Читать книгу Das Leuchten der Sterne in uns - Teil Eins: Aufbruch - Kristina C. Stauber - Страница 4
I.
ОглавлениеDie hohen Flügeltüren schwangen auf und gaben den Blick auf den in Eleonores Augen kostbarsten aller Schätze frei: Bücher.
Regalweise, in allen erdenklichen Größen und zu allen nur vorstellbaren Themen. Wie viel Wissen in diesem einen Raum angehäuft sein musste! Fast zärtlich glitt ihr Blick über die Buchrücken, die sich auf den fein gearbeiteten und reich verzierten Bords bis unter die Decke reihten.
Die Stimme der Hausdame riss sie aus ihren Gedanken.
„Träumst du, Mädchen? Die Bücher müssen abgestaubt werden. Jedes einzelne!“ Sie warf Eleonore einen strengen, prüfenden Blick zu und ließ sie dann mit ihrer Aufgabe allein. Im Hinausgehen murmelte sie voller Unmut vor sich hin: „Überflüssiger Luxus, es sind am Ende doch nur unnütze Staubfänger…“
Eleonore hingegen wähnte sich im Paradies. Seit sie denken konnte, waren Bücher für sie ein ewig sprudelnder Quell von Wissen und Bildung gewesen, das Tor in eine völlig andere Welt. Eine Welt, in der die Sorgen des Alltags zurückblieben und Größeres, Erhabeneres eine Rolle spielte. Ihr Vater, ein ärmlicher, aber umfassend gebildeter Dorflehrer, hatte in ihr die Liebe zu Büchern und zum ständigen Streben nach der Vermehrung des Wissens geweckt. Er hatte sein Möglichstes getan, ihr eine gute Bildung zukommen zu lassen, obwohl sie ein Mädchen war. Im Gegensatz zu den meisten seiner Zeitgenossen hatte er da nie einen Unterschied gemacht. Leider war er viel zu früh von ihnen gegangen. Er, der zur Welt der Wissenschaft so viele kluge Gedanken hätte beitragen können, wenn ihm nur Mittel und Wege zur Verfügung gestanden hätten.
Wie sollte Eleonore nun der ihr aufgetragenen Aufgabe nachkommen und die Bücher nur abstauben? Lesen wollte sie, jedes einzelne, die Wörter in sich aufsaugen. Was gäbe sie darum, sich einfach hier auf den Boden der Bibliothek zu setzen, die wunderbaren Bücher um sich herum auszubreiten und den Nachmittag ausschließlich damit zu verbringen, in diese andere Welt einzutauchen.
Seufzend machte sie sich schließlich ans Werk, nachdem sie den Anblick der Bücher noch eine Weile ehrfürchtig in sich aufgenommen hatte.
Die harte Arbeit als Dienstmädchen machte ihr an sich nichts aus. Die neue Stellung im Londoner Stadthaus der Familie Bradford war im Gegenteil ein wahrer Segen, war sie hier doch wesentlich besser gestellt als noch vor einigen Wochen im vornehmen Langham Hotel. Dort hatte sie von früh bis spät ihre rissigen Hände in heißes Wasser tauchen müssen, um Stunde für Stunde das teure, filigrane Porzellan aus dem Speisesaal zu spülen, bis der Rücken geschmerzt und die Augen gebrannt hatten. Und wehe, es war einmal etwas zu Bruch gegangen…
Das Leben war auch nicht einfach gewesen, als ihr Vater noch gelebt hatte, keine Frage. Aber sie waren immerhin eine Familie. Und wenn der Magen einmal geknurrt hatte, so war da immer die Welt der Bücher gewesen, in die sie sich hatte flüchten können.
Dann aber war der Vater gestorben und Eleonore waren als Trost nicht einmal die Bücher geblieben. Es hatte Rechnungen zu begleichen gegeben, es hatte gegolten, den Alltag zu bestreiten. Die Mutter hatte schließlich keinen anderen Ausweg gewusst, als den Schatz ihres verstorbenen Mannes zu verkaufen, jedes einzelne Buch. Eleonore hatte damals bittere Tränen geweint. Mit jedem Buch, das aus dem Regal verschwunden war, schien man ihr auch einen Teil der Erinnerung an den Vater fortzunehmen.
Nur wenig später waren sie in die Stadt umgesiedelt, zu ihrer Tante und deren Familie. In London war es leichter, eine Anstellung zu finden, Dienstmägde wurden immer gesucht.
Fünf Jahre lebten sie nun so, aber sie kamen über die Runden, auch wenn der Vater jeden Tag schmerzlich vermisst wurde. Und wie fehlte Eleonore doch die Welt der Bücher, die sie mit dreizehn Jahren hatte hinter sich lassen müssen. Was hätte sie darum gegeben, weiter lernen zu dürfen!
Seufzend schüttelte sie die dunklen Gedanken ab und nahm einen Band Shakespeare zur Hand. Einen kurzen Blick könnte sie sicherlich wagen. Der vertraute und geliebte Geruch eines alten, vielfach gelesenen Buches schlug ihr entgegen, als sie es vorsichtig aufblätterte. Und ehe sie sich versah, stand sie mit den Hexen auf der Heide, kam mit Macbeth aus dem Kampf zurück, sah den Dolch, der unheilvoll und blutbefleckt in der Luft schwebte.
„Mir scheint, da ist etwas faul im Staate Dänemark“, hörte sie da eine dunkle Stimme hinter sich. Sie zuckte zusammen, ließ vor Schreck fast das Buch zu Boden fallen. Bang drehte sie sich herum, nur um in die dunklen Augen des Sohnes ihres Dienstherrn zu blicken: Jacob Alexander Bradford. Ein verschmitzter Ausdruck lag auf seinen Zügen.
„Sir, ich ...“, setzte sie an.
Grinsend, mehr wie ein Schuljunge als der Erbe des Bradfordschen Familienunternehmens, stand er vor ihr. Sie hatte ihn schon ein- oder zweimal von Weitem gesehen, ein hochgewachsener Bursche. Er musste ein paar Jahre älter sein als sie. Sein freundlicher Blick ruhte nun auf ihr.
„Ein Shakespeare lesendes Dienstmädchen sieht man auch nicht alle Tage!“, stellte er schlicht fest. Es lag kein Vorwurf in seiner Stimme. Er strich sich eine dunkle Strähne aus der Stirn.
„Nun...“ Sie räusperte sich. Ihr war vollkommen bewusst, dass die Situation eine schnelle Entschuldigung erforderte, aber etwas an seiner Bemerkung hatte ihren Kampfgeist geweckt. Das konnte sie nicht auf sich sitzen lassen, seine leichtfertige Aussage hatte eine Saite in ihr zum Klingen gebracht.
„Sir, vielleicht überrascht es Sie, das zu hören, aber ich habe mich mit Shakespeare befasst, bevor ich überhaupt lesen konnte! „Ein Sommernachtstraum“ zum Beispiel ist eine wunderbare Märchengeschichte auch für Kinder, wenn man gewisse Ebenen der Handlung außer Acht lässt!“
Sie funkelte ihn fast trotzig aus ihren grünen Augen an und gleichzeitig stieg ihr die Röte in die Wangen. Ihr war nicht bewusst, dass sie dadurch ein liebenswürdiges Bild abgab.
