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Vorbemerkung

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Drei alte Freunde trafen sich regelmäßig, um zu einem vorgegeben Thema eine Geschichte zu schreiben, die sie sich nacheinander vorlasen. Sie gingen dabei so vor, dass einer das Thema vorgab und mit dem Anfang begann. Der zweite hatte ein Woche Zeit, sie fortzusetzen, und für den dritten galt das ebenso. Kam die Geschichte nach drei Vorlesungen noch nicht zu einem Schluss, wurde sie solange weitererzählt, bis die Freunde ihr Ende beschlossen. Das war im Allgemeinen der Fall, wenn jeder von ihnen dreimal erzählt hatte. Wer erzählte, lud zu sich ein, sodass die Geschichte der Reihe nach den Erzähler wie den Ort wechselte.

Die drei Freunde befanden sich im wohlverdienten Ruhestand und hatten so nicht nur die Zeit für ihr Hobby, sondern konnten es auch mit der Erfahrung und Gelassenheit des Alters betreiben. Ja, das war neben der Geselligkeit ein wichtiger Grund für ihre Geschichtenabenden: Sie konnten aus dem Fundus ihres Lebens schöpfen und gleichzeitig aktuelle Ereignisse kommentieren.

Der älteste von ihnen war der 81-jährige Franz, ein ehemaliger Deutschlehrer am Gymnasium, ihm folgte altersmäßig der 78-jährige Kurt, der früher Journalist gewesen war, während die 76-jährige Rosi von Beruf Bankerin die Jüngste im Bunde war.

An einem stürmischen Herbstabend hatte Franz eingeladen und stand mit seinen gedruckten Blättern vor dem knisternden Kamin und sagte, er hätte mit einer Geschichte begonnen, die das Thema hatte: „Der katholische Priester und der Zölibat.“

„O ha!“, riefen Freund und Freundin.

„Ich habe das Thema ausgesucht, weil uns das Schicksal der Katholischen Kirche nicht unberührt lässt, obwohl wir alle ausgetreten sind“, erklärte Franz. „Unsere Motive dafür mögen verschieden sein, aber uns eint sicherlich die Überzeugung, dass es so mit dem Festhalten am Zölibat und dem Männerpriestertum nicht weitergehen kann.“

„Okay, ich bin dabei“, sagte Kurt, aber Rosi zögerte. Für sie klang katholischer Priester und Zölibat nach einem Klischee. Was sollte man dazu noch sagen? Eigentlich konnte man die armen Teufel nur bedauern.

„Ich will dir sagen, warum es mich interessiert“, fuhr Franz fort. „Ich habe in meiner Jugend selbst einmal mit dem Gedanken gespielt, Priester zu werden, die Idee aber bald aufgegeben, als mir klar wurde, was die sexuelle Enthaltsamkeit für mein Leben bedeuten würde. Dabei ist mir eine Idee gekommen, die ich jetzt für meine Geschichte benutzt habe. Ihr werdet einen sehr merkwürdigen Anfang hören, von dem ich hoffe, dass er euch zum Weitererzählen reizt.“

Rosi nickte. „Gut, erzähl ihn uns. Du sollst dir nicht die Mühe umsonst gemacht haben! Ich werde dann entscheiden, ob sich das Thema für eine Geschichte lohnt.“

Es war nämlich möglich, dass man einen ersten Versuch für eine Geschichte nicht akzeptierte.

Franz hob sein Glas Weißwein zum Signal, dass er mit seiner Geschichte begann.

Die Fantasien des Seminaristen Peter Hang

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