Читать книгу Wyatts Vorsatz - Kayla Gabriel - Страница 6

1

Оглавление

Wyatt Beran stand im Schatten eines schwach beleuchteten Parkplatzes, den er kaum erkennen konnte. Auf dem Parkplatz standen vielleicht ein Dutzend Autos, ein paar BMWs und Mercedes, die sich in der Menge von abgenutzten Chevy Malibus und ramponierten, kastenförmigen Honda Civics zerstreuten. Das einzige Licht kam von ein paar Straßenlaternen, aber die waren mindestens 900 m entfernt. Wyatt schaute an sich herunter, auf seine Hände und bemerkte, dass seine Finger verschwommen waren, ja sogar schon fast durchsichtig, wenn er sie zu schnell bewegte. Er war da, aber dann war er doch nicht da. Oder war er einfach nur nicht konsequent genug?

„Mist”, murmelte er. Er träumte schon wieder, wenn man das überhaupt so nennen konnte. Sein Bruder Luke nannte Wyatts Episoden Visionen, aber das schien ein wenig weit hergeholt.

Wyatt atmete tief ein und schaute sich erneut um, er versuchte sich auf etwas zu konzentrieren. Die Autos waren klar genug, der alte Bürgersteig unter seinen Füßen war solide. Andere Details, wichtige Details fehlten noch. Wyatt schaute an den Autos vorbei und in Richtung der Straßenlaternen. Er konnte sie spüren und ihre Lichter spiegelten sich geschickt auf dem Parkplatz, aber die Szene war nur verschwommen. Keine Lampenmasten, kein Bürgersteig, keine wirkliche Straße oder ein Fußgängerweg. Auch keine Geräusche, abgesehen von seinen eigenen Fußschritten, während er sich bewegte. Mit anderen Worten, es gab keine wirklichen Hinweise darauf, wo genau seine Vision stattfand.

Wyatt schaute in die andere Richtung. In der Entfernung, wenn er die Augen zusammenkniff, konnte er irgendeine Art von Gebäude ausmachen. Es hatte zumindest ein paar Stockwerke, war aber kein Hochhaus. In einer hellen Farbe vielleicht. Wyatt merkte sich jedes Detail für später. Er lief an den Autos entlang und berührte ein paar, er wusste, er würde sich nicht die Marke und Modelle merken können. Ihr glattes Metall fühlte sich kühl an, das Gefühl, das in dieser stillen, unbewegten Welt aufkam. Wenn der Traum hier nur aufhören würde …

Er musste nicht lange warten, bis die Handlung ihren Lauf nahm.

Zuerst hörte er ihre Schritte, hörte ihre Flip Flops klackern. Er erinnerte sich jedes Mal an das Detail, wenn er diesen Traum hatte, denn es war lustig, eine weiß gekleidete Ärztin so schick gemacht zu sehen, aber mit Flipflops an den Füßen. Es machte nichts, dass die Ärztin selber ziemlich beeindruckend war, eine atemberaubende, kurvige Frau mit kastanienbraunem Haar und Augen mit der Farbe einer stürmischen See in der Morgendämmerung. Sie sah so jung aus in ihrem weißen Arztkittel und ihrer kleinen Größe, die nicht ganz zur Länge ihres weißen Laborkittels passte und sie aussehen ließ, wie ein Kind, das sich verkleidet hatte.

Wyatt hatte diese Vision jetzt schon ein Dutzend Mal erlebt, oft genug, dass er sich auf jedes Detail konzentriert hatte, er hatte alles aufgesaugt, was er aus ihrem körperlichen Status entnehmen konnte. Dieser Traum war von allen Träumen, die er von der wunderschönen Lucy Summers hatte, Wyatts zweit liebster, schätzte er.

Wyatt schüttelte sich und versuchte sich wieder zu konzentrieren. Wo war er? Ah ja. Lucy näherte sich.

Klick, klack, klick, klack.

Sie kam in sein Blickfeld, vollständig geformt und perfekt detailliert. Ihr Kopf war nach unten gebeugt, ihr herzförmiges Gesicht wurde von einem Dutzend feiner Locken umrahmt, die ihrem unordentlichen, lockigen Ponyschwanz entwichen waren. Sie hatte die Stirn vor Konzentration gerunzelt, während sie einen dicken Stapel Medizinbücher trug, ihre Nase rümpfte sich und zeigte die zarten Sommersprossen, die ihre Nase und Wangen umrahmten. Das Detail ließ Wyatt sich fragen, ob es Sommer war, ob die gute Ärztin vielleicht in der Sonne gewesen war, wo diese Sommersprossen deutlicher wurden.

Er schob den Gedanken für später beiseite, wissend, dass er zahlreiche Stunden hatte, seine neueste Vision auseinanderzunehmen.

Lucy lief an den Autos vorbei und ohne dabei ihre Umgebung wahrzunehmen, fummelte sie in ihrem Mantel nach ihrem Schlüssel. Sie fuhr einen alten blauen Volvo. Da war Wyatt sich sicher. Zumindest war es das Auto, an dass sie sich in ein paar Sekunden lehnen würde, Wyatt drehte sich um und schaute nach dem nächsten Teilnehmer dieser kleinen Szene.

