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I

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Es hatte den ganzen Sonntag lang und auch die Nacht über geregnet. Es war, als wären die Schleusen der Sintflut selbst geöffnet worden. Ich saß in meinem Arbeitszimmer, verloren im endlosen Regen und in der durchnässten Landschaft vor dem Fenster. Die Atmosphäre war geladen mit statischer Elektrizität. Irgendetwas Undefinierbares braute sich über dem Meer zusammen, eine Abfolge von dunklen Schatten aufbrechender Wolken, die von unbeantworteten Fragen überquollen.

Ich hatte das Manuskript von Der Seher gerade beendet, als das Telefon klingelte.

„Die Zeit ist gekommen“, sagte eine mir vertraute Stimme.

Es war der Seher.

„Wir treffen uns in Montségur, Freitag nächster Woche.“

Ich wollte etwas sagen, aber die Worte blieben mir im Halse stecken. Ein Gefühl tiefen, warmen Glücks durchflutete mich. Vielleicht hatte ich die Hoffnung, wieder von ihm zu hören, bereits aufgegeben. Er war in meinen Träumen gewesen und ich hatte die Gegenwart seiner inspirierenden Kraft von weither erfahren. Was mehr hätte ich mir wünschen können? Jetzt saß ich hier voller Angst, er könne wieder aus meinem Leben verschwinden.

„Sei wachsam“, sagte er, „der Zahltag naht.“

Die Verbindung wurde unterbrochen und in meinem Ohr klang nur noch der einsamste Ton der Welt nach. Zahltag? Was sollte das bedeuten? War dies nur ein weiteres Beispiel für den mir wohlbekannten Sinn des Sehers für das Dramatische oder für sein ebenso treffsicheres Zeitgefühl?

Der bloße Klang seiner Stimme belebte erneut die unsichtbare Sprache, mit der ich allmählich vertraut wurde und die, wie ich wusste, nur verwendet wurde, wenn etwas Unausweichliches mitgeteilt werden musste: Ein Klang, der nur von jemandem empfangen werden konnte, der in ihn eingeweiht worden war. Der ominöse, überaus nüchterne Unterton konnte meine Freude darüber, wieder von ihm gehört zu haben, jedoch nicht trüben.

„Sieh. Wach auf und SIEH!“, flüsterte eine Stimme.

Am folgenden Tag ereignete sich eine Katastrophe, die den Wirklichkeitssinn einer ganzen Generation auf mehreren Kontinenten erschüttern sollte. Dieser Tag war der 11. September 2001, der Tag, an dem der Turm zu Babel – die Zwillingstürme von New York – einstürzte. Die Generation trug den Namen ‚Angst’ und es geschah in der Westlichen Welt. Zahltag!

Es war ein böses Erwachen. Schließlich war der Abszess aufgebrochen, und jetzt standen wir da, gelähmt, und starrten blind in die selbstgeschaffene Finsternis. Doch statt bereitwillig hinzusehen, entschieden sich die politischen Führer der Welt einmal mehr dafür, den zerstörerischen Ausweg der Unterdrückung und der Angst zu wählen: Projektion – das hoffnungslose Ergebnis eines einseitigen, starren und männlichen Machtstrebens.

„Nur unreife Führer brauchen äußere Feinde“, flüsterte eine Stimme.

Unwillkürlich stellte ich mir die Frage, wie die Welt wohl aussähe, würden die Klöster des tibetischen Buddhismus in Indien, die griechisch-orthodoxen Klöster auf dem Berg Athos in Griechenland, Medjugorje in Bosnien, Manitou in Crestone, Colorado, die spirituellen Nachfahren von Black Elk in den Black Mountains und der Sitz des Sehers in Andalusien nicht in Kooperation mit den höheren Mächten intensiv daran arbeiten, das hauchdünne Gleichgewicht zwischen dem irdischen Wahnsinn und einer universalen Ordnung aufrechtzuerhalten. Wo wären wir dann wohl?

Alles taucht heutzutage mit einem tiefen Gefühl des Schmerzes auf. Es sind die alten, verbrauchten Mächte, die sich in ihrem Todeskampf winden und aufbäumen, in einem letzten, verzweifelten Versuch, ihre Macht zu erhalten. Tief unter der Eiskappe der Unterdrückung erbeben die Erde und alle Seelen in Geburtswehen, in einer Ahnung, dass bald etwas Neues und lange Erwartetes geboren werden soll. Eine kosmische Macht, die die Menschen zuvor nicht zu erkennen vermochten, weil sie erst jetzt lernen, sich dafür zu öffnen. Verwirklichung!

