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Der Tempel des Iuppiter Stator
ОглавлениеReligiös und funktional eng verbunden mit den Kultbauten der Regia und der Vesta war der von Romulus gegründete Tempel des Iuppiter Stator, der bis heute auf dem Forum Romanum nicht exakt lokalisiert werden konnte. Einen Anhaltspunkt liefert der Tempel des Antoninus Pius und der Faustina, in dem ein entschieden älteres Bauwerk inkorporiert ist (vgl. Abb. 1 [11]. 13 [5]. 14). Zu dem originalen Bauwerk gehören die in S. Lorenzo in Miranda verbaute Cella aus Peperinquadern, das Fundament aus Travertinplatten und die Plinthen aus Travertin unter der marmornen Säulenstellung des Pronaos. Erst bei seiner neuen Bestimmung als Kultstätte für das vergöttlichte Kaiserpaar wurde der Sakralbau mit einem neuen Pronaos aus Marmor aufgewertet, wobei auf den Plinthen des älteren Bauwerks nun größere Plinthen aus Marmor der neuen Säulenordnung aufgelegt wurden. Der ältere Kultbau kann zwar nicht exakt datiert werden, aber die großen Blöcke der Quader und die Verwendung von Travertin legen eine Datierung um die Mitte des 2. Jhs. v. Chr. nahe. Die Lage am Eintritt der Via Sacra in den zentralen Forumsplatz, die zur Regia ausgerichtete Front sowie die enorme Höhe und Monumentalität lassen auf einen bedeutenden Kultbau schließen, dessen ursprüngliche Gottheit bis heute nicht bekannt ist. Die Frage könnte aber mit Hilfe der schriftlichen Überlieferung geklärt werden. Der Katalog der Regionen, eine Beschreibung der 14 Stadtbezirke Roms aus konstantinischer Zeit, zählt in der Region IV eine Reihe von Bauten auf, unter anderem den Tempel der Faustina und den Tempel des Iuppiter Stator. In dieser Region liegen das Templum Pacis und die Bauwerke auf dem Forum nördlich der Via Sacra. Ist die Position des erstgenannten Tempels bekannt, so bleibt zu fragen an welcher Stelle der Bau des Iuppiter Stator im nördlichen Forumsbereich stand. Nach Ausweis einer Inschrift vom Forum, deren genauer Fundort nicht bekannt ist, huldigten die Liktoren dem Gott mit einem speziellen Kult (CIL VI 435). Eine weitere Weihinschrift der Liktoren wurde in unmittelbarer Nachbarschaft des „Tempels des Romulus“ gefunden, der unweit des Tempels der Faustina liegt (CIL VI 31295 a). Der Kult dieser Staatsdiener war wie der Kult der Calatores eng verbunden mit dem Rex Sacrorum und dem Pontifex Maximus. Damit ergibt sich eine enge topographische und funktionale Verbindung des Tempels des Iuppiter Stator mit der Regia (vgl. Abb. 12), der Domus Regis, dem Tempel der Vesta (vgl. Abb. 11) und dem Atrium Vestae (vgl. Abb. 1 [11. 12. 14. 15]. 56. 58). Der Zusammenhang dieser Gebäude, deren Tradition bis zum Beginn der Königszeit zurückreicht, wird durch eine Nachricht bei Tacitus (Tac. ann. 15, 41) erhärtet, der den Tempel des Iuppiter Stator, Numas Königsburg und das Heiligtum der Vesta in einem Zug nennt. Nach den Autoren Livius (Liv. 1, 41, 4) und Plinius (Plin. nat. 34, 29) befand sich der Sakralbau des Iuppiter Stator neben dem Haus des Tarquinius Priscus, das mit der Domus Regis gleichzusetzen ist. Die schriftlichen Zeugnisse und die topographische Situation im zentralen Bereich des Forums legen nahe, den Tempel dieses Gottes mit dem Sakralbau des Antoninus Pius und der Faustina gleichzusetzen. Beide wurden nach ihrer Divinisierung als neue Gottheiten in den Tempel aufgenommen, wobei aber der von Romulus gegründete Kult des Iuppiter Stator fortgesetzt wurde. Vermutlich erhielt neben diesem Gott auch seine Paredra, Iuno Regina, kultische Verehrung. Das neu hinzugekommene Götterpaar waren dann Faustina und Antoninus Pius, deren Kult nun in unmittelbarer Beziehung zur Gründungsgeschichte Roms stand. Die Aufnahme zweier Kulte in einem einzigen Bauwerk würde auch erklären, weshalb in dem Katalog der Regionen das Templum Faustinae und die Aedes Iovis Statoris getrennt aufgeführt sind. Der Tempel des Iuppiter Stator, die Regia und das Heiligtum der Vesta liegen auf der zentralen Nord-Süd-Achse des Forum Romanum und bilden damit eine räumliche und kultische Einheit, die für das religiöse Leben der Stadt von höchster Bedeutung war (vgl. Abb. 1 [11. 12. 14. 15]).