Читать книгу INVASION - Kevin Rombold - Страница 5

1

Оглавление

02. November 2320 – Hauptquartier der UMS (United Military Starfleet) Washington

D.C. (Erde):

Status: Seit Gründung der UMS Sitz der Admiralität auf der Erde (Pentagon)

Aufgabe: Gewährleistung des Friedens in den vereinigten Sternensystemen

Bevölkerung: Mehr als sieben Milliarden

William Sloane war außer sich vor Wut. Der dunkelhäutige Offizier stürmte auf das offizielle Hauptquartier der UMS – Washington D.C. – zu. In der linken Hand hielt er einen zerknüllten Brief, der für seine üble Laune verantwortlich war. Nicht nur dass er sich durch die Worte, die dieser Brief enthielt denunziert und abgewertet fühlte. Es war dieser fade Beigeschmack in seinem verletzten Stolz, den dieser Brief in ihm hervorrief, der ihn umso mehr verärgerte. Doch er war hier um Antworten zu erhalten und nicht um sich mit seinen Vorgesetzen anzulegen. Wenn es triftige Gründe für diese Entscheidung geben sollte, so wollte er sie selbstverständlich persönlich hören.

Er betrat den fünfeckigen Gebäudekomplex, der noch aus der Zeit vor der Wende stammte. Es war eines der Wenigen Gebäude die aus dieser Zeit noch erhalten waren. Die UMS hatte dieses Gebäude aus einem bestimmten Grund zum Hauptquartier gewählt. Anscheinend hatte es früher schon zur Planung militärischer Schläge gedient, zumindest ging dies aus den Aufzeichnungen hervor, die man ebenfalls in diesem Gebäude gefunden hatte. Heute stellte es ein Symbol für den Überlebenswillen der Menschheit dar. Doch diese Tatsachen interessierten William im Moment überhaupt nicht.

Er betrat das Gebäude, ohne dabei von den Wachen aufgehalten zu werden. Das ging leichter, als er erwartet hatte. Sein Gefühl sagte ihm, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, dennoch zwang er sich weiter zu gehen, um sein Ziel zu erreichen. Er wollte Antworten.

Schließlich stand er vor einer großen Tür, die zu einem Konferenzsaal führte. Diese war jedoch, wie um dem mangelnden Wachpersonal zu trotzen, fest verschlossen. William nutzte diese Gelegenheit noch einmal um sich zu sammeln. Er hatte hart und lange für sein Ziel gearbeitet. Ein Ziel, welches ihm durch den Brief in seiner Hand nun vorenthalten werden sollte. Er hatte lange um seine Position in der UMS gekämpft und hatte keine Mühen gescheut um der Beste zu werden. Doch nun schien die UMS jemand anderen zu bevorzugen. Das nagte natürlich an seinem Stolz, denn er konnte sich momentan niemanden vorstellen, der diesen Posten mehr verdient hätte als er. Dennoch war er auch zu sehr Offizier, als dass er zumindest die Möglichkeit eines Konkurrenten ignorieren durfte. Er atmete noch einmal tief durch und klopfte schließlich an die große Tür zum Konferenzsaal.

Ein mechanisches Klacken wies darauf hin, dass sich die Tür entriegelte.

„Kommen sie herein Commander Sloane.“ Die Stimme war dunkel volltönend und unverkennbar. Er hatte diese Kälte und Emotionslosigkeit nur bei einem Menschen kennen gelernt. Admiral Damian Fuller. Oberbefehlshaber der Streitkräfte des terrestrischen Sonnensystems. Man erzählte sich von ihm, dass er einer der Ersten gewesen war, dem es gelungen sei einen der Invasoren zu töten. Er wusste nicht, ob das der Wahrheit entsprach. Aber die unzähligen Narben in seinem inzwischen von Falten durchsetzten Gesicht schienen die Geschichten zu bestätigen.

Der Admiral war ein großgewachsener hagerer Mann der auf die Siebzig zuging. Er war einer der wenigen Menschen, die den Anfang der Invasion beinahe selbst miterlebt hatten. Das war auch einer der Gründe, warum er zum Admiral der terrestrischen Streitkräfte ernannt worden war. Niemand kannte den Feind besser als er. Sloane empfand großen Respekt vor diesem Mann. Doch seine Wut darüber, dass er bei dieser hart erarbeiteten Beförderung übergangen worden war, war unverändert.

