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Der Lapis Niger
ОглавлениеZu den ältesten bekannten Heiligtümern zählt der Lapis Niger, der allem Anschein nach Bestandteil des Volcanal war (Abb. 5. 7). Sein Name leitet sich von der bis heute sichtbaren schwarzen Deckplatte ab, die von einer Brüstung aus weißen Marmorplatten umgeben war. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist der Stein mit dem von Festus (Fest. 184, 19 L) überlieferten „schwarzen Stein im Comitium“ (lapis niger in comitio) zu identifizieren. Die Deckplatte und Brüstung wurden erst im 1. Jh. v. Chr. während der Herrschaft Sullas angebracht, als der Kult des Vulcanus an dieser Stelle aufgegeben und außerhalb der Stadt eingerichtet wurde (Abb. 5).
Abb. 3 Sacellum vor den Portiken der Basilica Aemilia, Puteal Libonis (?).
a) Gesamtansicht; b) Fundamente der Brunnenfassung.
Abb. 4 Sacellum der Venus Cloacina.
Abb. 3b
Abb. 5 Lapis Niger, schwarze Deckplatte mit marmorner Brüstung.
Der Baukomplex aus archaischer Zeit befindet sich unter dieser Platte. Er besteht aus einer erhöhten Fläche mit einem Altar. Daneben stehen ein Säulenstumpf und ein Cippus in Form eines zylindrischen Steins, auf dem eine altlateinische Inschrift eingraviert ist (Abb. 7). Diese lautet: „Der Ort ist heilig und wer ihn schändet, wird mit schrecklichen Strafen bedroht; jemanden den unterirdischen Gottheiten zu weihen, kommt einem Todesurteil gleich“. Bei der Inschrift handelt es sich um ein heiliges Gesetz, das den Ablauf von Riten unter der Aufsicht eines Königs regelt. Nach der Form der Buchstaben zu urteilen, stammt die Inschrift aus dem 6. Jh. v. Chr., also aus der Königszeit. Die Datierung auf epigraphischer Basis wird durch archäologische Zeugnisse bestätigt. Die ältesten Keramikfunde stammen aus dem 6. Jh. v. Chr., wobei es sich um importierte, schwarzfigurige attische Keramik handelt. Die jüngsten keramischen Funde und Fragmente aus geblasenem Glas gehören in die Zeit der Auflösung des Heiligtums im 1. Jh. v. Chr. In dem Votivdepot des Kultbaus fanden sich Terrakotten aus der zweiten Hälfte des 6. Jhs. v. Chr., die vermutlich rituell bestattet wurden. Ganz ähnliche Exemplare sind auf dem Kapitol und auf dem Forum Romanum am Tempel des Divus Iulius (vgl. Abb. 39) belegt. Die große Anzahl an Votivgaben lässt auf eine intensive Ausübung des Kultes in archaischer Zeit schließen. Das Heiligtum wurde auch als Grabmal des Romulus, als Denkmal für den Hirten Faustulus und als Grab des Hostilius, des Großvaters des Königs Tullius Hostilius, angesehen. Wenn auch diese Deutungen unzutreffend sind, so zeigt sich doch, dass sich mit diesem Heiligtum Legenden aus der Gründungsgeschichte Roms verbanden. Auf diese Weise wurde der Kultbau als Ort der Erinnerung an die älteste Geschichte Roms bedeutungsvoll aufgewertet. Eine zwischen dem Lapis Niger und dem Volcanal gefundene augusteische Weihinschrift an Vulcanus erhärtet die Annahme, dass die sakrale Stätte zum Volcanal gehörte. Letzteres zählte zu den ältesten Heiligtümern der Stadt, das nach der Überlieferung von Plinius (Plin. nat. 16, 86, 236) von Romulus gegründet und dessen Altar von Titus Tatius errichtet wurde (Varro ling. 5, 74). Das große Areal des Volcanal (Abb. 8), das sich am Fuß des Kapitols über mehrere unterschiedliche Bodenniveaus bis zum Forumsplatz erstreckte, bot sich als Versammlungsplatz an. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass das Comitium, das selbst ein Templum war, neben dem Heiligtum errichtet wurde. Ab dem 3. Jh. v. Chr. lag der Haupttempel des Gottes Vulcanus auf dem Marsfeld und damit außerhalb des Pomeriums. Das Feuer sollte mit diesem sakralen Akt symbolisch aus der Stadt ausgeschlossen werden. Ihm, dem Urheber aller Brände, wurden lebende Fische als Opfer dargebracht, damit „das Feuer anderes Leben schonte“ (Fest. 274, 35ff. L). In Narbo befindet sich neben dem Altar des Vulcanus ein Wasserbecken. In Anbetracht der häufigen Brände in Rom war dieser Kult von besonderer Bedeutung, da der Gott günstig gestimmt werden musste, um die Stadt vor Feuersbrünsten zu bewahren. Ein weiterer, mit besonderer Bedeutung befrachteter Kultbau aus archaischer Zeit war der Mundus, der als unterirdisches Heiligtum auf dem Forum nahe beim Comitium und im Bereich des Volcanal lag (Abb. 9). Die Stätte, an der Romulus das Opfer für die Gründung von Rom vollzog, markierte das Zentrum der Stadt und später den Mittelpunkt der Welt.
Abb. 6 Lacus Curtius, Areal mit Pflastersteinen.
Abb. 7 Lapis Niger, schematischer Grundriss.
1–3: Altar; 4: Cippus mit Inschrift; 5: Säulenstumpf.
Abb. 8 Volcanal, Altar.