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1. Gedankenschau
ОглавлениеMeister Kung wanderte nach Norden und stieg auf den Ackerberg. Dsï Lu, Dsï Gung und Yen Yüan waren in seiner Umgebung. Meister Kung blickte sich nach allen Seiten um und seufzte tief atmend und sprach: »In Gedanken kann man alles, was man will, erreichen. Kinder, sage jeder seine Absichten, ich will dann wählen.« Dsï Lu trat hervor und sprach: »Ich möchte Federbüschel, weiß wie der Mond und rot wie die Sonne, Glocken und Trommeln, die mit ihrem Klang den Himmel erschüttern, und eine wirbelnde Menge von Flaggen und Fahnen, die die Erde bedecken. Da möchte ich den Befehl über ein Heer haben und angreifen. Ich würde dem Gegner sicher tausend Meilen Land entreißen, das feindliche Heerbanner erbeuten und die abgeschnittenen Ohren der getöteten Feinde sammeln. Das ist etwas, das nur ich kann, Ihr beiden Freunde müßt mir nachstehen.«
Der Meister sprach: »Wie mutig!«
Danach trat Dsï Gung vor und sprach: »Ich möchte es treffen, wenn Tsi und Tschu zum Kampfe ausziehen auf weitem Blachfeld. Die beiden Lager sind in Gesichtsweite. Schon wirbelt Staub und Erde auf, schon kreuzen sich die Waffen: Da möchte ich im weißen Gewand und weißen Hut dazwischentreten mit meinem Rat und ihnen Gewinn und Schaden klarmachen und die Not der Länder wenden. Das ist etwas, das nur ich kann. Die beiden Freunde müssen mir nachstehen.«
Der Meister sprach: »Wie beredt!«
Yen Hui zog sich zurück und erwiderte nichts.
Meister Kung sprach: »Hui, komm, warum hast du allein keine Wünsche?«
Yen Hui erwiderte: »Die Angelegenheiten des Friedens und des Krieges haben die beiden Freunde schon besprochen; was soll ich da noch sagen?«
Meister Kung sprach: »Immerhin, jeder sage seine Absichten! Rede, mein Sohn!«
Da erwiderte er: »Es heißt: Duftende Kräuter und stinkende Wasserpflanzen bewahrt man nicht im selben Gefäß auf. Ein Yau und ein Gië regieren nicht gemeinsam1: Ihre Art ist zu verschieden. Ich möchte einen weisen König und heiligen Herrn, dem ich mit meinem Rat zur Seite stünde, um die fünf Gebote zu verkündigen und durch Sitte und Musik den Staat zu leiten, daß die Menschen keine Mauern und Wälle mehr zu bauen brauchten, daß Gräben und Weiher nicht mehr überquert zu werden brauchten, daß man Schwerter und Hellebarden umschmelzen mag zu Geräten des Ackerbaus, daß Pferde und Rinder weiden auf Ebenen und Wiesen, daß die Familienangehörigen nicht mehr an Trennung und Einsamkeit zu denken brauchten und auf tausend Jahre hinaus das Leid des Krieges gebannt wäre. Dann brauchte Yu nicht mehr seinen Mut und Sï nicht mehr seine Beredsamkeit.«
Der Meister atmete tief und sprach: »Wie schön ist dein Geist!«
Dsï Lu erhob die Hand und sprach: »Und was wählt Ihr, o Meister?«
Meister Kung sprach: »Güter nicht verschwenden, die Menschen nicht schädigen, die Worte nicht vergeuden, das ist’s, was der Sohn Yens sein Eigentum nennt!2«