Im Heim meiner Kindheit gab es einen dieser seltsamen Schmuckgegenstände, die man heute vielleicht Hassgeschenke nennen würde, eine marmorne Miniatursonnenuhr mit einem Schildchen, auf dem stand: „Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heit’ren Stunden nur.“ Während ich eines Tages dieses kleine Denkmal für die Unterdrückung der Menschheit beäugte, kam mir plötzlich der Gedanke: „Und was machen wir mit all den dunklen Stunden?“ Erst als ich dem Seher begegnete und mit ihm zu arbeiten begann, verstand ich, dass das, was wir Dunkelheit nennen, nur die verborgenen Qualitäten sind, die darauf warten, erhellt und aktiviert zu werden. „Ich bin froh, dass ich in einem Land wie Dänemark lebe“, sagte der Taxifahrer, als wir gerade am Hauptbahnhof von Aarhus ankamen. „So etwas könnte hier nie passieren.“

Aus bloßer Höflichkeit nickte ich zustimmend und bezahlte die Fahrt. Der Himmel war bleiern und verschlossen. In der Ankunftshalle herrschte ein schläfriges, tranceartiges Gewühl. Neben der Zeitungsschlagzeile „Der Angriff des Islams auf den Westen“ sah ich eine Überschrift „Der Verkauf von Tranquilizern explodiert“. In einer dunklen, nach Urin stinkenden Ecke kreiste ein Schwarm von Fliegen um ein zusammengekauertes, schmutziges Bündel, von dem ich annahm, dass es ein menschliches Wesen war.

Irgendwo in mir wurde eine Landschaft immer deutlicher sichtbar. Manchmal zeigte sie sich als eine riesige Wiese mit einem nebulösen, milchigen Horizont, der keinen Anfang und kein Ende hatte. Kein Mensch war zu sehen. Der Schrei eines Raben durchschnitt die Luft, als wolle er die darauf folgende Stille ankündigen, was alle Dinge in etwas vibrieren ließ, das ich nur als unheilschwangere Leere zu beschreiben vermochte. Vielleicht war dies der grundlegendste und am meisten gefürchtete Zustand unseres Lebens. Die Einsamkeit, die sich so als eine innere, endlose und unwirkliche Szene manifestierte, wie eine Brücke zwischen Verdammnis und Transformation. Vielleicht war es der Beginn eines Albtraums oder eines neuen Lebens. Die Wahl blieb dem Einsamen überlassen – eine Wahl, die jeden Tag, jede Sekunde gut getroffen werden wollte.

Seit ich aus Andalusien und von dem Seher heimgekehrt war, hatte sich alles verändert. Ich hatte ein ganz neues Leben begonnen, indem ich meine alten Sorgen aufgab und die schwierige Kunst des Seins praktizierte.

Eine Stimme erwachte zum Leben: „Du bist ein Blatt im Wind, ein Blatt, das durch die Luft segelt und genau dort landet, wo es hingehört, nicht zufällig und doch unvorhersehbar. Du bist ein Blatt im Wind. Doch du bist auch der Wind. Das Blatt ist vergänglich. Der Wind ist ewig.“

In diesem Sinne war ich auch das nach Urin riechende Bündel in der dunkelsten Ecke des Bahnhofs. Aber ich war auch derjenige, der an ihm vorbeiging. Ich redete mir selbst ein, dass es nicht aus einem Mangel an Mitgefühl geschah. Nein. Ich erkannte einen Bruder in einer unmöglichen Situation. Doch ich wusste auch, dass dies auf irgendeine Weise ebenfalls eine Illusion war und dass die Situation weder sinnlos noch hoffnungslos war, sondern vielmehr die sicherste Möglichkeit der Veränderung. Es war eine Konfrontation mit all meinen rigiden Vorstellungen von der tiefsten menschlichen Verpflichtung: einem Mitmenschen in Not zu helfen. Ich begriff, dass die scheinbare Arroganz einer solchen Denkweise tatsächlich der erste Schritt zu einem tieferen Verständnis des Wortes Respekt sein könnte. Dies war der Schlüssel zu der einfachen Lehre dessen, was die Stimme über mein Sein als Blatt im Wind sagte. Andererseits war es auch eine Herausforderung, der Wind zu sein, der das Blatt durch die Luft trägt, und in die unbekannte Dunkelheit einzutreten, in der nur die hoffnungslosesten Wesen ruhelos umherwandern – um zu erkennen, dass diese Wesen tatsächlich verborgene Aspekte unserer selbst sind.

Von dem Moment an, in dem ich den Stift auf das Papier setzte, war mir, als hätte ich einen Zug bestiegen, der in einen Tunnel hineinraste, in dem es keine mehr Zeit gab, der weder rückwärts noch vorwärts fuhr, sondern in die Gegenwart, in der ich schrieb.

