Читать книгу Anaconda - Lauren Landish, Лорен Лэндиш - Страница 8
Gavin – vor zwei Jahren
Оглавление"Anaconda! Anaconda", schreien mir die Reporter nach einem besonders harten Spiel ins Gesicht und belagern mich mit Mikrofonen und Kameras. "Haben Sie etwas zu dem zu sagen, was passiert ist?"
Gott, ich hasse diesen verdammten Spitznamen.
Ich blinzle mehrmals, während Lichtblitze vor meinen Augen explodieren und ich den Ärger unterdrücke, der in mir aufflammt. Sie treiben mich wie ein verdammtes Zootier, jeder von ihnen kämpft gegen jeden, um mir ein Mikrofon ins Gesicht halten zu können.
Ich lächle gekünstelt, schaue in die Kameras und bereite mich darauf vor, eine Antwort zu formulieren. Ich versuche, von der Frage ungerührt zu erscheinen, obwohl ich nichts lieber tun würde, als ihnen allen zu sagen, dass sie mir verdammt noch mal aus dem Weg gehen sollen. Ich weiß, wie sie es drehen würden, falls ich es täte. Und ich sehe schon jetzt die Schlagzeilen.
Gavin Adams hat nach einem schlechten Spiel einen Wutanfall.
Ich weiß, dass ich die Trolle ignorieren sollte, die mich zu einer Reaktion oder einer Aussage provozieren wollen, um zu versuchen, weitere fünf Minuten Story aus einer Sache herauszuholen, die nur ein Versehen war. Aber nachdem ich mich deswegen mit dem Team, der Liga und dem dazugehörigen Drama herumschlagen musste, bin ich sauer. Die 0:20-Niederlage gegen unseren größten Rivalen macht die Sache auch nicht besser.
"Mr. Adams hat nichts zu sagen", kommt mir Miranda, meine Agentin, die gleichzeitig meine PR-Vertreterin ist, im wirren Wettkampf der schreienden Stimmen und klickenden Fotoapparate, zuvor. Sie zieht meinen Blick auf sich. Wie immer edel gekleidet, mit ihrem roten Designerkleid, das sich wie angegossen an ihre kurvige Figur schmiegt, ist sie der Inbegriff einer Businessfrau mittleren Alters, deren Körper und Verstand einiges draufhaben. "Also, wenn Sie uns jetzt entschuldigen würden. Er hat wichtigere Dinge zu erledigen."
"Warte, Miranda", unterbreche ich sie und behalte mein falsches Lächeln auf. Ich denke, dass ich meinen Charme nutzen kann, um die Situation zu entschärfen und mich ungeschoren davonzumachen. Ich erhebe meine Stimme und sage höflich: "Ich bin sicher, dass Sie alle von meinem kleinen Missgeschick gehört haben, aber ich möchte Sie wissen lassen, dass es nur ein Versehen war. Und das war's."
"Da war nichts Kleines dran", ruft eine Reporterin, und Kichern ist zu hören. Ich ignoriere sie und alle anderen auch.
"Also kein Kommentar zum Videomaterial von Ihnen, das im Internet zirkuliert?", fragt einer der anderen Reporter.
Ich schaue ihn finster an. Das wird dir eine Lehre sein … dich für Fotos herzugeben und zu glauben, du könntest zugleich alles klären …
"Welches Material?", frage ich schlichtweg, obwohl ich genau weiß, wovon er spricht.
Er lächelt. "Das, in dem Sie Ihr Handtuch vor Sara Jameson im Live-TV fallen lassen."
Zorn flammt in mir auf. Diese Leute tun so, als hätte ich ihn herausgeholt und Ms. Jameson einen Lap Dance gegeben. Aber ich bin nur zufällig nach einem Spiel in der Männerumkleide mit ihr zusammengestoßen. Es war kein "Live-TV", und sie hätte verdammt noch mal gar nicht dort sein sollen. Es war nicht meine Schuld, dass das verfickte Handtuch runtergefallen ist. Ich hatte mich sofort bei Sara entschuldigt, die mich mit großen Augen anstarrte, und habe mir das Handtuch wieder umgelegt.
