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Die universale Gesellschaft

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1833 griff Barthélemy Prosper Enfantin, ein Anhänger des technikbegeisterten Philosophen und Sozialrevolutionärs Henri de Saint Simon (1760–1825), die Kanalidee wieder auf. 1834 reiste Enfantin nach Ägypten, wo er sie Muhammad Ali Pascha, dem Gouverneur des Landes, schmackhaft zu machen versuchte. Doch der, den gewaltigen technischen und finanziellen Aufwand vor Augen, blieb auf Distanz. Enfantin blieb allein mit seiner Idee, mochte sie aber nicht aufgeben. In einem Brief an einen Schüler schildert er in ungelenker Lyrik noch einmal seine Vision. „C’est à nous de faire/Entre l’antique Egypte et la vieille Judée/Une des deux nouvelles routes d’Europe/Vers l’Inde et la Chine“ („Es ist unsere Aufgabe/zwischen dem antiken Ägypten und dem alten Judäa/eine der neuen Straßen Europas zu bauen/Richtung Indien und China)“. Später, fuhr er fort, „werden wir die Landenge bei Panama durchstechen“. Enfantin dachte in großem Stil, nahm die Projekte der Moderne gedanklich um einige Jahrzehnte vorweg. Suez sei für die Saint-Simonisten das Zentrum ihrer Arbeit, fuhr er fort. „Là nous ferons l’acte/Que le monde attend“ – „dort werden wir die Tat vollbringen,/auf die Welt wartet.“3 Der Kanal, war Enfantin überzeugt, würde Orient und Okzident, zwei einander bislang fremde Regionen, zueinander bringen und miteinander vereinen.

Doch vorerst blieb es bei der Lyrik. Erst, als der Ingenieur Paul-Adrien Bourdaloue 1847 nachweisen konnte, dass der Spiegel der beiden Meere nicht, wie bislang vermutet, eine Differenz von neun Meter aufwies, sondern auf beiden Seiten auf nahezu gleicher Höhe lag, fand die Idee von dem Canal des deux mers neue Aufmerksamkeit. 1854 dann erhält ein anderer Franzose, Ferdinand de Lesseps, die Konzession zum Bau des Kanals. 1805 als Sohn einer französischen Diplomatenfamilie geboren, verbrachte de Lesseps seine ersten Lebensjahre in Italien. Als junger Mann fasst er den Entschluss, ebenfalls in den auswärtigen Dienst einzutreten. So beginnt er seine Laufbahn 1825 in Lissabon, anschließend tut er Dienst in Tunesien. 1832 wird er zum Vizekonsul in Ägypten genannt, ein Jahr später ist er bereits Konsul erster Klasse. In diese Zeit fällt auch sein Interesse für den so genannten „Kanal der zwei Meere“. Nach einer Reihe von Dienstjahren in verschiedenen europäischen Hauptstädten entsinnt er sich in den 1850er-Jahren wieder des Kanalprojekts. Der Zeitpunkt ist günstig: 1854 war Muhammad Said zum Vizekönig Ägyptens ernannt worden – ebenjener junge Mann, ein Sohn Muhammad Ali Paschas, den de Lesseps während seiner ägyptischen Jahre kennengelernt hatte und mit dem ihn seither eine freundschaftliche Beziehung verband. Noch im selben Jahr reist Lesseps nach Ägypten und stellt dem jungen Herrscher sein Bauprojekt vor. Der ist beeindruckt und gibt wenige Tage später sein Plazet. Die folgenden drei Jahre verbringt de Lesseps damit, genügend Geld für die zu gründende Suezkanal-Gesellschaft zusammenzutragen. Diese ist zwar in Ägypten angesiedelt, aber de Lesseps legt Wert darauf, sie nicht als französisches, sondern als internationales Projekt zu präsentieren. Compagnie universelle du canal maritime de Suez wird er das Unternehmen nennen: „Universale Gesellschaft des Meereskanals von Suez“. Unüberhörbar schwingt in dem Namen auch das romantische Ideal der Völkerverständigung mit. Aber die Spekulanten, die sich für die Gesellschaft interessieren, hatten anderes im Sinn: Sie hofften, mit den Aktien des Unternehmens einen ordentlichen Gewinn zu machen.

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