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Kapitel 3 Graboberflächen Design Feat. Blödsinn pur

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Die Arbeit war für mich ein wesentlicher Halt in dieser schweren Zeit. Wir waren wie eine Familie, zumindest ein Teil von uns. Mein Chef war ein Freund, kein Chef. Man schaffte es, harte Arbeit mit Fleiß und Kreativität zu leisten und diese auch an so manch regnerischen, kalten Tagen, mit Spaß und Schabernack zu verbinden.

“Die hat nur Blödsinn im Kopf”, war ein Satz, den ich in der ganzen Zeit bestimmt 128.938 mal gehört hatte. An einem Ort, wo die meisten Besucher wohl eher Traurigkeit empfanden.

Wenn mir vor zehn Jahren jemand ge­sagt hätte, dass ich mal auf einem Friedhof arbeiten würde, dem hätte ich sicher einen dicken Vogel ge­zeigt.

Bettina fing die Ausbildung damals dort als Friedhofsgärtnerin an. Beim Ausreiten unterhielten wir uns über meine Weiterbildung. Eine Lehre als Mediengestalterin hatte ich gerade nach zwei Mona­ten wieder abgebrochen.

Tja nun, wenn man acht Stunden täglich im Keller mit Oberlicht genau zwischen dem Büro des Chefs und dem sei­ner Gattin sitzt, die ebenfalls Chefin ist und die bei­den sich jeden Tag anschreien und sich über Pipifax streiten, dann ergreift man irgendwann die Flucht, zumindest tue ich das.

Davor versuchte ich mich auch einmal als Erzieherin, doch schon als Kind fühlte ich mich nicht wohl im Kindergarten, wieso sollte es als Erwachsener anders sein.

“Mach doch einfach mal ein Praktikum bei uns, vielleicht gefällt es dir ja”, meinte Bettina zu mir. “Ich? Totengräber? Ja, nee, ist klar”, antwortete ich schmunzelnd. Doch irgendwie weckte sie meine Neugierde. Schließlich ließ ich mich überreden und war absolut positiv überrascht. Es war unglaublich, wie nahe Tod und Trauer mit Lebendigkeit und Spaß an diesem Ort dicht beieinander lagen.

Bis dato hatte ich für mein Alter schon recht viele Jobs gemacht und war dabei immer auf der Suche nach dem für mich perfekten Beruf. Erst verdiente ich meine Brötchen als Verkäuferin im Zoofachhandel, dann im Kaufhaus, im Lebensmittelladen und in einem Kiosk. Anschließend als Kassiererin bei einer Versicherung. Ich war Küchenhilfe in einer Kantine, Interviewerin für ein Marktforschungsinstitut, angehende Erzieherin in einem Kindergarten und zuletzt in verschiedenen Werbeagenturen tätig. Doch nirgendwo hatte ich soviel Spaß wie auf diesem Friedhof.

Sicherlich hätte ich als Mediengestalterin mehr Geld verdient, doch das war und ist mir immer noch völlig gleich. Wichtiger war mir, mich wohlzufühlen.

Es gibt nichts besseres, als an der frischen Luft zu arbeiten und den Tag wirklich auch als Tag zu erleben und nicht nur als acht Stunden im Büro oder in einer Kantine oder was auch immer es für ein geschlossener Raum sein mochte. Ja klar, gab es auch die extremen scheißnassen Tage, doch trotzdem war ich besser drauf, als irgendwo drinnen.

Nach kürzester Zeit kam mir der Friedhof eher wie ein großer Park vor. Jeden morgen fuhr ich mit dem Minikipper raus und genoss die Vielfalt der Tiere, die Natur an sich und die Ruhe an diesem Ort. Es war so unglaublich schön den Arbeitstag im Freien zu verbringen, wenn die Sonne schien, der Wind durch die Bäume wehte und die Vögel zwitscherten oder man nur das Schreien des Bussards hörte. Der Friedhof war so groß und oft so Menschen leer, dass man manchmal stundenlang alleine war und sich ein wenig vorkam wie in der Wildnis. Ebenso cool war es allerdings auch mit dem Mp3 Player im Ohr über den Friedhof zu düsen und parallel zu seinen Aufgaben in Träumereien zu verfallen.