Jacob Alexander Bradford zögerte kurz und zog erstaunt eine Augenbraue hoch, offensichtlich überrascht über diese unerwartete Art der Antwort.
„Ich wollte Ihnen den guten William gar nicht abspenstig machen“, entgegnete er beschwichtigend. „Ich selbst sage immer, dass er heutzutage viel zu wenig gewürdigt wird. Als Kinderlektüre allerdings habe ich ihn bisher nie betrachtet. Eine interessante Idee!“
Eleonore hielt die Luft an. Sie hatte ihre Arbeit vernachlässigt und wurde dafür noch mit einem Gespräch über Literatur belohnt? Das musste ein Traum sein, und was für ein merkwürdiger! Aber hier stand sie und erörterte das Werk des großen Dichters, als ob es erst gestern gewesen sei, dass sie das letzte Mal einen Shakespeareband, ein Buch gar, in der Hand gehabt hätte. Und als ob es völlig selbstverständlich sei, mit dem Sohn des Hauses über Shakespeare zu plaudern!
Als ihr die Unmöglichkeit der Situation vollends bewusst wurde, stockte sie und hielt die Erwiderung, die ihr schon auf der Zunge gelegen hatte, zurück. Verlegen strich sie über den groben Stoff ihres Rockes.
„Ich denke, ich sollte nun wieder zurück an die Arbeit gehen, entschuldigen Sie bitte, Sir.“
Jacob Alexander Bradford löste den Blick nur langsam von ihr und verabschiedete sich dann.
„Es war mir ein wahres Vergnügen, verehrte Shakespeare-Bewunderin“, sprach er mit einem unüberhörbaren Schalk im Nacken.
„Verratet Ihr mir noch Euren Namen?“, erkundigte er sich dann nach einem kurzen Augenblick. Eleonore hatte sich schon wieder den Büchern zugewandt. Eine feine Röte überzog ihr Gesicht erneut, als sie ihm ihren Namen nannte: „Eleonore Williams, Sir.“
* * *
Jacob Alexander Bradford stieg nachdenklich die Treppe zu seinen Räumlichkeiten hinauf. Das große Stadthaus der Familie war mit allen denkbaren Annehmlichkeiten ausgestattet. So wie auch sein Alltag mit allem Komfort gesegnet war, den das Leben mit sich brachte, wenn man mit dem sprichwörtlichen goldenen Löffel im Mund geboren wurde. Was man von dem lesehungrigen Dienstmädchen sicherlich nicht behaupten konnte... Er schüttelte ungläubig den Kopf. Ihn hatte dieser kurze Gedankenaustausch inspiriert, umso mehr, als dass er völlig unerwartet gekommen war. Viel zu selten traf er auf Gesprächspartner, mit denen ihm die Konversation wirklich Freude bereitete, ging es doch zu oft nur um die Geschäfte, den Tratsch und andere gesellschaftliche Wichtigtuerei. Und nun hatte ihn doch tatsächlich dieses Mädchen, das er zum ersten Mal im Haus sah, zu einem Wortgefecht herausgefordert. Er fragte sich, woher sie sich mit Shakespeare auskannte.
Gedankenverloren legte er die Sportkleidung ab und erfrischte sich für den anstehenden Abendempfang.
Es würde sich wieder um die ewig selben Themen drehen, was auch sonst. Und er müsste als einziger Sohn und großer Stolz seiner Eltern einen guten Eindruck hinterlassen, schließlich würde er einmal die Leitung des Familienunternehmens übertragen bekommen. Es war ihm bewusst, dass Viele mit ihm hätten tauschen wollen. Ihn beschlich ein schlechtes Gewissen wegen seiner Undankbarkeit, aber hin und wieder, er nannte das seine philosophischen Momente, engte ihn die Vorstellung ein, diesen genau vorgezeichneten Weg gehen zu müssen.
Die Übernahme der Unternehmensleitung, die ihm irgendwann bevorstand, bereitete ihm kein allzu großes Kopfzerbrechen, war er ja schon seit eh und je darauf vorbereitet worden. Seine ganze Ausbildung war danach ausgerichtet gewesen, er hatte das nie in Frage gestellt. Und dann würde er einer Tochter aus gutem Hause die Hand zur Ehe reichen...
Wenn er sich allerdings die potentiell in Frage kommenden Damen ansah, hegte er wenig Hoffnung darauf, dass er einmal auf eine treffen würde, für die seine Gefühle entflammen und die er aus tiefster Seele lieben könnte. Es schien so, als ob alle jungen Mädchen dazu erzogen wurden, möglichst inhaltsleere Unsinnigkeiten von sich zu geben. Warum schienen sie alle ihr Lebensziel darin zu sehen, bloß die Zierde an der Seite ihrer Männer zu werden, nur um dann ihre Töchter ebenso zu erziehen?
Er wusste, dass einige von ihnen durchaus zu einer sinnvollen, interessanten Diskussion in der Lage gewesen wären, natürlich! Aber ihnen war es einfach nie beigebracht worden, man hatte ihr Interesse daran nie geweckt. Vielleicht hatte man ihnen eingetrichtert, dass es unschicklich sei.
Nun ja, er würde auch diesen Empfang hinter sich bringen, vielleicht konnte er ja eine der Damen doch zu einem inspirierenden Gespräch verleiten, sein Vorurteil berichtigen.
Während er sein krauses Haar mit Pomade zu bändigen versuchte, kam ihm ein Gedanke, der den bevorstehenden Abendempfang weniger lästig erscheinen ließ. Denn vorher würde er noch eine gute Tat vollbringen. Er grinste sein Spiegelbild an.
* * *
Eleonore hatte sich mittlerweile ihren Weg von Shakespeare zu den alten griechischen Philosophen gebahnt.
Darüber war es dunkel geworden. Zeit für sie, in die Küche zurückzukehren. Es würde einen Abendempfang geben und sie sollte bei den letzten Vorbereitungen helfen. Schweren Herzens ließ sie diese kleine Oase des Wissens zurück. In der Küche herrschte stets eine hektische Betriebsamkeit, und nach den ruhigen Stunden, die sie still und gedankenversunken in der Bibliothek verbracht hatte, würden ihr nun regelrecht die Ohren sausen.
An der Flügeltür blieb sie noch einmal stehen und warf einen wehmütigen Blick zurück auf die Bücher. Fast wünschte sie sich, den Abend hier bleiben zu können. Ach, wenn sie ihre Gedanken, die durch so viel angehäuftes Wissen bei ihr hervorgerufen wurden, mit jemandem teilen könnte. Ein Lächeln umspielte kurz ihre Lippen, als ihr das Gespräch mit dem Sohn des Hauses wieder einfiel. Sie würde Jane von dieser merkwürdigen Begegnung schreiben. Lebhaft sah sie die Freundin vor sich, obwohl es nun schon ein Jahr her war, dass sie einander Lebewohl hatten sagen müssen. Sie schafften es nur sehr unregelmäßig, Briefe auszutauschen. Die Post nach Amerika war so lange unterwegs, die Briefmarken teuer.
