Читать книгу Burn-In statt Burn-Out - Klaus D. Biedermann - Страница 5

Vorwort

Оглавление

Sehr wahrscheinlich halten Sie dieses Buch im richtigen Moment in Ihren Händen. Ich werde Ihnen unterschiedliche Wege zeigen, die alle auf ein und dasselbe Ziel ausgerichtet sind: Ein Leben in Balance. Da Menschen sehr verschieden sind, kann es ja nicht nur einen Weg geben. Sie dürfen selbst herausfinden, ob die Methoden, die ich hier beschreibe, auch Sie zum gewünschten Erfolg führen. Aus diesem Grund möchte ich eine Bitte an Sie richten: Glauben Sie mir nichts und machen Sie Ihre eigenen Erfahrungen!

Es nützt Ihnen nicht viel, irgendetwas auf Treu und Glauben anzuerkennen. Geglaubt haben Sie in Ihrem Leben genug. Als Sie noch ein Kind waren, mussten Sie mit ganzem Herzen darauf vertrauen, dass das stimmt, was man Ihnen sagte. Ihr Leben hing vielleicht manchmal davon ab. Das gilt heute nicht mehr. In dem Wort Erwachsen steckt auch der Begriff Erwachen – und dazu möchte ich Sie ermutigen. Aufwachen und Erwachen sind nicht dasselbe. Aufwachen tun wir ja in der Regel an jedem neuen Morgen – und dafür genügt ein Wecker. Erwachen hingegen hat etwas mit erweitertem Bewusstsein und dem Sichöffnen für neue Ideen zu tun.

Es ist mitunter schwierig, sich von alten, inzwischen vielleicht sogar lieb gewonnenen Glaubenssätzen und den daraus entstandenen Verhaltensmustern zu verabschieden, weil wir es uns mit ihnen so bequem gemacht haben. Soll die Taube auf dem Dach doch rufen, wie sie will, der Spatz in der Hand hat schließlich auch Federn. Dass unsere Glaubenssätze von den meisten Menschen in unserer Umgebung bestätigt werden, weil diese ganz ähnliche haben, macht das Loslassen nicht gerade leichter. Ins Wanken kommen wir nur dann, wenn wir auf völlig andere Glaubenssysteme treffen. Wir sind so stolz auf unseren freien Willen – aber reisen Sie einmal nach Indien und sprechen mit Hindus darüber. Die werden vielleicht zu Ihnen sagen: »Das mit dem freien Willen ist eure heilige Kuh.«

Einfach nur älter zu werden, reicht nicht aus, um zu erwachen. Dann wäre ja jeder alte Mensch weise. Es nutzt Ihnen auch nichts, Erfahrungen wie Briefmarken zu sammeln. Kurt Tucholsky meinte: »Erfahrung heißt gar nichts, man kann eine Sache auch 35 Jahre lang schlecht machen.« Solange Sie Ihr Erlebtes nicht auch reflektieren, wird das mit der Weisheit nichts. Möge es Ihnen nicht so ergehen wie dem Richter in Tolstois Roman Der Tod des Iwan Iljitsch, der sich auf seinem Sterbebett die Frage stellte: »Wie, sollte denn mein ganzes Leben verkehrt gewesen sein?«

Wir sind stolz darauf, so vieles verstanden zu haben, dabei haben wir nur einen Bruchteil von dieser Welt wirklich begriffen. Wie oft gab es zu den Dingen, die wir meinten durchschaut zu haben, im Laufe unserer Geschichte neue Erkenntnisse! Für sehr lange Zeit hielten die Menschen die Erde für eine Scheibe. Meine Eltern und wahrscheinlich deren ganze Generation waren noch der festen Überzeugung, Milch sei gesund; besonders viel Werbung hatte die Babynahrung für Kälber damals nicht nötig. In der Zukunft wird sicherlich so einiges neu bewertet werden müssen. Wenn wir Menschen wirklich erwachsen wären, würden wir uns den aktuellen Herausforderungen stellen und überprüfen, ob es noch eine Möglichkeit zur Wende gibt. Wir würden nicht so weitermachen wie bisher. Das gilt weltweit, aber auch für jeden Einzelnen von uns, denn nur dort können wir beginnen, etwas zu verändern. Wenn wir erwachen, wird sich das auf die ganze Welt auswirken. Bevor du anfängst, die Welt zu verändern, gehe dreimal durch dein eigenes Haus, sagt ein chinesisches Sprichwort. Daher ist es wichtig, dass Sie sich alle Wege, die zu Ihrer inneren Weisheit führen können, genau betrachten und sich durch eigene Erfahrung vergewissern, ob und wie etwas wirkt.

