uns und niemand sagte ein Wort. Es war nicht nötig. Doch irgendwann hörte ich Jonah tief Luft holen, ehe er die Worte sprach, die scheinbar seit einer halben Ewigkeit seine Kehle zuschnürten: »Emilia hat mich hintergangen.«
Zuerst dachte ich wirklich, ich hätte mich verhört oder es mir nur eingebildet. Doch als ich Jonah ansah, begriff ich, dass er das gerade tatsächlich gesagt hatte. »Wie bitte?«, fragte ich überrascht.
»Sie hat mich betrogen. Bevor sie mit Gracey schwanger wurde.« Du meine Güte! Ich wusste absolut nicht, was ich dazu sagen sollte. Mir fehlten nicht nur die Worte, ich war regelrecht wie versteinert. Ich hatte zwar mit einigem gerechnet, was Jonah auf dem Herzen lag und was ihn so schwer beschäftigte. Doch sicherlich nicht damit! Niemals! »Ich musste ganze neun Monate warten, um die Sicherheit zu haben, dass tatsächlich ich ihr Vater bin und nicht irgendein anderes Arschloch«, erklärte Jonah verbittert und schnaubte leise.
Ich schluckte trocken. »Das habe ich nicht gewusst.«
»Natürlich hast du das nicht. Niemand weiß es. Nicht einmal Beth. Der Einzige, dem ich das anvertraut hatte, war Ben.« Jonah schien wütend. Und enttäuscht. Vor allem aber verletzt. Das hatte ich nicht erwartet, als ich ihm angeboten hatte, mir die Wahrheit zu sagen. Ich konnte mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie das für ihn sein musste. All die Zeit nicht zu wissen, ob es sein Kind war, das seine Freundin, die Frau, die er liebte, in sich trug. Das war grausam! Kein Mensch hatte verdient, so etwas durchmachen zu müssen. Jonah schon gar nicht!
»Das… tut mir leid.« Ich wusste einfach nicht, was ich sonst hätte anderes sagen sollen. Ich war schier fassungslos. Doch gleichzeitig sickerte Verständnis zu mir durch – Verständnis, weshalb Jonah zu Emilia so war wie er war. Sie hatte ihn verletzt und ihm sein Herz gebrochen. Mehr als das sogar. Unvorstellbar, was sie ihm angetan hätte, wäre Gracey nicht sein Kind gewesen.
Jonah lächelte bitter und sah mich durchdringend an. »Tut es das wirklich, Schneewittchen? Denn für mich fühlt es sich nach wie vor irgendwie wie Karma an. Oder zumindest etwas ähnliches.«
»Karma?« Ich verstand nicht, was er damit sagen wollte.
»Na ja… Ich war ein richtiger Mistkerl früher, das weißt du. Zu viele Mädchen, zu viele Frauen, mit denen ich nur gespielt habe, um meinen Spaß zu haben. Kein Wunder, dass sich das Universum irgendwann an mir rächen wollte, findest du nicht?«
Entsetzt starrte ich ihn an. War das sein verdammter Ernst? »Niemand verdient so etwas, Jonah. Auch du nicht. Außerdem wussten die meisten Mädchen und Frauen immer, worauf sie sich bei dir einlassen. Du hast bezüglich deiner Absichten niemals gelogen. Sie sind also selbst schuld, wenn sie sich dennoch auf dich eingelassen haben.«
Jonah lächelte verletzt und sah mich an. »Du demnach auch?«
Ich seufzte schwer. »Ja. Ich bin auch selbst schuld.«
Sechs Jahre zuvor
»Hey! Annabelle, richtig?« Ich war zwar neu auf der Greenfield Highschool, doch so neu nun auch wieder nicht, dass er nach meinem Namen fragen musste.
»Genau«, erwiderte ich dennoch lächelnd, »Hallo Matt.« Ich wusste wenigstens, wie der Typ hieß, mit dem mich meine neue Freundin Torrey verkuppeln wollte. Seit Wochen hing sie mir mit dem Quarterback der Schulfootballmannschaft in den Ohren. Offensichtlich starrte er mich in den Mittagspausen immer wieder an, erzählte sie. Bemerkt hatte ich es jedoch bisher noch nie.