Als sie damals als eingeschüchtertes Landei, noch ganz verstört vom Tod des Vaters, mit der Mutter in der lauten, chaotischen Stadt angekommen war, war Jane ihre erste neue und auch ihre beste Freundin geworden. Mutter und sie waren in das enge Dachgeschosszimmerchen oberhalb der kleinen Wohnung von Tante und Onkel gezogen, in dem sie heute noch lebten. Tante Mary war herzensgut, aber sie musste selbst sehen, wie sie mit ihren vier Kindern über die Runden kam. Das Geld, das ihr Mann Wilbur als Kutscher nach Hause brachte, reichte gerade so, mehr schlecht als recht. Und trotzdem hatte sich Mary nach Kräften bemüht, den unerwarteten Familienzuwachs so gut es eben ging willkommen zu heißen, man improvisierte einfach ein bisschen mehr als sonst. Aber es war die Freundschaft zu Jane gewesen, welche damals in der schäbigen Mietskaserne auf der anderen Seite des Hofs wohnte, die Eleonore hatte heimisch werden lassen. Jane hatte alles über das Viertel gewusst, wer wo wohnte, vor wem man sich in Acht nehmen musste, wie man sich durchs Leben schlug – kurzum, die aufgedrehte Jane und die stille Eleonore waren bald zu einem unzertrennlichen Gespann geworden.
Als Eleonore nun in ihre Gedanken versunken die Türe zur Bibliothek endlich sachte schloss und sich herumdrehte, wäre sie beinahe mit Jacob Alexander Bradford zusammengestoßen. Dieser kam soeben die mit rotem Teppich ausgelegte Treppe herabgeeilt, welche die im ersten Geschoss gelegenen Wohnräume mit den repräsentativen Zimmern im Erdgeschoss verband. Er war nun für den Empfang gekleidet, der dunkelgraue Anzug saß wie maßgeschneidert. Wahrscheinlich war er das auch, etwas anderes würde ein Bradford wohl nicht tragen. Wieder hatte er dieses verschmitzte Lächeln auf dem Gesicht, das sich bis in die Augen fortzusetzen schien. Als sie einen Knicks andeutete, um dann in die Küche zu laufen, sprach er sie an.
„Eleonore, gut dass ich Sie noch antreffe.“
Verwundert und fragend sah sie auf.
Er senkte die Stimme, schaute sich verschwörerisch um und wisperte dann geheimnisvoll: „Ich habe eine Idee.“
* * *
Die Kristallgläser klangen leise, als man sich bei Tisch zuprostete, das Silberbesteck glänzte und spiegelte den Schein der Kronleuchter wider. Das vornehme, wohltemperierte Stimmengewirr der Abendgesellschaft lag darüber: Der Empfang der Familie Bradford war in vollem Gange. Man befand sich in intimer Runde, nur etwa dreißig Gäste.
Jacob beobachtete wie immer scharf und nicht ohne eine Spur Zynismus: Da war seine Mutter, Mrs Harriet Augusta Bradford, geborene Clark, die stets so viel Wert auf die richtige Etikette legte. Sie unterhielt sich hinter behandschuhten Fingern mit Mrs Doyle, von der es hieß, sie habe Verbindungen zum königlichen Hof. Niemand wusste aber genauer, wie diese im Detail aussahen.
Sein guter Freund Thomas Grantham war gegenüber tief in das Gespräch mit einer Schönheit versunken, es musste die Nichte von Mrs Doyle sein, und er selbst hatte die wohlerzogene und auch sehr hübsche Isabell Taylor als Tischdame. Ihr Vater vertrat als Politiker die Interessen der Wohlhabenden. Sie trug eine imposante grünschimmernde Robe, die ihren hellen Teint unterstrich und wodurch ihr rotes Haar, das zu einer kunstvollen Frisur aufgetürmt war, besonders zur Geltung kam. Ein hinreißender Anblick, jedoch wirkte das grazile Geschöpf auf ihn arrogant und von aufgesetzter Freundlichkeit, wie stets.
Bisher war das Gespräch in den üblichen Bahnen verlaufen und er begann, sich trotz ihrer nicht zu übersehenden optischen Reize zu langweilen. Was war nur los mit ihm? Thomas neckte ihn oft und behauptete, die Frau, die Jacobs Herz für sich gewinnen würde, müsse erst noch erschaffen werden, so wählerisch, wie er sich stets gab. Sicher, attraktiv waren viele, aber bisher war Jacob tatsächlich noch keine begegnet, die sein ehrliches Interesse, das über rein äußerliche Reize hinausging, auf Dauer hätte wecken können. Thomas dagegen schien ständig auf Freiersfüßen unterwegs zu sein: Heute war er bis über beide Ohren in die hübsche Tochter der Montgomerys verliebt, morgen schon war es die liebreizende Ellen Leigh. Nichts davon war jedoch ernst zu nehmen...
Erleichtert atmete Jacob auf, als sein Vater in der Rolle des Gastgebers die Herren in die Bibliothek zu Brandy und Zigarren rief und die Damen sich zum Tee und Plauderei über weiß Gott was zurückzogen.
„Na, du alter Herzensbrecher!“ Er stieß Thomas freundschaftlich den Ellenbogen in die Seite.
„Hast du sie gesehen?“, wisperte der. „Ein wahrer Engel!“
Jacob gab scherzhaft zurück: „Ja, genauso wie letzten Monat Catherine, davor Olivia Sophie und ach, die verehrenswerte Flora...“
„Du hast einfach keine Ahnung“, parierte sein Freund unbeeindruckt. „Aber ich bin sicher, dass die gute Isabell dich auch noch überzeugen wird.“
Jacob sah den Freund skeptisch an. „Wie meinst du das?“
„Ach, man hört so dies und das, mein Bester...“
„Du weißt, ich gebe nichts auf Tratsch“, gab Jacob leicht alarmiert zurück.
* * *
Eleonore erklomm die enge Stiege zu der kleinen und zugigen Kammer, die sie mit der Mutter teilte. Sie hielt das Buch wie einen kostbaren Schatz fest an die Brust gedrückt.
Sie hatte nur schnell bei Tante Mary hereingeschaut und eine gute Nacht gewünscht.
Die Mutter würde heute Abend bei einem großen Ball die Küche ihrer Herrschaften versorgen und nicht vor den frühen Morgenstunden zurückkehren. So konnte sich Eleonore einem vergessen geglaubten Luxus hingeben: Lesen.
Vorsichtig strich sie über den Einband aus Leder, fuhr mit den Fingern die Lettern auf dem Buchrücken nach. „Viel Lärm um nichts“ stand darauf, in geschwungener Schrift. Ihr Herz klopfte. Das war Jacob Alexander Bradfords Plan, den er ihr heute Abend vor dem Empfang so konspirativ mitgeteilt hatte, als handele es sich um ein Staatsgeheimnis: Da er in ihrem kurzen Gespräch erfasst haben musste, dass sie Bücher über alles liebte, aber nicht die Mittel hatte, sich selbst welche zu leisten, wollte er sie heimlich aus der Familienbibliothek bedienen. Sie hatte gezögert, aber das Angebot war zu verlockend gewesen. Kurz fragte sie sich, warum er das tat. Sie war ein einfaches Dienstmädchen, für die meisten seines Standes war sie im besten Falle Luft.
