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Maeve klappte das Buch zu und seufzte.

Dann lehnte sie sich auf dem Sofa zurück und starrte mit zusammengekniffenen Augen ins Sonnenlicht, das durch einen Spalt zwischen den Vorhängen in den Wohnwagen schien. Ihre linke Hand trommelte ungeduldig auf dem Buchdeckel herum, die rechte hatte sie zum Mund geführt, um an ihrem Daumennagel zu knabbern.

Maeve hatte Jane Eyre schon ein paarmal gelesen, aber diese Stelle machte sie immer wieder aufs Neue wütend. Sie hasste John Reed, Janes Cousin, und mit jedem Mal kam er ihr schlimmer vor. Er mobbte Jane einzig und allein deshalb, weil er alles hatte und sie nichts und niemanden.

»Arroganter Wichser«, sagte Maeve in den leeren Raum hinein.

Sie hörte auf, an ihrem Nagel zu kauen, legte die Hände auf den Bauch und starrte an die Decke. Aus einem Wohnwagen am Ende ihrer Reihe drang leise Musik zu ihr und irgendwo redeten und lachten ein paar Leute.

Plötzlich fühlte sie sich sehr einsam.

»Das kommt davon, wenn man Bücher von den Brontë-Schwestern liest«, murmelte Maeve und schnaubte. Sie strich sich die Haare nach hinten und setzte sich aufrecht hin.

Als sie das Buch weglegte, entdeckte sie ihre Zigaretten, die halb versteckt unter der Tasche neben ihr lagen. Sie holte eine heraus, nahm das Feuerzeug vom Tisch und stand auf. Dann ging sie zur Tür, stieß sie auf und trat ins Sonnenlicht hinaus.

»Guten Morgen, Schätzchen.«

Maeve, die gerade eine Zigarette anzündete, hob den Blick und sah Cynthia, die Besitzerin des Wohnwagenparks. Sie hängte Wäsche zum Trocknen auf und lächelte ihr zu.

»Hallo, Cynthia.« Maeve stieß den Rauch aus und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Was für ein schöner Tag«, sinnierte Cynthia, während sie einen Jeansrock an die Wäscheleine hängte, der exakt so aussah wie der, den sie trug. »Wie geht’s? Was machst du gerade?«

»Ich lese nur ein bisschen.«

»Ah, wie schön. Ist das Buch gut?«

»Jane Eyre.«

»Ich glaube, das kenne ich.« Cynthia überlegte kurz. »Ist es das mit dem Dachs?«

Bevor Maeve antworten konnte, wurde die Tür von Cynthias Wohnwagen aufgestoßen und ihr Mann, Jeffrey, steckte den Kopf heraus. Er trug ein ausgebleichtes weißes Muskelshirt, ein neongrünes Stirnband und eine sehr enge, sehr kurze Sporthose. Jeffrey stemmte die Hände in die Hüften und holte tief Luft, während Maeve vergeblich versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken.

»Jeffrey, was machst du da?«, fragte Cynthia und rümpfte angewidert die Nase.

»Zumba«, erwiderte er leicht gekränkt, während er den Kopf nach links und rechts drehte. »Ich dachte, ich mach es hier draußen, da hab ich mehr Platz.«

»Seit wann machst du denn Zumba?«

»Seit heute. Und ab jetzt sehr oft.« Jeffrey hob den Arm und drehte das Radio im Wohnwagen lauter. Unter den kritischen Blicken seiner Frau betrat er den Rasen, überprüfte den korrekten Sitz des Stirnbandes und machte einen Ausfallschritt.

»Erst mal aufwärmen«, informierte er Maeve.

»Klar.« Sie versuchte angestrengt, nicht hinzuschauen.

Cynthia schüttelte entgeistert den Kopf. »Jeffrey, du siehst aus wie ein Idiot.«

Er ignorierte sie. »Bei einem Turnier für lateinamerikanische Tänze habe ich mal den zweiten Platz gemacht«, verkündete er. Als er sich aus dem Ausfallschritt aufrichtete, verlor er fast das Gleichgewicht, ließ dann aber energisch die Hüften kreisen. »Mir wurde gesagt, dass ich viel Potenzial habe.«

»Wer hat das gesagt? Deine Großmutter?«, murmelte Cynthia.

Maeve nahm einen letzten Zug von ihrer Zigarette, während Jeffrey Seitschritte nach links und rechts machte, die überhaupt nicht zum Takt der Musik passten, und dabei in die Hände klatschte.