Langsam betrat er den Konferenzsaal, der nur mäßig Beleuchtet war und den Admiral in einen nahezu undurchdringlichen Schatten hüllte.

„Sie wollten mich sprechen Commander?“

Die Art, wie der Admiral diese Frage aussprach zeigte Sloane, dass er genau wusste, worum es ging und der Förmlichkeit wegen so sprach.

„Nun, gibt es ein Problem?“, erklang erneut die sonore Stimme. Sloane zögerte zunächst. Er trat einen Schritt näher an den Admiral heran. Sein Blick fiel dabei erneut auf das Stück Papier, welches er noch immer krampfhaft in seiner Hand festhielt. Schließlich gewannen der Zorn und sein verletzter Stolz über seine Vernunft und Ausbildung.

„Wieso haben sie mich als Captain der Last Hope abgelehnt?“, fragte er und versuchte dabei immer noch ruhig zu bleiben. Immerhin sprach er hier mit einem Vorgesetzten.

„Ganz einfach. Wir, also die UMS, wollen einen erfahreneren Kommandanten auf unserem neuen Flaggschiff. Die Last Hope ist, wie ihr Name schon sagt, unsere letzte Hoffnung die Schlacht um unsere Galaxie, um die gesamte Menschheit, zu unseren Gunsten zu entscheiden. Unsere letzten Ressourcen stecken in diesem Projekt. Dies sollte Ihnen eigentlich ganz besonders bewusst sein, Commander. Ein weiteres solches Schiff wird es nicht mehr geben, wenn wir unsere letzten Kolonien auch noch verlieren.“

Der Admiral machte eine kurze Pause in seinen Ausführungen. Man merkte es William Sloane an, dass diese Worte tatsächlich Wirkung bei ihm zeigten. Auch wenn er dabei seine Hände zu Fäusten ballte und dem Brief dabei nur noch mehr zusetzte.

„Doch um diese letzte Chance nicht ungenutzt verstreichen zu lassen brauchen wir einen Captain, der in einer Ernstsituation richtig und schnell handelt. Es tut mir Leid für sie Commander aber die Entscheidung wurde von allen drei Mitgliedern dieses Komitees einstimmig getroffen.“

William war tatsächlich schon bereit gewesen mit dem Admiral einen Streit vom Zaun zu brechen, doch die Worte drangen in ihn vor und ließen ihn noch einmal über die letzten Monte reflektieren. Konnte es tatsächlich sein, dass sein Ehrgeiz und seine Ambitionen dafür gesorgt hatten, dass seine Bewertung in diesem Komitee dermaßen ausgefallen sein konnte? Er musste zugeben er hatte oft die eine oder andere voreilige Entscheidung getroffen. Auch war er des Öfteren mit direkten Vorgesetzten in Clinch geraten. Doch seine Akte war bis auf diese zwei Aspekte makellos. Zudem fragte er sich gerade, welchen erfahreneren Captain es noch gab, der nicht bereits ein Schiff kommandierte oder im Krieg gefallen war. Doch in diesem Gedankengang wurde er jäh unterbrochen, als der Admiral weiter sprach.

„Allerdings können wir sie als 1. Offizier an Bord der Last Hope brauchen.“

Beinahe wäre ihm ein Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst herausgerutscht, doch er konnte sich gerade noch beherrschen. Wollte er tatsächlich seine Karriere oder gar die letzte Chance der Menschheit riskieren, nur um seinem verletzten Ego nachzugeben? Dafür hatte er eigentlich nicht so hart gearbeitet. Daher schluckte er nun doch langsam seine Wut herunter und zwang sich diese Diskussion sachlich fortzusetzen.

„Es gibt niemanden, der sich mit den Instrumenten an Bord der Last Hope besser auskennt als ich. Bei allem Respekt, ich habe die Installation der Last Hope vom ersten Moment an beaufsichtigt und ich sollte der Captain sein. Dafür habe ich all die Zeit hingearbeitet.“

„Wie ich bereits sagte, die Entscheidung wurde bereits getroffen. Sie bleiben als 1. Offizier an Bord, um den neuen Captain in alles einzuweisen. Haben sie verstanden?“

Wer war nur diese Person, welche die UMS als erfahren genug einstufte, um Commander Sloanes Anspruch zu untergraben?