Ich dachte, dass danach alles in Ordnung wäre. Sie sagte mir sogar, dass die Kameras mein Missgeschick nicht aufgenommen hätten und dass ich nichts zu befürchten hätte. Bis der Kameramann, der bei ihr gewesen war oder jemand im Netzwerk beschlossen hatte, das unbearbeitete Video mit dem Titel Anaconda ins Internet zu stellen. Es breitete sich wie ein Lauffeuer aus, zusammen mit meinem neuen Spitznamen.
Diese ganze Sache ist seither ein verdammter PR-Albtraum. Miranda hat eine Woche lang schlaflose Nächte damit verbracht, Unterlassungsaufforderungen an verschiedene Websites zu senden, damit das Material dort gelöscht wird. Ein endloser Kampf. Wenn eine Website das Video runternimmt, taucht es auf einer anderen auf. Trotzdem sind es jetzt weniger als damals, als das alles anfing.
Ich wünschte nur, ich wäre nicht so unvorsichtig gewesen.
"Es ist bedauerlich", sage ich und lächle mit großer Anstrengung weiter, "aber in Wirklichkeit war es ein Unfall. Wenn Sie uns jetzt bitte aus dem Weg gehen würden, ich muss ..."
"Was sagt Ihre Mutter dazu, dass Sie sich vor Millionen von Menschen entblößen?", hakt der Typ von vorhin nach und grinst mich frech an.
Miranda zuckt neben mir zusammen, als ich mit den Zähnen knirsche und meinen Zorn kaum noch zurückhalten kann.
"Bist du verdammt noch mal taub? Ich habe gerade gesagt, dass es ein Unfall war!" Miranda wird sauer sein, dass ich meine Coolness verloren habe, aber ich kann diesen Scheiß nicht mehr ertragen. "Nun, wenn niemand eine Frage hat, die tatsächlich mit meinem Spiel zu tun hat, dann verschwendet nicht meine verdammte Zeit!"
"Okay, das reicht jetzt! Keine weiteren Fragen mehr!", ruft Miranda, nimmt mich am Arm und zieht mich zum Ausgang. "Verdammt, Gavin, das musste nicht sein! Dieser Ausschnitt wird überall in den Abendnachrichten auftauchen."
Sie hat Recht. Ich wusste es in der Sekunde, als ich es aussprach. Aber das werde ich nicht zugeben. Ich bin momentan zu sauer dazu.
Wir erreichen die Tür am Ende der Halle, ich trete sie praktisch auf und murmle: "Na und? Versetz dich in meine Lage, und sag mir, dass du nicht so reagiert hättest!"
Miranda verzichtet weise auf eine Antwort.
Gegenwart
"Was für ein Drecksloch", murmle ich, als ich aus dem Fenster schaue. Wir fahren an Geschäften vorbei, die aussehen, als würden sie in eine Hinterwäldler-Stadt im Mittleren Westen gehören. Felder, Felder, ein John-Deere-Traktor, eine Scheune, die aussieht, als sollte sie abgerissen werden, und ein Lokal namens Stuckey's. Die Stadt liegt irgendwo vor uns, aber verdammt noch mal, ich kann den Wasserturm mit dem Ortsnamen an der Seite sehen. Er sieht aus wie aus einem alten Musikvideo.
Andererseits ist der Ort sauber. Ich sehe Kinder in den Vorgärten spielen, und da ist kein Hauch von Smog am Himmel. Und auf den Straßen ist kaum Verkehr.
Dennoch ... "Sie wollen wirklich, dass wir hier filmen?", frage ich.
Miranda nickt. "Es ist der ideale Ort dafür."
Ich könnte widersprechen, aber ich beschließe, es nicht zu tun. Ich komme gerade von einer weiteren Presseveranstaltung mit hungrigen Reportern, und ich bin von dem ganzen Mist erschöpft. "Solange ich mich nicht mehr mit Paparazzi abgeben muss, ist’s okay."
"Sollte in Ordnung gehen", sagt Miranda. "Ich habe angerufen und Vorkehrungen getroffen. Niemand weiß, dass du eincheckst."
