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Abigail - Nicht auffallen

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Ich hörte nur mit halbem Ohr zu. Immer war es das gleiche Thema, worüber sich meine Schwester beschwerte und sie sich dann letztendlich mit unserem Vater in die Haare bekam. Ich konnte sie zwar verstehen, aber sie würde trotz ihres Protestes nichts erreichen.

»Nun sag doch auch was dazu, Abi«, meinte Sophia, meine Schwester, mich mit ins Gespräch einbeziehen zu müssen.

Wir befanden uns auf dem Weg zu einer Charityveranstaltung, auf die wir unseren Vater begleiten mussten. Denn William Collister war der reichste Mann hier an der Ostküste und es war seine Pflicht und somit auch unsere als seine Töchter auf Wohltätigkeitsveranstaltungen präsent zu sein. Seit unsere Mutter vor mehr als zehn Jahren gestorben war, rückten wir immer mehr ins Rampenlicht.

Ich hasste dieses Leben, doch keiner würde mir das anmerken. Ich hatte schnell gelernt, dass es keinen Sinn machte, sich mit meinem Vater endlose Diskussionen zu liefern. Sophia dagegen mit ihren 19 Jahren war immer noch das bockige Mädchen und schien sich nicht im Klaren darüber zu sein, dass unser Vater ihr nie gestatten würde, wie eine normale Frau aufzuwachsen.

Da ich mich augenscheinlich schnell in meine Rolle als unterwürfige Tochter gefügt hatte, bekam ich sogar einige Freiheiten zugestanden, die meine Schwester wahrscheinlich noch nicht einmal bekam, wenn man sie verheiratet hatte. Bisher hatte ich mich mit meinen 24 Jahren sehr gut darum gedrückt, einfach weil mein Vater froh war, wenn ich ihm Sophia vom Hals hielt. Nun, da sie aber bald 20 wurde und Dad vorhatte, sie mit spätestens 21 unter der Haube zu haben, wurde der Plan, den ich seit ein paar Jahren verfolgte, heute in die Tat umgesetzt werden müssen.

Seufzend wandte ich mich meiner Schwester zu, die neben mir in der Limousine saß. Uns mittig gegenüber, saß mein Vater, eingerahmt von zwei Muskelpaketen … seinen Bodyguards. Über den Rückspiegel traf sich mein Blick mit dem von Liam. Er war der Personenschützer für meine Schwester und mich, wobei er heute Abend mehr an ihrer Seite sein würde, weil sie wieder eine ihrer Launen hatte und dann unberechenbar war.

»Sophia, du wirst dankbar sein, wenn du dich nicht in vollen Läden herumschlagen musst. Sei froh, dass du die vielen Privilegien hast, die Vater dir zugesteht.«

Ich konnte genau an Sophias Blick erkennen, dass sie mich am liebsten erwürgen würde, doch es nützte ja nichts.

»Pah, ich will nicht als Jungfrau in die Ehe gehen, wie du das machen wirst.«

»Sophia!« Die kalte Stimme unseres Vaters sollte ihr Warnung genug sein. Wenn sie den Bogen überspannte, dann würde es Konsequenzen haben. Auch wenn er uns abschottete, so gestand er uns doch Dinge zu, die er ihr mit seinem Geld ermöglichen konnte. Mir waren die ganzen Kleider, der Schmuck, die Besuche im Beautysalon egal, aber ich machte immer gute Miene zu dem Spiel.

Wieder trafen Liams Augen auf meine. Er beobachtete mich. Ich musste aufpassen, Liam war wirklich schlau. Er arbeitete jetzt seit drei Jahren für meinen Vater und hob sich von den anderen Leibwächtern deutlich ab. Nicht, dass es alles dumme Marionetten waren, aber Liam hatte einen wachen Blick. Ich war mir sicher, dass er mich sofort durchschauen würde, sollte ich nur ein ganz klein wenig meine Schutzmauer fallen lassen.

Mir blieb zum Glück eine Antwort erspart, genauso wenig musste sich mein Vater mit Sophia weiterbeschäftigen, da wir bei der Veranstaltung angelangt waren. Ein Angestellter öffnete die Türen und die zwei Muskelprotze schoben sich als erstes aus den Wagen und sondierten die Lage. Auch Liam war ausgestiegen und ich konnte durch die Scheiben erkennen, wie er sich aufmerksam umschaute. Hoffentlich würde er heute wirklich mit meiner Schwester beschäftigt sein, sonst würde ich es sehr schwer haben, ihm zu entwischen.

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