„Dürfte ich wenigstens erfahren, wen sie als Captain im Sinn haben?“, fragte er schließlich und überlegte in dem Moment auch den Brief irgendwo in seiner Uniformjacke verschwinden zu lassen, denn dieses Gespräch entwickelte sich ganz und gar nicht so, wie er es erwartet hatte. Und doch war seine Aufmerksamkeit geweckt worden. Er wollte nun wissen, wer diese Person war, der er unterstellt werden sollte.

„Aber natürlich. Ein 1. Offizier sollte seinen Captain gut kennen, um ihm als Berater und Freund zur Seite zu stehen. Das verstehe ich gut und zeigt mir, dass sie die Situation langsam besser einzuschätzen vermögen.“ Der Admiral schien kurz zu zögern, oder war es eine absichtliche Pause, um ihn zu verunsichern? Ohne den Gesichtsausdruck des Admirals richtig zu sehen, konnte er es nicht genau sagen. „Es handelt sich um Kate Morgan.“

Sloane schnappte unwillkürlich nach Luft. Kate Morgan. Sie war eine Legende. Sie war es gewesen, die einen ersten Präventivschlag gegen die Invasoren durchgeführt und Erfolg damit gehabt hatte. Sie war diejenige gewesen, welche die Gründung der UMS vorangetrieben hatte. Sie war eine Volksheldin und das Vorbild für alle Flotten-Captains der UMS.

Doch vor fünf Jahren war sie spurlos verschwunden. Niemand hatte mehr etwas von ihr gehört, seit ihre Schwester ums Leben gekommen war. Ihre Geschichte war unglaublich gewesen.

Ein junges Mädchen im Alter von dreizehn Jahren, das als Einzige den Angriff auf das Schiff ihrer Eltern überlebt hatte. Sie waren gerade auf dem Flug nach Hause gewesen, um ihre Schwester abzuholen und sich einem Forschungsschiff anzuschließen. Unterwegs waren sie angegriffen worden. Kate Morgan übernahm die Kontrolle über das Schiff und ließ es mit dem Schiff der Invasoren kollidieren. Beide Schiffe wurden zerstört. Sie entkam mit Hilfe einer der Fluchtkapseln, wo sie schließlich nach etwa drei Tagen von einem Militärschiff gefunden worden war. Nach dieser Aktion hatte sich gezeigt, dass der Feind nicht unverwundbar war. Man konnte ihn töten.

Sechs Monate später wurde die UMS mit dem Ziel gegründet die letzten drei freien Sonnensysteme zu beschützen und die Invasion zu stoppen. Kate Morgan wurde zu einer Art Maskottchen der neuen Streitkräfte, die endlich die kleineren territorialen Streitigkeiten der Kolonialwelten beendeten und diese im Kampf gegen den wahren Feind vereinigte. Danach nahm sie an der militärischen Ausbildung zum Offizier teil, welche sie in Rekordzeit absolvierte und somit mit achtzehn Jahren zum jüngsten Captain der Flotte wurde.

Als Kate Morgan schließlich zwanzig wurde, starb ihre Schwester, welche sich für eine wissenschaftliche Laufbahn entschieden hatte, an einer seltenen Krankheit. Die UMS hatte zwar ein Heilmittel gegen diese Krankheit, hielt es aber für Verschwendung, um damit Kates Schwester zu retten. Daraufhin hatte Kate der UMS den Rücken gekehrt und sich an einen unbekannten Ort zurückgezogen.

Einige glaubten zwar, dass sie Selbstmord begangen hatte, oder zum Feind übergelaufen war, doch Sloane hielt das für eher unwahrscheinlich.

„Glauben sie tatsächlich, dass sie zur UMS zurückkommen wird? Nach all diesen Geschichten?“, Fragte Sloane schließlich, um die entstandene Stille zu unterbrechen.

Er kannte Menschen wie Kate Morgan sehr gut. Wenn sie sich einmal für etwas entschieden hatte, würde sie ihre Meinung nicht so schnell ändern.

„Sie wird sich der UMS wieder anschließen, das garantiere ich ihnen.“

Sloane hatte da so seine Zweifel. Auch wenn die Tatsache, dass man eine solche Person ihm vorziehen wollte, ihm immer noch nicht schmeckte, so musste er zumindest zugeben, dass sie tatsächlich eine sehr gute Wahl sein könnte. Aber wie wollte der es anstellen?

„Wie wollen sie Kate überhaupt finden?“

„Das lassen sie mal unsere Sorge sein. Kümmern sie sich darum, dass die Last Hope rechtzeitig startklar ist.“

„Ja Sir!“

Das war soweit kein Problem. Doch noch immer fragte sich Sloane, wie der Admiral sein Vorhaben umsetzen wollte.