"Gut", knurre ich und reibe mir die Augen. "Weil sie jedes Mal dieses verfickte Video ansprechen." Es ist zwei Jahre her. Und trotzdem ist dieser Scheiß alles, worüber alle reden wollen. Ich muss mich immer total zusammenreißen, um nicht auszurasten.
Deshalb versuche ich es mit der Schauspielerei, jetzt, in der Nebensaison habe ich Zeit für die Dreharbeiten. Miranda meinte, das könnte meinem Image helfen und die Leute von meinem Schwanz ablenken.
"Bitte nicht", sagt Miranda. Sie hat in den letzten zwei Jahren viel mitgemacht, während sie ihr Bestes getan hat, um mich zu beruhigen, wann immer ich kurz vor dem Explodieren stand. Ihre Ausdauer ist bewundernswert. Wenn ich sie wäre, hätte ich schon längst gekündigt. "Ich will keine Überraschungen mehr. Wir bringen dich ins Hotel und du kannst dich entspannen, bis die Dreharbeiten morgen anfangen."
Ich lehne mich bei ihren Worten in meinem Sitz zurück. Eine Dusche und ein weiches Bett klingen gut. Und vielleicht ein Kätzchen, mit dem ich mein Bett teilen kann. Ich rutsche auf meinem Sitz herum und empfinde nicht die Aufregung, die normalerweise mit einem solchen Gedanken einhergeht. Normalerweise wäre ich angetörnt von der Vorstellung, mich mit einer einheimischen Süßen einzulassen, aber jetzt ...
"Erde an Gavin", sagt Miranda und reißt mich aus meinen Gedanken. "Bist du da?"
Ich wende mich ihr zu und zerre an meinem italienischen Designer T-Shirt und Blazer. Ich nicke. "Ja, ich wünschte nur, ich könnte etwas Bequemes tragen. Was haben Italiener bloß mit diesen engen Ärmeln?"
"Sie lassen deinen Bizeps größer aussehen", sagt Miranda mit einem frechen Lächeln und zieht ihr Handy aus der Tasche. "Sogar in dem Blazer."
Ich schüttle den Kopf, während sie das Hotel anruft. Sie hat immer eine Antwort parat.
"Ja, hier ist Miranda Parker, persönliche Assistentin von Gavin Adams. Nicht im Ernst ... oh, um Himmels willen, sehen Sie unter Anaconda nach!", faucht sie, und ein finsterer Ausdruck, der Glas zerbrechen könnte, breitet sich auf ihrem Gesicht aus. "Ja, Mr. Adams wird heute Nachmittag kommen, und ich möchte sicherstellen, dass das Zimmer perfekt für ihn ist. Was? Was meinen Sie mit warum? Er ist der zweit-wichtigste Star im Film, deshalb!"
Ich seufze und wünsche mir, dass Miranda nicht so übertreiben würde. Ich verstehe, dass sie denkt, wenn ich etwas mehr auf cooler Spielertyp mache, bekomme ich mehr Unterstützung, mehr Medienaufmerksamkeit, mehr von allem. Ich meine, ich spiele nicht in New York oder Los Angeles, also bin ich nicht in der Nähe der großen Medienzentren. Andererseits, wenn man bedenkt, wie schrecklich LA in Bezug auf Football ist, bin ich froh, dass ich nicht für sie spiele.
Aber Miranda hat diese Idee viel zu weit getrieben. "Ja, er will die ägyptischen Baumwolllaken auf seinem Bett haben, die ich vorausgeschickt habe, in der Minibar dürfen nur das Gletscherwasser und genau die alkoholischen Getränke sein, die ich Ihnen per Mail aufgelistet habe ...?”
"Oh, um Himmels willen, ich trinke Leitungswasser", murmle ich.
Miranda greift rüber und schlägt mir aufs Knie. Ich nehme das hin, obwohl sie meine Geduld mit ihren Possen auf die Probe stellt. Schließlich ist sie schon seit langem im Publicity-Geschäft für Sportler tätig. Sie hat mir einige der TV-Spots besorgt, die ich gemacht habe, also ist sie gut in ihrem Job. Ich denke nur, dass sie meinen Sprung nach Hollywood ein wenig zu ernst nimmt.
