Читать книгу Romeo und Julia auf dem Dorfe von Gottfried Keller: Reclam Lektüreschlüssel XL - Klaus-Dieter Metz - Страница 6

Streit der Väter (S. 11–30)

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Dieser unscheinbare, einmal jährlich begangene Frevel, der den mittleren Acker allmählich zu einem langen, schmalen Band schrumpfen lässt, wiederholt sich so lange, bis endlich das Reststück zur Versteigerung des mittleren AckersVersteigerung kommt. Die einzigen ernsthaften Bieter sind die beiden Anlieger, wobei Manz es schließlich erwirbt.

Marti hat allerdings kurz zuvor aus dem unteren Teil des Versteigerungsobjekts noch einen auf den ersten Blick unscheinbaren Zipfel herausgepflügt und diesen seinem Feld zugeschlagen. Da er nun nicht bereit ist, diese das Auge störende Unregelmäßigkeit wieder rückgängig zu machen, und Manz keineswegs auf das herausgeschnittene Dreieck und SteinpyramideDreieck verzichten will, belastet dieser beim Säubern seines neu erworbenen Grundstücks das strittige Eckchen Land mit all den Steinen, die beide Bauern von jeher während des Umpflügens ihrer Äcker auf das herrenlose Anwesen geworfen haben. Diese aus Rache von Manz auf dem Dreieck errichtete Steinpyramide ist der Ausgangspunkt für langjährige gerichtliche Auseinandersetzungen zwischen den zwei Bauern, die nicht eher ruhen, bis sie ihre Familien zugrunde gerichtet haben. Um mit den zwei Prozessführenden ihren Spaß zu treiben oder in ihre eigene Tasche zu wirtschaften, helfen ›Berater‹ aus dem nahen Seldwyla kräftig mit, durch falsche Ratschläge die Streitenden vollends in den Ruin zu treiben.

Schließlich ist Manz der Erste, der völlig Verarmung und Verwahrlosungverarmt sein Anwesen aufgeben und das Heimatdorf verlassen muss, um notgedrungen in Seldwyla eine abgewirtschaftete Kneipe zu übernehmen, ohne damit die weitere Verarmung seiner Familie und die zunehmende Verwahrlosung seiner Persönlichkeit aufhalten zu können. Der Rivale Marti hält sich nach wie vor auf seinem Hof, da er nach dem Tod seiner Frau, die frühzeitig aus Scham und Kummer gestorben ist, nur für sich und seine anspruchslose Tochter aufkommen muss, sodass er weniger verbraucht als die dreiköpfige, mehr zur Prahlerei neigende Familie Manz.

Nach zwölf Jahren sind beide Bauern ganz unten angekommen, und es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich mit Beim FischenFischfang das Allernotwendigste zum Leben zu beschaffen und zugleich mit stundenlangem Angeln den Tag totzuschlagen. Nach wie vor haben die Männer allein im Kopf, was man dem verhassten Gegner Böses anhängen oder besser noch, wie man ihn vollends in den Abgrund stoßen kann.

Leidtragende des endlosen Streits zwischen beiden Familien sind die Leidtragende KinderKinder. Sali ist nun ein ansehnlicher junger Mann im Alter von 19 Jahren, aber ohne eigentliche Erziehung, vor allem aber ohne Ausbildung und Arbeit; Vrenchen ist ein 17-jähriges außergewöhnlich schönes Mädchen, das das unaufhaltsam zerfallende Familienanwesen, so gut es geht, selbstlos zusammenzuhalten versucht.

Beide Kinder haben sich aus den Augen verloren und sehen sich nach langer Zeit im Beisein ihrer Väter beim Fischfang an einem Bach erstmals wieder. Als die Streithähne nach lauten Beschimpfungen sich auf einem schwankenden Auf dem StegSteg auch noch zu schlagen beginnen, sodass knapp über dem Wasser mitten in einem Gewitter ein Kampf auf Leben und Tod einsetzt, bringen Sali und Vrenchen mit vereinten Kräften die außer sich geratenen Männer auseinander, obwohl sie eigentlich ihren Vätern haben beistehen wollen. Als sie auseinandergehen, geben sich beide Kinder sogar, von den Alten unbemerkt, schweigend die Hände.

Romeo und Julia auf dem Dorfe von Gottfried Keller: Reclam Lektüreschlüssel XL

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