Sie streifte das Kleid ab, wusch sich schnell und schlüpfte in ihr Nachthemd. Das Bett war eiskalt. Sie schlug vorsichtig das Buch auf und schon merkte sie nichts mehr davon, dass sie von früh bis spät geschuftet hatte, nichts von ihren kalten Füßen, nichts vom Hier und Jetzt. Sie las wie gebannt, schlug fieberhaft Seite für Seite um, merkte nicht, wie die Stunden verstrichen. Als sie die Augen irgendwann nur noch mit aller Anstrengung aufhalten konnte, legte sie das Buch schließlich widerwillig fort, drehte sich wohlig seufzend zur Seite und schlief mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
* * *
Am nächsten Morgen lag das Bradfordsche Anwesen ruhig da. Bis auf die Dienstboten war niemand auf den Beinen.
Eleonore war völlig übernächtigt, aber sie fühlte sich trotzdem lebendig, ihr Geist schien so wach wie lange nicht mehr. Erst jetzt merkte sie, wie sehr sie dieses Gefühl vermisst hatte.
Sie half bei den Frühstücksvorbereitungen, war dabei aber in Gedanken bei dem Gelesenen. Als Kate, eines der Dienstmädchen, die schon seit Jahren im Haushalt dienten und im obersten Geschoss unter dem Dach im Gesindebereich ihre Zimmer hatten, den gestrigen Abend erwähnte, hörte Eleonore nicht weiter auf das Geplänkel. Sie horchte aber auf, als Kate, die zu allem eine Meinung zu haben schien und damit auch nie hinterm Berg hielt, auf Jacob Alexander Bradford zu sprechen kam.
„Ich weiß ja nicht, was bei dem Burschen verkehrt läuft. Da sitzt er neben der reichen und schönen Isabell Taylor – ihr hättet sie sehen müssen, wenn ich einmal so zurecht gemacht sein könnte... wie eine Prinzessin…“ Sie klimperte mit den roten Wimpern, was die anderen mit lautem Gelächter quittierten. „…und er guckt gelangweilt in der Gegend umher. Versteh einer die Männer. Wer den wohl mal nehmen wird? Eine Dame will doch unterhalten werden! Aber wahrscheinlich macht sein Vermögen sein durchschnittliches Aussehen und seine langweilige Art wieder wett.“
Eleonore sah überrascht auf. Sie war Jacob Alexander Bradford nun erst zweimal begegnet, aber langweilig wäre das letzte Wort gewesen, das ihr zu ihm eingefallen wäre. Wie kam Kate darauf? Niemand sonst schien über diese Äußerung verwundert.
„Na, Eleonore, träumst du auch davon, mal an einer herrschaftlichen Tafel Platz zu nehmen?“, fuhr die Köchin Sally sie etwas unwirsch an. „Wenn du dich nicht beeilst, verdienst du dir hier nichts und kannst zusehen, an welcher Tafel du überhaupt Platz nehmen wirst! Na los, hopphopp, wir können uns hier keine Träumereien erlauben!“
Eleonore bekam einen nicht unfreundlichen, aber schmerzhaften Klaps und wurde so aus ihren Gedanken zurück in die hektische Betriebsamkeit der Küche geholt.
Nachdem die ersten Vorbereitungen des Tages abgeschlossen und dünner Tee und Brot als karges Frühstück an alle ausgegeben worden waren, wurden die restlichen Aufgaben verteilt.
„Joanna, Kate und Ann, bei euch das Übliche“, kam der gestrenge Ton der Hausdame Ms Cunningham. „Das neue Mädchen, wie heißt du noch gleich?“ Die Habichtaugen von Ms Cunningham bohrten sich in ihre.
„Eleonore, Ma’am“, gab sie schüchtern zurück.
„Eleonore, richtig. Du setzt deine gestrige Arbeit fort. Ich hoffe, ich kann mich darauf verlassen, dass du sie heute beendest.“
„Ja, Ma’am“, knickste Eleonore und beeilte sich, in die Bibliothek zurückzukehren.
Kalter Zigarrenrauch, der noch in dicken Schwaden vom gestrigen Abend in der Luft hing, stieg ihr dort in die Nase. Sie musste husten und öffnete vorsichtig die großen Fenster, bevor sie sich wieder ans Werk machte.
„Ah! Miss Eleonore“, hörte sie da die dunkle Stimme ihres Mitverschwörers. „Guten Morgen“, grüßte er freundlich.
Sie sah erfreut von der Arbeit auf. „Oh, guten Morgen, Sir. Ich muss mich bei Ihnen bedanken! Ihretwegen hatte ich eine ausgesprochen selige Nacht“, sprudelte es aus ihr heraus, während sie hastig knickste.
„So?“ Er zog amüsiert und leicht anzüglich die Augenbraue hoch, was ihr in ihrer Begeisterung aber entging.
„Ja, es war wunderbar, wieder einmal ein Buch zu lesen. Ich habe darüber sogar eine ganze Kerze verbraucht…“ Sie verstummte, denn es kam ihr lächerlich vor, dem reichen Erben einer der großen Familien Englands zu erzählen, dass sie sogar am Licht sparen mussten.
„Ich habe das Buch schon wieder zurück gestellt...“ Sie knickste erneut und wollte sich wieder der Arbeit zuwenden.
„Nun ja, wissen Sie, wenn es Ihnen so viel Freude macht, dann bedienen Sie sich doch einfach weiterhin aus dem vielfältigen Bestand.“ Er machte eine ausladende Geste, die den ganzen Raum einschloss.
„Sir, das wäre...“
Wann hatte das letzte Mal einer der Herrschaften so freundlich mit ihr gesprochen? Ja, nicht nur gesprochen, ein richtiges Gespräch gar geführt, so wie gestern, als er mit ihr Shakespeare diskutiert hatte. Ein Lächeln, unbemerkt von ihr selbst, breitete sich über ihr Gesicht.
„...wundervoll?“, beendete er ihren Satz und erwiderte ihr Lächeln mit einem Grinsen.
„Aber ich kann mich unmöglich einfach aus der Bibliothek bedienen, wie würde das aussehen?“, warf sie ein, während sich eine plötzliche Aufregung in ihr breit machte.
„Jacob Alexander, wo steckst du?“, durchbrach da die grelle Stimme von Mrs Bradford ihre Unterhaltung, bevor er antworten konnte. Eleonore hob schnell den Staubwedel, um sich wieder den Büchern zuzuwenden. Sie würde wirklich vorsichtiger sein müssen! Sie durfte nicht einfach ihre Arbeit vernachlässigen und die Stellung gefährden, nur weil der Sohn des Hauses sich dazu herabließ, mit ihr, der einfachen Dienstmagd, Konversation zu betreiben und ihr Bücher versprach.
Der junge Bradford nickte ihr kurz zu und trat dann schnell aus der Bibliothek in den Gang, seiner Mutter entgegen. Ihre Stimme hatte einen leicht hysterischen Klang, wie bei jemandem, der stets überreizt ist.