Alles, was ich gelernt hatte, wurde auf diese Weise zu einer grenzenlosen Wirklichkeit. Das Schreiben an sich war ein Akt der Bewusstseinserweiterung – eine Transformation des Bewusstseins, durch die ich endlich, wenn auch sehr vorsichtig, zur Bestätigung der magischen Worte gelangen konnte: Ich mache mich selbst verfügbar. Ich akzeptiere meine Verantwortung.

Während ich Der Seher schrieb, geschah noch etwas anderes, das sich in Hinsicht auf meine scheinbar unlösbaren finanziellen Probleme als endgültiger Umschwung erwies. Es geschah an dem Tag, an dem eine verführerische Stimme versuchte, mich dazu zu überreden, eine mir wie auf den Leib geschriebene Rolle als heruntergekommener Pop-Sänger in der Fernsehserie Das Hotel anzunehmen. War dies die Antwort auf meine finanziellen Probleme oder die letzte Versuchung? Plötzlich sah ich klar. Ich wusste: Würde ich die Rolle annehmen, dann wäre das nur ein Rückschritt zu all dem, wovon ich mich zu befreien bemüht hatte. Ich lehnte höflich ab. Ich lehnte eine verlockende Gage ab, die meine zerrüttete finanzielle Situation hätte bereinigen können, die mir aber nicht das neue Leben zu schenken vermochte, nach dem ich mich so verzweifelt sehnte. Ich sagte Nein zu dem heruntergekommenen Pop-Sänger, den es nicht mehr gab. Einfach so! In genau diesem Moment öffnete sich eine andere Tür. Schulden, die ich wegen der angesammelten Zinsen schon mehrfach abgezahlt hatte, wurden mir plötzlich erlassen. Die Post brachte unerwartete Angebote für Vorträge. Zack!

Wie war dies möglich? Lag die Antwort vielleicht darin, dass ich aufgegeben hatte, meine Probleme mit meinen Sorgen zu nähren? War der Grund vielleicht, dass ich endlich ein gewisses Vertrauen in das gesetzt hatte, was wirklich wichtig war – in meinen wirklichen Beruf? War dies das sichtbare Ergebnis dessen, dass ich der einfachen Lehre des Sehers darüber, wie man in den Fluss eintritt, folgte? Vielleicht hatte die Direktion im Obergeschoss mich doch noch nicht aufgegeben?

Der Zug glitt geräuschlos in die trostlose Landschaft. Ich schaute auf die Felder und die Bäume, die ständig verschwanden und wieder auftauchten. Das Fenster beschlug ein wenig und ich glaubte, in seiner nebelartigen Spiegelung ein entfernt bekanntes Gesicht zu erkennen. Zuerst dachte ich, es sei mein eigenes Spiegelbild, doch dann sah ich, dass es einem sehr viel älteren Mann gehörte. Eine Frau erschien hinter diesem Gesicht. Ich drehte mich um.

„Noch jemand zugestiegen?“

Die Schaffnerin lächelte. Leicht verwirrt holte ich meine Fahrkarte heraus und gab sie ihr.

„Foix – ist das nicht die Stadt der Jungfrau?“ sagte sie beiläufig, so als mache sie eine Bemerkung über das Wetter. Es war mehr eine Feststellung als eine wirkliche Frage.

Sie lochte meine Fahrkarte und gab sie mir zurück, ohne auf eine Antwort zu warten.

Hatte ich richtig gehört?

„Verzeihung“, sagte ich ziemlich verwirrt, „was haben Sie gesagt?“

„Ich wünsche Ihnen eine gute Reise“, sagte sie lächelnd und mit erhobener Stimme, so als spräche sie mit einem Schwerhörigen. Dann verschwand sie wieder im Gang.

Ich stieg in Hamburg und dann wieder in Köln um.

Fünfundzwanzig Kilometer vor Paris hielt der Zug in der Dunkelheit an. Panik verbreitete sich im Zug. Eine Bombendrohung. Kurz darauf forderte man uns auf, unsere Plätze zu verlassen und auszusteigen. Ernste Gesichter. Ein Kind weinte untröstlich. Die Leute aus dem Waggon, in dem ich gesessen hatte, hatten aufgehört, einen arabisch aussehenden Mann heimlich zu beäugen – sie starrten ihn jetzt direkt und anschuldigend an. Eiseskälte durchdrang mich bis ins Mark.

Eine Stunde später waren wir wieder unterwegs. Die Verspätung führte dazu, dass wir so gerade einer Explosion in den Außenbezirken von Toulouse entgingen. Eine Fabrik für Düngemittel war zum Ziel des Terrorismus‘ geworden – oder vielleicht war es auch nur einer dieser Unfälle gewesen, die einfach geschehen. Eine Stunde nach der Explosion fuhren wir langsam durch einen verkohlten Vorort voller verbeulter Autos, zerschmolzener Straßenlaternen und Häuser ohne Fenster. Es war, als führen wir am Rand eines Vulkans entlang.

