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Kurts Mitteilungen am Vormittag 27.03.2020

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„Hömma, wenn dat meinen wär! Dem würd ich Moses lernen!“ Wer hat diesen oder ähnlich lautende Konjunktive II nicht schon gehört und dazu wissend genickt?

Auf mich wirkte schon in jüngerer Zeit verstörend, dass im Kreise meines Publikums immer weniger Leute bei einer solchen Äusserung peinlich am Sprachnerv berührt zusammenzucken oder mit überlegener Germanistenmine amüsiert vor sich hin boppern. Jürgen und ich haben schon des Öfteren festgestellt, dass wir als „Die 2fellosen“ bei Auftritten zuweilen Scherze machen, über welche die Leute dann auch lachen. Allerdings erst ein wenig später. Wenn wir schon eine ganze Weile in unseren Tourbussen schlummern.

Ich entsinne mich noch recht gut (nein, nicht an den Krieg! Der war bekanntlich kurz vor meiner Zeit!) an die Zeit, als man als Maßstab für gepflegtes und vor allem korrektes Deutsch die anerkannten Tageszeitungen nehmen konnte. Dass zu diesen Zeitungen die BILD eher nicht dazugehört, versteht sich von selbst. Auflagenhöhe ist auch heute noch kein Garant für qualitativen Journalismus. Entschuldigung, ich habe mich vertan: Bei der BILD arbeiten ja gar keine Journalisten.

Kanackisch, „Ey Alda, chill mal!“ oder andere sprach-liche Fehlleitungen verschonten damals noch weitgehend unsere Gehörgänge.

Schlagen Sie heute mal eine Tageszeitung auf oder (noch schlimmer) suchen Sie den Online-Dienst des Blattes auf und lesen Sie mit wachem Germanistenauge, was die Redaktionen da so für Sie bereithalten. Schön ist das nicht!

Auch die redaktionellen Leistungen, die einem zum Beispiel während langer Autofahrten im Radio zu Gehör gebracht werden, haben dieser Tage noch jede Menge Luft nach oben. Und bei der Betrachtung dieses Themas lässt man die Sportberichterstattung am besten ganz beiseite.

Dabei rede ich ausschließlich von den rein sprachlichen Leistungen. Über den Inhalt machen wir uns jetzt mal keine Gedanken, da wir ja nicht möchten, dass uns erneut Fluchtgedanken ins Geäst steigen.

Ich persönlich bin ein großer Fan von Mundart der jeweiligen Region, in der ich mich gerade aufhalte. Es ist immer wieder herzerfrischend, welchen Gesprächen man da so lauschen kann und wie wenig man davon versteht.

Ich war vor ein paar Jahren zu einer Benefizveranstaltung im Schwalm-Eder-Kreis gebucht. Als die Leute dort sich in ihrem Slang unterhielten, habe ich verzweifelt nach Seen Ausschau gehalten, weil ich mich unweit der finnischen Seenplatte wähnte. Und all diese Mundarten sind erhaltenswert und gehören gepflegt. Denn das ist unbedingt Bestandteil unseres Kulturgutes, welches wir ohne-hin im Auge behalten müssen, damit es durch diese fürchterliche Pandemie nicht komplett den Bach runtergeht.

Und apropos Bach! Genau jetzt, ja? Genau jetzt, da ich keinen einzigen Auftritt habe und auch in absehbarer Zeit nicht haben werde, und mein verehrtes Tourmobil, das mich tapfer und klaglos kreuz und quer quasi als mein Schlachtross der Kultur durch die Lande trägt, seit mehre-ren Wochen stumm und ungenutz auf dem Parkplatz vor unserem Haus dem nächsten sehnlich erwarteten Auftritt entgegen harrt, kostet der Liter Diesel 1,09 EUR!

Das sind dann schon Momente, in denen man, wäre das Gebiss nicht schon so mürbe, gerne mal beherzt in die Tischkante beissen möchte!

Haltet Euch aufrecht!

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