„Jacob, mein Lieber, gut dass ich dich finde.“
Die Stimmen entfernten sich und Eleonore konnte nicht verstehen, worum es ging. Sie streckte ihren schmerzenden Rücken. Was interessierte sie es auch, worüber sie sprachen? Sie wollte nicht das neugierige Dienstmädchen sein, das sich in die Angelegenheiten der Herrschaften mischte. Sie hatte andere Sorgen.
* * *
„Schau, wer uns beehrt, Jacob.“
Mrs Bradford zog Jacob Alexander in den Salon. Dort saßen mit erwartungsvollen Gesichtern zwei Damen, auf deren Anwesenheit er gerne verzichtet hätte.
„Mrs Taylor, Ms Taylor, sehr erfreut“, grüßte er und deutete bei Mutter und Tochter jeweils einen Handkuss an.
„Mr Bradford“, hauchte Ms Taylor mit gekonnt keusch-kokettem Blick. „Ich war ja so ungeschickt und habe gestern meinen Fächer hier vergessen!“ Sie wedelte damit vor seinen Augen herum, so dass sein Blick unweigerlich auf ihr vornehm blasses Dekolleté gelenkt wurde, schlug dann geschickt den Fächer auf und ließ ein kleines, perlendes Lachen hören.
„Vielleicht möchtest du Mrs Taylor und Ms Taylor und mich etwas beim Spaziergang im Park begleiten, nun da sich einige Sonnenstrahlen zeigen?“, schlug Mrs Bradford vor.
„Ja nun, ich...“, setzte er an.
„Jacob Alexander!?“ Mrs Bradford schaute ihn scharf an, in einem einzigen Blick von ihr lagen die wohlbekannten Ermahnungen: „Sei höflich, sei anständig, sei zuvorkommend, sei repräsentativ, denk an den Familiennamen, mach mir keine Schande…“ und so weiter. Er kannte sie alle zur Genüge.
„Natürlich, Mutter, nichts lieber als das“, kapitulierte er.
Und so fand er sich kurze Zeit später mit Ms Taylor, der er den Arm geboten hatte, im Gespräch durch den kleinen Park wandeln, der zum Familienanwesen gehörte, und in dem sich erste zarte Ahnungen von Knospen an Bäumen und Sträuchern erkennen ließen.
Ms Taylor schirmte mit ihrem Fächer die Sonne ab, die zaghaft durch die Wolkenlücken lugte.
„Wissen Sie, Mr Bradford, man ermutigt uns junge Damen ja dazu, frische Luft zu atmen, aber man muss doch immerzu Acht geben, dass die Sonne nicht den Teint verdirbt.“ Wieder ein kokettes Lächeln. „Welche glückliche Fügung, nicht wahr, dass ich meinen Fächer vergaß, so haben wir nun diese Gelegenheit für einen solch reizenden Spaziergang...“
Jacob ließ sich ein wenig von ihrem Geplapper einlullen, schweifte dabei gedanklich aber zu den Pflichten ab, die ihm heute noch bevorstanden. Er würde sich noch im Kontor sehen lassen müssen. Es galt, das weitere Vorgehen mit seinem Vater abzustimmen in Hinblick auf die angestrebte Dependance in Boston. Als eines der großen Handelshäuser wollten sie natürlich auch auf amerikanischem Boden vertreten sein…
* * *
Von der Bibliothek aus konnte Eleonore den Park einsehen. Und als sie sich an das letzte Regal machte, sah sie draußen eine Gruppe von vier Personen lustwandeln. Wann war sie das letzte Mal spazieren gegangen? Nur so, zur Erbauung? Sie seufzte. Sie erkannte nun Jacob Alexander Bradford, der den Blick über den Park schweifen ließ und seiner schönen Begleiterin dabei gebannt zu lauschen schien. Sicherlich war sie auch sehr klug, denn er gab etwas zurück, woraufhin sie sich beide amüsierten. Eleonore spürte einen kleinen Stich. Das war wohl eine Welt, zu der sie einfach nicht gehörte und nie gehören würde. Andererseits, wer wollte schon den ganzen lieben langen Tag spazieren gehen? Sie hatte etwas viel Kostbareres: Wissen. Das war ein Schatz, den hatte ihr der Vater vererbt, den konnten keine Krise und keine schlechten Zeiten ihr nehmen. Wenn sie doch auch unterrichten könnte, so wie er es getan hatte.
Wenn sie aus besseren Verhältnissen gestammt hätte, wenn nur etwas mehr Geld dagewesen wäre, dann hätte sie ein Mädchenpensionat besuchen und die Chance auf eine Arbeit als Gouvernante bekommen können. An Bildung mangelte es ihr sicher nicht, die Wege blieben ihr dennoch verschlossen. Wie gerne hätte sie ihr Wissen vertieft, vermehrt, geteilt, es an andere weitervermittelt.
Sie wusste, sie sollte nicht undankbar sein. Sie würde den Lauf der Dinge nicht ändern, die Welt nicht aus ihren Angeln heben. Aber manches Mal träumte sie davon, sich über die gesellschaftlichen Grenzen, die ihr so festgefahren vorkamen, hinwegzusetzen. Was, wenn das gar nicht die vorgesehene Ordnung der Welt war, sondern lediglich noch niemand auf die Idee gekommen war, sie zu hinterfragen?
Das war eines der Grundprinzipien, die der geliebte Vater ihr beigebracht hatte:
„Wissen, Eleonore, Wissen fängt mit Erforschen an. Und Erforschen beginnt mit Hinterfragen. Denke über eine Sache, die du beobachtest, gründlich nach. Dann hinterfrage sie und gehe den Dingen auf den Grund. Warum funktioniert etwas so, wie es funktioniert?
Und dann erst hast du eine Chance zu verstehen und nur so kannst du schließlich wissen.“
Dies war eine ihrer ersten Erinnerungen an den Vater. Sie konnte nicht viel älter als drei oder vier Jahre gewesen sein und hatte natürlich nicht ganz erfasst, was der Vater da sagte. Sie war rückblickend auch nicht sicher, ob sie sich tatsächlich an alles erinnerte oder sich die Erinnerung mit den Erzählungen der Mutter mischte, aber sie hatte ein ganz klares Bild vor Augen: Die Küche in der kleinen, einfachen Kate in Cambridgeshire, die ihr aber stets heimelig und warm vorgekommen war, denn ihre Mutter hatte es immer verstanden, trotz der Einschränkungen, ein Heim für sie Drei zu schaffen. Sie hatte nicht nur selbst fest mit beiden Beinen im Leben gestanden, sondern so manches Mal auch noch für ihren Mann, wenn dieser wieder einmal in der Welt der Wissenschaft abgetaucht war.
Eleonore glaubte manchmal, dass ein Teil der Mutter mit ihrem Vater gegangen war, denn deren frühere Tatkraft ließ sich zwar noch erahnen und sie gab sich alle Mühe, aber die Gabe, allem noch das Beste abzuringen, schien immer seltener die Oberhand über den oft tristen Alltag zu gewinnen.
