Читать книгу Die neue Mayerling-Chronik - Lars Friedrich - Страница 3
ОглавлениеVorwort
Die Wiener Gesellschaft zwischen Romantik, Biedermeier und Naturalismus schätzte den Wienerwald als stadtnahes Ausflugsziel und Sommerfrische. Orte wie Baden und Heiligenkreuz galten früh als lohnenswerte Ziele am Rande der Residenzstadt. Aber auch das kleine Dorf Mayerling hatte seinen Reiz: hier rollte sich der Komponist Hugo Wolf die ersten Zigaretten, aß vegetarisches Müsli, streifte durch die Wälder und hatte seine ersten sexuellen Erlebnisse. Und eine bereits im 13. Jahrhundert errichtete Kirche zog viele Jahrhunderte lang Pilger aus der ganzen Wienerwald-Region an.
Auch wenn der Ort urkundlich bereits 1136 erstmals genannt wird und seine Wurzeln vielleicht bis in die Steinzeit reichen, erlangt Mayerling erst 1889 seine traurige Berühmtheit. Am 30. Jänner 1889 stirbt dort Kronprinz Rudolf, der einzige Sohn des österreichischen Kaisers und ungarischen Königs Franz Joseph I. und seiner Gemahlin Elisabeth, genannt Sisi. Im Tod an seiner Seite: Marie Alexandrine Freiin von Vetsera, seine minderjährige Geliebte.
Eine Kette von Fehlern, Falscheinschätzungen und Lügen ist verantwortlich, dass rund um dieses Wienerwald-Dorf schnell ein Mythos entsteht: Die erste Todesmeldung lautet: „Der Kronprinz Rudolf ist vergiftet worden“. Dann folgt ein Gerücht: „Der Kronprinz ist einem Jagdunfall zum Opfer gefallen“. Und wenig später wird durch den kaiserlichen Hof eine weitere Falschinformation legitimiert: „Seine k. und k. Hoheit der durchlauchtigste Kronprinz Erzherzog Rudolph ist am Herzschlag plötzlich verstorben“.
Erst drei Tage später erfolgt die Richtigstellung: „Die That ist in einem Zustande von Geistesverwirrung geschehen.“ Die Existenz eines weiblichen Leichnams wird bis 1918, dem Ende der Habsburger Herrschaft über Österreich-Ungarn, offiziell verschwiegen. Auch heute wird noch immer gerätselt, warum der Erzherzog und die Baroness starben... Mayerling und die Kronprinz-Rudolf-Gedenkstätte im „Conventus S. Jos. Mayerlingens M. M. Carmel. Disc.“ zählen aus diesem Grund zu den meistbesuchten Kulturgütern in Niederösterreich.
Die vorliegende Chronik belegt, dass die Geschichte des Dorfes Mayerling nicht auf jene Winternacht des Jahres 1889 reduziert werden darf. Wir spannen einen historischen Bogen aus der Steinzeit in die Gegenwart und nennen die wichtigsten Daten der Lokalgeschichte. Weitergehende Informationen und die Angabe aller Quellen, ohne die das Erstellen dieser Chronik nicht möglich gewesen wäre, finden Sie im Internet unter www.mayerling.info
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Bei der Einführung von Personen haben wir versucht, das Geburts- und Sterbejahr so genau wie möglich zu recherchieren. Bei weltlichen und kirchlichen Würdenträgern verzichten wir - in der Regel - auf das Geburtsdatum und geben an, in welchem Zeitraum sie ihr Amt bekleideten. Zudem stellen wir bei eingeführten Kirchenpersonen ihrem Namen keinen Hinweis auf den Orden (z. B. OCist oder OCD) bei.
Wir haben bewusst darauf verzichtet, dieses Buch zu bebildern. Fotografien oder Zeichnungen aus den frühen Jahren Mayerlings sind sehr spärlich und erst ab ca. 1824 bekannt. Bildern oder Ansichtskarten aus Mayerling zeigen in der Regel ausschließlich den Karmel St. Josef. Wer sich dennoch ein Bild von Mayerling machen möchte, dem sei unser im Juni 2007 erschienenes Buch „Mayerling in alten Ansichtskarten“ empfohlen.