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Kleine Ursache – große Wirkung

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Wir Menschenrasse sind ja nun leider oder Gott sei Dank, je nachdem von welchem Blickpunkt und Einstellung man das Ganze so sieht, nicht die einzigsten Geschöpfe des allen wohlbekannten Schöpfers, welcher in die Geschichte der Welt als Paul Gott eingegangen ist.

Wieso ich hier von Paul Gott spreche?

Warum sollte der liebe Herr Gott nicht auch einen ihm zugeordneten Vornamen wie alle hier auf Erden haben? Ich hasse es, wenn man doch recht herablassend von sich gibt: „Der Müller hat aber wieder Scheiße gebaut.“ Es klingt doch viel persönlicher und zivilisierter, wenn man sich folgendermaßen auszudrücken pflegt: „Der Paule Müller hat aber einen gewaltigen Mist verzapft.“ ,oder etwa nicht?

So kreucht und fleucht, wie es immer so wunderschön „dichterisch“ heißt, so einiges angenehmes und unangenehmes über unsere gute alte Mutter Erde.

Etwas sehr angenehmes ist da meine allerbeste Lebensgefährtin, denn diese Perle von einer Schöpfung kann super kochen usw.. Mit usw. möchte ich mich etwas ausschweigen, denn wenn ich noch detaillierter von ihr berichte, stehen morgen bestimmt einige einsame Männchen Schlange vor unserem kleinen Häuschen, in der Hoffnung, dass ich endlich das Zeitliche segnen tue.

Aber Pustekuchen, ich bin noch recht frisch und munter, wenn auch meine Unterlippe schon stellenweise etwas schlaff nach unten zu hängen versucht.

Nun aber schnell wieder zurück zur allerbesten Lebensgefährtin, denn sonst verfange ich mich noch in einer Offenbarung über meine total am Boden herumliegende Gesundheit und im Nebel befindlichen seelischen Verfassung.

Was meine allerbeste Lebensgefährtin betrifft, ich nenne sie im weiteren ganz einfach „Hase“, denn erstens ist das 19 Buchstaben kürzer und zweitens pflege ich sie ausschließlich mit dieser netten Bezeichnung anzusprechen., außer ich bin mal ganz, ganz wütend. Dann nenne ich sie für ganz kurze Zeit mein „Hase!!!“, was aber wirklich nur drei- bis fünfmal im Laufe eines Jahres vorkommt. Es können auch acht oder neun Wutausbrüche sein.

Na ja, ich habe dann noch nie exakt Buch darüber geführt.

Wenn ich ganz am Anfang dieser Storie von verschiedenen Schöpfungen sprach, dann aus dem Grund, dass es natürlich auch verschiedene Situationen und Reaktionen gibt, wenn diese verschiedenen Gotteswerke irgendwo und irgendwie aufeinander treffen.

So ist z.B. allgemein bekannt, dass ein Löwe auf Grund eines leeren Magens ab und zu eine kranke Antilope verspeist, manchmal auch ein gesundes Herumspringetier. So genau weiß man das in Fachkreisen aber auch schon wieder nicht.

Nun ist das zwar ein blödes Beispiel, wenn ich davon berichten möchte, wie es ist, wenn mein „Hase“ auf eine winzig kleine Fliege trifft, aber mir fiel im Moment nichts besseres ein.

Natürlich verspeist mein regelmäßig auch sehr hungriger „Hase“ diese unscheinbare Masse an Fleisch nun wirklich nicht, denn dann bräuchte man so um die 253 147 Fliegen, um ihr kleines Bäuchlein restlos zu füllen.

Nun nimmt man so ein kleines Flugungeheuer draußen auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt oder in einem Weizenfeld kaum so richtig war, aber in einem geschlossenen Raum von ungefähr 20 Quadratmetern Bodenfläche ist das schon etwas ganz anderes.

