Читать книгу Wanderführer Allgäu: Wanderungen für Senioren Allgäu. 33 entspannte Touren in den Allgäuer Alpen. - Lars Freudenthal - Страница 10
3 Auf den Rottachberg
ОглавлениеAufstieg zur Ruine Vorderburg
Auf stillen Wegen führt uns die Wanderung ab dem Ort Vorderburg über Brackenberg und durch liebliche Bergwiesen hoch zur Ruine Vorderburg. Von dort geht es zur Alpe Müllers Berg. Das beliebte Ausflugslokal ist ab Großdorf auch über einen einfachen Spazierweg zu erreichen.
Tourencharakter
Der Abstieg zur Müllers Alpe erfolgt über Pfade und eine längere Treppe. Der Abschnitt auf dem Grat erfordert Trittsicherheit, lässt sich aber durch den Rückweg auf der Zufahrt umgehen.
Ausgangs-/Endpunkt
St.-Blasius-Kirche in Vorderburg (860 m)
Höchster Punkt
Nahe Berghof Lingg (1100 m)
Anfahrt
GPS 47.6096, 10.3338
Auto: Von der A 980 bei Ausfahrt 2 nach Sulzberg abfahren, weiter über die OA 6 bis Vorderburg. Alternativ von der B 19 auf Höhe Immenstadt auf die ST 2006 abfahren, dann bei Kranzegg nach Vorderburg abbiegen
Bus & Bahn: Ab Immenstadt und Wertach fährt die Buslinie Nr. 81 die Haltestelle »Vorderburg-Kirche« an.
Einkehr
Alpe Müllers Berg; Gasthof Hirsch in Vorderburg
Informationen
Touristinfo Rettenberg, Tel. 08327/920 40, www.alpsee-gruenten.de
Als die Pest kam … Ab der Kirche St. Blasius in Vorderburg folgen wir der Kirchdorfer Straße an den südlichen Ortsrand. Nach Brackenberg sind zwei Wege ausgewiesen: Während die technisch leichtere, aber auch längere Variante die Fahrstraße nutzt, biegen wir erst rechts, dann links auf den Weg zum Wald ab. Damit folgen wir der Beschilderung über einen Stationenweg zum Pestfriedhof. Genau genommen handelt es sich um den zweiten Pestfriedhof von Vorderburg. Als im Dreißigjährigen Krieg die Seuche diesen idyllischen Flecken Erde erreichte, wurden die Toten ab 1628 bis 1635 abseits des Dorfs inmitten des Walds begraben. Auf dem heute ebenfalls im Wald gelegenen Pestfriedhof ruhen die Pestopfer aus der Zeit bis 1644. Bei der kleinen Kapelle befindet sich heute der Endpunkt des Kreuzwegs, der vom Dorf hier heraufführt.
Freie Sicht Nach diesem besinnlichen Auftakt folgen wir dem Waldweg zur nahen Fahrstraße. Dort verlassen wir den Wald, und die Sicht öffnet sich nach Süden hin zum Grünten und über das Illertal zum Naturpark Nagelfluhkette und bis zu den Allgäuer Hochalpen in der Ferne. Wenden wir uns nach Westen, zeichnen sich über dem benachbarten Höhenzug die Berge rund um Jungholz mit der Reuterwanne und dem Pfeifferberg sowie, weiter südlich, dem markanten Gipfel des Sorgschrofens ab. Wir selbst folgen der Straße durch reizvolle Wiesen leicht bergan nach Brackenberg. Im Ort biegen wir zweimal kurz nacheinander rechts ab und stehen bei der nächsten Weggabelung vor der Wahl: Links ginge es zunächst noch auf einem breiten Landwirtschaftsweg, dann über einen kurzen felsigen Abschnitt zur Ruine. Etwas schöner und einfacher finden wir den beim Wegweiser als »Variante« angegebenen Weg.
