Читать книгу THE HUNTER | Staffel 2 | Teil 1 & 2 - Katja Piel - Страница 7

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Einige Tage zuvor

Die Stimme dröhnte in seinem Kopf und der Schmerz fühlte sich an, als würden tausend heiße Nadeln gegen die Schädeldecke gestoßen werden.

„Ich bin nicht der, den ihr Rigo nennt.“ Ein Lachen. Böse! Janosh presste die Zeigefinger auf seine Schläfen.

„Deine Tochter, Rigo. Ich habe sie aufgezogen, nachdem du einfach abgehauen bist.“ Ungläubig starrte Arpad seinen Vater an. Warum sprach er mit diesem ... Ding?

Die bohrenden Schmerzen im Kopf, die Stimme, die sie zu durchlöchern schien und zu guter Letzt die schwarzen Augen. Wieso glaubte Janosh, dass Rigo noch ein Mensch war? Mit klopfendem Herzen trat er mehrere Schritte von ihm weg, die Frau beobachtete er aus den Augenwinkeln. Und dann geschahen einige Zwischenfälle auf einmal. Rigo schüttelte sich, schrie und sein Haupt wackelte hin und her. Das weibliche Wesen brach in schallendes Gelächter aus, das ihm eine Gänsehaut verursachte. Arpad entfernte sich immer weiter von Janosh, um Abstand zu gewinnen. Während er langsam rückwärts schlich, passierte etwas Merkwürdiges. Die Augen des Mannes waren nicht mehr schwarz, sondern leuchteten blau, wie eine normale Irisfarbe. Der Kopfschmerz ließ nach, aber die Panik blieb. Ein Gefühl stieg in ihm auf, dass jetzt gleich irgendetwas weitaus Schlimmeres passieren würde. Gänsehaut bildete sich auf seinen Unterarmen, die Härchen stellten sich auf. Was spielte sich hier ab? Leider konnte Arpad Janoshs Gesichtsausdruck nicht erkennen, da er mit dem Rücken zu ihm stand, doch er war angespannt, das sah er an seinen leicht hochgezogenen Schultern.

„Janosh. Hör mir zu! Ich habe nicht viel Zeit und etwas sehr Dummes getan. Doch der Dämon in mir ist gebannt, in meinem Körper. Der Gebirgssand und mein Bannspruch halten ihn seit 15 Jahren an diesem Ort gefangen. Seine Tochter kann er nicht besetzen, weil sie ein Halbdämon ist. Bringe meine Aufzeichnungen Samara. Sie soll sie nach Rom an einen Hexenmeister namens Quintus geben. Sie müssen vernichtet werden. Er weiß, wie…“ Rigo krümmte sich vor Schmerz nach vorne, die Hände lagen auf seinem eigenem Kopf. Er brüllte, wie ein Wildschwein, dem man einen Dolch in den Bauch rammte.

„Töte mich, Janosh! Du musst mich töten! Und dann verschwinde", ächzte er, "so schnell wie möglich!“ Rigo fiel auf die Knie, sein Blick war flehend. Die Iris wechselte ihre Farbe von Schwarz zu blau. Arpad öffnete den Mund, um zu schreien, aber es kam kein Ton heraus. Vor lauter Angst schlotterten ihm die Beine. Etwas Warmes floss an ihnen hinab.

„Tu es! Sofort!“ Janosh zog seinen Dolch aus dem Hosenbund und stieß zu. Immer wieder holte er aus, um erneut die Spitze in Rigos Körper zu versenken. Rigo war längst zur Seite gefallen, rührte sich nicht mehr. Arpad schnappte nach Luft. Sein Herz pochte hart gegen die Rippen, Schweiß lief ihm über das Gesicht, in seinem Magen bildete sich ein Knoten. Aus den Augenwinkeln nahm er eine zackige Bewegung wahr. Die verrückte Frau war aufgestanden. Fleischfetzen hingen ihr aus den Mundwinkeln, Blut tropfte auf ihren vollen, nackten Busen und zeichnete dunkelrote Linien bis zu ihrem Bauchnabel, wo es auf wundersame Weise verblieb. Wütend ging sie auf Janosh zu. Arpad würdigte sie keines Blickes. Noch immer war die Panik zu groß, lähmte ihn, ließ ihn keinen klaren Gedanken fassen. Lautlos beobachtete er, wie sie auf seinen Vater zu hechtete und sich auf seinen Rücken warf. Mit den Armen umklammerte sie seine Kehle. Trotz ihres schmalen Körperbaus, schien sie unglaublich viel Kraft zu haben, denn Janosh musste hart kämpfen, um sie von sich zu schütteln. Schließlich löste Arpad sich aus seiner Starre, rannte zu ihnen und versuchte die Frau von Janosh wegzuziehen. Doch sie lachte nur, ließ mit einem Arm den Hals los, schlug hinter sich und traf ihn gegen die Schläfe. Wie ein Stein fiel er zu Boden. Der Schlag hatte sich angefühlt, als wären ihre Hände aus Marmor. Benommen schüttelte er den Kopf, kniff die Augen zusammen.