„Habe verstanden.“

Antwortete er und verneigte sich knapp, bevor er den Konferenzraum verließ.

20. November 2230 – GT Totoga (Interstellarer Raum):

Es war nun beinahe eine Woche her, dass sie das fremde Schiff entdeckt hatten. Fields verhielt sich noch zurückgezogener, als gewöhnlich. Wenn das überhaupt noch möglich war. Er hatte die Kommunikation deaktiviert und sich seit ihrer Rückkehr auf die Totoga im Labor eingeschlossen. Zu Joes Verdruss hatten sie nichts Besonderes an Bord gefunden. Auch John hatte sich von dem Ausflug mehr erhofft. Das Schiff musste schon sehr alt sein und Jahrhunderte im All dahingetrieben sein. Es war reiner Zufall gewesen, dass sie gerade jetzt auf dieses Wrack gestoßen waren. Es gab nur eine Sache, die ihm daran seltsam vorgekommen war. Es schien vollkommen aus organischem Material zu bestehen. Leider hatte es nicht einmal einen Hinweis darauf gegeben, woher das Schiff stammte. Es wies keinerlei Markierungen oder Symbole auf. Nicht einmal ein Logbuch oder etwas Ähnliches war zu finden gewesen. Das einzig Ungewöhnliche bei der Untersuchung des Schiffes war, dass der Kontakt mit Fields für einige Minuten unterbrochen gewesen war. Als Ripley ihn gefunden hatte, war er Bewusstlos in einer großen Kammer gelegen.

Er hatte sich den Kopf gestoßen, wie er selbst berichtete. Danach hatten sie das Schiff sofort verlassen. John war froh gewesen wieder auf der Totoga zu sein. Das fremde Schiff hatte ihm einen kalten Schauer über den Rücken gejagt. Er hatte die Fundstelle noch mit einer Sensorboje markiert und einen Funkspruch an seine Vorgesetzten abgesetzt und dann den Flug fortgesetzt. Der Funkspruch würde einige Zeit brauchen bis er die richtige Stelle erreichte. Sollte sich jemand anderes um die Bergung kümmern. Fields war zwar dafür gewesen das Schiff ins Schlepptau zu nehmen, doch Joe und er waren einstimmig dagegen gewesen und hatten ihn damit überstimmt. Es wäre ohnehin sehr schwer gewesen das Schiff ins Schlepptau zu nehmen. Es bot keinerlei Halt für die Seile und für den Traktorstrahl war es zu groß. Sie hätten den Frachtcontainer abkoppeln müssen, doch dazu war John nicht bereit. Er hatte noch nie einen Auftrag nicht erledigt. Und er würde jetzt nicht damit anfangen.

„Joe, wie wär’s mit einem Snack in der Kantine, ich habe einen riesen Hunger!“

Joe grinste ihn breit an.

„Kannst du etwa meine Gedanken lesen?“

Er erwiderte das Lächeln. Er schaltete auf Autopilot und dehnte sich, als er aus dem Pilotensessel aufstand. Für eine halbe Stunde würde die Totoga auch ohne einen Piloten am Steuer auskommen.

Das Essen fiel nicht sehr groß aus. Gerade als John in ein Schinken-Käsesandwich beißen wollte, ertönte der Alarm. Die Kantine wurde in rotes Licht gehüllt.

„Na toll. Kann man nicht einmal in Ruhe Essen?“

Sofort eilten er und Joe zurück zu Brücke. John erwartete schon zu sehen, dass das Schiff auf einem Planeten abstürzte, oder etwas anderes. Doch der Himmel war noch immer leer und die Totoga schien auf Kurs zu sein. Was ging hier vor sich?

„Was bedeutet das?“, fragte Joe, die einen verwirrten Blick auf die Anzeigen warf.

„Das ergibt keinen Sinn.“

John näherte sich der Konsole und warf selbst einen Blick darauf. Doch auch er konnte mit diesen Werten nichts anfangen.

„Wenn man mal einen Wissenschaftler braucht, dann ist keiner da.“

Die Sensorkonsole zeigte eine enorme Gravitationsverschiebung an. Die Totoga wurde langsam, aber sicher darauf zugezogen. Sofort betätigte er die Schubkontrollen, um das Schiff in einem sicheren Abstand zu halten. Erneut warf er einen Blick auf die Konsole.

