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Die Dunkelheit hat sich inzwischen ganz in mir eingenistet. Ich horche in mich hinein. Da ist nichts. Rein gar nichts. Unvorstellbare Leere. Wie ein Vakuum. Wann ist das passiert?

Ich bin nur noch eine lebende Hülle.

Mein Herz schlägt.

Ich atme.

Ich sehe.

Ich höre.

Ich denke.

Doch ich reagiere nicht, fühle nichts, außer meinen Schmerzen, und ich sage nichts.

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Es ist hell, als ich wieder aufwache. Ich mag die Helligkeit nicht. Denn durch sie werde ich sichtbar, fühle mich ausgeliefert. Und irgendetwas ist in mir und kriecht weiter und weiter, bis es ganz von mir Besitz nimmt.

A n g s t. Aber wovor? Ich weiß es nicht. Ich fühle nur, wie mein Herz ganz laut in meinem Hals schlägt. Bis nur noch dumpfes Hämmern in meinem Kopf ist und es mir die Luft nimmt.

Mal ist es hell, mal ist es dunkel. Immer wieder, wenn ich aufwache, bin ich darüber verwirrt. Ich habe kein Gefühl für Zeit. Ich weiß nicht, wie viel davon vergangen ist. Ich döse dämmernd vor mich hin, versinke in diesem seltsamen, immer wieder kehrenden Traum, in dem ich im Wasser schwebe, und lasse mich einfach treiben.

Manchmal habe ich auch einen anderen Traum:

Ich liege angeschnallt auf einer Trage im Rettungswagen. Das Krankentransportfahrzeug ruckelt auf dem Kopfsteinpflaster. Das Licht, welches durch die Seitenfenster ins Innere herein dringt, wechselt von dunkel in hell, dunkel in hell. Ein junger Mann sitzt neben mir und hält mir die ganze Zeit über beruhigend die Hand. Aber ich bin ruhig. Seltsam ruhig. Beunruhigend ruhig…

Ich bekomme nichts davon mit, wie Ärzte und Schwestern mein Zimmer betreten, meine Verbände wechseln, mich waschen, einen neuen Tropf in den Ständer hängen, nach mir sehen, und es wieder verlassen.

Es ist hell, dann wieder dunkel. Jeder Tag vergeht in gleicher Monotonie. Jeder ist gleich lang. Genau vierundzwanzig Stunden. Nur liegen, wachen, dösen und wegdämmern. Die gleichen Geräusche, die gleichen Gerüche, die gleichen Abläufe. Nur die Gesichter wechseln und die Träume.

Glasklares Wasser, in dem sich die Wolken spiegeln. Ein Kanu. Die Ruder verursachen beim Eintauchen platschende Geräusche. Meine Hände im eiskalten, klaren Wasser hinterlassen links und rechts wirbelnde Wellen…

Wochen vergehen so. In unendlicher Gleichmäßigkeit. Zeit spielt keine Rolle. Für mich sowieso nicht. Ich liege einfach nur da. Ich nehme weder den beißenden, stechenden Geruch der Desinfektionsmittel, noch die gedämpften Gespräche und Fachsimpeleien der Spezialisten, die sich mit meinem Fall befassen, noch das Nachschwingen der Türen draußen im Gang oder die vorbeieilenden Schritte des Personals wahr. Geräusche von Außen dringen nicht zu mir durch. Ich bin in meiner eigenen Welt versunken. Alles, was um mich herum geschieht, lasse ich nicht an mich heran.

Ich liege eingehüllt wie in einem Kokon, nur dass Schläuche mit all dem, was mich am Leben erhält, hinein und wieder heraus gehen. Ich liege in völliger Bewegungslosigkeit. Mein Körper ist meine Außenhülle und die Grenze, die niemand überschreiten kann, wenn ich es nicht will, und schützt mich vor der Außenwelt. Hier hinein habe ich mich selbst zurückgezogen. Hier kann mir nichts passieren. Ich bin unantastbar. Hier bin ich sicher.

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Ich mache keinerlei Fortschritte, außer dass meine äußeren Verletzungen mit der Zeit heilen. Die Ärzte und Schwestern, die mit mir zu tun haben, sprechen über mich längst nur von der „Patientin von Zimmer 203“. Dies bekomme ich jedoch nicht mit, denn ich spreche nicht, und man vermeidet es, in meiner Gegenwart über mich zu sprechen. Es wäre ja möglich, dass ich alles verstehe. Man weiß nichts über mich, und ich unternehme auch nichts, dies zu ändern.

Entpuppt

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