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Der junge Kaiser

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[5] Kaiser Franz Joseph, Porträt des jungen Kaisers in Uniform mit Ordensschmuck, Gemälde, um 1849

5 Als im Zuge der bürgerlichen Revolution 1848 absehbar wurde, dass mit dem schwachen und kranken Kaiser Ferdinand für die Monarchie ernsthafte Gefahr bestand, war Sophies Stunde gekommen. Da bald deutlich war, dass der Kaiser werde abdanken müssen, und auch Franz Josephs Vater, Franz Karl, nicht die Persönlichkeit war, der man die nötige Intelligenz, Tatkraft und das entsprechende Auftreten zutraute, war immer öfter vom jungen Erzherzog Franz als Nachfolger die Rede. Sophie war an ihrem Ziel angelangt: Ihr Sohn sollte Kaiser werden. Geschickt und energisch lenkte sie die Beratungen – nur in einem Punkt konnte sie sich nicht durchsetzen. Sophie wollte unbedingt, dass sich Franz in Erinnerung an den von ihr verehrten und geschätzten Kaiser Franz I. »Franz II.« nennen sollte. Die Politiker sprachen sich jedoch entschieden dagegen aus, da sich mit dem jungen Kaiser auch eine neue Ära ankündigen sollte und »Franz II.« zu sehr an die unmittelbare Vergangenheit anknüpfte. So entschloss man sich zum Doppelnamen Franz Joseph, wobei »Joseph« ganz bewusst an den großen Reformkaiser Joseph II. erinnern sollte. Franz Joseph sollte also gleichermaßen für Tradition und Fortschritt stehen.

Sophies Hoffnungen erfüllten sich schließlich am 2. Dezember 1848, als Kaiser Ferdinand abdankte, ihr Mann Franz Karl auf den Thron verzichtete und Franz Joseph im Alter von achtzehn Jahren Kaiser von Österreich wurde. Obwohl er von Kindheit an auf seine Aufgabe vorbereitet worden war, kam die Thronbesteigung dennoch unerwartet früh. So verließ er sich von Beginn an in allen Belangen blind auf das Urteil und die Beratung seiner Mutter – eine Konstellation, die zwar für ein stabiles Machtgefüge bei Hof sowie in der Regierung sorgte, privat jedoch auch bald zu Problemen führen sollte.

6 Als Franz Joseph den Thron bestieg, wurde er Monarch des nach Russland mit 56 Millionen Einwohnern zweitgrößten Staates Europas, in dem zahlreiche Völker, Sprachen und Religionen vereint waren. Dazu zählten neben Österreich das Königreich Böhmen mit Schlesien, Mähren, Galizien, Lodomerien und der Bukowina im Nordosten, das Königreich Ungarn mit Kroatien, Slavonien, Dalmatien, Siebenbürgen, der Wojwodina und dem Banat im Südosten sowie das Königreich Lombardo-Venezien. Die Amtssprachen war Deutsch sowie die landesüblichen Sprachen Tschechisch, Slowakisch, Polnisch, Rumänisch, Ukrainisch, Ungarisch, Kroatisch, Slowenisch, Serbisch und Italienisch. Auch alle europäischen Religionen waren vertreten, wobei mit knapp 80 Prozent die große Mehrheit katholisch war. Die Nationalitätenfrage sollte auch eine der größten Herausforderungen der Regierung des neuen Kaisers werden.


[6] Büste des jungen Kaisers Franz Joseph in Feldmarschallsuniform mit Ordensschmuck, Franz Högler, Schönbrunn 1853

7 Franz Josephs Thronbesteigung bedeutete nach der Niederschlagung der Bürgerlichen Revolution einen Sieg der monarchischkonservativen Kräfte und den Beginn einer neoabsolutistischen, reaktionären Politik. Die Lithographie zeigt den jungen Kaiser im Kreise seiner wichtigsten Feldherren, u. a. Feldmarschall Joseph Wenzel Graf Radetzky, Feldmarschall Alfred Fürst Windisch-Graetz und Joseph Graf Jelacic. Tituliert wurde die Darstellung mit dem Wahlspruch des Kaisers »Viribus unitis – mit vereinten Kräften«.


[7] Der Kaiser mit seinen Generälen, Lithographie von Joseph Heike ... nach Joseph Kriehuber, bezeichnet »Mit Vereinten Kräften. Wahlspruch Seiner Majestät Kaiser Franz Josef I.«, um 1849

Die Darstellung spiegelt die wahren Machverhältnisse der Monarchie wider: Der junge Kaiser war ein rein optisches Symbol der »Erneuerung«, die es in der Realität nicht gab. Die entscheidenden Kräfte agierten im Hintergrund und waren altgediente reaktionäre Militärs, denen es in erster Linie um die Wiederherstellung der »alten Ordnung« ging. Die Revolutionen wurden mit großer Härte niedergeschlagen, Anführer verhaftet und hingerichtet.