"Vater! Was soll ich tun?", murmelte er und stöhnte. Er schmeckte Blut. Plötzlich spürte er etwas anderes, wesentlich Bedrohlicheres. Die Erde vibrierte, die Luft roch faulig und nach Erde. Auch die Frau schien das Beben bemerkt zu haben, denn sie sprang von Janoshs Rücken und rannte fort. Verwirrt und wackelig stand Arpad auf. Stöhnend blickte er an sich hinunter. Von seiner Hüfte sickerte Blut durch die Hose. Er war offensichtlich gegen einen spitzen Felsen gefallen sein. Als er den Blick wieder erhob, kam schwarzer, dichter Rauch auf seinen Vater und ihn zu, ein Kreischen erfüllte die Luft.

„Es ist noch nicht vorbei!“, erfüllte die Stimme seinen Kopf.

Das Lachen der Frau tönte von weit her, sie musste schon ein gutes Stück gelaufen sein. Arpad fragte sich, wie sie das bewerkstelligt hatte. Doch lange wollte er sich mit dieser Frage nicht beschäftigen.

„Vater! Weg von dem Rauch! Wir müssen zu den Pferden!“ Mit schmerzverzerrtem Gesicht rannte er zu Janosh, ergriff seinen Arm und zog ihn mit sich. Immer wieder blickten sie zurück und schließlich, als sie auf dem Rücken der Pferde saßen, verharrten sie. Der Rauch war nicht mehr da. Stattdessen stoben Funken in die Luft, die letztlich als Asche zu Boden rieselten. Dann blitzte es, sie wirbelte zurück nach oben, verwandelte sich zu einem riesigen, schwarzen Stein, der einen Moment kerzengerade stehenblieb. Zu guter Letzt kippte er mit einem Knirschen zur Seite und krachte gegen die Felswand. Es sah so aus, als wäre dieser glänzende Stein ein Tor. Ein Summen ging von ihm aus und wieder spürte Arpad die Schmerzen, die durch seinen Kopf jagten.

„Lass uns schnell von hier verschwinden, Vater“, keuchte er, wendete sein Pferd und ritt diesmal voraus. Schweigend folgte ihm Janosh.

Die Verletzung an seiner Hüfte machte ihm zu schaffen, aber Arpad zwang sich, konzentriert den schmalen Weg entlang zu reiten. Je mehr sie sich von dem Stein entfernten, desto klarer wurde sein Kopf und schließlich hatte der Schmerz ganz aufgehört.

Sie waren schweigend geritten, jeder in seine Gedanken vertieft, als sich plötzlich Geröll hinter ihm löste und als Arpad sich zu seinem Vater drehte, riss er panisch die Augen auf.

"Papa", schrie er. Vorsichtig glitt er von seinem Pferd und rannte, als er festen Boden unter den Füßen spürte, zu seinem Vater, legte sich auf den Boden, streckte den Arm aus und hielt ihm seine Hand hin. Das Tier kämpfte mit den Hinterläufen und lockerte die Steine noch mehr, rutschte immer tiefer. Janosh versuchte, an dem Rücken hochzuklettern. Mit der einen Hand klammerte er sich an den Zügeln fest, presste die Beine gegen den Leib des Pferdes und versuchte mit der anderen nach einem Stein zu fassen. Doch seine Hand musste feucht sein, so dass ihm der Felsen entglitt. Fluchend griff er wieder nach den Zügeln, das Pferd zappelte um sein Leben, schleuderte den mächtigen Kopf hin und her.

„Vater! Halte durch, ich ziehe dich hoch.“ Arpad robbte weiter in Richtung Abgrund. „Reich mir deine Hand.“ Janoshs Augen waren aufgerissen, Schweißperlen hatten sich auf der Oberlippe gesammelt, er biss die Zähne zusammen, ließ mit einer Hand die Zügel los und streckte die andere aus. Geröll löste sich, das Pferd fand keinen Halt mehr und glitt unter ihm weg. Janosh versuchte noch seinen Arm zu recken, ließ den Zügel los, klammerte seine Finger in den Felsen und schrie auf. Plötzlich lockerte sich der Stein. Arpad beugte sich zum Abgrund, doch er erreichte seinen Vater nicht.

„Hält der Stein? Ich hole das Seil.“

„Ich weiß es nicht Sohn. Bitte, erzähle Samara von ihrem Vater und seinen Aufzeichnungen. Sie sind in einer Kiste verwahrt. Und sag Lyuba, wie sehr ich sie liebe.“

„Nein, Vater. Wir schaffen das…“

In dem Moment löste sich der Stein und Janosh stürzte in die Tiefe.

„Neeeeeiiiin!!“

THE HUNTER | Staffel 2 | Teil 1 & 2

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