»Bis später«, sagte sie und trat die Zigarette aus. »Viel Spaß, Jeffrey. Und zerr dir nichts.«

»Danke.« Er zeigte mit beiden Daumen nach oben und kreiste mit den Schultern.

»Und vergiss die Miete für diese Woche nicht«, sagte Cynthia mit einem dünnen Lächeln. »Das letzte Mal bist du zwei Tage zu spät dran gewesen. Ich würde ja gerne eine Ausnahme für dich machen, aber das wäre den anderen gegenüber nicht fair.«

»Keine Angst, ich denk dran«, erwiderte Maeve.

»Danke, Schätzchen.«

Ein paar Kinder rannten an ihnen vorbei und wichen Jeffrey aus, der jetzt lautstark zählend Hampelmänner machte und eines von ihnen beinahe mit dem Arm im Gesicht getroffen hätte. Als sie zur Seite sprangen, verlor er das Gleichgewicht und stolperte, wobei ihm das Stirnband über die Augen rutschte.

»He!«, brüllte er den Kindern nach, die lachend davonliefen. »Passt doch auf!«, beschwerte er sich und zog sein Stirnband wieder nach oben.

»Ich weiß noch, wie du in dem Alter warst«, sagte Cynthia tief seufzend zu Maeve. »Du hattest immer Ärger. Und dein Bruder auch. Aber es hat ja auch niemand auf euch aufgepasst, deine Mutter hatte ja genug mit sich selbst zu tun. Wie geht es deinem Bruder? Alles in Ordnung mit ihm?«

»Ja, danke. Ihm geht’s großartig.«

»Ah, das ist schön.«

Maeve deutete zu ihrem Wohnwagen. »Ich muss jetzt weiterlesen.«

»Ja, die Geschichte ist gut. Dieser fiese kleine Dachs.«

Jeffrey hörte abrupt auf, hektisch auf der Stelle zu laufen. »Was für ein Dachs? Er ist doch wohl hoffentlich nicht in den Wohnwagen gelaufen.«

»Da ist kein Dachs, Jeffrey«, erwiderte Cynthia und starrte ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich meinte den Dachs in dem Buch, das Maeve gerade liest.«

»Bis dann«, sagte Maeve und winkte ihnen zu.

»Bis dann, Schätzchen.«

Als Maeve in den Wohnwagen stieg, hörte sie gerade noch, wie Cynthia ihrem Mann zuraunte: »Volltrottel.« Mit einem breiten Grinsen im Gesicht schloss sie die Tür hinter sich.

Maeve holte ihr Handy aus der Tasche, um nach neuen Nachrichten zu schauen, und stellte enttäuscht fest, dass es keine gab. Als Cynthia nach Sean gefragt hatte, hatte Maeve gelogen. Sie hatte schon eine ganze Weile nichts von ihm gehört. Jedes Mal, wenn sie einen Blick auf ihr Handy warf, hoffte sie, wie durch ein Wunder eine Nachricht von ihm zu finden. Irgendein Zeichen, mit dem er sie wissen ließ, dass es ihm gut ging, oder das ihr verriet, wo er gerade war. Aber eigentlich war es nichts Neues, dass ihr Bruder monatelang verschwand. Und sie war durchaus in der Lage, auf sich selbst aufpassen.

Trotzdem vermisste sie ihn.

Egal. Als Maeve das Handy wieder einsteckte, fiel ihr Blick auf den Tisch und blieb an dem Bewerbungsformular hängen, das sie gestern Abend ausgefüllt hatte. Sie stand einen Moment reglos da, dann sagte eine Stimme in ihrem Kopf: »Mach’s einfach.«

Sie ging zielstrebig ins Schlafzimmer, schnappte sich die Kosmetiktasche und überprüfte ihr Make-up im Spiegel. Während sie mit einem schwarzen Kajalstift den Lidstrich nachzog, musste sie an den Aushang im Fenster der Buchhandlung denken: Verkäufer (m/w/d) zur Aushilfe gesucht. Bewerbung im Laden.

Maeve hatte den Aushang gestern entdeckt, als sie mit ihrem Schulfreund Otis zusammen an dem Geschäft vorbeigelaufen war, und war sofort stehen geblieben. Ihr Herz hatte angefangen zu rasen. Sie brauchte dringend einen Job für die Sommerferien und hatte sich schon innerlich damit abgefunden, im Einkaufszentrum arbeiten zu müssen, an der Milkshake-Bar oder am Waffelstand vielleicht. Sie hatte nicht im Traum daran gedacht, dass sie einen Job bekommen könnte, der ihr Spaß machte. Etwas, das sie leidenschaftlich gern tat.