„Das ist unmöglich.“

Der Computer hatte die Gravitationswelle untersucht und eine Anomalie der Kategorie eins erkannt. So etwas war doch unmöglich. Bisher hatte es keine schwarzen Löcher in interstellarem Raum gegeben. Er führte erneut einige Tests durch. Plötzlich veränderte sich etwas. Auf dem Bildschirm zeigte sich plötzlich ein gleißendes helles Licht. Das konnte kein schwarzes Loch sein. Sonst gäbe es kein Licht von sich. Doch was war es dann? Er konnte es sich nicht erklären. Zumindest musste er nicht mehr gegen einen Sog ankämpfen. Die Totoga wurde nun von dem Gebilde regelrecht fortgeschoben. In diesem Moment glaubte John etwas in diesem Licht zu erkennen. Einen kleinen schwarzen Punkt, der sich rasch bewegte. Doch es musste eine Täuschung gewesen sein. Kein Objekt konnte solche gravimetrischen Kräfte überstehen ohne in seine einzelnen Atome zerrissen zu werden.

Das Licht verblasste und der Druck ließ nach. Die Totoga verlangsamte und hielt schließlich ihre Position. Keines der Systeme war beschädigt. Zumindest auf den ersten Blick.

„Ist alles Ok?“

Joe blickte ihn an, als wäre diese Frage überflüssig.

„Soweit alles klar. Aber was war das?“

„Keine Ahnung. Der Computer konnte mit den Daten nichts anfangen. So etwas hat es bisher noch nicht gegeben.“

Plötzlich weckte ein kleiner blinkender Indikator seine Aufmerksamkeit.

„Was ist denn das?“

Joe blickte ebenfalls darauf.

„Warte mal. Lass mich kurz nachsehen.“

Die Darstellung der Konsole änderte sich und zeigte jetzt eine taktische Ansicht. Joes Augen weiteten sich. „Es ist ein Schiff!“

02. November 2320 – Teutonis II (Wüstenähnlicher Planet):

Status: Unabhängiger Außenhandelsposten

Bevölkerung: 20.000 Einwohner mit etwa 20 Siedlungen

Kate Morgan stand der Schweiß auf der Stirn. Sie wusste nicht mehr wie lang sie schon an den Maschinen ihres Schiffes arbeitete. Doch es war lange genug, um erschöpft zu sein und einen unglaublichen Hunger zu empfinden. Dieses Schiff war eine absolute Schrottmühle. Nicht zum ersten Mal versuchte sie die Maschinen wieder flott zu bekommen. Doch ihr fehlte das nötige Geld, um das Schiff anständig zu reparieren. Hätte sie sich dieses Ding nur nicht andrehen lassen. Andererseits wäre sie ohne diese wohl sinnlose Beschäftigung wohl längst durchgedreht. Seit beinahe vier Jahren lebte sie nun auf diesem Wüstenplaneten in einer der kleinen Siedlungen. Hier draußen brauchte sie sich wenigstens keine Gedanken um ihre Vergangenheit zu machen. Hier draußen war sie weit von all dem entfernt, was einmal ihr Leben gewesen war. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie sich damit, in dem sie in einer der kleineren Schiffswerften aushalf. Doch das reichte gerade so zum Leben. Sie würde niemals genug verdienen, um diesen Schrotthaufen flugfähig zu bekommen. Doch das Schrauben und Basteln an diesem Ding bewahrte sie wenigstens davor daran zu denken, dass sie hier im Grunde völlig allein war. Die Einwohner der Siedlungen duldeten sie nur, weil sie gute mechanische Fähigkeiten hatte. Doch richtig dazu gehörte sie nicht, hatte sie nie. Teutonis II war absolutes Niemandsland. Niemand kam freiwillig hier her. Es sei denn, er wollte nicht gefunden werden.

Genau das war einer der Gründe dafür gewesen, dass sie sich dazu entscheiden hatte hier her zu kommen. Ihre Vergangenheit und all die schlechten Erinnerungen, die damit verbunden waren, lagen weit hinter ihr und verblassten zunehmend. Zumindest glaubte sie das.

