Читать книгу Max das Deichschaf - Kerstin Schmidt - Страница 8

Die Tage vergehen

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Max lernte in den nächsten Wochen sehr viel dazu. Er lernte den Schäfer mit seinen Hütehunden kennen, und dass man vor ihnen keine Angst zu haben braucht. Der Schäfer war ein sehr netter Zweibeiner, der für Max und die anderen Schafe nur das Beste wollte. War eines der Schafe krank, so versorgte es der Schäfer gut. Hatte sich ein Schaf mal einen Stein in den Huf getreten, was äußerst schmerzhaft war, so entfernte er den Stein vorsichtig aus dem Huf. Anschließend reinigte und desinfizierte er die Stelle. Dabei sprach er mit ruhiger und gelassener Stimme mit den Schafen. Die Schafe wussten alle, dass der Schäfer ihnen niemals etwas Böses antun würde und alle ließen sich gerne von ihm streicheln und heilen.

Der Schäfer war in diesem Sommer besonders stolz. Es hatte in seiner Schafherde sehr viele hübsche neue Lämmer gegeben. Von all den vielen Lämmern mochte der Schäfer Max am liebsten, denn Max hatte schnell kapiert, dass der Schäfer immer ein paar Leckereien dabei hatte wenn er zum Deich kam. Die bekamen die Schafe aber nur, wenn man ganz nah an den Schäfer herantrat und sich dann auch noch streicheln ließ, denn dabei konnte der Schäfer sofort sehen, ob eines seiner Schafe oder Lämmer krank war.

Max liebte die Leckereien über alles, genauso wie die Streicheleinheiten und das Kraulen. So sprang er sofort mit einem freudigen "Määäh" dem Schäfer entgegen, sobald er ihn sah. Dies wiederum gefiel dem Schäfer sehr. Er lachte jedes Mal darüber. Noch nie hatte er ein Lamm gehabt, welches ihm stets so freudig entgegen sprang. Die Hunde des Schäfers — Zongo und Joschi — waren auch super. Sie trieben die Schafe zusammen, damit der Schäfer einen besseren Überblick über die Herde hatte oder wenn die Herde weiterzog, zu frischem Gras. Die Hunde passten dann auf, dass keines der Schafe sich verirrte oder zurückblieb. Die Schafe mochten es dennoch nicht, getrieben zu werden. Es entstand nämlich jedes Mal eine unglaubliche Hektik in der Herde. Die Hunde liefen auf Befehl des Schäfers mit lautem Gebell, in immer kleiner werdenden Kreisen um die Schafe herum, bis alle Schafe eng beieinanderstanden. Die Schafe ihrerseits blökten was das Zeug hielt, um ihren Unmut gegen diese Aktion kundzutun. Max amüsierte das ganze Treiben immer, denn ihn betraf es nie, da er ja bereits beim Schäfer stand und die Leckerlis mampfte, während er das Schauspiel beobachtete.

Max ging auch zur Schule. Die fand immer nach dem Frühstück und am Nachmittag statt. Dann trafen sich alle Lämmer mit ihren Müttern und der Lehrerin Frau Dr. Müller-Schmidt. Frau Dr. Müller-Schmidt war eine tolle Lehrerin, die sehr viel wusste. Sie wurde vom Schäfer vor langer Zeit von einer reichen Familie gekauft, die sie, als sie noch ein Lamm war, allein auf einer Wiese gefunden hatten. Die reiche Familie nahm das kleine Lamm mit und zog es groß. Als Frau Dr. Müller-Schmidt ausgewachsen war, wollte die reiche Familie sie nicht mehr haben und verkaufte sie. Einen Namen hatte sie bis dahin noch nicht. Als sie dann auf der Weide in der großen Schafherde stand und sich ihr alle Schafe vorstellten, wurde auch sie nach ihrem Namen gefragt. Ihr fiel auf die schnelle nur der Familienname ihrer reichen Familie ein: "Mein Name ist Dr. Müller-Schmidt und ich bin ein gebildetes Schaf. Ich wuchs in einer reichen, gebildeten Familie auf. In dieser Familie wurde viel gelehrt. So habe ich sehr viel Wissen erlangt." Die anderen Schafe staunten und waren erst mal sprachlos über so viel Wissen und über die Sprach- und Ausdrucksweise von Frau Dr. Müller-Schmidt, sodass sie sie mit großen Augen und teilweise offenen Mündern anstarrten. Keines der Schafe sagte auch nur ein Wort; man hörte nur die Wellen der Nordsee die immer näher an das Ufer traten, als Zeichen dafür, dass die Flut wieder kam. "Großartig", hatte Eugen da gerufen, "ab sofort haben wir eine Lehrerin für die Lämmer in unserer Herde. Herzlich willkommen Frau Dr. Müller-Schmidt, mäh." Seither war Frau Dr. Müller-Schmidt offiziell Lehrerin und wurde von allen voll und ganz respektiert. Viele erwachsene Schafe ließen sich auch von ihr unterrichten, um ihren Horizont etwas zu erweitern.

Von dieser Lehrerin erfuhr Max nun endlich, dass die Nordsee ein Meer, Greetsiel ein Fischerdorf, die Welt rund ist und vieles mehr. Die Antwort auf Ebbe und Flut war Max ganz wichtig, denn er erfuhr, dass man bei Ebbe nicht ertrinken konnte, wie Eugen einst behauptete. Bei Flut war das schon anders. Er wusste nun warum sich das Meer über Stunden verzog, um danach wieder zurückzukommen. Very Nice meinte einmal, dass das Meer sicher auch zur Schule gehen müsse, sich dann zurückzöge und nach Schulschluss wieder nach Hause käme. Ein anderes Lamm meinte hingegen, dass das Meer sich mit Absicht zurückziehe, um die Touristen zu ärgern, welche extra wegen des Meeres an die Nordsee kämen um Urlaub zu machen. Jedes Lamm hatte seine eigene Theorie für das Kommen und Gehen des Wassers. Die Lämmer lachten über die unmöglichsten Theorien ihrer Freunde und hatten sehr großen Spaß. Dass der Mond aber mit Ebbe und Flut zu tun hatte, auf die Idee kam keiner.

Max lernte auch etwas darüber, was ein Deichschaf ist und verstand nun den Sinn seines tollen Namens Max das Deichschaf von der Nordsee aus Greetsiel.


Max das Deichschaf

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