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Die Sammlung «Veni vidi vici» präsentiert sich in der 2006 vorgelegten Neuausgabe, ihrer 11. und nunmehr 16. Auflage, nochmals in neuer Gestalt, nicht lediglich «durchgesehen», sondern durchgehend redigiert und vielfältig erweitert. Eine Anzahl Worte wie das olympische Citius, altius, fortius, das E pluribus unum auf den US-Dollarnoten und das Dominus providebit auf dem Schweizer Fünf-Franken-Stück sind neu einbezogen worden, einem ungeflügelten Wort – dem großartig lapidaren Grabspruch Ut moriens viveret/vixit ut moriturus – sind die Flügel honoris causa verliehen worden; weit über hundert einzelne Erläuterungen haben teils beträchtliche Ergänzungen erfahren. Neu hinzugekommen ist auch ein Nachwort zur Charakteri stik dieser buntgefiederten Vogelschar.

Die nunmehr fünfzigjährige Volière griechischer und lateinischer Geflügelter Worte versammelt gegen fünfhundert mehr oder weniger geläufige Zitate, die dem heutigen Hörer und Leser eher als andere auch in der alten Originalsprache begegnen mögen, und dies ohne Unterschied ihrer Herkunft, ihrer Art und ihres Ranges. Caesars geschliffene Siegesdepesche Veni vidi vici steht hier neben einem stumpfen Vare, redde legiones!, ein Jahrtausendwort wie das Terenzische Homo sum, humani nil a me alienum puto neben einem formelhaften Quod erat demonstrandum, ein heidnisches Ab Iove principium neben einem christlichen Hoc signo vinces, der Archimedische Freudenruf Heureka! Heureka! neben Basedows, Riemers, Goethes feuchtfröhlicher Schlußfolgerung Ergo bibamus.

Derlei Zitate sind das quicklebendigste, unverwüstlichste Griechisch und Latein. Aber diese Geflügelten Worte sind durchweg zugleich entflogene Worte; sie tragen kein Ringlein am Fuß, auf dem Autor und Werk, Kapitel und Paragraph säuberlich verzeichnet wären. Die Erläuterungen suchen die aus dem Blick geratenen Bezüge, soweit möglich und in einer solchen Sammlung sinnvoll, wieder vor Augen zu rücken. Sie begnügen sich darum nicht mit der Übersetzung und dem bloßen Stellennachweis. Je nachdem, wie die Überlieferung es bietet und das Verständnis es fordert, werden die Geflügelten Worte in ihren ursprünglichen Kontext und ihre besonderen Bezüge eingebettet, wird die Geschichte einer Prägung, ihrer Zitierungen und Abwandlungen in der Antike und der manchmal verwunderlichen Bedeutungssprünge nachgezeichnet. Nicht immer ist die Ursprungsstelle eines Wortes nachgewiesen; hie und da müssen wir uns selbst bei so vielzitierten Prägungen wie Plenus venter non studet libenter oder De gustibus non est disputandum mit einem Ignoramus oder doch einem Non liquet begnügen.

Die Sammlung bemüht sich im Ganzen um Verträglichkeit und Lesbarkeit auch für solche Leser, die nicht fließend lateinisch, geschweige denn griechisch träumen; sie möchte nicht nur zum Nachschlagen in der Not, sondern auch zum fröhlichen Blättern und Lesen einladen. Zahlreiche Verweise und ein deutsches Schlagwortregister mögen die Suche nach einem bestimmten Wort erleichtern. Gegen dreihundert geläufige lateinische Stereotype – sit venia verbo: «Kleingeflügel» – vom Schlage eines ad hoc oder eines vice versa sind in einem Anhang zusammengestellt.

Habent sua fata libelli: Der Autor dankt dem Verlag Philipp von Zabern aufs Neue für das fortgesetzte Engagement an diesem «Veni vidi vici» und die ehrenvolle Gastfreundschaft in der traditionsreichen Mainzer Offizin. Nullus est liber tam malus, sagt ein Geflügeltes Wort, ut non aliqua parte prosit. Aus dieser Sicht ist die jüngste 16., wiederum durchgesehene und ergänzte Auflage gewiß nicht schlechter als die letzte. Auf die doppelt «lapidare» Ergänzung zu dem hier ehrenhalber aufgenommenen «Ut moriens viveret…» sei besonders hingewiesen. Ein – letzter? – banaler Druckfehler ist berichtigt worden. Nicht so der köstliche Schabernack, mit dem ein verliebtes Druckfehlerteufelchen aus Vergils Musenanruf Ab Iove principium, Musae auf Seite 31 ein amouröses Ab love principium, Musae gemacht hat: Omnia vincit Amor, et nos cedamus Amori!

Kilchberg am Zürichsee, den 6. März 2019 Klaus Bartels

Veni vidi vici

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