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Kurts Mitteilungen am Nachmittag 26.03.2020
ОглавлениеLeute, Leute, ein Drama zeichnet sich ab! Ich bin völlig ohne Ideen, was ich heute nachmittag schreiben soll. Das kommt davon, wenn man eine Schnapsidee zur Kolumne entwickelt und sich damit selber unter Druck setzt. Aber auch Diamanten entstehen ja nur unter Druck. Eine Metapher, die ich persönlich übrigens zum Kotzen finde, weil das völliger Humbug ist. Auf den letzten Drücker entsteht allenfalls Pfusch, den man nochmal machen muss gemäss dem Motto: Kann man so machen, ist dann aber Kacke!
Ich habe den gesamten Vormittag (also so ab 12 Uhr nach dem Aufstehen) die Decke angestarrt und mich gezwungen nicht daran zu denken, dass sie mal gestrichen werden müsste! Vermutlich, weil ich es schon wusste. Ich habe mir, weil ich weiß dass auch Synapsen und ihre Verknüpfungen nicht unendlich zur Verfügung stehen, abgewöhnt, völlig profane Dinge mehrfach zu denken. Und da gehört Deckenstreichen eindeutig dazu.
Erfreulicherweise wurde bisher noch kein Rasen gemäht. Es ist allerdings für die Jahreszeit recht kühl draußen und so ganz allmählich müssten ja auch die gesamten Grünflächen der Umgebung geschnitten sein. Nein, ich habe überlegt, ob ich mich dem Trend, unbedingt ein Corona-Lied zu schreiben, tatsächlich anschließen soll, oder ob das Höchstmaß an geschmacklosem Kram zu dem Thema bereits erreicht ist. Ein sehr geschätzter Kollege aus dem hohen Norden (gibt es eigentlich auch einen niedrigen Norden?) machte mich unlängst darauf aufmerksam und ich neige dazu, ihm zuzustimmen, dass man nicht jeder Modeerscheinung hinterherlaufen sollte und dass es nur die Erfolglosesten nötig haben, aus einer weltweiten Krise Kapital zu schlagen und sich womöglich sonst nie erreichte Beachtung zu erschleichen.
Auf dem Dach unseres Anbaus vor dem Fenster meines – na sagen wir mal – Studios hat es sich ein Taubenpärchen gemütlich gemacht. Der Anblick dieses verliebten und umsorgten Treibens kann einen schon mal in eine roman-tische Stimmung versetzen.
Der Radau, den diese Ratten der Lüfte dabei veranstalten, allerdings eher nicht! Ab und an fliegt eines von den Viechern – da es die schillernderen Farben hat, vermutlich das Männchen – los, wahrscheinlich um beim Drive-In etwas Essbares zu besorgen.
Mir fällt dabei auf, dass auch Tauben anscheinend in diesen schwierigen und gefährlichen Zeiten nicht paarweise einkaufen. Sehr vernünftig, das mindert das Ansteckungsrisiko! Ich denke so bei mir, dass sie da einigen unserer Mitbürger doch viel voraus haben, weil letztere ja noch immer der Angewohnheit frönen, Einkäufe im ungeschützten Rudel zu tätigen. Und je oller, je doller!
Allerdings hat das Männchen offenbar den Einkaufszettel vergessen, da ihm das Weibchen beinahe unentwegt nachruft, was es außerdem noch mitbringen soll. Da dies nicht im Takt geschieht, kann ich die Laute nicht gut in die Aufnahmen integrieren. Es wäre auch langweilig, wenn fortan in allen meinen Liedern das Gegurre von Tauben zu hören wäre. Der eine oder andere Kritiker wird jetzt möglicherweise denken, dass es besser wäre, wenn fortan bei meinen Liedern ausschliesslich das Taubengegurre zu hören wäre. Auf solche Gedanken antworte ich gar nicht!!!
Da ich auch Gitarren und sonstige akustische Instrumente mit Mikrofonen aufnehme, fallen die Aufnahmen flach, bis der Tauber (oder muss es „der Taubende“ heissen?) vom Einkauf zurück ist.
Ich sehe mich im Raum um und freue mich, dass ich endlich sitzen kann. Sonst die ganze Zeit nur liegen...
Nun gut, dann werde ich die Zeit eben mit den neuen Texten verbringen, da ist ja noch einiges zu tun, damit mein Lieblingskollege, der ein Meister der Reime ist, an meinen Versen keinen Fehl mehr findet.
Insbesondere an die dritte Strophe meines Corona-Liedes muss ich nochmal ran!
Nen schönen Abend!