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FLAIR

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Prolog

Ich war fünf Jahre alt, als ich zum ersten Mal einen Menschen sterben sah. In der Abenddämmerung stand ich am Gartenzaun meines Elternhauses und umklammerte zwei Pfosten mit meinen kleinen Patschehändchen, um deutlich zu machen, dass ich keineswegs bereit war, zum Abendessen herein zu gehen. Meine Mutter hatte bereits mehrmals gerufen. Ich wusste, dass nach dem Abendessen nur noch das Bett wartete und dies war keine verlockende Vorstellung für eine Dreijährige, die nichts lieber tat, als im Garten herumzutollen.

Wir lebten am Waldrand, abgeschieden vom Rest des Dorfes und dennoch in der Sicherheit des Verbandes der Nachbarn. Direkt als ich mich abwenden und endlich dem Rufen meiner Mutter nachgeben wollte, vernahm ich das Donnern von vielen Hufen. Neugierig blickte ich noch einmal zum Wald hinüber, in Erwartung einer Reitertruppe. Dass es bereits dämmerte und somit nicht unbedingt die Zeit war, in der Reisende noch unterwegs waren, fiel mir nicht auf - ich war zu klein, um mich von einem anderen Gefühl als der Neugierde leiten zu lassen. Doch entgegen der Geräuschkulisse war es nur ein einzelner Mann mit einem weißen Wams, das mit einem seltsamen roten Muster verziert war, der aus dem Unterholz auf die Wiese hinter unserem Haus stolperte. Natürlich wussten wir hier auf dem Lande nicht, was in der Stadt gerade angesagt war, aber dieser seltsam gefleckte Stoff war das mit Sicherheit nicht.

Dann kamen die Reiter. Sie trugen allesamt Umhänge aus dunklem, im letzten Licht des Tages bläulich schimmernden Stoff. Auf ihren Köpfen saßen Kapuzen, die gegen Himmel in einem Spitz endeten und ihnen ein bizarres Aussehen verliehen. Ich duckte mich instinktiv hinter den Gartenzaun, auch wenn keiner der Reiter auf mich achtete. Noch weniger würde ich dem Mann in Weiß auffallen. Dass sein Lauf in Zickzacklinien nicht sportlicher oder fröhlicher Natur war, begriff ich bereits mit meinem geringen Alter. Er musste vor irgendetwas weglaufen und noch bevor ich den Zusammenhang zwischen den Reitern und ihm erkannte, hatte ihn einer der Kapuzenmänner bereits erreicht und rammte von hinten einen langen Speer durch seinen Rücken. Mit einem ächzenden Laut brach der Mann zusammen, vor meinen Augen, nur wenige Schritt hinter dem Gartenzaun meiner Familie. Ich schlug mir die Hand auf den Mund, um nicht das grauenvolle Entsetzen laut heraus zu schreien. Als die Reiter an meinem Beobachtungsposten vorbei galoppierten, konnte ich sehen, dass jeder von ihnen zu beiden Seiten einen dieser langen, tödlichen Speere bei sich trug. Ich duckte mich noch tiefer.

Nun konnte ich auch gut sehen, dass seine Kleidung nicht deswegen rot-weiß war, weil er nach der Mode ging, sondern weil der blasse Stoff von zahlreichen Wunden bereits mit Blut getränkt worden war.

Die Reiter ließen den Mann nach einem kurzen Blick auf ihn einfach liegen. Es war offensichtlich, dass er niemanden mehr anrühren oder belästigen würde. Ich sah seine weit offenstehenden Augen und wusste, dass er nie wieder zu seiner Familie zurückkehren würde. Von diesem Tage an war nichts mehr, wie es mal war.

Ich folgte nun endlich dem Ruf meiner Mutter, die mich sofort am Ohr packte und in mein Zimmer schleifte, kaum dass ich das kleine Häuschen, das ich mit meinen Eltern bewohnte, betreten hatte. Während sie mich durch den Wohnraum schob und zerrte, warf ich einen sehnsüchtigen Blick auf den gedeckten Abendbrottisch, doch ich hatte wohl die Gelegenheit, rechtzeitig hereinzukommen, verpasst. Der Schrecken verschloss meinen Mund und machte es mir unmöglich, mich zu erklären.

Als ich im Bett lag und an die düstere Decke starrte, liefen mir stumme Tränen übers Gesicht, während ich meine Eltern im Raum nebenan miteinander scherzen und lachen hörte. Der Hunger grummelte in meinem Bauch, doch ich wagte nicht, noch einmal aufzustehen, um den Zorn meiner Mutter nicht auf mich zu lenken. Meine Kehle fühlte sich sowieso an wie zugeschnürt und auch wenn mein Magen nach Nahrung verlangte, wusste ich nicht, ob ich den Mund aufbekommen hätte, um etwas zu mir zu nehmen.

Als ich mich am nächsten Morgen hinter den Röcken meiner Mutter zaghaft wieder in den Garten wagte, war der Mann im weißen Wams hinter dem Zaun verschwunden.

Ich sprach niemals mit jemandem über meine Beobachtung an diesem Abend, doch mein Leben war von da an nie mehr dasselbe, auch wenn er nur der erste von vielen Toten war.

The Crow Chronicles

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