Sicherlich war die Arbeit teilweise hart, vor allen Dingen zu Anfang. Doch gut angewandte Technik und ein paar Tricks, machten einiges schon viel leichter. Schnell hatte ich den Dreh perfekt raus. Ich arbeitete gut, sauber und schnell und hatte dadurch noch genug Zeit, um Spaß mit meinen Kollegen zu haben.

Ich war sicher, dass ist der Beruf den ich für immer machen wollte. Jahrelang gab es keine großen Zweifel an meiner Entscheidung, obwohl die Dinge auch bei uns so langsam anfingen schlechter zu laufen. Immer mehr von meinen Kollegen wurden entlas­sen, immer wieder hieß es, wir haben kein Geld mehr. Obwohl die dadurch hinzukommende Mehrarbeit auf die restlichen Mitarbeiter verteilt wurde und der Druck immer mehr stieg, fühlte ich mich dennoch wohl.

Wasserspiele im Sommer, Schneeballschlach­ten im Winter, mit Schuhcreme beschmierte Ma­schinensitze, Verarschereien an der Tagesordnung, halbe Essensschlachten in den Pausen und für dum­me Sprüche allzeit bereit. Das machte einem das Leben leichter.

Mit Bettina konnte ich nur die ersten zwei Jahre zusammen arbeiten, bis sie auf einen an­deren Friedhof versetzt wurde.

Dann vor etwa zwei Jahren bekamen wir ein neues Mitglied in unserer kleinen Familie. Sie passte wie die Faust aufs Auge zu mir, genauso balla in der Birne, genauso so le­bensfroh. Genauso viel Erwachsen wie nötig und soviel Kind, wie nur möglich. Wir waren absolut auf einer Wellenlänge. Sie hieß Anita, war 31 Jahre alt, Polin, mit reichlich Temperament gesegnet, ver­heiratet und schon Mama. Wir verstanden uns sofort. Meine kleine polnische Bulldogge wurde schnell zu einer meiner engsten Freunde und zu einer Komplizin in dieser Männerdomäne. Jeden Scheiß machte sie mit, hatte immer ein offenes Ohr für mich und oftmals gute Ratschläge. Seitdem sie bei uns war, vergingen die Tage wie im Flug. Sie hörte sich alle meine Leiden und Sorgen an, kannte und merkte sich jeden Na­men meiner Freunde und versuchte immer zu hel­fen, wo sie nur konnte.

So sollten Freunde sein und ich hatte die perfekten drei gefunden, wie sie aller­dings unterschiedlicher nicht sein konnten. Bettina, Maria und Anita. Zu Ihnen hatte ich Vertrauen, auf sie konnte man zählen.

Bevor Anita bei uns eingestellt wurde, verbrachte ich die meiste Zeit mit meinem Vorarbeiter Frank. Wir verstanden uns ebenfalls viele Jah­re lang erschreckend gut, machten Blödsinn, hatten Spaß. Wenn ich Hilfe brauchte, war er da und half. Hatte ich Sorgen, hörte er zu. Hatte ich Fragen, gab er die Antwort. Er war mit einer der cleversten der Mitar­beiter und handwerklich sehr geschickt. Er brachte mir vieles bei. Denn ich muss sagen, nicht von allen Kollegen konnte man etwas lernen.

Auch einige der Hilfsarbeiter, Leiharbeiter oder 1 Euro Jobber konn­te man teilweise echt vergessen. Einer hirnloser, als der andere, ganz wie Homer Simpson. Man hatte den Eindruck, bei so gewissen Dingen, hätte man es ihnen hundertmal erklären oder auch aufmalen kön­nen und sie hätten es nicht begriffen. Es kam mir manchmal so vor, als würden normale Informatio­nen von diesen Leuten zwar über ihre Gehörgänge aufgenommen und sich dann auch erst einmal ihren üblichen Weg zum Rückenmark suchen. Doch an­statt zurück zum Kopf zu wandern, gingen diese wohl erst einmal in Richtung Magengegend. Dort wurden sie dann wahrscheinlich als unbrauchbar de­klariert, machten möglicherweise auf den Weg zum Gehirn noch ein paar Umwege über die Fingerkup­pen, bis sie schließlich endlich im Kopf ankamen und eine laut tönende, rot aufblinkende Warnleuchte das Signal gab: Objekt nicht erkannt! Objekt nicht erkannt! Anders konnte ich mir die extrem lange Leitung derer nicht erklären. Oftmals lächel­ten die betroffenen Dusselsköppe dann nur und taten so, als wäre nichts passiert.