Die Darstellung zeigt noch einen weiteren charakteristischen Aspekt der Regierung Franz Josephs: Obwohl Franz Joseph seit Kindheitstagen großes Interesse am Militär gezeigt hatte, sein Leben lang Uniform trug und sich gern als Soldat inszenierte, sollte er als Feldherr eine eher unglückliche Rolle spielen. Vor allem die Schlacht bei Solferino 1859 im Rahmen des Feldzugs gegen die Loslösungs- bzw. Einigungsbestrebungen der italienischen Provinzen, bei der Franz Joseph das Oberkommando übernommen hatte, endete desaströs. Sie ging nicht nur als eine der blutigsten und verlustreichsten Schlachten in die österreichische Geschichte ein, sondern bedeutete schlussendlich den Verlust der Lombardei sowie schließlich auch Venetiens – zwei reiche Provinzen der Monarchie.

8 Wie unerfahren Franz Joseph war, zeigt nicht nur seine Entscheidung, nach der Schlacht bei Magenta (am 4. Juni 1859) das Oberkommando zu übernehmen, sondern auch seine gottergebene Reaktion auf die entscheidende Niederlage: »Es ist so erbittert gekämpft worden, daß ganze Haufen von Todten gelegen sind … verbrachte ich einen fürchterlichen Abend, denn da war eine Confusion von Blessierten, Flüchtlingen, Wägen und Pferden, in welches Alles nur mit größter Mühe einige Ordnung gebracht werden konnte … das ist die traurige Geschichte eines entsetzlichen Tages, an dem viel geleistet worden ist, aber das Glück uns nicht gelächelt hat. Ich bin um viele Erfahrungen reicher geworden und habe das Gefühl eines geschlagenen Generals kennen gelernt. Die schweren Folgen unsers Unglücks werden noch kommen, aber ich vertraue auf Gott und bin mir keiner Schuld, auch keines Dispositionsfehlers bewußt.«5


[8] Porträt des jungen Kaisers in Uniform und Ordensschmuck, im Hintergrund Feldlager, Gemälde, 1849


[9] Kaiser Franz Joseph mit seinem Generaladjutanten Karl Ludwig Graf Grünne, im Hintergrund die österreichischen Truppen, Gemälde von Rudolf Swoboda, 1854

9 Zu einem seiner wichtigsten Vertrauten in diesen frühen Jahren wurde Karl Ludwig Graf Grünne. Seit 1828 im Militärdienst, stieg er bis 1850 zum Feldmarschallleutnant auf und wurde von Franz Joseph unmittelbar nach seiner Thronbesteigung 1848 zu seinem Generaladjutanten ernannt. Als enger Verbündeter Erzherzogin Sophies versuchte er auch, in ihrem Sinne den jungen Kaiser zu lenken und die reaktionären Kräfte im Umfeld des Kaisers zu stärken. Kardinal Rauscher und Graf Grünne galten daher als »Säulen des herrschenden Systems« und vor allem Grünne war durch seine Nähe zum Kaiser gefürchtet. Hinter vorgehaltener Hand wurde allerdings kritisiert, dass er ein hohes militärisches Amt innehatte, obwohl er an keiner einzigen Schlacht persönlich teilgenommen hatte. Da er sich in den zehn Jahren als Generaladjutant viele Feinde gemacht hatte, gab man ihm schließlich auch die Schuld am kläglichen Versagen der österreichischen Armee. 1859 musste er aus seinem Amt ausscheiden. Als »Oberststallmeister« des Kaisers blieb er allerdings am Wiener Hof und in der Nähe des Kaisers, bis er 1884 in Baden bei Wien starb.

10 Anfang der 1850er-Jahre sank die Popularität des jungen Kaisers auf den Tiefpunkt. Franz Joseph war zum dynastischen Absolutismus zurückgekehrt und hob 1851 sogar die von ihm selbst erlassene Verfassung des Jahres 1849 sowie die Grundrechte der Staatsbürger wieder auf. Der Reichstag in Kremsier wurde aufgelöst und führende Demokraten wurden verhaftet. Die negative Stimmung kulminierte in einem Attentat, das kurze Zeit später auf ihn verübt wurde: Der ungarische Schneidergeselle János Libényi stürzte sich während eines Spaziergangs des Kaisers auf der Kärntner Bastei auf ihn, verletzte ihn allerdings nur leicht mit einem Messer am Hinterkopf. Vor allem Erzherzogin Sophie war bestürzt und ging daran, sich noch aktiver in das Leben ihres Sohnes einzubringen. Professionelles Krisenmanagement war nun angesagt, um die zaghafte Wende in den Sympathiewerten des Kaisers zu nutzen. Sophie setzte auf positive »Schlagzeilen«: Franz Joseph sollte sich verheiraten und eine Familie gründen.


[10] Das Attentat auf Kaiser Franz Joseph, Zwei-Platten-Druck mit der Darstellung des Attentates im unteren sowie der schützenden Hand Gottes neben Christus im oberen Bereich. Bezeichnet »Unser Kaiser Franz Josef I. wurde am 18. Februar 1853 durch Meuchlers Hand am Hinterhaupte verwundet. Durch die Göttliche Vorsehung wurde es dem Obersten Grafen O’Donell Flügeladjutant S. M. und Josef Ettenreich Bürger von Wien ermöglicht, das Geheiligte Haupt des Kaisers vom gewissen Tode zu erretten«, um 1853

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