Der isolineare Schraubenzieher rutschte ab und Kate verlor für einen Moment den Halt, so dass ihr das Gerät aus den Fingern rutschte. „Verdammt.“ Vorsichtig tastete sie nach dem Schraubenzieher. In diesem Moment hörte sie etwas, was sie schon lange nicht mehr gehört hatte. Es war das Antriebsgeräusch eines Schiffes mit Singularitätsantrieb. Das letzte Mal hatte sie dieses Geräusch gehört, als sie auf dem Schiff ihrer Eltern gewesen war.

Schweißgebadet kroch sie unter dem Plasmakern hervor und wischte sich die schmierigen Hände am ohnehin schon dreckigen Overall ab und sah aus dem verschmierten Sichtfenster hinaus auf die weite Sandebene vor der Siedlung. Zunächst konnte sie nicht viel erkennen, da das Schiff eine Menge Sand umherwirbelte und somit eine Art kleinen Sandsturm erzeugte. „Was geht hier eigentlich vor?“ Der Sandsturm ließ nach und das Dröhnen der Maschinen verebbte langsam.

Kate näherte sich dem Schiff und erstarrte, als sie am Rumpf ein großes Symbol erkannte. Drei Sterne durch eine Linie miteinander verbunden. In der Mitte zeigte sich die Darstellung eines der Invasoren Schiffe, wie es durch ein Schwert geteilt wurde. Darunter drei große Buchstaben UMS. Es war ein Schiff der Sternenflotte. Was hatte es hier nur zu suchen? Seit ihrem Ausscheiden aus der Flotte hatte sie noch keines dieser Schiffe hier gesehen. Doch eigentlich kannte Kate die Antwort auf ihre Frage bereits. Es hatte keinen Sinn mehr jetzt zu verschwinden. Daher beschloss sie zu ihrem Schiff zurückzukehren und dort auf die Ankunft ihrer Gäste zu warten.

Sie musste nicht lange warten. Nur eine Minute, nachdem das Schiff gelandet war, klopfte es an das Schott des kleinen Schiffs. Kate machte keine Anstalten sich zu beeilen. Gemütlich, und ihre Besorgnis zu verbergen versuchend, öffnete sie das Schott und blickte einem jungen Mann in die Augen. Er musste noch etwa zwei Jahre jünger sein als sie, und man konnte ihm die Aufregung deutlich ansehen.

Wann begegnet man schon einmal einer lebenden Legende? dachte Kate verbittert.

„Was ist los?“, fragte sie den jungen Mann etwas zu scharf. Er zuckte zusammen, verharrte jedoch vor dem Schott. „Ich…ich m-muss sie bitten m-mich zu begleiten Miss Morgan.“

Kate lehnte sich lässig an eine Wand des Schiffes und betrachtete den jungen Mann genau. „Warum sollte ich das tun?“ Der junge Mann wusste offensichtlich nicht weiter. Eine weitere Person tauchte auf. Ein älterer Mann so Mitte vierzig. Er wirkte selbstsicherer und kam ihr durchaus bekannt vor. Doch es dauerte einen Moment, bis sie das Gesicht des Mannes zuordnen konnte und darin eines der drei Ratsmitglieder der UMS erkannte. Im Gegensatz zu Admiral Fuller war dieser Mann das Gesicht der UMS in offiziellen Videostatements und bei feierlichen Anlässen, daher kannte sie ihn auch. Er war zudem eine Art Mentor für sie gewesen, der sich um sie in den ersten Jahren ihrer Ausbildung um sie gekümmert hatte. Sie hatte einiges von ihm gelernt und er schien auch immer verstanden zu haben, was sie damals angetrieben und beschäftigt hatte. Auch wenn sich das später etwas gelegt hatte, so verdankte sie ihm doch einiges.

„Miss Morgan… Kate. Ich muss darauf hinweisen, dass dies ein offizieller Befehl.“

Kate sah ihn an und wusste nicht ob sie nun lachen oder schreien sollte.

„Ich gehöre nicht mehr zur UMS Admiral Lew. Ihre Befehle haben für mich keine Bedeutung. Also verschwinden sie und lassen sie mich in Ruhe!“

Der ältere Mann räusperte sich.

„Es tut mir leid sie da enttäuschen zu müssen Miss Morgan.“, begann er dann auch wieder, und sprang auch wieder zur förmlichen Anrede, da die persönliche Verbindung offenbar momentan kein Thema für sie darstellte.

„Aber sie sollten sich wirklich anhören, was der Rat ihnen zu sagen hat. Das Schicksal unserer Galaxie hängt davon ab.“

INVASION

Подняться наверх