Im Großen und Ganzen kam man aber miteinander aus und wenn nicht, konnte man sich auch gut auf dem großen Gelände aus dem Weg gehen oder sich gegenseitig einfach veräppeln.

Ich hatte es schon sehr gut dort. Dieser Arbeitsplatz war in mei­nen Augen fast wie ein Sechser im Lotto. Und auch obwohl ich mich anfangs dagegen wehrte, wurde ich teilweise richtig verwöhnt. Meine Kollegen sorgten immer für reichlich Leckereien wie Puddings, belegte Bröt­chen und warme Mahlzeiten für mich. Vor allem Andreas und Frank mästeten mich fast täglich. Andreas saß mit mir und Anita am Tisch, musste sich regelmäßig Ferkelsgeschichten und Matumbogespräche reinzie­hen und mit ansehen, wie wir uns fast jede Pause völlig daneben benahmen. Doch ich denke an sei­nem Lächeln konnte man gut erkennen, dass er das ziemlich gelassen sah. Mit ihm, Anita und meinem Vorarbeiter verstand ich mich am besten.

Frank war 49 Jahre alt, verheiratet und hatte zwei Kinder. Auf seinem Kopf wuchsen kaum noch Haare und ein Zahn fehl­te ihm ziemlich sichtbar. Aber wen interessiert das Äußere, wenn das Innere stimmt. Und bis dato stimmte es bei ihm. Fast neun lange Jahre war er mein Arbeitsersatz­papa und für mich unbezahlbar. Wir trafen uns mindestens dreimal pro Tag zum Pause machen, es gab immer etwas zu erzählen. Musste ich irgendetwas dringend loswerden, fuhr ich morgens als erstes zu Frank und Streit war ein Fremdwort für uns.

Vor ein paar Jahren bekam er einen Herzinfarkt. Ich wusste an­fangs nicht was er hatte, nur, dass er auf einmal krank geschrieben war. Keiner der Kollegen wusste etwas genaues. Als Frank dann wieder aus dem Krankenhaus kam, erzählte er mir was passiert war. Ich brach in Tränen aus. So erschüttert dar­über, wie schnell er hätte auf einmal nicht mehr da sein können.

Doch nun bemerkte ich seit einiger Zeit Veränderungen an ihm. Anstatt gute Laune, hatte er nun vermehrt schlechte und fing an dies deutlich zu zeigen. Auch mir gegenüber war er plötzlich mehr trübselig, als fröhlich gestimmt. Dennoch häuften sich die Le­ckereien, die Geschenke und kleinen Überraschungen von ihm, die ich fast täglich auf meiner Maschine fand. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Meine Laune schwand leicht und die Gedanken kreisten. Er wurde verschwiegener und immer negativer in seiner Ein­stellung. Verschwiegener wurde ich dadurch auch. Ich konnte nur Vermutungen aufstellen, über das was ihn bedrücken könnte. Es tat mir leid, diese ganze Situation war merkwürdig, auffallend und ziemlich beschissen. Irgendwie schien es ihm verdammt dreckig zu gehen.

Auch auf seine Arbeit wirkte sich das aus. Seine sonst so ordentliche Vorgehensweise verschwand von Tag zu Tag. “Ich hab nichts, was soll ich denn haben”, mehr sagte er nie, wenn ich ihn fragte was mit ihm los sei.

