Читать книгу Vor Dem Fall - L.G. Castillo, L. G. Castillo - Страница 10
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ОглавлениеNachdem Rebecca Raphael und ihren Sohn zum Abschied geküsst hatte, ging sie durch das Haus und suchte zusammen, was sie für ihren täglichen Ausflug zur Wasserquelle von Ai brauchte. Summend verließ sie das Haus, einen Wasserkrug auf dem Kopf tragend.
Eine Last war von ihr abgefallen, jetzt, wo Luzifer fort war. Sie konnte nicht genau sagen, was es war, das sie nervös machte, wenn er in der Nähe war. Als sie ihm zum ersten Mal begegnet war, hatte sie geglaubt, er sei bescheiden und gutherzig wie Raphael. Sie beide besaßen dieselbe überirdische Schönheit, von der sie vermutete, dass die meisten Engel sie besaßen. Luzifers dunkles Äußeres war ebenso attraktiv wie Raphaels blassgoldenes. Da endete die Ähnlichkeit auch schon. Er war ganz und gar nicht wie Raphael.
Er unterschied sich sogar vom reizenden Uriel. Anders als Uriel, der ihr überschwänglich zu schmeicheln pflegte und sie stets zum Erröten brachte, wenn er zu Besuch war, schenkte Luzifer ihrer Existenz nicht die geringste Beachtung. Erst als sie mit Jeremiel schwanger war, begann er auf sie aufmerksam zu werden – und nicht auf eine gute Weise. Nachdem sie Jeremiel schließlich geboren hatte, kam er sogar noch öfter zu Besuch. Er sah sie nicht auf die Weise an, wie Baka es tat, wenn sie ihm überraschend in der Stadt begegnete – mit Blicken, die ihren Körper verschlangen und sie sich nackt fühlen ließen. Stattdessen musterte Luzifer sie voller Neugier, als sei sie ein Mistkäfer.
Sie nickte einigen Frauen zu, als sie durch das Stadttor trat. Ihr Zuhause befand sich außerhalb der Stadtmauern, weit genug abseits von neugierigen Blicken und dennoch nahe genug, dass sie ihren täglichen Gang nach Ai unternehmen konnte. Raphael hatte in der Stadt leben wollen, weil er wusste, dass Rebecca dicht bei ihrer Familie sein wollte. Obwohl ihr Vater sie mied und jedem in ihrer Familie verboten hatte, mit ihr Umgang zu pflegen, hatte ihre Mutter einen Weg gefunden, beim täglichen Wasserholen zur selben Zeit in der Innenstadt zu sein, zu der Rebecca dort war.