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Der Sinn des Lebens oder der Unsinn des selbigen
ОглавлениеKnappe 69 Jahre existiere ich nun schon ganz persönlich auf oder in dieser Welt und wer auch immer Schuld ist an diesem unglückseligen Umstand – ich verzeihe ihm.
Nun wäre es doch irgendwie anmaßend, wenn ich auf eine fast 69-jährige Lebenserfahrung zurück blicken würde und ich weiß gar nicht so recht, wann fängt denn eigentlich die Lebenserfahrung an Erfahrung zu werden. Medizinisch und streng wissenschaftlich ist es immer noch nicht eindeutig, ob die Babys irgendwie und irgendetwas am Denken sind und sich nur ganz clever total dumm stellen, um innerlich sich über die ausgewachsenen Exemplare besser fast totlachen zu können.
Ich bin davon voll und ganz überzeugt, denn ich habe fünf dieser Forschungsobjekte persönlich als meinen eigenen Nachwuchs beobachten können.
Keiner kann sich aussuchen wo, wann und vor allen Dingen von wem er in diese Welt gesetzt wird und wer weiß wer da alles seine undefinierbaren Finger im Spiel hat.
Vielleicht der liebe Gott?
Aber wenn das so ist, wenn da oben einer für uns entscheidet – über Geburt, ersten Sex, ob man Alkoholiker wird oder Präsident, dann erübrigt sich eigentlich und im tieferen Sinn auch nur eine sinnvolle Zeile über den Sinn des Lebens in irgendeinem Buch festzuhalten. Ihr armen Irren von Philosophen, Dichter und alle die immer noch der festen Überzeugung sind, es gäbe einen Sinn des Lebens für jegliche Person, irren ist menschlich und wahrscheinlich ist das die Tätigkeit, welche menschliche Wesen am häufigsten zu tun pflegen.
Jeder sollte sich ganz still und leicht verstört über dieses Erkenntnis in die Besenkammer setzen und voller Demut warten, was der Vater aller Erdenkinder demnächst so mit ihm vorhat. Denn alles, was wir mit unseren eigenen Gehirnwindungen uns ausdenken, zusammenbasteln und liebevoll mit eigenen Händen kreieren, kann ja schon eine Stunde später wieder dem allgemein benutztem Bach hinunter gehen, weil der allmächtige ältere Herr im unendlichem Himmel das irgendwie ganz anders haben wollte.
Wenn ich mal das bisherige eigene Kinderhemdleben (das Leben ist wie ein Kinderhemd – kurz und beschissen)an mir Revue passieren lasse, so finden sich diese seltsamen Erkenntnisse doch nur bestätigt.
Immer wieder habe ich Entscheidungen getroffen, ohne vorher ganz oben anzufragen und siehe da, es war umsonst gedacht. Dreimal habe ich mich verehelicht, habe Kinderlein in diese Weibchen investiert und dann war der liebe Gott doch anderer Meinung und ich wieder geschieden. Oder nehmen wir den Lebenszweig Beruf und Berufung. Zehn Jährchen habe ich wie besessen die Schulbank gedrückt, drei Gesellenbriefe im Schweiße meines Angesichts errungen und was hat mir das alles gebracht?
Das Schicksal oder wer auch immer in unserem Leben herumpfuscht, hat mich vor einigen Jahren auf einen abgesessenen, wackligen Drehstuhl in einer Pförtnerloge verfrachtet. Da hätte ich mir sogar meine komplette Schulzeit sparen können.
Aber der Herr da oben über unseren Köpfen und Seelen schweigt sich aus, lässt es ganz einfach laufen und lacht wahrscheinlich pausenlos hinter den Wolken über seine gelungene Schöpfung. Entweder sind wir Menschlein hier auf Erden alle nur die größte Belustigung eines genialen Schöpfers oder es gibt ihn nur in unseren tiefsten Träumen und größten Wünschen.
Das soll aber jeder in einer freien Minute mit sich selbst ausmachen und seine eigenen verworrenen Gedanken weiter mit sich herum schleppen. Ich habe da mit mir selbst genug zu tun, um mich auch noch mit jedem einzelnen Fall auseinander setzen zu können.
Jeder soll an was und an wen auch immer glauben, ich glaube ganz einfach ein wenig an mich. Vielleicht hilft es?
Wie ist das also mit dem wichtigen Sinn des Lebens? Ist der überhaupt so wichtig?
Wird es da jemals eine für jeden einzelnen Menschen auf unserem Globus zutreffende und klar definierte Antwort geben?
Ich denke nicht.
Jeder sollte, so gut er es vermag, seine eigenen Gehirnwindungen für die Beantwortung dieser Lebensfrage benutzen oder es ganz einfach laufen lassen. Da kann man es drehen, wie man will – das Leben ist nun mal, wie schon oben treffend erwähnt – ein Kinderhemd und ob nun arm oder stinkreich – es ist arg begrenzt!
Für mich habe ich dieses leidliche Thema zwar recht kurz und bündig behandelt und hiermit abgehakt – ich kann damit leben.
Mögen hohe Stirne und weiße Haare ganze Bücher über den Sinn des Lebens schreiben – man kann besseres mit der kostbaren Zeit anfangen.