Ich muss an dieser Stelle aber noch unbedingt erwähnen, dass mein „Hase“ eigentlich gar keine richtige Angst vor den verschiedenen Tierchen dieser Erde hat. Ich kann fast sagen, sie ist schon ganz schön mutig für ihr Alter, denn wir besitzen immerhin selbst zwei ausgewachsene Hauskatzen und die sind ganz bestimmt etwas größer und gefährlicher, als so eine mickrige Fliege. Natürlich ist mein Hase mit einer gehörigen Portion Selbsterhaltungstrieb versehen und würde sich bestimmt nicht an eine noch lebende Krokoledertasche heranwagen,

Wer würde das schon?

Irgendwie hat ja jeder Mensch, wenn er mal ehrlich auf sich herabblickt, so seine kleinen Mucken und Schwächen. Meistens werden solche Maroden von der näheren Umwelt der Betroffenen leicht verziehen oder ganz diskret einfach übersehen. Aber es gibt bei den angeborenen Schwächlein der Mitmenschen schon mal welche, da kommt die eine oder andere Körperflüssigkeit zum kochen.

Das muss aber im Endeffekt schon jeder selbst mit sich ausmachen.

Mein „Hase“ hat da eine gewisse Phobie, wenn es um Tierchen geht, die kleiner sind, als unsere recht zahmen Hauskatzen. So z.B. Mäuse, Hamster, Spinnen und natürlich auch diese schon erwähnten Fliegen. Wenn man Bakterien und Viren dank Elektronenmikroskopaugen auch täglich zu Gesicht bekommen würde, dann wäre das bestimmt die Hölle auf Erden für meinen „Hasen“.

Nun bin ich selbst vom lieben Paul Gott mit einigen vernünftigen Dingen bedacht worden. So besitze ich die göttliche Gabe, außer sinnloses Zeug auf mehreren DIN-A4 Seiten zu kritzeln, dass mir, im Gegensatz zu unzähligen anderen Mitmenschen, welche seltsamerweise zwei linke Hände an ihren Körper angebaut bekommen haben, zwei von den rechten zur Verfügung stehen. Damit handwerkele ich ab und zu rings in und um unser kleines Häuschen herum. Manchmal wird etwas vernünftiges daraus, aber häufiger gibt es da schon mal die eine oder andere Reklamation von allerorts und jedem. Da ich aber kein eigens Büro und die dazugehörende sexy Sekretärin besitze und somit diese Beanstandungen ordnungsgemäß bearbeiten kann, bleibt der Pfusch eben Pfusch. Pasta!

Was die Fliegenphobie von meinen „Hasen“ angeht, so ist unser Fenster im Wohnzimmer zur Flugzeit dieser gefährlichen Ungeheuer mit einem Fliegenabwehrnetz versehen. Somit müssen die meisten dieser Flugobjekte draußen im Garten ihr böses Unwesen treiben.

Aber ab und zu gelingt es einer ganz schnellen und klugen Fliege oder einem Fliegerich durch die manchmal nur ganz kurz geöffnete Tür zum Hof herein fliegen zu können.

Das Ende der Welt naht dann für meinen „Hasen“ mit großen Flügelschlägen.

Für diesen unvermeidbaren Fall besitzt mein „Superhase“ eine lebensnotwendige Selbstverteidigungswaffe – eine Fliegenklatsche. Falls modernere Mitmenschen, welche meist irgendein hochwirksames Spray für die gleiche Tätigkeit benutzen, nämlich diese fliegenden Untiere unbedingt töten zu müssen, nichts mehr mit dieser, etwas aus der Mode gekommenen Fliegenvernichtungswaffe anfangen können, hier eine kurze Beschreibung dieses wichtigen Teiles:

Sie ist etwa so ungefähr oder manchmal auch ganz genau 45 cm lang, also mit der Länge eines durchschnittlichen Neugeborenen zu vergleichen, wobei aber dieses nicht gerade zum Erschlagen von Fliegen geeignet scheint. Dann besteht das Kampfgerät weiterhin aus sehr biegsamer und flexibler Plastik, wodurch eine ganz extreme Kampfkraft entstehen kann. Ein langer schmaler Handgriff endet schließlich in den eigentlichen Tötungsteil, welcher wiederum sehr flach gehalten ist und im weitesten Sinn mit einem etwas breiterem Tortenheber Ähnlichkeit besitzt. Wenn man einen Tortenheber mit einem langen Plastikgriff versehen würde, wäre er bestimmt auch außer zum Tortenheben auch zum Fliegen töten geeignet.