"Gut, gut, das wird kurzfristig akzeptabel sein", sagt Miranda in ihr Telefon und grinst. So etwas turnt sie an, darauf könnte ich wetten. "Und ja, es sollen zwei Toblerone-Pralinen auf der Küchenzeile liegen. Nein, nicht diese, eine mit Obst und Nüssen, die andere mit knusprigen gesalzenen Mandeln. Nun, ich nehme an, Sie müssen dann halt welche besorgen, nicht wahr?"
"Lass sie in Ruhe, Miranda", knurre ich, aber sie macht weiter. Ich meine, ich verstehe es. Seitdem ich bewiesen habe, dass ich zu den Top Football-Spielern gehöre, wird mir alles nachgeworfen. Geld. Autos. Verträge. Und Frauen? Zum Teufel, ich musste mich noch nie besonders anstrengen. Sie werfen sich mir an den Hals.
Aber es gibt einen Unterschied, ob man ein eingebildeter Footballspieler oder ein Arschloch ist. Miranda bewegt sich gefährlich nahe an dieser Trennlinie, schließlich greife ich hinüber und nehme ihr das Handy ab. "Hier ist Gavin Adams. Ist das Zimmer sauber?"
"Aber ja, natürlich ist es das, Mr. Adams", antwortet eine unsympathische, versnobte Stimme. "Hier spricht Mr. Vandenburgh. Ich habe Ms. Parker gerade gesagt, dass wir zwar die von Ihnen gewünschten Süßigkeiten haben, aber nicht die spezifische Toblerone finden konnten, die Sie –"
"Das ist mir egal", sage ich und schneide ihm das Wort ab. "Stellen Sie nur sicher, dass das Zimmer sauber ist, und wir kümmern uns dann um den Rest. Bis später."
Ich lege auf und werfe das Telefon zu Miranda zurück, die mich anstarrt. "Da", sage ich. "Angelegenheit erledigt."
Miranda schüttelt den Kopf, als sie ihr Handy wieder in ihre Handtasche steckt. "Weißt du, du lässt mich meinen Job nicht machen, Anaconda", sagt sie halb scherzhaft.
"Dein Job ist es, dafür zu sorgen, dass ich in der Presse gut dastehe und nicht, Hotelmanager zu schikanieren", knurre ich. Sie weiß, dass ich den Namen Anaconda hasse. Sicher, sie hat versucht, es so zu drehen, als ob es eine gute Sache wäre, dass ich immer einen Weg finde, mich aus jedem Schlamassel zu "schlängeln". Aber jeder Trottel weiß, warum es mein Spitzname ist. Der Beweis kursiert seit zwei Jahren in Hochauflösung im Internet.
"Mein Job ist es, dafür zu sorgen, dass du deiner Position entsprechend rüberkommst", sagt Miranda pointiert. Sie greift in ihre Tasche, zieht ihr iPad heraus und schaltet es ein. "Übrigens, du bist wieder in den Medien." Sie wirft mir das iPad auf den Schoß.
Ich versuche, ein Stöhnen zurückzuhalten, als ich mir die Website ansehe, die sie aufgemacht hat, eine weitere dieser halb reißerischen Seiten, die angeblich was mit Sportberichterstattung zu tun haben, und die sie gerne nach Meldungen über mich in der Nebensaison durchforstet.
Anaconda umzüngelt eine Neue!, prahlt die Schlagzeile und zeigt mich mit einer Frau. Sie läuft mit leicht ausgestellten Knien, ihr Gesichts ist schmerzlich verzogen, und die Bildunterschrift lautet: Anaconda Adams wird seinem Spitznamen wieder einmal mit einer weiteren jungen Dame gerecht mit der Adams, Star-Running-Back und angehender Schauspieler, ein Hotel in New York verlässt, nachdem er in einer Radiosendung aufgetreten ist.
Ich lese noch ein paar Zeilen und seufze vor Ekel, schalte das Tablett aus und werfe es zurück zu Miranda, anstatt es aus dem Fenster zu schleudern, was ich eigentlich tun möchte. "Diese Website ist eine verdammte Schande. Sie behaupten, dass ich ohne Kondom und ohne Gleitmittel Sex mit ihr hatte."