Der Seher holte mich am Bahnhof von Foix ab. Er schien wortkarg und distanziert zu sein. Nur die väterliche Aura, die ihn umgab, schenkte seiner Umgebung ihr übliches Leuchten. Wir drängten uns durch die Menschenmenge, das Auto des Sehers parkte vor dem Bahnhof.

Wir redeten nicht. Stattdessen betrachtete ich die Berge, während wir über den Pass auf die Hochebene fuhren, die zum Dorf führte. Nach einer halbstündigen Fahrt sah ich den Berg von Montségur zwischen den Bäumen. Ich fühlte, wie eine Art Wärme mich durchfloss. Tief in mir spürte ich, wie sich etwas Undefinierbares lockerte. Wir fuhren an dem Berg vorbei und dann die Haarnadelkurven zum Dorf hinab. Das Haus lag genau vor uns, und als ich es sah, wurde mir klar, wie sehr ich es vermisst hatte.

„Was willst du hier?“

Obwohl mir die Art des Sehers inzwischen einigermaßen vertraut war, war ich erst einmal verdattert. Er nahm eine große Karaffe und goss Wasser in zwei Gläser mit Pastis. Dann hörte ich mich sagen:

„Du hast mich aufgefordert zu kommen. Ich fürchtete schon, nie wieder von dir zu hören.“

Zum ersten Mal sah er mich geradeheraus an.

„Hast du alles vergessen, was ich dich gelehrt habe? Wie um alles in der Welt könnte es je geschehen, dass du und ich einander verlieren? Wir, die wir nie getrennt waren?“

Er erhob sein Glas und stieß mit mir an. Ich nahm einen Schluck. Es schmeckte mir nicht. In meinem Inneren setzte eine fremde Stimme den Satz fort, den er nicht beendet hatte:

„Was du als Trennung erfährst, ist nur eine weitere Flucht in die Illusion, die an Getrenntheit glaubt. Daraus erwächst eine andere Krankheit: Sehnsucht.“

Wonach sehnte ich mich?

„Sag mal, glaubst du wirklich, dass ich es war, der dich aufgefordert hat zu kommen? Glaubst du, dass du es warst, der dies gehört und es befolgt hat? Oder könntest du dir vorstellen, dass eine solche Art zu denken einfach nur ein Ausdruck deines beschränkten Verständnisses der wunderbaren Bestätigung ist, dass du und ich eins sind?“

Er leerte sein Glas und goss mehr Wasser ein, bevor er fortfuhr:

„Doch wenn ich es oft genug wiederhole, wirst du es vermutlich irgendwann verstehen.“

Er schien geistesabwesend zu sein. Und wieder fuhr die mystische Stimme fort zu sprechen:

„Nur wer schläft, kennt die Überraschung des Aufwachens. Und wo wir schon mal beim Thema sind: Welcher Schatten deiner selbst hat es sich erlaubt, sich von seiner eigenen Trägheit auf so arrogante Weise irreführen zu lassen, dass du auf dem Hauptbahnhof von Aarhus einen Bruder in Not im Stich gelassen hast?“

Was für eine Stimme war das nur? Woher kam sie und warum war sie eben jetzt so eindringlich?

Meine Verwirrung wurde dadurch, dass der Seher nicht er selbst zu sein schien, nicht gerade kleiner. Er machte einen seltsam erregten Eindruck und goss sich hektisch mehr Pastis ein.

„Ich beabsichtige, die Alleinherrschaft der Kirche und des Christentums zu durchbrechen. Sie hat sich überlebt und ist eine Einschränkung, die allzu lange vorgeherrscht hat.“

Er war ernsthaft erbost. Zweifellos bedeutete ihm dieses Thema sehr viel. Es war nicht das erste Mal, dass er es ansprach.

„Wenn die Leute wüssten, was für eine Lüge man ihnen verkauft hat, würden sie die Kirche sofort abschaffen. Wenn ich dir erzählte, dass Yeshua ein Bauernjunge war, der nichts wusste und nichts vermochte, was würdest du dann sagen?“

Seine Stimme klang schneidend. Ich fragte mich, ob dies wohl eine weitere Prüfung sei oder ob er es wirklich so meinte. Es war nichts Neues an seiner Aussage. Jedem, der nur das Geringste über den wahren historischen Hintergrund der Entstehung des Neuen Testaments weiß, muss klar sein, dass ein Teil seines Inhalts mit Vorsicht zu genießen ist. Nicht nur wegen der offensichtlichen Korrekturen, die man zweifellos vorgenommen hat, sondern auch im Licht der neuen Forschungsergebnisse auf der Grundlage der Schriftrollen, die vor etwa fünfzig Jahren in Qumran am Toten Meer und in Nag Hammadi in Oberägypten ans Tageslicht gekommen sind. Nichtsdestoweniger gibt es Passagen der Heiligen Schrift im Neuen Testament, die für mein Verständnis schlicht und einfach wahr sind und um deren Geheimnisse nur wenige christliche Kirchen wissen.