Aber soweit nun zum technischen Teil der Angelegenheit, es gibt aber immer noch den Menschen, der damit auch geschickt und zielsicher mit umgehen muss. Meine „Häsin“ muss da aber bestimmt noch etwas üben, hat aber auf Grund des oben schon erwähnten Fliegennetzes im Wohnzimmerfenster und somit an Mangel an Fliegentierchen zu wenig Trainingseinheiten.

Nun kam es aber, wie es doch einmal kommen musste.

Ein „riesiger“ Brummer hatte sich an meinem zarten „Hasen“ vorbei gequetscht und war durch die offene Tür vom Hof ins traute und friedliche Heim gelangt.

Was dann geschah, kann man gleich in mehrere Sparten einstufen. Es war ein Triller, ein Drama, ein Krimi und es war eine Komödie. Ich meinerseits empfinde solch ein Flugtier eigentlich als nicht so bedrohlich und so war ich in dem Fall nur stiller Beobachter und Kriegsberichterstatter.

Ich muss, um Verwechselungen zu vermeiden, nur noch unbedingt erwähnen, dass auch ich ein „Hase“ bin, zumindestens in den schönen Augen von meiner „Häsin“ und somit muss sich der Leser schon ordentlich konzentrieren, wenn er den weiteren Ablauf korrekt nachvollziehen will.

„Hase, hier ist ein großer Brummer!“ ,mit vor Todesangst sich fast überschlagender Stimme hörte ich es vom Wohnzimmer in die Küche schallen.

„Lass doch die eine Fliege. Die wird schon wieder rausfliegen, mein Hase.“

Stille. Nur ein leises Brummen im Wohnzimmer.

„Hase, wo ist denn die Fliegenklatsche?“

„Ich weiß nicht, mein Hase. Du kennst dich da doch viel besser aus.“

Da zwischen unserem Wohnzimmer keine verschließbare Tür vorhanden ist, sondern nur ein, mit meinen beiden rechten Händen zusammengebastelter Bogendurchgang, so war das Brummen schon bald bei mir in der Küche. Hase kannte sich wirklich besser aus und hatte die Fliegenmordwaffe bald gefunden.

Der Brummer war inzwischen hinter der Gardine am Küchenfenster am brummen und der Hase mit der Klatsche am schlagen. Der kleine Bonsaibaum konnte nun aber wirklich nichts dafür und musste nach Verlust von einigen Blättchen und zwei Zweigen später wieder fachmännisch vom Hasen eingepflanzt werden.

Es brummte wieder ungetötet in Richtung Wohnzimmer und der Kampfhase gleich hinterher.

Ein unverwechselbares Geräusch von Porzellanscherben ließ auf die bestimmt ungewollte Zerstörung irgend einer mehr oder weniger teuren Blumenvase aus dem Schrankteil im Nachbarzimmer schließen, aber es brummte gut hörbar immer noch munter weiter. Dann wollte sich das gestresste Tierchen wohl nur ganz kurz für eine Ruhepause an der Wohnzimmergardine festklammern und mein Pfusch kam wieder mal ans Tageslicht. Nach einigen erfolglosen Schlägen mit der Fliegenklatsche landete dieses unfachmännisch befestigte Stoffteil mitsamt der Trägerschiene und dem Brummer auf der Couch unter dem Fenster.

Das kleine Tier kämpfte wirklich wie ein mutiger Fliegenlöwe.

Raus aus der Gardinenfalle und schon klirrte es schon wieder aus dem Wohnzimmer. Das alte Bild wollte ich sowieso schon lange mal umhängen und konnte mir nun dank dem Brummer einen eventuellen blauen Daumen ersparen.