»Maeve, du kannst doch nicht einfach so stehen bleiben!«, hatte sich Otis beschwert. Er kam zu ihr zurückgerannt, während sie immer noch völlig verzückt den Aushang im Fenster anstarrte. »Ich bin einfach weitergelaufen und hab mich mit der Luft unterhalten. Und als ich mich nach dir umgedreht hab, wär ich fast gegen die Straßenlaterne gelaufen.«

Als Maeve an ihrem Daumennagel knabberte, ohne Otis anzusehen, bemerkte er die Stellenanzeige.

»Warum bewirbst du dich nicht? Das wäre der perfekte Job für dich!«, sagte er.

»Red keinen Scheiß.«

»Komm, wir gehen mal rein. Dann kannst du ein Bewerbungsformular ausfüllen.«

»Kann ich nicht.« Maeve starrte auf den Boden, dann schüttelte sie den Kopf und marschierte die Straße hinunter. Sie war schon ziemlich weit gekommen, als Otis sie einholte.

»Warum nicht?«, wollte er wissen. »Warum kannst du dich nicht auf den Job bewerben?«

»Weil sie jemanden wie mich nicht in ihrem Buchladen haben wollen.«

»Du meinst, jemanden, der superklug ist und gut mit Büchern kann?« Er wackelte mit den Augenbrauen.

Maeves Mundwinkel zuckten belustigt. »Jemand, der gut mit Büchern kann?«

»Ja, okay«, sagte er, verdrehte die Augen und steckte die Hände in die Taschen. »Du weißt, was ich meine. Aber ich finde wirklich, du solltest dich bewerben. Du könntest den Kunden den ganzen Tag was über brillante feministische Literatur erzählen. Das ist dein Traumjob.«

»Otis, sie werden mich eh nicht einstellen.«

»Warum nicht?«

»Weil …« Sie hob frustriert die Hände. »Sieh mich doch an! Ich bin nicht gerade der Typ, der einen Ferienjob im Buchladen ergattert. Ich hab einen Nasenring und gefärbte Haare.«

»Ach ja, richtig. Entschuldige. Mir war nicht klar, dass du dich für einen Job in den 1950ern bewirbst.«

Sie seufzte und zog einen Schmollmund.

»Du könntest wenigstens darüber nachdenken«, sagte Otis und gab ihr einen leichten Stups mit dem Ellbogen. »Morgen kannst du dich ja auch noch bewerben.«

»Okay.«

»Gut.« Er zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Tasche und gab es ihr. »Das ist das Bewerbungsformular.«

»Was zum …?«

»Ich bin reingegangen und hab eins geholt, die lagen an der Kasse aus. Der Laden ist wirklich toll. Riecht nach … Büchern.«

»Otis, es ist eine Buchhandlung.«

Er wedelte so lange mit dem Formular vor ihrem Gesicht herum, bis sie es ihm abnahm. Als Maeve den selbstzufriedenen Ausdruck in seinem Gesicht sah, warf sie ihm einen finsteren Blick zu.

»Du nervst.«

»Nein, ich nerve nicht. Ich motiviere dich. Aber ich kenne jemanden, der nervt: meine Mum. Sie hat heute Morgen um acht Uhr mit ihrem Vagina-Workshop angefangen und ich musste früher aufstehen und Tee für alle machen.«

Otis fing an, sich lang und breit über Jean, seine Mutter, zu beschweren, die als Sexualtherapeutin arbeitete. Maeve musste lachen und hatte sofort bessere Laune bekommen.

Nachdem sie sich gestern Nachmittag von Otis verabschiedet hatte, war sie nach Hause gegangen, hatte sich hingesetzt und das Formular ausgefüllt. Und aus irgendeinem Grund hatte sie sogar wirklich daran geglaubt, den Job zu bekommen.

Während Maeve jetzt im Wohnwagen ihren Eyeliner nachzog, wurde ihr klar, dass sie die ganze Zeit gelächelt hatte, als sie an den gestrigen Tag mit Otis gedacht hatte. Es war noch nicht lange her, da hatte Maeve gedacht, dass Otis sie gernhatte. Also, so richtig gern. Und ja, ein paarmal hatte sie ihm sagen wollen, was sie für ihn empfand. Was er sie empfinden ließ. Aber es war kompliziert; viel zu riskant. Wenn es schiefging, wenn sie – wie sonst immer – alles vermasselte und Otis nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte …

Das war es nicht wert. Sie waren Freunde. Gute Freunde. So funktionierte es. Und wer wusste schon, was er inzwischen für sie empfand. Sie war sich sicher, dass er längst über sie hinweg war.