„Yeshua war nichts“, wiederholte er barsch, „man hat ihn im Kampf um die Macht manipuliert und benutzt. Es waren die Apostel, die den Laden geschmissen haben.“

Was Letzteres anging, war ich nicht unbedingt anderer Meinung, aber ich hatte das Gefühl, gegen seine Aussagen über Yeshua protestieren zu müssen. Auf einer tieferen Ebene wusste ich, dass das Vermögen des Sehers, zu sehen, in diesem Moment von seiner persönlichen Meinung geprägt war, was wiederum etwas mit seiner Vergangenheit, seinem früheren Leben, zu tun hatte. Zu dieser Gewissheit gelangte ich nicht durch irgendeinen mentalen Prozess; es war vielmehr reine Gewissheit. Für diese Gewissheit war Yeshua nicht nur der Sohn der Macht (Gott), wie es die Evangelien sagen, sondern auch ein Vorbild für uns alle, seine Brüder und Schwestern. Ebenso wie die vielen weisen Männer und Frauen in unserer Geschichte.

In diesem Moment wurde mir klar, dass dieses Thema in unserer Beziehung fortan ein Stein des Anstoßes sein würde. Und diese Tatsache, zusammen mit der Verärgerung, die aus seinen Worten sprach, erfüllte mich mit einem tiefen Gefühl der Einsamkeit, das mich traurig machte. Es schien auch kein vermittelndes Element zu geben, das den sich anbahnenden Konflikt aufzulösen vermochte.

„Vergiss nicht“, sagte die Stimme in meiner Brust, „die Energie folgt dem Denken.“

Ich wollte etwas sagen, brachte aber keinen Ton hervor. Es gab nichts mehr zu sagen. Ich hatte das Gefühl, dass sich etwas zusammenbraute. Etwas war dabei, aufzubrechen. Der Seher lief mit seinen Stiefeln geschäftig auf dem Flur hin und her. In das Schweigen verloren, saß ich in der Küche und spürte, dass die Luft von Kreaturen wimmelte, die sich mal als Feuer, mal als Funken zeigten und in dem pulsierenden Licht hin und her sprangen. Ich schloss die Augen und glitt in einen anderen Seinszustand hinüber. In dem Moment wurde mir klar, dass dieser Zustand sehr viel weiter reichte als die Realität, die wir mit unseren normalen Sinnen erfahren. Er ist sehr schwer zu erklären, und das Erklären ist an sich bereits die größte Beschränkung. In diesem Zustand gibt es keine Bilder, keine Begriffe, durch die er sich mitteilen ließe. Zweifellos war dies der Anfang eines neuen Kapitels, nicht nur in meiner spirituellen Erziehung, sondern auch in Hinsicht auf meine Bemühungen, auf Gedeih und Verderb ein menschliches Wesen zu sein, das eine Aufgabe auf dieser Erde zu erfüllen hat. Die Stimme sprach aus meinem innersten Kern zu mir:

„Für dich ist wichtig zu erkennen, was für ein Wandel jetzt ansteht. Er wird alles auf den Kopf stellen, was du bisher für selbstverständlich und wahr gehalten hast. Die begrenzte Vorstellungskraft der Menschheit, all ihre Gedanken und Ideen, all die Befürchtungen und Ängste, die dazu geführt haben, dass Energien in Illusionen, Materialismus und missverstandene Religion eingeschlossen wurden, haben mehr Zorn und Verbitterung als Liebe und Vergebung hervorgebracht. Die Art von Religion, die Männer und Frauen geschaffen haben, ist gewöhnlich eine Einschränkung des Ewigen. Angst hält die Leute in einem Zustand gefangen, in dem man sie kontrollieren kann. Früher mag das einmal notwendig und in vielerlei Hinsicht sogar schön gewesen sein. Doch jetzt ist es an der Zeit, dass diese Energien freigesetzt werden. Verstünde die Menschheit das Konzept des Vertrauens und die Macht, die es darstellt, dann bestünde keine Notwendigkeit, die Wirklichkeit einzuschränken.“

Die Stimme verschmolz sanft mit der Stille und verwandelte sich in kleine Lichtpartikel, die aus meinem Herzen hervortanzten. Mein Körper sagte mir, dass dies wahr sei.