Einige Monate hielt ich seine negativen Launen noch aus, dann beschloss ich, ihm erst einmal mein Desinteresse zu zeigen. Zum eigenen Schutz versteht sich, denn in gewisser Weise können solche Launen auch irgendwie ansteckend sein und da konnte ich getrost drauf verzichten. Von da an machte ich weniger Pause mit ihm und nahm sein Essen gar nicht oder nur noch selten an. Ich hoffte, er würde sich fangen und wieder der Alte werden, doch es wurde immer auffälliger und auch offensichtlich für die anderen, dass irgendetwas im Busch war. Schleichend sonderte er sich ab von mir und seinen Kollegen, machte einen auf Alleingang. Sogar vom Chef hielt er deutlich Abstand.

Eigentlich hätte ich ihn in solch einer schwierigen Zeit, wie ich sie gerade hatte gut brauchen können, doch ich brauchte einen Freund und kein neues Problem. Ich versuchte mir gute Laune zu machen und alles irgendwie positiv zu sehen und er machte genau das Gegenteil. Von solchen Miesmuffeln versuchte ich doch gerade eben Abstand zu halten. Obwohl er so schwierig wurde versuchte ich immer wieder zwischendurch mit ihm zu reden, ihn wieder zum lachen zu bringen. Doch es war sinnlos, er schien sich mit allen Mitteln dagegen wehren zu wollen und reagierte nur mit patzigen Antworten, wenn ich ihn fragte, warum er so schlecht drauf sei.

Dann kam eine Situation auf, wo mir der Arsch platzte. Auf der Arbeit ging es mittlerweile etwas ruhiger zu, denn die Hauptsaison um Totensonntag und Allerheiligen herum lag hinter uns. Anita und ich waren mit den anderen Kollegen gerade dabei, das Laub von den Gräbern zu entfernen.

Wie ich diese Arbeiten hasste. Laub blasen, kratzen, Häufchen machen, weg fahren und das acht Stunden am Tag, kotz, brech, wie ätzend.

Chef hatte Urlaub und sein Vertreter war logischerweise Frank. Bei einer allgemein angesetzten Zigarettenpause, fuhren Anita und ich kurz mit dem Minikipper zum Kiosk, welcher direkt am Friedhofsgelände lag, um ihr neue Kippen zu holen. Eine Sache von höchstens fünf Minuten, wenn überhaupt. Wir standen also an der Theke, kauften Zigaretten und wer fuhr in dem Moment mit dem Radlader vorbei? Frank! War klar. Er blieb stehen, guckte zu uns mit ernsten Blick und fuhr weiter. Na toll. Fast jeder, möchte ich mal behaupten, war schon des Öfteren oben im Kiosk um sich mal eben kurz Zigaretten zu holen oder zur Pause hin etwas zu Essen. Nie hatte das jemanden gestört, solange es nicht übertrieben wurde.

Als wir wieder bei den anderen waren, dauerte es keine fünf Minuten da kam Frank schon angefahren. Meine Laune war dementsprechend gereizt, denn ich konnte förmlich riechen, was jetzt passieren sollte. Dann legte er los. “Wenn ihr schon zum Kiosk fahren müsst, dann nicht zu zweit, sondern alleine. Und sagt vorher im Büro Bescheid oder fragt mich, ob ich euch das überhaupt erlaube”, meckerte er ziemlich arrogant. “Einen Scheißdreck werde ich tun”, habe ich gedacht und besser nicht gesagt. Stattdessen fielen andere, auch nicht gerade freundlich gewählte Worte aus meinem Mund: “Seit wann ist das denn ein Problem? Das machen doch alle so. Das waren zwei Minuten, wenn überhaupt.” Anita gab dasselbe ungefähr noch einmal zur Erklärung von sich, jedoch in einem etwas höflicheren Ton. “Wer macht das noch? Ich nicht”, meinte Frank. “Dafür machst du andere Dinge, die auch nicht besser sind. Das ist immer alles kein Problem, du darfst das ja. Du gehst immer früher in die Pause um dein Essen warm zu machen und dir Kaffee zu kochen. Das dürfen andere auch erst um halb eins. Und jetzt kackst du uns an wegen zwei Minuten.” Zack hatte ich ihn verpfiffen. Nicht gerade nett, aber gerecht und gefallen lassen wollte ich mir so etwas nicht von ihm. “Ich mein ja nur was ist, wenn das mal Friedhofsbesucher sehen und sich dann beschweren: 'Guck mal, so, so, während der Arbeitszeit zum Kiosk gehen.', wird es heißen und dann sind wir die Dummen”, argumentierte er. So ein Blödsinn, schwachsinniges Herausreden war das für mich, mehr nicht. Das ganze Theater klang eher ganz danach, als wolle er einfach nur den Chef raushängen lassen und mal 'ne Runde schlechte Laune verbreiten. “Ist das schon mal vorgekommen? Hat sich schon mal jemand beschwert?”, fragte ich. “Nein, aber könnte ja mal passieren”, antwortete er. “Ja nee, ist klar, aber sonst noch alles tutti?”, war mein letztes Wort bevor ich mich umdrehte, ihn stehen ließ und meiner Arbeit nach ging.