»Wollen wir uns vielleicht raussetzen?« Matt deutete auf einen Tisch vor dem kleinen Diner der Kleinstadt, einen, der direkt neben der vielbefahrenen Hauptstraße lag. Entweder war das hier sein erstes Date oder aber er schien nicht vorzuhaben, sich mit mir großartig zu unterhalten. Zumindest war das unmöglich bei dem Straßenlärm draußen.
Da ich dennoch nicht unhöflich sein wollte, nickte ich einfach und folgte ihm zu dem Tisch, an dem ich mich ihm gegenüber setzte. Matt war groß und hatte wahnsinnig breite Schultern. Ein waschechter Footballer eben. Normalerweise so gar nicht mein Fall. Doch selbst mein Bruder war begeistert von der Idee, mich mit Matthew Jackson zu verkuppeln. Vielleicht weil er dachte, so würde ich Jonah endlich vergessen können. Er hatte ja keine Ahnung…
»Du bist erst vor ein paar Monaten hergezogen, hab ich gehört«, begann Matt, nachdem er sich und mir einen einfachen Milchshake bestellt hatte, ohne mich vorher überhaupt zu fragen, was ich wollte oder mich gar selbst aussuchen zu lassen. »Wie findest du es bisher so in Greenfield?«
Sollte ich ehrlich sein und ihm sagen, dass ich es hasste? Nein! Dafür würde Torrey mich steinigen. Und Ben? Er wäre enttäuscht. Das wollte ich beiden nicht antun, daher lächelte ich und sagte: »Es ist wirklich cool hier.« Und ätzend langweilig. Vor allem aber fehlte etwas. Oder jemand…
»Wieso seid ihr umgezogen? Haben deine Eltern einen neuen Job…«
»Meine Eltern sind tot«, unterbrach ich ihn trocken und stieß ihn damit scheinbar vor den Kopf.
Knallrot lief er im Gesicht an und starrte auf die Tischplatte. »Das tut mir leid. Das wusste ich nicht.« Natürlich wusste er das nicht. Woher auch? Hatte ich das Wort Waise auf der Stirn stehen? Sicher nicht.
»Fährst du gern Skateboard?«, fragte ich Matt neugierig, während ich an meinem Strohhalm zog und versuchte das Thema Eltern auszusparen. Dafür kannte ich den Jungen vor mir nicht gut genug, um mit ihm über Mom und Dad zu sprechen. Schon gar nicht über ihren Tod.
»Skateboard?«, fragte er perplex, schüttelte dann aber den Kopf. »Nein, nicht wirklich. Ich hatte zwar mal ein Board geschenkt bekommen, doch das ist nicht so mein Fall. Ich spiele lieber Football.« Das befürchtete ich schon.
»Und sonst so? Außer Football, meine ich?« Auch wenn Matt nicht gerade schlecht aussah – ganz im Gegenteil sogar, er sah ziemlich gut aus, wenn auch nicht so, wie ich mir einen Jungen wünschte – ich hoffte, es steckte mehr hinter diesem hübschen Gesicht.
Matt überlegte eine ganze Weile, bis er antwortete. Zu lange für das, was dann seine Lippen verließ: »Eigentlich nur Football. Und am Wochenende natürlich Partys.«
Ich musste mich zusammenreißen, um mein Gesicht nicht zu verziehen. Jonah hätte Matt sicher ausgelacht oder mich gefragt, ob ich übergeschnappt sei, mit solch einem Vollidioten auszugehen. Jonah hätte mir auch längst seine Jacke angeboten, denn es war offensichtlich, dass ich hier draußen fror. Es war schließlich tiefster Herbst und das Wetter war nicht gerade dafür geeignet, draußen zu sitzen und bescheuerte Milchshakes zu schlürfen.
Jonah hätte mich außerdem selbst bestimmen lassen, was ich mir bestellen möchte und mich eng an sich gezogen, um anderen Idioten zu zeigen, dass sie erst einmal an ihm vorbei mussten, wenn sie an mich heran wollten.
Jonah wäre alles, was Matt offensichtlich nicht war und tief in mir drin wusste ich, so würde es immer sein und bleiben. Jonah war alles, was ich wollte, ganz egal, was er mir angetan hatte oder wie sehr ich versuchte, ihn zu vergessen.