„Wenn du der Angst nachgibst, tust du genau das Gegenteil dessen, wofür du angetreten bist – Materie in Geist, Finsternis in Licht und Dämonen in nützliche Gelegenheiten zu verwandeln. Jede Lüge verwandelt sich irgendwann in einen Geist oder Dämon. Und es ist genau das, was die Kirche aus der Botschaft gemacht hat. Ob die Lüge nun aus Unbewusstheit oder aus Unwissenheit geboren wird, es bleibt eine Lüge. Niemand kann dafür verantwortlich gemacht werden. Es ist nicht so etwas wie eine Sünde. Es ist vielmehr eine traurige Tatsache, aber zum Glück eine Tatsache, die sich ändern lässt. Betrachte dies nicht als eine Gelegenheit, dir mehr Feinde zu machen. Davon haben wir genug. Transformiere und befreie. Du magst die Reise, zu der du aufbrichst, als eine Reise durch noch mehr Bilder und scheinbar neue Illusionen verstehen. Doch stell dir vor, dass die Inhalte des Kessels, der in der Morgenröte der Zeit auf das Feuer gesetzt wurde, von Sekunde zu Sekunde weniger werden, da alle Schlacken weggebrannt werden und nur die reinsten und einfachsten Notwendigkeiten übrig bleiben – dann wirst du beginnen zu verstehen, wovon die Rede ist. Und wenn sogar noch das Bild verbrennt und es weder Kessel noch Feuer mehr gibt, weder physisch noch als Begriff, wenn sogar der Begriff des leeren Raumes und der großen Stille vergangen ist, dann ist alles eins in dem Einen.“

Es war, als kehrten die Worte die Stille von innen nach außen und als sickerte sie in die Wände hinein, die ihre Festigkeit verloren und sich in Wellen nach außen öffneten – oder öffneten sie sich vielleicht nach innen?

Als ich das Bild schließlich losließ und die Augen öffnete, war die Kerze vor mir heruntergebrannt und der Rauch des verlöschten Dochts reizte meine Nasenlöcher. Ein seltsam paradoxes Gefühl von Rebellion und Dankbarkeit durchströmte mich. Alles, was die Stimme gesagt hatte, traf meinen eigenen Grundton so genau, dass all meine vorherigen Vorstellungen von dem, was Liebe sei, auf das reduziert worden waren, was sie tatsächlich darstellte – eine blasse Kopie eines einzigartigen Meisterwerks. Und dieses Meisterwerk offenbarte sich in der Stimme:

„Wenn die Menschheit erkennt, dass sie Liebe nicht weiterhin allein mit Emotionen und Empfindungen gleichsetzen kann, und sieht, dass Liebe viel mehr ist als das, dann wird den Menschen eine neue Art von Flexibilität geschenkt. Emotionen sind viel zu flüchtig, als dass man auf sie bauen könnte. Dies bedeutet nicht, dass du unempfindlich werden solltest, sondern einfach, dass du deine Gefühle befreien musst. Das bedeutet, dass du zur Wirklichkeit erwachst und zu sehen beginnst. Es gibt immer mehr sogenannte Hellseher, die Reklame für sich machen und die Leute betrügen, nur weil sie fähig sind, in das sub-astrale Durcheinander zu schauen. Aber dadurch gerät nichts in Bewegung und das hat nichts mit wahrer Freiheit zu tun. Stattdessen verstrickt sich die Menschheit in neue Ideen und Illusionen, die zum Fundament neuer Kirchen, Hierarchien und Karrieren werden – zu bloßen Neuauflagen der alten und wohlbekannten Institutionen, die ursprünglich die Ursache deines Verlangens nach Freiheit waren. Eine Lüge ist nicht weniger eine Lüge, nur weil man sie Wahrheit nennt. Ein schmutziger Geist wird nicht rein, indem er ein sauberes Gewand anlegt. Es ist leicht, schöne Worte zu machen. Gesinnung und Handeln machen den Wandel aus. Du allein trägst die Verantwortung für dich selbst. Kein Weiser oder Seher kann sie dir abnehmen. Es gibt keine Abkürzungen zum Paradies. Und alle Wege führen durch das, was der beschränkte Mensch als Hölle sieht. Darum wollen die Leute nicht selbst die Verantwortung übernehmen und projizieren sie auf einen Guru, auf einen anderen Menschen oder auf ihre Umgebung. Zu guter Letzt gibt es vielleicht nur einen von einer Million, der tatsächlich den Mut besitzt, sich selbst zu befreien und die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.“

Ich stand auf und ging zum Fenster hinüber, aber die Stimme fuhr fort:

„‚Steh auf, nimm dein Bett und geh – du bist geheilt’, hat einmal jemand gesagt. Er hätte auch sagen können: ‚Steh auf und sei verantwortlich für dich selbst.’ Jetzt bist du es selbst, der die Dinge verändert. Jetzt bist du es selbst, der aufwachen und die Dinge tun muss, zu denen er angetreten ist. Nicht mehr und nicht weniger. Dies ist die Option, die allen Menschen offen steht, eben jetzt!“

Staubpartikel tanzten in einem Sonnenstrahl, der durch eines der Küchenfenster fiel. Das Geläut der Glocken von Schafen auf dem Weg zu einem Feld auf der anderen Straßenseite signalisierte mir, dass die Lektion beendet war. Ich ging in mein Zimmer, um meine Sachen auszupacken und mich auf die Wiedervereinigung mit dem Berg, meinem geliebten Montségur, vorzubereiten.