"Stimmt’s nicht?", fragt Miranda, und ihr Lächeln verschwindet, als ich sie anstarre. "Was, Gavin? Du weißt, dass dein Ruf besagt, dass in allen 32 Städten, in denen du gespielt hast, ein Groupie auf dich wartet. Und es ist lustig. Ich dachte, du würdest darüber lachen, verglichen mit den anderen Problemen, die du momentan hast."
"Vielleicht war da in meinem Anfängerjahr etwas dran, aber das war damals", murre ich und schüttle den Kopf. Sicher, ich bin mit dem Mädchen ausgegangen, aber ich habe sie nicht gefickt. Ich hatte einfach keine Lust. Ich habe keine verdammte Ahnung, warum sie auf dem Foto so aussieht, als ob sie Schmerzen hätte. Sie haben wahrscheinlich auf den Auslöser gedrückt, bis sie schließlich einen Schnappschuss mit einem seltsam aussehenden Gesichtsausdruck erwischt haben. Verfluchte Schurken sind das.
"Wie auch immer, jede Presse ist gute Presse", sagt Miranda und legt ihr Tablett weg. "Entspann dich einfach."
"Entspannen", murmle ich mürrisch und beobachte, wie die Limousine rechts abbiegt und ein Stück weiter die Straße hinunter ein Hotel in Sichtweite kommt, das tatsächlich so aussieht, als ob es nach Vegas gehören würde. The Grand Waterways Hotel. "Entspannen wofür?"
"Weil du für deine bevorstehenden Interviews ruhig, cool und gelassen sein musst", sagt Miranda, als die Limousine langsamer wird. "Du darfst dich nicht aufregen und die Reporter vor laufender Kamera auseinandernehmen, nur weil sie dich nach deiner Anacon– ... ähm, nach deinem Liebesleben fragen."
"Zum Teufel, und ob ich das kann", knurre ich. "Mein Privatleben geht niemanden etwas an."
"Die Zeiten haben sich geändert, Gavin", sagt Miranda leise. "Die Ära, in der die Leute nur an deinem Talent interessiert waren, ist vorbei. Sie wollen wissen, was du anhast, mit wem du dich verabredest, mit wem du ins Bett gehst. Und denk dran, es gibt ein ..." Sie hält inne, aber ich weiß, was sie meint.
Das Video. Es geht immer wieder um dieses verdammte Video.
"Das ist Schwachsinn."
Miranda zuckt mit den Schultern. "Es ist, wie es ist."
Ich seufze, lehne mich zurück und öffne den Blazer. "Wenn mich das nächste Mal ein Reporter nach meinem Sexualleben oder meinem Schwanz fragt, gehe ich. Es ist mir egal, und wenn es der rote Teppich bei den verdammten Oscars ist. Besser, als wieder auszurasten. Zumindest während der Footballsaison, sollten sie zuerst nach dem Spiel fragen."
"Unterstehe dich, die Fassung zu verlieren!", warnt Miranda.
Ich spanne meinen Kiefer an und würde sie am liebsten dafür rügen, dass sie wie mit einem Kind mit mir schimpft, aber ich halte mich zurück.
"Erkläre mir noch einmal, warum sie diesen Ort gewählt haben?", frage ich und wechsle das Thema.
"Weil es eine kleine unbekannte Stadt ist. Denk dran, du sollst dieser knallharte Arsch sein, der mit der Hauptheldin ein Verhältnis hat. Ihr beide kennt euch seit eurer Kindheit, und sie müssen ein paar Hintergrundszenen drehen."
"Oh ja. Und dann noch die große Sterbeszene", sage ich mit einem Grunzen und denke an das Drehbuch. Wenigstens geht mein Charakter mit einem Knall unter – buchstäblich. Ein Killerkommando, das mein Auto mit Maschinengewehrfeuer durchsiebt, bevor sie es mit einer Rakete hochjagen? Ich schätze, ich bin schwer zu töten. Schade, dass ich da nicht viel mitwirken werde. Das machen alles die Stuntmen. "Wann filmen sie das?"
"Ähm, ich bin mir nicht ganz sicher", sagt Miranda. "Aber du wirst Zeit zum Üben haben und dazu, deinen Text zu lernen."