Und dann trat der Mann in Erscheinung, er tauchte wie aus dem Nichts auf. Wyatt beobachtete den Mann aufmerksam, obwohl die mysteriöse Figur nicht anders als sonst war, nicht klarer. Dunkle Hose, dunkle Jacke, eine Windjacke vielleicht. Die Figur war total verschwommen, egal wie nahe Wyatt ihr kam. Er huschte lautlos heran und packte Lucy von hinten. Lucys Mund öffnete sich und ein erstickter Schrei erklang in der Luft, wie in einem Film der nicht synchron war. Der Mann drückte sie gegen den blauen Volvo; Metall glitzerte in seiner erhobenen Hand.

Obwohl er es besser wusste, konnte Wyatt sich nicht davon abhalten, sich zu bewegen, er fühlte sich unweigerlich zu Lucy hingezogen, wie ein Magnet zu einer Stahlklinge …

Und Wyatt ging direkt durch sie hindurch, sank tief, bis er das Glasfenster des Volvos traf.

Frust baute sich in ihm auf, und er presste seinen Kiefer zusammen, während er sah, wie die Hand des Mannes sich hob und ein Messer aufblitzte, obwohl es gar kein Licht gab. Lucy machte ein weiteres Geräusch, ein erschreckendes Wimmern, das aufhörte, als die Klinge sich an ihren Hals presste. Wyatt konnte die Finger des Mannes nicht sehen, aber das Messer wurde mit lebhaften Bewegungen geführt.

Wyatts Herz pochte in seiner Brust, Adrenalin schoss in seine Venen, als er eine schwache Spur von Rot aus der blassen, zarten Haut von Lucys Kehle treten sah. Ihr Angreifer hielt sie von hinten fest und zog an dem Rand ihres Shirts, um es hochzuziehen. In Wyatt stieg die Galle hoch, als der Mann ihren Spitzen BH kaputt riss und ihre Brüste freilegte, er griff so fest zu, dass ihre Haut um ihren dunkelrosa Nippel rot wurde.

Wyatt konnte Lucys atemloses Keuchen nicht über seinem hören. Er zog seine Faust zurück und rammte sie gegen das Auto, fest genug, um es zu zerbeulen, obwohl er das natürlich nicht tun konnte, genauso wenig, wie er diesen Angriff aufhalten konnte. Er konnte sich auf den Kopf stellen, aber er konnte Lucy nicht anfassen. Er konnte die Minutenanzeiger an seiner Rolex sehen, aber nicht die Kleidung, die der Angreifer trug. Er konnte hören, wie Lucy um Gnade bettelte, er konnte sehen, dass es eine Antwort gab, aber er konnte die Antwort des Mannes nicht hören.

Wyatt drehte sich um und konnte nicht länger zuschauen. Er wusste, was jetzt passierte. Der Mann schaffte es, Lucys dunkle Jeans zu öffnen, und schob sie zusammen mit ihren Hosen herunter. Er bewegte das Messer zu ihrem Nacken und hielt sie damit an Ort und Stelle, während er sie vergewaltigte, in ihr Ohr flüsterte, sie erniedrigte und ihr Angst machte. Wyatt hatte das immer und immer wieder gesehen und konnte nicht eingreifen.

Er schaute auf seine Uhr und legte den genauen Moment fest, in dem sein anderes ich an der Szene ankam. Der echte Wyatt schaute sich selbst zu, wie er von dem Rand des Parkplatzes angerannt kam, er trug das rote, karierte Hemd das Wyatt of trug und ein mörderischer Ausdruck lag in seinen Zügen. Bei dem Tempo in dem sich sein anderes ich bewegte, war er nichts weiter als ein großer, dunkelhaariger Blitz, verschwommen, aber dennoch beachtlich auf eine Art wie Traum-Wyatt es nicht war. Es verwirrte seine Gedanken ein wenig, während er versuchte zwischen sich und sich selbst zu unterscheiden.

„Blöder Idiot”, murmelte Traum-Wyatt zu sich selbst. „Mach weiter und du siehst, was passiert.”

Das war der schlimmste Teil seines Traums, seiner Vision wie auch immer. Der Kopf des Angreifers verschwamm, als er sich umdrehte und Wyatt wie einen Racheengel angelaufen kommen sah. Das Messer blitzte wieder auf; Lucys Schreien wurde lauter und der echte Wyatt schrie; und dann war alles still, so wie wenn einem im Flugzeug die Ohren zugehen. Nur ein leises Summen, als Lucy zusammenbrach, und aus ihrer Kehle, ihrem Hals, dem Nacken und ihrer Schulter rote Spritzer, die dem Weg des Messers folgten, während er es durch ihr Fleisch zog.

Der echte Wyatt erreichte Lucy nicht rechtzeitig, er stolperte, als der Möchtegern-Schurke fliehen wollte.

Traum-Wyatt sah sich selbst dabei zu, wie er hin- und hergerissen war, zwischen dem Wunsch, den Angreifer zu jagen und seine keuchende Partnerin zu trösten. Dann sank der echte Wyatt schließlich auf seine Knie, zog Lucy auf seinen Schoß und schrie nach Hilfe. Er presste seine Hände über ihre Wunde, ihr Blut tränkte seine Hände und sein Shirt. Traum Wyatt sah alles, jedes Detail. Wie ihr Blut in sprudelnden Stößen herauskam, zuerst stark und dann langsamer, immer langsamer, während sie davonglitt.

Obwohl er noch gar keine Chance gehabt hatte, obwohl Lucy noch nicht seine Partnerin war und obwohl noch nichts davon passiert war, drehte Wyatt sich um und würgte, unfähig ihr Ableben zu verkraften. Sein Körper übernahm die Führung, sein Herz wurde zu Stein und seine Haut prickelnd und kalt.

Wyatts Vorsatz

Подняться наверх