Ich war so sauer, innerlich am Kochen. Gerade er war für solche Sachen ein schlechtes Vorbild und sollte sich lieber mal selbst an die eigene Nase fassen. Ich wusste, dass ich in dem Punkt im Recht war, allerdings wusste ich auch, dass ich so hätte nirgendwo anders reagieren können, ohne sofort die Kündigung zu bekommen. Doch anstatt mich zu beruhigen und es auf sich beruhen zu lassen, nö, kochte ich über und fuhr Frank nach. Er war mittlerweile im Aufenthaltsraum.

Kaum hatte ich die Türe auf, keifte ich sofort los: “Was ist eigentlich los mit dir? Drehst du jetzt völlig am Rad. Was ist da in deinem Kopf nicht ganz normal im Moment? Früher wäre dir das vollkommen Wurscht gewesen.” “Ja und was ist, wenn diese Dinge hinterher so weit gehen, dass da einer von euch nachher noch im Laden steht und Kaffee trinkt?”, fragte Frank. “Ja sonst noch was? So übertreiben würde das keiner”, antwortete ich wütend. “Ich weiß nicht, kann ja sein. Würde mich hier auch nicht mehr wundern”, sagte er mit einem leicht sarkastischen Lächeln. “Wie lange willst du diese Show eigentlich noch abziehen?”, fragte ich ihn patzig. “Wieso denn, was denn?”, stellte er sich auf doof. “Jetzt tu doch nicht so. Du wendest dich ab von allen. Redest kaum noch ein Wort mit dem Chef. Verhältst dich wie ein Offizier beim Militär. Ziehst eine Fresse, als wenn gleich die Welt untergehen würde und machst deine Arbeit auf einmal total lieblos. Jeder hat hier seine Probleme und sein Päckchen zu tragen, nur keiner verhält sich so wie du”, keifte ich ihn an. “Ich guck, dass ich hier meine acht Stunden um bekomme und fertig. Wenn der Chef irgendwas will, soll er es sagen. Mir ist das alles so egal”, antwortete er. “Ich finde das scheiße wie du dich verhältst und auf mich kannst du in Zukunft nicht mehr zählen, nicht, wenn du so weiter machst”, sagte ich wieder wesentlich ruhiger jedoch immer noch bestimmend und verließ den Raum.

Dies sollten dann vorerst meine letzten Worte sein, die ich mit ihm sprach. Ich kam einfach mit seiner neu erworbenen, ungerechten Art, seinem ständigen Befehlston und seiner fortschreitenden, schlechten Laune nicht mehr klar. Traurig machte mich nur, dass er vor einigen Monaten noch ganz anders war.

Auch wenn mir diese Situation innerlich schon sehr weh tat, ließ ich es mir gegenüber ihm und den anderen Kollegen nicht anmerken. Schauspielern konnte ich echt verdammt gut, was so etwas betrifft.

Nach diesem unschönen Gespräch mit Frank, fuhr ich raus mit meiner Maschine, versteckte mich ein paar Minuten und weinte vor Enttäuschung. “Wie kann man sich nur so drehen? So langsam reicht es mir, schon wieder ein Mann weg, die sind doch alle bekloppt, ich kann es nicht begreifen”, dachte ich bedrückt. Dann dachte ich an Kai und daran, dass es gleich wieder halb fünf sein würde. Ich lächelte verträumt, während mir die Tränen herunterkullerten und freute mich auf den Feierabend.

Große Füße

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