Der Himmel war klar, das Licht scharf und die Luft sauber und rein, als wir durch das Dickicht zu Prat gingen, der weiblichen Hüterin der Natur auf ihrer Wiese. Bei jedem Schritt, den wir machten, tanzten flüsternde Wesen um uns herum, und ich hatte den Eindruck, dass sie vom Seher wachgerufen wurden und uns eifrig willkommen hießen. Seltsamerweise kam es mir überhaupt nicht merkwürdig vor, dass mir ein solcher Anblick jetzt ganz natürlich erschien. Vielleicht war mir einfach noch nicht aufgegangen, dass dies – um die Worte der Stimme zu benutzen – ein Schritt in eine neue Sphäre war, die sich noch nicht in meinem Bewusstsein ausgebreitet hatte, sodass ich wieder einmal mit der Faszination selbst zufrieden war und nicht den symbolischen Inhalt dahinter erfasste.

Prat erwartete uns. Der Seher und ich gingen nebeneinander, und es fühlte sich an, als zögen wir all die vertikalen und horizontalen Linien hinter uns zu einer zentrifugalen Kraft zusammen, bis sie ein rotierendes, gleichschenkliges Kreuz bildeten, das hier zentriert war und unserer schönen Freundin von unsichtbaren Händen dargeboten wurde.

Ich sah sie undeutlich auf dem leeren Platz, wo ihre durchsichtigen, anmutigen Bewegungen und ihr umfangendes, strahlendes Wesen in der Luft vor uns schwebten und vibrierten. Ich machte einen Schritt zur Seite und starrte in den Schmelztiegel der Sonne, in die Essenz des Feuers, den ewigen Prozess der Neuverschmelzung von Materie und Form, in das flüssige Glas von Millionen von Jahren, in das sterbende Mastodon von Schmerz und Leben, in den endlichen, reinigenden Tanz der Schatten – all das nur beschränkende, armselige Worte, Bilder und Begriffe; all das nichts weiter als ein Denkmal für die Vergänglichkeit der Form. Aber auch eine schöne Erinnerung an den Samen und die Erde, den Senfsamen, der wächst und wächst, bis er schließlich den gefrorenen Kristall des Herzens sprengt. Eine galaktische Explosion zeitloser Visionen, Vorhersagen und Prophezeiungen, die in diesem Moment wie ein erlösender Regen in ein uraltes Bewusstsein fielen.

„Lars!“

Die Stimme war innen und außen. Es gab keine Entfernung. Die Gestalt, in der ich den Seher erkannte, war nur eine leere Hülle. Inmitten des leuchtenden Platzes sah ich Prat und ein unbekanntes Bewusstsein vereint in einem Lächeln voller Wärme und Mitgefühl, das zu mir ausstrahlte. Ich wollte mich gerade in das Feuer stürzen, um mich vernichten zu lassen, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte, die mich sanft schüttelte, und die Stimme des Sehers hörte, die mich von außen rief:

„Lars!“

Wir gingen über die Wiese. Ich blieb dicht hinter ihm und dachte, dies sei die Wirklichkeit, über die er so oft sprach. Es war kein Traum.

Wir brachten den steilen und geraden Teil des Aufstiegs mit Leichtigkeit hinter uns und machten an dem Stein halt, der zur Erinnerung an den Tod der Katharer auf dem Scheiterhaufen der Inquisition aufgestellt worden war.

„Etwas Entscheidendes ist geschehen.“

Der Seher beobachtete mich genau, während er fortfuhr:

„Mir wurde gestattet, dir den verborgenen Pfad zur Festung zu zeigen.“

Er zeigte traurig auf einen weißen Zaun aus dünnen, unbesäumten Fichtenstämmen, der etwas versperrte, das einmal ein Pfad gewesen, jetzt überwuchert und fast völlig unter Buschwerk und hohen Gräsern verschwunden war. Felsblöcke lagen zerstreut zwischen umgestürzten Bäumen. Die Bäume waren einmal Teil eines Waldes gewesen, der später über den Berghang hinaufgewachsen war und den Berg nun umringte wie ein Haarkranz den kahlen Schädel eines Mönchs.

Wir setzten uns in das hohe Gras.