Eleonore konnte es ihr nicht verdenken. Von allem, an was sie sich selbst erinnern konnte, und allem, was sie aus Erzählungen wusste, war die Ehe ihrer Eltern eine der seltenen, erfüllenden Beziehungen gewesen, die tatsächlich auf Liebe, tiefste Zuneigung und gegenseitigen Respekt gründeten. So etwas gab es sonst fast nur in den Geschichten. Eleonore wusste selbst nicht viel von der Liebe. Natürlich hatte ihr einmal der ein oder andere Junge gefallen, und Janes Bruder, der vier Jahre ältere Richard, hatte sie immer so freundlich angelächelt, dass sie eine Zeit lang für ihn geschwärmt hatte, so wie das junge Dinger nun mal taten. Ja, nach dem Weggang der Turners hatte sie sich sogar aus einer romantischen Laune heraus eingeredet, sie empfinde ein wenig Liebeskummer. Aber mittlerweile war sie zu der Überzeugung gekommen, dass sie sich lieber alleine durch das Leben schlagen würde, als einfach irgendwen zum Ehemann zu nehmen. Viel zu häufig hörte man in dem Haus, in dem sie wohnten, wie die Ehepaare stritten, die Männer die Frauen schlugen, die Frauen mit den Kindern zeterten. Manchmal schien ihr alles eine einzige große Misere zu sein. War man da alleine nicht besser dran? Mit Glück hatte man noch eine nette Verwandtschaft, auf die man zählen konnte, ein, zwei gute Freundinnen und... Bücher. Sie wusste, dass diese Gedanken eher ungewöhnlich waren. Kurz blitzte eine Erinnerung auf. Daran wie sie damals in Cambridgeshire mit sieben oder acht Jahren in der Bibliothek des Vaters, die immer für sie offen gestanden hatte, eines Tages auf eine schlecht gedruckte Ausgabe mit dem Titel „Ein Plädoyer für die Rechte der Frau“ gestoßen war. Sie hatte nicht alles verstanden, manches sogar gar nicht, aber vieles war doch hängen geblieben und sie hatte begriffen, dass sie da revolutionäres Gedankengut vor sich ausgebreitet sah. Als sie den Vater später befragt hatte, warum denn die Realität so anders aussah, hatte der nur geseufzt und hatte ihr das Haar zerzaust und geistesabwesend gemurmelt: „Für manches ist die Zeit nicht reif, Eleonore! Mary Wollstonecraft war nicht nur ihrer Zeit voraus, ich fürchte auch der unseren.“
Eleonore wusste, dass es in den besser gestellten Kreisen auch nicht rosiger aussah, was die Motivation von Eheschließungen anging. Wie viele arrangierte Ehen gab es dort und wie viele Liebesheiraten standen dem entgegen? Auch dort wurde doch aus niederen Motiven geheiratet. Vielleicht nicht, um möglichst viele Kinder als Altersabsicherung in die Welt zu setzen, aber zumindest, um Geld und Macht und Ruhm zu vermehren.
Außerdem, davon war sie überzeugt, war sie aufgrund des Wissens, das ihr zuteil geworden war, und der Fähigkeit, die Dinge zu hinterfragen, gar nicht in der Lage für tiefe, blinde Liebe. Dass das eine das andere gar nicht ausschloss – schließlich hatte ihr Vater auch die Mutter bedingungslos geliebt, obwohl er Eleonore den Grundsatz des ständigen Hinterfragens beigebracht hatte – und sie mit ihren achtzehn Jahren und ohne jemals geliebt zu haben, gar nicht so viel Abgeklärtheit besaß, die Dinge auf solch eine einfache, wenn auch unschöne Weise zu erklären, dass für solch ein Urteil eine ganze Portion mehr Lebenserfahrung nötig gewesen wäre, das sah sie natürlich nicht.
* * *
„Wir werden jemanden vor Ort brauchen, dem wir voll und ganz vertrauen können, Vater. Bei dem wir sicher sein können, dass er unserer Geschäftspolitik treu ergeben ist. Gerade nach dem Smith-Debakel...“
Jacob hielt die Luft an. Man konnte nie ganz sicher sein, wie der Vater darauf reagieren würde, wenn er das heikle Thema ansprach. Theobald Smith war einer ihrer besten Buchhalter gewesen. So gut, dass der Vater ihn mit der Aufsicht über das kleine Außenbüro in Kalkutta betraut hatte. So gut, dass er die Zahlen nicht in Frage gestellt hatte, die Smith ihnen aus Indien gesendet hatte.
Dass Theobald Smith, diesem Inbegriff eines durch und durch britischen Buchhalters, von den gelackten Schnurbartspitzen bis hin zu den Ärmelschonern, die tropisch-feuchte Hitze Indiens derart zu Kopfe steigen würde und er den Verlockungen vor Ort – von indischen Kurtisanen über Opium, so munkelte man – nicht standhalten konnte und er anfing, Gelder zu eigenen Zwecken abzuführen, das war ihnen erst zu spät aufgegangen. Smith war sehr geschickt vorgegangen und die Kronkolonie hatte für solche Zwecke eine wirklich komfortable Entfernung zum verregneten Mutterland. Dass Smith den glutäugigen Exotinnen nicht hatte widerstehen können, das konnte man ja noch nachvollziehen. Jacob hatte von heimgekehrten Offizieren so einiges munkeln gehört, über ihre Schönheit, über ihre Samthäutigkeit und ihre Geschicklichkeit bei gewissen Dingen, über die selbst in den Herrenclubs, in denen die Gentlemen unter sich waren, nur in Andeutungen gesprochen wurde. Aber dass Smith dafür Gelder veruntreut hatte und dann auch noch dem Opium verfallen war, und ausgerechnet Smith, der kleine, verstockte, überkorrekte Smith...
Und Jacob war der Meinung, dass die Löhne bei Bradford&Sons für die kaufmännischen Angestellten im Gegensatz zu denen der einfachen Arbeiter alles andere als schlecht waren.
Der Vater hatte damals selbst für einige Monate nach Indien reisen müssen, um die Geschichte wieder in Ordnung zu bringen und hinter Smith aufzuräumen. Eine unangenehme Episode war das gewesen. Jacob war noch zur Universität gegangen und hatte davon nur in Briefen und während seines Heimaturlaubes gehört.
„Der hinterhältige...“ Sein Vater ballte die Faust, riss sich aber gerade noch zusammen, bevor ihm ein Fluch entfuhr.
„Du hast Recht, wir müssen dieses Mal mit noch größerer Sorgfalt an die Sache heran gehen. Wenn das Geschäft in Amerika Erfolg haben soll, dann müssen wir von Anfang an jemanden schicken, der weiß, was er tut.“ Sein Blick ruhte lange und nachdenklich auf Jacob, dann schaute er aus dem Fenster. Das Büro lag nahe der Lombard Street und somit in exklusiver Nachbarschaft zu Banken, Versicherungen und anderen Handelshäusern.
„Ich werde mir dazu noch etwas einfallen lassen. Nun lass uns aber den Zahlen des letzten Monats zuwenden. Ich würde hier gerne deine Meinung hören“, schloss Bradford Senior das Thema Boston für den Moment.