"Wie detailliert sollen diese Liebesszenen sein?" Ich weiß, dass ich mindestens eine Schlafzimmerszene mit der Hauptdarstellerin des Films, Leslie Hart, haben soll.
"Es wird alles im Dunkeln mit blauem Licht aufgenommen, soweit das Studio mich informiert hat", sagt Miranda. "Keine Sorge, Anaconda wird nicht sein großes Leinwanddebüt geben. Wer weiß? Kann sein, dass sie für einen Großteil der Szenen Körper-Doubles einsetzen werden."
Ich schüttle den Kopf vor Unwillen, als wir uns dem Hotel nähern. "Fuck", murmle ich, als ich sehe, dass Paparazzi draußen warten, verärgert presse ich meine Kiefer aufeinander. "Diese Gestalten. Ich kann nirgendwo hingehen, ohne dass diese Geier auftauchen."
"Fahren Sie um die Ecke!", rufe ich dem Fahrer der Limousine zu, der die ganze Zeit still gewesen ist, während Miranda und ich gestritten haben. Der Typ ist ein Profi. Ich wäre schon längst aus dem Wagen gesprungen, wenn ich dort sitzen und uns zuhören müsste.
Er nickt, dann fährt er um die Ecke und ein wenig weiter, bevor er anhält. Ich schnappe mir einen Kapuzenpulli, ziehe ihn an und streife die Kapuze über meinen Kopf. "Wir sehen uns später, Miranda", sage ich und blinzle ihr zu.
Ich knalle die Tür der Limousine zu und klatsche aufs Dach, ehe Miranda antworten kann, dann gehe ich weg und ignoriere die Leute auf dem Gehsteig. Innerhalb von zwei Minuten schaffe ich es durch einen Seiteneingang und kann so den Geiern ausweichen, die mit den Kameras am Eingang warten.
Ich gehe zur Rezeption und behalte meine Sonnenbrille und meine Kopfbedeckung auf. Glücklicherweise ist der Manager im Dienst, er gerät ein paar Mal ins Stottern, wahrscheinlich immer noch besorgt wegen der Schokolade. Dann begebe ich mich zu den Aufzügen und in den obersten Stock. Raum 603.
Ich öffne die Tür und gehe hinein, ziehe meinen Mantel aus und werfe ihn auf das Sofa. Ich halte nicht einmal inne, um die Opulenz des Raumes oder den atemberaubenden Blick auf die Skyline durch die hohen Fenster zu genießen. Es ist schön und alles, aber ich bin schon in vielen Fünf-Sterne-Penthouse-Suiten gewesen und an Luxus gewöhnt.
Mein Gepäck ist schon da. Miranda muss es vorausgeschickt haben.
Ich öffne einen der Koffer, um zu sehen, was drinnen ist. Ein Kleid und ein Paar Stilettos. Jemand hat die falschen Sachen hochgeschickt.
Verärgert schleudere ich ihn in einen der Sessel und kümmere mich nicht darum, als der Sessel umfällt.
Ich checke eine der anderen Reisetaschen. Meine Sachen sind darin. Ich lege ein Outfit auf das Bett, dunkle Hosen und ein weißes Hemd. Ich soll in ein paar Stunden mit Miranda und dem Filmproduzenten essen gehen, um noch ein paar Dinge vor den Dreharbeiten zu besprechen. Und ich kann nicht zum Meeting gehen, wenn ich nach Zigaretten stinke.
Nachdem ich sichergestellt habe, dass ich die besten Sachen ausgesucht habe, gehe ich ins Badezimmer, schlüpfe aus meinen Klamotten und betrete die Duschkabine für eine schnelle Dusche. Als das kühle Wasser mich umspült, denke ich an die Möglichkeit, heute Abend einen Aufriss zu machen. Ich kann mir gut vorstellen, bei der Veranstaltung, zu der ich unterwegs bin, ein Mädchen abzuschleppen. Zum Teufel, vielleicht sogar jemanden aus der Hotel-Lobby. Aber wieder einmal kann ich mich nicht für die Aussicht begeistern, mein Bett zu teilen.