Sie waren beide darüber hinweg. Oder?

Maeve riss sich zusammen, legte den Kajal weg und suchte nach ihrem Lippenstift. Dann kontrollierte sie kurz ihr Outfit: ein dunkelrotes Oberteil, dazu ein kurzer schwarzer Rock mit einer Netzstrumpfhose und schwarze Schnürstiefeletten mit Absatz. Es war ziemlich warm, trotzdem zog sie ihre Lederjacke über.

Nach einem letzten Blick in den Spiegel griff sie nach ihrem Handy und schickte Otis eine Nachricht.

Ich bewerbe mich

jetzt für den Job

Er antwortete sofort.

Was für ein Job?

Der im Buchladen

Idiot

War ’n Witz

Das ist toll

Soll ich mitkommen?

Wenn du willst

Gib mir 20 Minuten

Wir treffen uns bei dir

Ich lasse mein Rad bei dir und wir laufen

zusammen in die Stadt

Maeve lächelte und legte ihr Handy auf den Tisch. Dann stellte sie den Wasserkocher an und wartete auf Otis. Während sie mit ihrer Halskette spielte, malte sie sich aus, wie sie in die Buchhandlung marschierte und das Bewerbungsformular über den Tresen reichte. Ihr Blick blieb an ihrer Tasche auf dem Sofa hängen. Sie verzog gequält das Gesicht und griff danach, während sie sich zu erinnern versuchte, wie viel Geld sie noch im Portemonnaie hatte.

Als sie es öffnete, seufzte sie vor Erleichterung. Für die Miete, die jetzt fällig war, würde es gerade noch reichen. Aber für nächsten Monat brauchte sie unbedingt einen Job. Während der Ferien fand keine Sextherapie statt, deshalb verdiente sie im Moment nichts.

Die geheime Sexberatung für ihre Mitschüler war eine brillante Idee gewesen, wenn sie sich mal selbst loben durfte. Sie kümmerte sich um das Geschäftliche – Terminvereinbarung, Bezahlung und so – und Otis machte das, was er am besten konnte: Ratschläge zu Sex und Beziehungen geben. In Sachen Sexberatung war er ein Naturtalent. Irgendwie hatte er das Wissen und die therapeutischen Fähigkeiten seiner Mutter in sich aufgesogen und, wie sich herausgestellt hatte, brauchten die Jugendlichen an ihrer Schule dringend Hilfe. Das ganze Sextherapie-Ding war ein Riesenerfolg. Aber zurzeit fand keine Beratung statt und deshalb brauchte sie einen Ferienjob.

Maeve zuckte zusammen, als ihr Handy auf dem Tisch zu vibrieren begann und sie aus ihrem Tagtraum von der Buchhandlung riss. Es war vermutlich Otis, der ihr sagen wollte, dass er doch keine Zeit hatte. Sie versuchte, nicht allzu enttäuscht zu sein, aber als sie nach dem Handy griff, sah sie eine unbekannte Nummer auf dem Display. Sie runzelte die Stirn und zögerte, nahm den Anruf aber an, bevor er an die Mailbox weitergeleitet wurde.

»Hallo?«

»Halloo, Froschgesicht.«

Maeve holte tief Luft, als sie die Stimme ihres Bruders hörte. Na endlich.

»Wo zum Teufel bist du gewesen?«, fuhr sie ihn an.

»Dann hast du mich also vermisst?«

»Du bist abgehauen, ohne dich zu verabschieden.« Sie kochte vor Wut. »Schon wieder.«

»Maeve, hör zu, ich weiß, dass du sauer auf mich bist, aber ich brauch deine Hilfe.«

Sie schloss die Augen und seufzte. Sean klang angespannt und erschöpft. Irgendetwas stimmte nicht. Sonst hätte er mit Sicherheit nicht angerufen.

»Froschgesicht?«, versuchte er es noch einmal. »Komm schon. Ich stecke in Schwierigkeiten. Sag was.«

»Was brauchst du?«, fragte sie leise.