„Wir brechen morgen in der Frühe auf. Dies ist erst der Anfang, du musst dich vorbereiten. Bereite dich darauf vor, zu hundert Prozent präsent zu sein. Dies ist eine Gelegenheit, die sich dir nie wieder bieten mag. Wenn es dir gelingt, kannst du alles erreichen.“

Ich nickte, ohne zu hören, was er sagte. Ich verlor mich einfach in den Nachklang all der fantastischen Erfahrungen, die ich gerade erst gemacht hatte, zufrieden mit dem Gedanken, dass ich jetzt zu sehen vermochte. Augenblicklich erlag ich der Krankheit, die eine grundlegende Herausforderung bei jeder Art von spiritueller Arbeit ist: Eitelkeit – und ich muss wie ein Vollidiot ausgesehen haben.

Ich weiß nicht, wie lange dies andauerte. Vielleicht waren es einige im Gras umherhüpfende Spatzen, die mich aufweckten. Ich richtete mich auf und in meinem Inneren richtete sich noch jemand anderes auf. Einer, der aufstand, sein Bett nahm und sich bereit machte, zu gehen.

„Nun gut, jetzt hast du auch das ausprobiert.“

Der Seher war liebenswürdig und verständnisvoll:

„Es ist eine der Kinderkrankheiten, die du sehr schnell überwinden musst.“

Die Sonne senkte sich hinter den Bergen in den Abend und hinterließ einen sanften rosa Farbton, der das Dorf einhüllte und den Häusern einen surrealistischen Glanz verlieh. Der Geruch von Schafen und gekelterten Trauben vermischte sich mit dem aus den Kaminen des Dorfes aufsteigenden Duft von verbranntem Weißdorn. Eine Schar weißer Tauben wischte wie eine lebendige Wolke über die Dächer und ließ sich bei dem Taubenhaus nieder, zu dem sie gehörten. Wir saßen im Garten und genossen die letzten Minuten der Dämmerung. Dann kroch die Kälte vom Boden an uns herauf und es war Zeit, wieder ins Haus zu gehen.

Der Seher machte sich daran zu kochen, während ich in dem großen Essraum den Tisch deckte und ein Feuer im offenen Kamin anzündete. Wir befanden uns an einem Ort, der ganz anders war als derjenige, den wir kannten, vielleicht auf einem anderen Planeten in einem anderen Universum. Ich vermag es nicht zu sagen – nur dass wir uns auf einer Reise der Wandlung durch die Ewigkeit befanden.

Während ich die Kerzen anzündete, wurde mir plötzlich klar, dass sich die Worte des Sehers bei seinem Anruf in jeder Hinsicht bewahrheitet hatten. Ich wusste jetzt ohne jeden Zweifel, was er mit dem Wort „Zahltag“ gemeint hatte. Die Reise von Aarhus nach Montségur war eine Reise von einer Art der Wirklichkeit in eine andere gewesen. Fast ohne mein eigenes Zutun war ich durch eine Transformation geführt worden; sie war so radikal, dass ich gerade erst begann zu verstehen: Die anstehende Lektion bestand darin, die hartnäckigste Form von Widerstand aufzugeben – meinen eigenen!

Langsam begann ich zu begreifen, dass es kaum eine Distanz zwischen einer Wirklichkeit und der nächsten gab und der Übergang zwischen ihnen so leicht zu vollziehen war wie ein Fingerschnippen – dass die unsichtbaren Grundschritte des kosmischen Tanzes mühelos jeden einzelnen bleiernen Schritt in dem der Schwerkraft unterliegenden Tanz des Todes widerrufen konnten, wenn man nur die Partitur kannte.

Hätte ich allerdings gewusst, was mir bevorstand, dann wäre ich nicht so selbstzufrieden und zuversichtlich gewesen.

Nach dem Abendessen räumte ich den Tisch ab und spülte das Geschirr. Im Esszimmer sah ich den Seher tief in Gedanken versunken ins Feuer starren. Ich wollte mich gerade zu ihm setzen, als er sich zu mir umdrehte:

„Heute Nacht schläfst du im Costes.“

Die Worte fielen ruhig und präzise.

„Ich habe ein Zimmer für dich reserviert.“

Ich hätte gern Widerspruch eingelegt, aber da gab es offenbar nichts zu diskutieren.

„Wir treffen uns morgen früh um Sieben hier.“

„Stimmt irgendetwas nicht?“

Er schüttelte den Kopf:

„Nein, es muss einfach so sein.“

„Habe ich etwas falsch gemacht?“

„Geh einfach – morgen wirst du wissen, warum.“

Er ging zu der Treppe, die nach oben führte:

„Gute Nacht.“

Im schwachen Licht des Kaminfeuers, das sich in der Glastür spiegelte, sah ich schattenhaft ein mir unbekanntes Wesen, das lakonisch, geradezu fatalistisch zu lächeln schien. Ich vermag es nicht genau zu sagen, aber seine Züge hatten etwas von einem Schakal. Von weither hörte ich meine eigene Stimme antworten:

„Gute Nacht.“

Magdalena

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