Jacob war insgeheim belustigt. Dies war einer der vielen kleinen, beiläufigen Tests, die sein Vater ihm stellte. Der alte Herr hätte es nie zugegeben, aber seit Jacob nach Beendigung der Studien an der Universität im väterlichen Unternehmen eingestiegen war, wurde er einer sehr genauen Prüfung unterzogen. Damit versicherte der Vater sich, dass sein Sohn fähig war, in seine Fußstapfen zu treten.
Bradford Senior hatte nie viele Worte gemacht – im Gegensatz zur Mutter, aber vielleicht war genau das der Grund, denn bei Harriet Augusta Bradford kam man nur zu Wort, wenn sie Luft holte, oder um ihr beizupflichten. Jacob fragte sich manches Mal, wie der sachliche, nüchterne Mann es mit dieser Frau aushielt. Die beiden waren ein typischer Fall von einer Ehe, die zur Vermehrung von Kapital und Ansehen geschlossen worden war. Jacob kannte das nicht anders aus seinen Kreisen und ihn erwartete ja Ähnliches. Er setzte aber insgeheim darauf, dass er einen gewissen Einfluss auf seinen Vater geltend machen könnte, wenn es um die Wahl der Frau ging. Der Vater musste ja schließlich gut genug wissen, wie es war, mit einer Frau verheiratet zu sein, deren Charakter und Eigenschaften zu verschieden zu den eigenen waren. Jacob seufzte. Wenn er das alles doch nur so leicht nehmen könnte, wie beispielsweise Thomas. Der war in alles verliebt, was mit weiblichen Vorzügen ausgestattet war, und machte sich keine Sorgen um die Zukunft. Jacob war da vorsichtiger. Nicht, dass er den weiblichen Reizen nicht genauso hoffnungslos zugetan war, wie jeder andere Angehörige seines Geschlechts auch, aber sein Herz und damit vor allem seine Freiheit verschenkte er nicht so leicht. Abgesehen davon, dass er einfach noch Keine getroffen hatte, die ihn ehrlich faszinierte, deren Wesen er ergründen wollte, für die er im Ansatz empfand, wie es Shakespeare beschrieb, war ihm dieses Unterfangen schlichtweg zu riskant. Die Mutter würde beim ersten Aufkeimen eines noch so leisen Anzeichens einer Zuneigung sofort – vorausgesetzt es handelte sich um eine akzeptable Partnerin – alles in die Wege leiten, daraus mehr zu machen. Und er sah ja täglich, was aus einer Ehe werden konnte, die auf ein kleines Lodern am Anfang und ansonsten vor allem auf Zweckmäßigkeit für die jeweiligen Familien gegründet war. Einer Ehe, in der die Partner sehr schnell noch nicht einmal mehr Respekt füreinander aufbrachten, sondern nur nach außen hin den Schein wahrten.
Ihn hatte die Situation seiner Eltern allerdings wenig belastet. Seine Erziehung war in jungen Jahren von Gouvernanten übernommen worden, die ihm mehr Muttergestalt gewesen waren als seine eigene. Den Vater hatte er stets mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Bewunderung von Ferne wahrgenommen. Als er älter wurde, war er auf das Internat geschickt worden, um die bestmöglichste Ausbildung und Vorbereitung für die Universität zu bekommen…
Sein Vater zog nun eine Grafik hervor, in der die Ergebnisse des letzten Monats dargestellt waren.
„Nun?“ Er sah Jacob erwartungsvoll an. Der zupfte an dem feinen Stoff seines Anzuges, geschneidert bei einer der besten Adressen der Stadt – wo auch sonst?
„Vater, ich bin der Meinung, dass die Produktivität am Dock im Februar so drastisch zurückgegangen ist, weil wir diese Grippewelle zu verzeichnen hatten. Das traf vor allem die Arbeiter.“
„Aber die, die ausfielen, haben wir doch kurzfristig durch neue ersetzt. Du weißt, dass es nie ein Problem ist, in den Docks Arbeiter zu finden.“
„Das schon, Vater. Aber bedenke, dass die Abläufe bei uns etwas vom Standard abweichen, durch die Beschaffenheit der Waren und die Lageranforderungen. Ein ungelernter Arbeiter kann das nicht wissen, muss sich erst einfinden. Außerdem arbeiten viele lieber bis sie umfallen, anstatt ihre Grippe vernünftig auszukurieren, aus Angst vor Lohnverlust. Das drückt alles die Produktivität!“
Sein Vater strich nachdenklich über seinen grau werdenden Backenbart.
„Und was ist deine Schlussfolgerung, Jacob?“
Dieser atmete tief durch. Jetzt kam der heikelste Part. „Wir sollten für die Arbeiter eine Art Krankenversicherung einrichten. Was nützt es uns, wenn sie sich jeden Tag halb tot zur Arbeit schleppen, aus Angst, Lohn oder gar die Stelle zu verlieren, dadurch aber ihre Leistungsfähigkeit rapide abnimmt und wir dann am Ende doch gezwungen sind, ungelernte Arbeiter anzuheuern?“
Jacob beobachtete, wie sich die Stirn des Vaters in Falten legte. Man konnte förmlich sehen, wie es dahinter arbeitete. Er wusste, dass er Frederick Bradford am ehesten über die Aussicht auf Profitoptimierung für seine Idee gewinnen könnte.
„Wenn man die zwei Szenarien einmal durchrechnet...“ Er nahm einen Bleistift und skizzierte schnell und geschickt mithilfe von Modellannahmen die Eckpunkte seiner Überlegungen.
Als er geendet hatte, sah er, dass der alte Bradford nicht vollends überzeugt war. Er schien die Idee jedoch auch nicht per se abzulehnen.
„Denk einfach in Ruhe darüber nach, Vater!“
Da klopfte es an der Tür.
Jacob sah auf. „Das wird Thomas sein, wir sind zum Lunch verabredet.“ Er schob seinen Stuhl zurück. „Vater?“
„Ja, geh du nur. Ich werde hier noch etwas fortfahren.“ Mit einer zerstreuten Geste winkte der Vater ihn hinaus.
* * *
„Ein Brief für dich, Eleonore, aus Amerika!“
Müde schob ihre Mutter den Umschlag herüber und lächelte sie an.
„Wie geht es dir, mein Herz? Wir sehen uns dieser Tage ja kaum. Wie gefällt dir die neue Stellung? Sind die anderen nett?“
Eleonore brannte vor Ungeduld, den Brief von Jane zu öffnen. Deshalb gab sie, schuldbewusst darüber, dass sie sich nicht mehr Zeit nahm, mit der Mutter zu plaudern, eine kurze Zusammenfassung. Die Begegnung mit dem jungen Bradford ließ sie unerwähnt.
„Du willst den Brief lesen, ich merke schon“, stellte ihre Mutter fest und zog ihr zerschlissenes, kariertes Umhängetuch um sich. „Ich gehe runter zu Mary, dann hast du deine Ruhe.“
„Danke, Mutter.“ Eleonore senkte den Blick. Das schlechte Gewissen meldete sich leise zu Wort.
Als sie aber die Schritte auf der Stiege hörte, riss sie ungeduldig den Umschlag auf.
New York im Februar 1874
Meine liebe Eleonore,
nun is es wieder höchste Tseit, das ich mich bei dir melde.