Brumm, brumm.

Der große Gummibaum im kleinen Flur zum Hofausgang stand doch etwas wackeliger, als wir es vorher mitbekommen hatten und die kühn geschwungene Klatsche in der Hand der Fliegenjägerin hatte ganze Arbeit geleistet.

Noch war einiges der Wohnungseinrichtung zu retten und ich schaltete mich ganz vorsichtig in den ungleichen Kampf der Giganten ein und öffnete die Tür zum Hof, in der Hoffnung, der Brummer würde mir diese Lebensrettung irgendwann irgendwie einmal danken.

Er verschwand sich aber dann wieder leicht verfliegend in Richtung Küche, da dorthin ja immer noch keine verschließbare Tür vorhanden war. Eine gewisse Verzweiflung auf dem Gesicht und einige Schweißperlchen auf der hohen Stirn stürzte mein Hase an mir vorbei, dem brummen nach. Gut erkennbare Geräusche drangen vom Kampffeld aus der Küche an meine Ohren und der Besteckhalter lag mit samt seiner 19 Bestandteilen gleichmäßig verteilt auf den Fußbodenfliesen in der Küche herum. Vielleicht wollte der gejagte Brummer bloß eines der Messer benutzen, um seinem sinnlosem Leben selbst ein Ende bereiten zu wollen.

Mein Kampfhase kämpfte aber verbissen und keine Worte, außer ein mittleres Schnaufen kam über ihre süßen Lippen.

Brummen wieder im Wohnzimmer, aber die Fluchttür zum Hof war wieder sicher verschlossen, um nicht noch mehr dieser Kampffliegen herein zu lassen. Ich auf der Couch am Fenster und beim Gardinenschaden beseitigen, mein Hase mit der Tötungsklatsche hinter dem Doppeldecker hinterher.

Die schöne neue und verdammt teure Glasscheibe in der Schrankwand hatte urplötzlich einen leichten Sprung und mein Kampfhase gleich noch mehr Kampfwut in ihrem Bäuchlein.

Wie sollte man bloß so etwas seiner Versicherung plausibel erläutern, um noch wenigstens etwas von dem Schaden später wieder finanziert zu bekommen. Das musste ich mir wieder eine meiner verrückten Geschichten einfallen lassen.

Ich konnte mir die grausame Kriegszene aber nun wirklich nicht mehr weiter antun und strapazierte meine grauen Zellen ganz gewaltig.

Tür zum Hof öffnen ging nicht, weil noch andere Brummer! Noch mehr Brummer bedeutet noch mehr Versicherungserklärungen. Fenster öffnen, das gleiche Thema.

Dann endlich erschien der bekannte Geistesblitz hell leuchtend über meinen zu Berge stehenden Haaren und ich öffnete die Küchentür zum Treppenhaus.

Ein Wunder geschah.

Der Brummer verflog sich und war kurz darauf im Treppenhaus verschwunden. Oben war ein Fensterchen weit offen und so verschwand das Plagetier ungetötet mit einem seltsamen Lächeln im Gesicht.

Ich habe es gerade noch gesehen. Ich schwöre es!

Vom Fenster oben im Treppenhaus kam sehr, sehr selten Nachschub für die recht nutzlose Fliegenklatsche und somit zog ein langersehnter Frieden in unser ansonsten auch recht friedfertiges Heim. Hasenfrau zog ganz heftig an ihrer Zigarette und versuchte ihre Nervenstränge langsam wieder zu ordnen.

Ich musste dann alsbaldigst ins nächste Bauhäuschen fahren und ein schon lange geplantes Türfliegennetz besorgen. Mit meinen angeborenen zwei rechten Händen würde ich es schon irgendwie montiert bekommen.

Zumindestens, so hoffte ich, besser als die Gardinenstange. Vorsichtshalber werde ich bald mal bei der jungen fortschrittlichen Generation meine Erkundigungen einholen, wie so ein Fliegenungeheuervernichtungsspray zu handhaben ist.



















Aus dem puren Leben gegriffen

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