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Der Dungeon – Kerker der Liebe

Viele von uns tragen eine Maske

um nicht verletzt zu werden,

aber gerade dadurch machen wir uns verletzlich.

(Rose von der Au)

Er erkannte meinen innerlichen Kampf, den ich gerade ausfocht. Ich zitterte. Nachdem er mich eigentlich zu einem romantischen Candle-Light-Dinner eingeladen hatte und gegenwärtig bereits eine Flasche exquisiter Rotwein auf dem Tisch stand, sah er mich erwartungsvoll an.

»Darf ich dir einschenken?«, fragte er mich und wechselte somit schlagartig das Thema. Wie konnte er so schnell von dieser Leidenschaft wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehren? Ich schlug die Hände vor mein Gesicht und keuchte.

»Ja, bitte.« Nahezu bettelte ich nach Alkoholika, vielleicht würde mich das etwas entspannen. Dafür hatte Jeremy den italienischen Prädikatswein Brunello di Montalcino, Jahrgang 2010, ausgesucht, dessen Flasche neben einer Karaffe stand. Kräftig und ausdrucksstark, so wie mein Gemüt gerade, dachte ich ironisch. Wenigstens würde mich dieser Tropfen beruhigen. Er hatte den kostbaren Inhalt bereits in einen Dekanter gegossen, sodass er, wie man so schön sagte, atmen konnte. Im Augenblick schwenkte er ihn ein paar Mal hin und her, sodass sich das Aroma entfalten konnte, bevor er unsere Weingläser damit füllte.

»Cheers! Oder wie sagt man bei euch in Irland?« Sein Blick durchbohrte mich wieder und mein Puls stieg rasant an.

»Sláinte«, erwiderte ich mit krächzender Stimme.

»Was willst du noch wissen?«, fragte er nun neugierig, dabei ließ er mich nicht aus den Augen. Prüfend sah ich ihn an.

»Warum BDSM?« Er seufzte.

»Das dürfte wohl ein wunder Punkt bei dir sein, Ella«, stellte er nachdenklich fest. »Das sollte es aber nicht. Lass dich einfach mal auf diese Welt ein, vergiss den Ausdruck und stell dir nicht so viele Fragen. Lass dich einfach fallen und davontreiben«, entgegnete er nachdrücklich. Ich rang meine Hände.

»Ja, okay, aber ich meine …« Ich verstummte.

»Was?«, fragte er einfühlsam nach und fasste meine Finger.

»Ich meine, warum denn ausgerechnet diese Art von Sex?«, stammelte ich. Er lehnte sich zurück. War angespannt. Seine Augen wirkten nervös, bevor er mich fixierte.

»Wie schon gesagt, ich hatte eine schwierige Kindheit und Jugend, Ella. Einerseits ist es eine Veranlagung, anderseits haben mich die Umstände zu dem gemacht, was ich heute bin. Anfangs habe ich dagegen angekämpft, der Sturm, der ganz tief in mir tobte, schien nicht verebben zu wollen, glaube mir, ich habe mehrmals versucht, mich zu kontrollieren.« Er senkte seinen Blick. »Es gibt nicht viele Menschen, die dort draußen herumlaufen und meine Gefühle teilen würden, man vereinsamt dadurch leicht.« Er machte eine kurze Pause. »Ella, ich kann niemandem vertrauen, verstehst du? Niemandem mein wahres Ich zeigen, aber bei dir habe ich das Gefühl, dass ich es kann und darf!«

Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Ich konnte mir das nicht erklären. Ich hatte ebenfalls keine besonders tolle Kindheit gehabt. Meine Familie war arm gewesen, wir hatten in Limerick in einer Baracke gelebt. Mein Vater hatte in der Fabrik gearbeitet und meine Mum sich um vier Kinder und den Haushalt gekümmert. Trotzdem hatte mein Vater alles an Geld, was er gespart hatte, zusammengekratzt und mich auf die Highschool gehen lassen, bis ich mich zum Verdruss meiner Eltern nach London begeben hatte, um dort Jura zu studieren. Nicht das Studium an sich hatte ihnen missfallen, sondern dass ich aus meiner Heimat weggegangen war, um in die große, unbekannte und grausame Welt hinauszugehen, wie sie immer zu sagen pflegten. Doch ich war nicht allein. Jayson war mit von der Partie und wir damals ein Paar gewesen, gemeinsam hatten wir uns durchgeschlagen. Im Londoner Großstadtdschungel mit all seinen Vor- und Nachteilen.

Jayson war ebenfalls in Limerick aufgewachsen und hatte jeden Tag und ohne Ausnahme geschworen, seit wir die Highschool besucht hatten, dass er diesen verdammten Sumpf einmal verlassen würde, um nach London zu gehen. Kurzentschlossen hatte ich ihn begleitet, als er mich gefragt hatte. Und nun lebte ich hier in London, umgeben von Luxus, wie meine Familie immer sagte. Meine Gedanken verstummten und ich hielt meinen Kopf schief.

»Eine schwierige Kindheit? Inwiefern? Was ist noch alles passiert?«, fragte ich interessiert nach. »Ich meine, du sagtest bereits, dass dich dein Vater gezüchtigt hat, aber warum tat er das?« Ich wollte mehr von ihm erfahren. Wie war seine Jugendzeit abgelaufen? Was war der Grund für diese rigorose Erziehungsmaßnahme gewesen?

»Mein Vater war ein angesehener Börsenmakler, der Chairman der Londoner Stock Exchange, und ziemlich oft angespannt. Da ich nicht unbedingt das einfachste Kind war, verlor er oft die Nerven.« Er stockte. Mit meinem Blick munterte ich ihn auf, weiter zu erzählen.

»Und dann?«

»Er schlug mich.« Seine Miene verriet nichts. Sein Blick blieb ernst. Es war ihm sichtlich unangenehm, darüber zu sprechen.

»Das muss schrecklich gewesen sein!« Wehmütig zwang er sich zu einem Lächeln.

»Das ist vorbei, Ella. Ich trage meinem Vater nichts nach, er ist inzwischen ein alter und von sich selbst geplagter Mann geworden und ich habe mich mit meiner Situation arrangiert.«

»Und deine Mutter? Warum hat sie ihn nicht davon abgehalten, dich zu schlagen?« Wieder breitete sich auf seinen Lippen ein Lächeln aus, wenn auch diesmal ein ironisches.

»Meine Mutter?«, erwiderte er wehmütig und stieß einen leisen Laut durch seine Nase aus. »Sie gab meinem Vater immer recht. Sie bevorzugte meinen Bruder mehr als mich. Ich habe sonst keine Geschwister mehr. Ich wäre ein schwieriges Kind, hatte sie oft zu mir gesagt. Rebellisch. Nicht erziehbar. Ein Satan.« Ungläubig zog ich meine Augenbrauen hoch. Meine Mutter war so ein fürsorglicher Mensch. Sie hätte auf den letzten Bissen Brot für ihre Kinder verzichtet – für uns alle!

»Warum war sie so?«, fragte ich irritiert.

»Ich glaube, sie mochte mich nicht besonders.« Das verstand ich ganz und gar nicht. Wie konnte eine Mutter ihr Kind nicht mögen?

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