Читать книгу THE HUNTER | Staffel 2 | Teil 1 & 2 - Katja Piel - Страница 5

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Einige Tage zuvor

„Warum bist du so sicher, dass der Ziegendieb in der Nähe ist, Vater?“ Janosh strich sich die grauen, lockigen Haare aus dem Gesicht und blickte ihn aus seinen dunklen Augen an. „Er kann sich hier verstecken, zwischen den Bergen. Gewiss bin ich nicht, Sohn.“ Er richtete den Blick wieder nach vorne, trieb sein Pferd in den Galopp und ritt auf einige hohe Tannen zu. Dahinter ragten die Bergrücken gefährlich hervor. Arpad kam neben Janosh zum Stehen.

„Da! Siehst du? Hier ist eine Spalte. Groß genug, um mit den Pferden hintereinander hindurch zu reiten.“ Arpad hob ungläubig die Augenbrauen. Was hatte sein Vater vor? Janosh stieg ab und ging zu der Ritze, drehte den Kopf zu ihm und sprach: „Sie ist eng, aber wir schaffen das.“ Winkend bedeutete er ihm, zu folgen. Noch immer hielt er die Idee für waghalsig, aber er vertraute seinem alten Herrn. Als er näher kam, stieg er ab, inspizierte die Spalte, die in der Tat eng war, jedoch Platz für einen Reiter bot. Licht fiel lediglich von oben herein, doch der Berg war so hoch, dass nicht alles ausgeleuchtet war. Außerdem konnte Arpad nicht erkennen, wie lang die Öffnung war.

„Einverstanden. Doch lass mich vorreiten, Vater.“ Er stieg wieder auf sein Tier. Besorgt runzelte Janosh die Stirn. „Nein, Sohn. Wenn mir etwas passiert, ist es nicht schlimm. Ich bin alt und habe mein Leben gelebt. Ich werde vor dir sein. Und nun mach Platz.“ Arpad nickte ergeben.

Gemeinsam ritten sie hintereinander langsam durch den engen Riss im Berg. Teilweise war es so dunkel, dass er den Rücken seines Vaters nicht mehr sah. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihm breit, tapfer schluckte er die Angst hinunter. Etwas streifte seinen Arm. Er unterdrückte den erschrockenen Aufschrei, so dass nur ein gedämpftes Geräusch aus seinem Mund kam. Sein Vater hatte ihn nicht gehört. Erleichtert atmete er aus. Ihm war es wichtig, dass er stark und mutig war. Und doch saß er so angespannt auf dem Rücken des Schecken, dass sich seine Nervosität auf das Tier übertrug. Arpad tätschelte den Hals, sprach ihm Mut zu und schaffte es, so auch sich selbst beruhigen. Endlich fiel wieder mehr Licht auf sie, so dass er problemlos seinen Vater erkennen konnte.

„Wir sind gleich hier raus, Sohn.“ Während Arpad näher aufschloss, blieb Janoshs Pferd plötzlich wiehernd stehen und tänzelte zurück.

„Vater! Was ist los?“ „Nichts, Junge. Hier ist ein Abgrund und nur ein schmaler Weg führt direkt am Berg lang. Wir müssen vorsichtig sein. Aber es ist zu schaffen.“ Aufmunternd drehte er sich bei den letzten Worten zu ihm um und lächelte. Janosh führte das Pferd aus der Spalte hinaus und bog rechts ab. Nur noch das Hinterteil des Tieres war zu sehen und als Arpad mit seinem Schecken in das gleißende Sonnenlicht trat, blieb ihm fast das Herz stehen, als sich der tiefe Abgrund vor ihm auftat. Schnell blickte er zur Seite, zog den Zügel zu sich und folgte seinem Vater.

Der Weg war tatsächlich sehr schmal. Die Pferdehufe lösten bei jedem Schritt etwas Geröll, das in die Tiefe fiel und dabei klackernde Geräusche machte. Arpads Puls beschleunigte sich, doch er konzentrierte sich auf seinen Vater. Schweiß lief ihm das Gesicht hinab, das er nicht wegwischen wollte, denn seine Finger waren in die Schnur gekrallt, die das Pferd führten.

„Vater!“ Seine Stimme hallte im Tal gegen die Felsen. Janoshs Tier hatte das Gleichgewicht verloren und war mit den Hinterläufen abgerutscht. Nun hing es quer auf dem Weg und schlitterte das Geröll hinab. Arpad zitterte. Aber Janosh hatte sein Pferd schnell wieder im Griff und stand nun fest auf allen Vieren.

„Alles gut, Junge.“

„Vater, wie lange dauert das noch?“

„Gleich ist alles überstanden. Ich kann schon ein paar Bäume sehen.“

Arpad nickte unsicher. Durch die Anspannung war er verkrampft, die Hände schmerzten bereits. Schließlich wurde der Weg breiter, und als er neben seinem Vater zum Stehen kam, löste er die Finger von den Zügeln, entspannte die Schultern und strich sich den Schweiß von der Stirn. Etwa zwanzig Schritte weiter ragte eine Felswand in die Höhe. „Da kommen wir nicht hinauf, Vater.“ Arpad stieg vom Pferd, reckte den Rücken, zog einen Lederbeutel aus seiner Umhängetasche. Mit schmerzenden Fingern löste er die Schnur und trank gierig Wasser.

„Das müssen wir wohl nicht, Junge. Sieh doch.“ Mit zitternden Händen zeigte er auf etwas, das im ersten Moment aussah, wie ein Tier, das fraß. Bei genauem Hinsehen, erkannten sie einen nackten Menschen, der den Kopf nach unten gebeugt hatte und auf allen vieren auf dem Boden saß. Seine schwarzen Haare flossen ihm den Rücken hinab, die Fußsohlen waren rabenschwarz. Im Gegensatz dazu schien der Körper fast zu leuchten, so weiß war die Haut. Die schmatzenden Geräusche verursachten eine Gänsehaut auf Arpads Unterarmen. Wie gebannt starrten sie auf das Wesen, und erst als es den Kopf leicht anhob, konnten sie den Ansatz von Brüsten sehen. Eine Frau! Sie legte den Kopf schief, musterte sie mit ihren schwarzen Augen. Blut lief ihr über die Lippen, Schulterblätter und Brüste. Sie richtete sich etwas auf, gab den Blick auf ihre Nahrungsquelle frei. Es war eine von Janoshs Ziegen. Der Bauch war aufgerissen, Gedärme schienen daraus geflossen zu sein. In den Fingern der Frau hingen Fleischfetzen.

Arpad erwachte zuerst aus seiner Starre und machte einen Schritt auf sie zu, doch Janosh hielt ihn zurück. Als er sich zu ihm drehte, überfiel ihn ein stechender Kopfschmerz, der ihn fast in die Knie zwang.

„Was sucht ihr hier?“ Arpad riss die Augen auf. Janosh hielt ihn immer noch am Arm, sein Gesicht war schmerzverzerrt. Wie in Zeitlupe ließ er Arpad los, drehte sich um und stand direkt vor…

„Rigo?“

THE HUNTER | Staffel 2 | Teil 1 & 2

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