»Ich brauche dich.«

»Was meinst du mit ›du brauchst mich‹?«

»Du musst herkommen und mir helfen, etwas herauszufinden.« Er machte eine Pause. »Ich bin verhaftet worden.«

»Du bist was?«

»Ich schwöre, dass ich nichts ausgefressen habe. Maeve, ich schwöre es. Das ist alles nur ein Missverständnis. Angeblich habe ich eine Diamantkette gestohlen. Es geht um ein Mädchen, mit dem ich befreundet bin … Maeve, ich war das nicht. Und ich brauche deine Hilfe, um es zu beweisen.«

»Rufst du aus dem Gefängnis an?«

»Nein. Ich wurde vierundzwanzig Stunden festgehalten und dann gegen Kaution rausgelassen. Ich wohne vorübergehend bei einem Freund. Während ich in Haft war, hat die Polizei seine Wohnung durchsucht, aber nichts gefunden – weil ich die Kette nicht gestohlen habe –, aber ich weiß, dass sie mir den Diebstahl anhängen wollen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie wiederkommen.«

»Eine Diamantkette.« Maeve lief im Wohnwagen auf und ab und versuchte, nicht in Panik zu geraten. »Was meinst du damit? Echte Diamanten?«

»Jap. Du hättest das Ding sehen sollen. Es ist ein Vermögen wert.«

»Das Ganze hört sich wie ein schlechter Scherz an.«

»Es ist keiner.«

»Warum glauben sie, dass du es gewesen bist?«

»Das ist ein bisschen kompliziert, aber im Moment ist eigentlich nur wichtig, dass ich es nicht getan habe. Du musst herkommen und mir helfen, es zu beweisen.«

»Wie zum Teufel soll ich das denn anstellen? Scheiße, Sean! Das klingt verdammt übel.«

»Du sagst es und deshalb rufe ich ja dich an. Du bist der Intelligenzbolzen in der Familie. Hier ist niemand auf meiner Seite. Die Polizei versucht nicht mal, nach anderen Verdächtigen zu suchen, aber wenn wir irgendwie herausfinden können, wer die Kette tatsächlich gestohlen hat, bin ich aus dem Schneider. Bitte, ich hab sonst niemanden. Komm her und hilf mir, alles aufzuklären.«

Maeve zögerte. Ihr Gehirn versuchte, die Informationen zu verarbeiten und herauszufinden, wie sie am besten vorgehen sollte.

»Bitte, Froschgesicht«, flehte Sean erneut. »Wenn du herkommst, mache ich dir Pfannkuchen mit Smiley-Gesicht und Schlagsahne«, fügte er hinzu.

»Sean, das ist jetzt echt nicht der richtige Zeitpunkt für Pfannkuchen.«

»Für Pfannkuchen ist immer der richtige Zeitpunkt.« Er lachte. Nach einer kurzen Pause sprach er weiter, doch jetzt klang er anders, ernst und verängstigt. »Maeve, bitte, ich brauche deine Hilfe. Diese Leute haben Beziehungen und jede Menge Einfluss. Mir steht das Wasser bis zum Hals. Und wenn ich jetzt nicht aus der Sache rauskomme, komme ich nie mehr raus. Ich hab doch niemanden außer dir.«

Maeve biss sich auf die Lippe. »Also gut.«

»Du kommst?«

»Ja.«

»Danke«, stieß Sean hervor. Er klang erleichtert. »Jetzt hab ich wieder Hoffnung, Froschgesicht. Wenn jemand dieses Schlamassel aufklären kann, dann du.«

»Wo bist du?«

»Ich schreib dir die Details. Am besten packst du gleich für ein paar Tage. Es ist ziemlich weit. Kannst du dir von jemandem ein Auto leihen?«

»Das krieg ich schon hin.«

Er bedankte sich noch einmal, sagte, dass sie etwas gut bei ihm habe, und beendete das Gespräch. Maeve verschwendete keine Zeit und schickte Aimee – ihre einzige Freundin mit eigenem Auto – eine Nachricht, in der sie fragte, ob sie gleich vorbeikommen könne. Während sie auf die Antwort wartete, blieb ihr Blick an der Bewerbung für den Job in der Buchhandlung hängen. Sie zog das Blatt zu sich und überflog, was sie geschrieben hatte. Da vibrierte ihr Handy, als eine Nachricht von Aimee eintraf.

Maeve nahm das Formular, knüllte es zusammen und ließ es auf dem Tisch liegen.

Sie musste jetzt packen.

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