Eleonore lächelte. Sie hatte Jane Schreiben und Lesen beigebracht, aber vollends hatte diese es nie zu beherrschen gelernt. Immerhin genug, um Briefe auszutauschen! Sie schrieb sehr klein und eng, um Papier zu sparen, so dass es an einigen Stellen schwierig wurde, den Bericht aus der Neuen Welt zu entziffern.
So viel ist in der Tswischenzeit pasiert:
Ich habe Anstellung in einem guten Haushalt gefunden und die Herrschaften sind gut. Der Alte krabbscht manchmal, aber es is nicht weiter schlimm und Du kennst mich ja, ich kann mich wehren.
Jane hatte nach der Ankunft in New York, als es galt schnell Fuß zu fassen, zuerst in einer Fabrik gearbeitet. Nun schien sie es geschafft zu haben, an eine ruhigere Stellung zu kommen.
Es ist ein schönes Haus, sehr groß. Und stell dir vor, Dir kann ich es ja erzählen, ich glaub, ich bin verliebt. Es gibt da diesen Jungen, er bedient die Herrschaften bei Tisch und erst hat er mich gar nicht wahrgenommen. Du müsstest ihn mal sehen, meine liebe Eleonore. Er schaut wahnsinnig gut aus. Er ist kaum viel älter als ich, 20 wird er, und die anderen Mädchen sagen, dass alle immer für ihn schwermen. Nun hats mich erwischt. Er heisst William und stell dir vor, er ist hier geboren, in Amerika!
Ich hab ihn dann die ganze Tseit nur aus der Ferne angeschmachtet. Und dann sind wir mal im Treppenhaus zusammengestoßen. Er hatte nen großen Krug Wasser dabei und der is dabei zu Bruch gegangen. Mein Rock war ganz nass gewesen. Das war ihm furchtbar peinlich (er is nemlich wirklich schüchtern, und mergt gar nich, dass alle Mädchen ihm schöne Augen machen wollen). Ich hab dann nen Witz gemacht, Du kennst ja mein loses Mundwerk.
Und dann hab’ ich ganz keck gesagt, er könnte mich ja mal auf eine Limonade einladen, tsum Ausgleich. Da isser ganz rot geworden und hat gesagt, dass er das sehr gerne machen würde.
Und dann sind wir am nächsten freien Nachmittag zusammen losgetsogen. Wir waren dann in diesem grosen Park, den es hier gibt, Central Park. Die bauen schon seit Jahren daran, so gross isser. Es war wirklich kalt, aber das hat nix ausgemacht, denn ums Herts war mir die gantse Tseit warm.
Ich will nicht so viel Papier veschwenden, ach wärst Du nur hier, dann könnt ich dir die gantse Geschichte ertsählen. Manchmal sage ich zu Richard oder Mum, wie toll es wäre, wenn Du auch hier wärst.
Schreib mir, es gibt hier viele Möglichkeiten, so wie wir uns das immer ausgemalt haben. Komm mit deiner guten Mama zu uns, das wäre doch famos. Ich hör mich um, Du bist doch so blitsgescheit, wir finden was. Und es gibt so viel zu sehen hier. So viele Leute – stell dir vor, von überall her. Mir kommt es manchmal vor, als ob auf einem kleinen Fleck gants Europa versammelt wär.
Manche sprechen noch nicht mal Englisch. Und es gibt auch noch eksotischere Menschen: Chinesen tsum Beispiel. Ich finde es immer noch gants unglaublich.
Aber genug von mir, wie geht es dir? Bist Du vielleicht auch verliebt? Gibt es jemanden, auf den Du ein Auge geworfen hast, mein scheues Reh?
An dieser Stelle klang Eleonore Janes heiteres Lachen im Ohr.
Ich muss enden, das Papier geht tsu ende, die Kertse auch. Ich denke viel an Dich, Ellini, auch wenn ich hier schon ein paar nette Mädels kennengelernt habe, so bleibst Du doch immer meine beste Freundin, nur damit Du’s weißt.
Alles Gute, ich umarme Dich, für immer die Deine
Jane
Eleonore ließ den Brief sinken. Die gute Jane... „Komm mit deiner guten Mama zu uns, das wäre doch famos.“ So einfach nahm sie manche Dinge. Andererseits, sie und ihre Familie hatten es ja auch gewagt. Ihr Vater hatte seine ganzen Ersparnisse zusammengekratzt und hatte sich und seine Familie nach Amerika eingeschifft. Es hieß, dort gäbe es immer Arbeit. Angeblich ging es dort gerechter zu. Die Turners hatten schon für die Überfahrt gespart, als Eleonore und ihre Mutter damals in London angekommen waren. Eleonore erinnerte sich genau, denn die Vorstellung, man könne noch weiter ziehen als in die große Stadt London, ging damals über ihr Vorstellungsvermögen hinaus.
Die Zeiten waren hart. So waren Jane und Eleonore vier Jahre Freundschaft vergönnt geblieben, bevor die Passagen hatten erworben werden können. Vier Jahre, in denen sie unzertrennlich geworden waren, die eine von der anderen gelernt hatte und in denen sie jede freie Minute miteinander verbrachten.
Jane fehlte ihr und auch ihre ganze lärmige Familie.
Eleonore steckte den Brief in ihre kleine Kiste, in der sie ihre kostbaren Dinge aufbewahrte: Ein Samtband für die Haare, eine hübsche aber wertlose Brosche, die Briefe von Jane und etwas gespartes Geld.
Dann gesellte sie sich zu ihrer Mutter und Tante in die stickige Wohnküche.
Tante Mary rückte einen weiteren Stuhl an den Tisch und schob ihr einen Teller dampfende Suppe hin.
Ihr Cousin Peter, ein ungelenker Fünfzehnjähriger, schlürfte bereits vernehmbar seine Ration. Mary schien zu müde, um ihn zu ermahnen, obwohl sie sonst so viel Wert auf diese Dinge legte.
„Ist Onkel Wilbur noch unterwegs?“
Bevor sie antwortete, teilte Mary die restlichen Portionen der dünnen Suppe aus und gab sie Cathleen und Jonathan, den dreizehnjährigen Zwillingen, die ausnahmsweise ruhig und nicht zankend dasaßen.
„Ja, er hat eine Fuhre nach Greenwich rüber, das wird wohl spät heut’.“
„Was schreibt Jane, geht es ihnen gut?“, erkundigte sich die Mutter.
Jonathan verdrehte die Augen in dramatischer Weise und gab dann im Brustton eines königlichen Ausrufers zum Besten: „Hört, ihr Leute, Jane Turner ist ‘ne Amerikanerin, Jane is ‘ne Amerikanerin!“
Eleonore ignorierte ihn schlichtweg und antwortete: „Ja, sie scheinen alle wohlauf zu sein.“
Kurz setzte sie an zu erzählen, dass Jane sie gefragt hatte, ob sie nicht nachkommen wolle. Aber dann behielt sie die Idee für sich, denn sie hatte selbst noch nie ernsthaft darüber nachgedacht.
Schweigend löffelten sie ihre Suppe, nur unterbrochen von Peters Geschlürfe und dem gelegentlichen albernen Gekicher der Zwillinge.