Sämtliche Verfahren, die ich beschreibe, habe ich selbst ausgeübt, einige praktiziere ich immer noch und viele davon sind Bestandteil der Burn-In-Seminare auf Korfu. Ist es nicht wunderbar, dass es eine solche Vielfalt an Wegen gibt? Diese Vielheit ist ein Menschheitserbe und deshalb so wichtig, weil sie unserem tiefen Bedürfnis nach Entwicklung entspricht. Einfach macht es das nicht gerade. Einige Male drohte auch ich mich im Dschungel der Methoden zu verlaufen; dabei hielt ich manchen Sonnenstrahl, der durch das Blätterdach schien, schon für die ersehnte Erleuchtung. Ich behaupte nicht, alles auf meinem Weg gefunden zu haben, aber ich bin ja auch erst 65 Jahre alt und Zuversicht und Neugierde gehören zu meinen Stärken. Ich bin gespannt, was das Leben mir noch alles zeigen möchte. Heißt es nicht, der Weg sei das Ziel?

Vielleicht finden Sie einiges von dem, was Sie hier lesen werden, überzeichnet, zu undifferenziert, zu pauschal oder zu unwissenschaftlich betrachtet. Doch mit Haarspalterei kommen Sie – wenn es um Ihr Leben geht – nicht sehr weit. Sicherlich lässt sich in jeder Suppe ein Haar finden, spätestens dann, wenn man lange genug seinen Kopf darüber geschüttelt hat. Aber dann hat man die Suppe verpasst. Sollten Sie sich manchmal provoziert fühlen, so ist genau das meine Absicht gewesen, denn durch Provokationen kommt man meist auf völlig neue Ideen. Sollte das nicht geschehen sein, dann hoffe ich, dass Sie ein Nachsehen mit mir haben; der Versuch war es mir wert.

Wenn Sie dieses Buch lesen, indem Sie nur die Buchstaben zusammensetzen, die Sie sehen, kann der Inhalt nicht vollständig zu dem Teil von Ihnen durchdringen, der verstehen kann, worum es in Ihrem Leben wirklich geht. Dieser Teil ist, mit Verlaub gesagt, nicht Ihr Verstand. Denken kann sich nämlich nur mit Bekanntem beschäftigen. Es dreht sich im Kreis und kann nie ursprünglich sein. Über das Unbekannte kann man nicht nachdenken, genau das aber gilt es zu erforschen, wenn es um die eigene Wahrheit geht. Wenn Sie verstehen wollen, werden Sie sich selbst verwirren. Wenn Sie aufhören, verstehen zu wollen, zeigt sich Ihnen Ihre eigene Wahrheit im gleichen Augenblick. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Ihr Verstand in diesem Augenblick bereits protestiert.

Wahrheit ist kein Glaube, sondern eine tiefe Erfahrung. Die eigene Wahrheit kann man nicht studieren, man muss ihr begegnen und ins Gesicht schauen. Wenn Sie über sie nachdenken, wäre das ungefähr so, als wollten Sie die Alpen erkunden, indem Sie sich bloß die Landkarten anschauen, die andere Menschen darüber angefertigt haben. Wenn Sie nur diesen Karten glauben, werden Sie die Berge verpassen, selbst wenn Sie unmittelbar davorstehen. Sie wären dermaßen voreingenommen, dass Sie der Schönheit der Bergwelt gegenüber blind wären.

Burn-In statt Burn-Out

Подняться наверх