Ich schüttle den Kopf, als Wasser über meine Stirn und in meine Augen läuft. Was zum Teufel ist los mit mir? Es gab eine Zeit, in der ich mit Vergnügen ein Mädchen in meinem Bett hatte, oder auch zwei. Aber der Gedanke erregt mich nicht mehr.
Ich schätze, ich habe genug von bedeutungslosem Sex.
Meine Stimmung ist miserabel, als ich die Kabine verlasse. Ich bin gerade dabei, mich abzutrocknen, als ich merke, dass ich meine Hose auf dem Bett liegen gelassen habe. Ich gehe ins Zimmer, während ich mir mit dem Handtuch die Haare trocken reibe.
Ich könnte schwören, eine süße Stimme zu hören, die "Anaconda" haucht, als ich dabei bin, das Handtuch von meinem Gesicht zu ziehen.
Verdammt, denke ich, als ich sehe, dass eine Frau vor mir steht, aber dann stöhnt meine innere Stimme. Oh, nein. Nicht schon wieder.
Das Handtuch rutscht aus meinen Fingern, als ich die Frau in Zimmermädchenuniform ansehe, ihre Augen so groß wie die eines Rehs. Sie starrt mich erschreckt an. Verdammt. Sie ist wunderschön. Dicke braune Haare umrahmen große, braune Augen, eine leicht nach oben gerichtete Knopfnase und rubinrote Lippen, die weich und prall sind. Die Art von Lippen, die ich gerne um meinen Schwanz habe.
Mein Schwanz zuckt, als ich sie betrachte. Ihre Uniform gibt ihr den Vibe eines französischen Dienstmädchens und betont ihre Figur und ihre langen Beine.
Ich bin es gewohnt, schöne Frauen zu sehen, aber diese hat etwas an sich, das mein Blut auf eine Art und Weise erhitzt, wie es schon lange nicht mehr der Fall war.
"Hi, ich bin Gavin", sage ich, trete vor und verharre dann. Ich fühle mich wie der letzte Volltrottel, weil ich mich vorstelle, während ich splitternackt bin. Aber das lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Die Schlange ist bereits raus. Es hat keinen Sinn, sie jetzt noch zu bedecken.
Das Mädchen antwortet nicht, ihre Augen groß wie Untertassen, sie zittert. Jesus, sie sieht aus, als bräuchte sie ein Beatmungsgerät, als ihre Blicke auf mein Gesicht, zwischen meine Beine und dann wieder auf mein Gesicht fallen.
Ihr Mund klappt auf, während ihre Augen Ping-Pong spielen, und ich kann nicht anders, als über die Wirkung zu grinsen, die ich auf sie habe. Ich weiß nicht, warum mir das Spaß macht, aber ich genieße es.
Ich mache einen Schritt nach vorne, obwohl ich weiß, dass ich es nicht tun sollte. Sie steht total versteinert da. "Alles in Ordnung?"
Ihre Wangen sind brennend rot, und ich höre sie murmeln, "Es tut mir leid", bevor sie sich umdreht und aus dem Raum rennt, ohne zurückzublicken.
Für einen Moment bin ich versucht, ihr nachzugehen, aber das tue ich nicht. Schließlich bin ich nackt, und ich weiß nicht, wo der verdammte Bademantel ist. Aber ich bin sauer, dass ich sie nicht nach ihrem Namen gefragt habe. Sie ist wunderschön. Und die Art, wie sie mich angesehen hat. Ich kenne diesen Blick.
Und das Fantasiebild von ihr und wie sie mich mit diesen Augen ansieht, während ich in sie stoße, wird in meinen Träumen sein, bis ich es verwirkliche.
Aber sie ist vor mir weggelaufen. Ich spanne den Kiefer an, als ich an ihre prallen, schmollenden Lippen und ihre großen Augen denke und daran wie sie meinen nackten Körper betrachtete. Mein Schwanz zuckt wieder, als ich mich an die Lust erinnere, die in ihren Augen aufblitzte.
In diesem Moment beschließe ich, dass ich sie finden werde. Und wenn ich das tue, werde ich diese süßen Lippen im Handumdrehen um meinen Schwanz haben.
Und wenn es das Letzte ist, was ich erreiche.