Aufstieg zur Ruine Vorderburg Damit laufen wir bei der Gabelung auf einem schmaleren Wiesenweg in etwa geradeaus. Leicht bergab haben wir auch hier eine herrliche Sicht über das Tal zum Gegenhang, ehe wir nach ca. 300 Metern links abbiegen. Wieder bergan, queren wir eine Weide. Da auf diesem Wanderweg nur wenig Betrieb herrscht, ist der Verlauf nicht immer deutlich zu erkennen – im Prinzip aber laufen wir immer in nördlicher Richtung, wobei der Wiesenweg weiter oben leicht nach rechts schwenkt. Rechts ab, ist die Ruine Vorderburg bald erreicht. Allerdings wird sie nur allzu leicht übersehen. So waren die direkten Zugänge bei unserem Besuch zugewachsen, und Schilder warnten vor Steinschlag. Wer genau hinsieht, erspäht zwischen den Bäumen aber noch Teile des äußeren Bergfrieds. Die Burg wurde um das Jahr 1100 erbaut und war Stammsitz der vollfreien Edlen und Freiherren von Rettenberg. Nachdem das Adelsgeschlecht erloschen war, gingen die Burg und die umliegenden Lehen im Jahr 1351 an den Hochstift Augsburg über. 1562 wurde die Burg durch einen Brand zerstört und nicht wieder aufgebaut. Heute zeugen nur wenige Mauerreste von der einst mächtigen Festung auf dem Gratende des Rottachbergs, um die sich die bitterböse Sage vom Schwarzen Ritter (s. Tippkasten) rankt.
Zeit zum Rasten und Einkehren Etwas westlich von der Burgruine abgerückt, steht ein Pavillon auf dem Grat. Sobald die Bäume und Sträucher wieder zurückgeschnitten werden, hat man von dort eine weit reichende Sicht über das Illertal zu den Bergen im Westallgäu. Auch mehrere Baggerseen und ein Zipfel vom Niedersonthofener See sind zu erkennen.
Wenige Schritte unterhalb bietet eine nach Osten ausgerichtete Rastbank eine schöne Möglichkeit zum Verweilen, bevor wir die Ruine auf ihrer Südseite passieren und der Wegmarkierung durch den Wald sowie über eine längere Treppe hinunter zur Alpe Müllers Berg folgen.
Mit herrlicher Sicht über das Alpenvorland verwöhnt sie hungrige Wanderer mit Allgäuer Brotzeiten, Frischkäse und hausgemachten Kuchen. Familien finden neben der Sonnenterrasse einen Spielplatz und einen Streichelzoo.
Rückweg über Großdorf Für den Rückweg haben wir zwei Möglichkeiten: Wer gut zu Fuß und auch eine Passage mit Wurzeln und Steinen zu meistern gewohnt ist, folgt der Beschilderung Richtung Greifenmühle. Der Wanderweg führt über die Wiese in einen schmalen Waldstreifen. Nachdem sich links kurz die Sicht über das Rottachtal öffnet, zweigen wir beim nächsten Wegweiser rechts nach Vorderburg ab ( Abzweig Vorderburg). Auf bald wieder leichter zu begehendem Untergrund folgen wir den gelb-weißen Markierungen durch Weiden und entlang kleiner Waldinseln hinunter nach Großdorf.
Alternativ nutzen wir ab der Alpe die Zufahrtsstraße, welche uns an einem Spiel- und Grillplatz vorbei ebenfalls hinunter nach Großdorf führt. In beiden Fällen geht es dann rechts über die Amthausstraße und die Kirchdorfer Straße zurück zum Ausgangspunkt bei der Kirche St. Blasius in Vorderburg.
Aussicht vom Rottachberg zu den Bergen rund um Jungholz
Fast unsichtbar und doch da: die Ruine Vorderburg
Erst auf den zweiten Blick ist der Bergfried zu sehen.
Der Schwarze Ritter
Zur Zeit der Kreuzzüge brach der Burgherr auf, um das Gelobte Land zu befreien. Fern der Heimat geriet er in Gefangenschaft. Währenddessen machte sein bester Freund der Ehefrau den Hof. Als keine Hoffnung mehr bestand, gab sie ihrem neuen Verehrer nach. Doch zu jener Zeit war dem Ritter die Flucht gelungen. In Lumpen gekleidet und völlig abgemagert erreichte er die Burg an dem Tag, an dem Hochzeit gehalten wurde. Weil man ihn für einen Bettler hielt und bei dem Fest niemand darben sollte, wurde ihm ein Becher Wein gereicht. Außer sich vor Zorn zog der Ritter sein Schwert und erschlug das aus seiner Sicht gottlose Paar. Fortan hauste er allein auf seiner Burg. Mit der Zeit verflog die Wut und machte der Reue Platz. Noch heute soll der Geist des Schwarzen Ritters ruhelos um die Burgruine reiten und sein Leid klagen.